Nicht auf den auf den ersten Eindruck vertrauen

Vermutlich werde ich es bereuen, aber ich komme ja nicht an Produkten vorbei, die ich noch nicht kenne und die lecker sein könnten. Okay, zumindest sollte ich sie noch nicht kennen. Wie neu sie wirklich sind, weiß ich nicht. Wobei diesmal beide Hauptzutaten für mich neu sind. Zumindest, was die eigene Zubereitung betrifft.
Kräuterseitling an KäsebratwurstWer nur flüchtig hinschaut, denkt sich vielleicht: Bratwurst und Bratkartoffeln? Was soll daran “neu” sein? Nichts. Weil es beides nicht ist.
Das Schweineprodukt ist eine “Bratwurst nach Käsekrainer Art”, also mit Käse aufgepeppt. Man könnte auch “nackerte Berner” dazu sagen, weil die Baconhülle fehlt. Aber lecker war sie doch.
Die Beilage sind ein paar Kräuterseitlinge, deren langen, fleischigen Stiel ich in Scheiben schnitt, und briet. Wirkt bei dem warmen, leicht gelblichen Licht in meiner Küche (in der Dunstabzugshaube sind noch Glühbirnen) fast wie Kartoffelscheiben.
Für die Herstellung habe ich eine Anlehnung an die One-Pot-Rezepte genommen, es aber zum Ein-Pfann-Gericht umgewandelt.
Ein-Pfann-BratenIst die Pfanne groß genug, geht das recht einfach, zwei Sachen nebeneinander zu Braten. Zu den Kräuterseitlingen, die ich als erstes mit etwas Butter und Öl in die Pfanne gab, gesellten sich noch Salz und Pfeffer sowie später eine klein gewürfelte Schalotte und eine ebenso klein – wenn nicht kleiner – gehackte Knoblauchzehe. Dann kamen auch die Würste dazu und alles wurde gut bewacht ab und an umgerührt bzw. gewendet. Nach dem Umräumen auf den Teller streute ich dann noch etwas Schnittlauch drüber.
Ein Festessen, dass ich mit etwas regionalem* Cidar genoss. Beim nächsten Mal werde ich den Pilz wohl mal etwas anders schneiden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man die auch mal längst halbieren kann. Vielleicht macht man dann aus den Köpfen etwas anders und brät die Halbstangen an. Mal sehen.
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*) Wie definiert mal eigentlich regional? Wenn 135 km noch dazu gehört, dann stimmt die Angabe.

Burger in der Sonne (aktualisiert)

Man kann neue oder Aktionsprodukte hochjubeln, man kann es aber auch lassen. Und man kann sowas auch mal in gut nachbauen. Wer etwas tiefer in diesem Blog gräbt (oder einfach dem Link folgt), wird meinen Nachbau des McCurrywurst sehen (und das sehr enttäuschende Original). Lang ist’s her.
Jetzt hat die bekannte Burgerkette einen Big Spargelburger im Sortiment. Den kann man als originell bejubeln, man kann aber auch selber gucken und danach für kein Geld der Welt – wobei das natürlich nur eine Floskel ist – nie wieder sowas kaufen. Und falls jemand das Ding mal in einem Werbeclip oder auf einem PR-Foto gesehen hat: Die Wirklichkeit ist anders!
Big Spargel BurgerDiesen Anblick hatte ich, als ich die neutrale Pappschachtel mit der goldenen Möwe öffnete. Auf den ersten Blick gings ja noch. Aber genauer hingucken darf man dann doch nicht. Und schon gar nicht den Deckel lüften.
Big Spargel BurgerEine dicke und ein dünne Spargelstange, frisch wirkender Salat, eine “Hollandaise” oben und unten, etwas Speck, ein großes Burgerpatty und eine Käse-Scheibe. Das beste war noch der Speck, auch quantitativ, sollte es doch kein Speckburger sein. Das Fleisch hatte stellenweise einen Hauch von Tartar-Geschmack, eine Ecke – in wiefern ein rundes Patty eine Ecke haben kann – wies sogar Röstaromen auf, vermutlich versehentlich, ansonsten wirkte das Fleisch recht geschmacksneutral. Der dünne Spargel ließ sich nicht zerbeißen und musste als ganzes dem Kauprozess zugeführt werden. Und am dicken Spargel biss man sich fast noch die Zähne aus, da er zweidrittel roh war.
Über die Soße sage ich nichts. Wer sowas als Hollandaise bezeichnet, gehört sanft in einem heißen Butterkessel soutiert. Da habe ich aus einem Tetrapak schon bessere “Hollandaise” gesehen.
Big Spargel BurgerDie Optik des Brötchens war beinahe noch das Beste an diesem Schachtelgericht. Und die frische des Salates. Ansonsten überwog die gewohnte, unterdurchschnittliche Qualität, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob es an den Grundprodukten liegt oder an der Zubereitung. Vermutlich an beidem. Letztendlich ist auch dieses Teil ein Beleg für die Falschheit der These, dass das Essen in den Filialen überall gleich schmeckt. Lass euch das nicht einreden. Das ist genau wie die bekannten globalen Softdrinks, die schmecken selbst innerhalb Deutschlands unterschiedlich, von weltweit ganz zu schweigen.
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Aktualisierung: Eine frühere Fassung des Artikels schrieb noch “Käse” in Anführungszeichen. Die Herdnerd-Rechercheabteilung wies aber den Autor darauf hin, dass es wirklich Käse ist.

Sauer macht lustig

Der große Freund des Sauer-Einlegens bin ich ja nicht. Zumindest sind meine Erfahrungen auf diesem Gebiet gleich null. Das Genießen steht da schon etwas höher in der Bewertung. Saurer Brathering, Mixed Pickels (hier sogar die mit den kleinen Maiskölbchen), Silz-Dall-Gurken, … die Liste ließe sich durchaus lange fortsetzen mit sauren Sachen, die ich gern esse. Nur selber herstellen eben – das habe ich noch nicht gemacht. Das einzige saure, was ich regelmäßig fabriziere, ist eine Vinaigrette, aber dazu nimmt man edle Essige, womit wir dann schon beim Thema wären.
Mein Essiggebrauch beschränkt sich im wesentlichen auf Salatsoßen, so dass der Verbrauch eher gering ist. Natürlich habe ich trotzdem neben Balsamico, Apfelessig & Co. auch immer ein Fläschchen Essig-Essenz im Haus. Das steht aber nicht im Vorratsschrank, sondern bei den Putzmitteln. Und unter dem egozentrischen Blickpunkt meiner Essigverwendung wundere ich mich immer wieder gern, warum das in Supermärkten und Discountern nicht genauso ist.
Apropos “komische Anordnungen in Supermärkten: Ist euch da auch schon mal aufgefallen, dass es in der Knabberabteilung eine vielfältige Auswahl von Nüssen und Nussmischungen gibt, aber keine Haselnüsse? Wenn man die im normalen Zustand und fertig geknackt in der Tüte kaufen will, muss man zu den Backzutaten. Aber das nur nebenbei.
Essig-Essenz, also der 25%-ige pure Essig ohne weitere Geschmacksträger außer essigsauer, wird bei mir in der Küche nur verwendet, um die Edelstahlspüle zu putzen (wir haben hier sehr hartes Wasser) oder den Wasserkocher zu entkalken. Ein tolles Produkt. Und neulich beim Einkaufen, da dachte ich mir doch: “Endlich haben sie die Zeichen der Zeit erkannt und die Essigessenz für die Putzecke in die richtige Flasche abgefüllt!”, als ich das sah:
Essig Essenz in SprühflascheEndlich die richtige Verpackung, um Oberflächen einzusprühen und zu entkalken. Ich fand die Idee richtig gut, nur bei genauer Betrachtung fand ich dann die Etikettgestaltung doch recht inkonsequent für den Zweck. Das genaue Studium – vor allem der Rückseite – enttäuschte mich doch ein wenig. Es war gar nicht als Putzmittel konzipiert.
Essig Essenz in SprühflascheJetzt kann man also alles einfach ansäuern. Immerhin: Die genauere Lektüre erbrachte auch die Erkenntnis, dass hier keine Essig-Essenz in der Sprühflasche verkauft wird. Statt der von mir (und nur von mir) erwarteten 25% Essig sind nur 8% drin. Sonst würde das besprühte Essen vermutlich auch zu schnell zu sauer werden. Und die 8% liegen in der Range, in der auch andere Essige im Handel liegen.
Und dabei würde ich schwören mögen, dass ich Essigessenz wirklich schon mal als Putzmittel im Handel sah, damals aber nicht zugriff …

Dann also doch mediterran

Da lagen noch drei Octopusarme im Kühlschrank rum und harrten der Verwendung. Auf meine Twitteranfrage kam leider nichts konstruktives, so überlegte ich noch ein wenig drauf rum, was ich mir wohl draus baute.
Der ursprüngliche Gedanke war ja was mit Kohl und/oder Kartoffeln. Beides hatte ich auch da, aber beides hatte einen Nachteil: Die Garzeit. Unnötigen technischen Aufwand wollte ich auch nicht treiben. Am besten die Arme in die Pfanne, kurz anbräunen, irgendwas dazu und fertig. Da aber der Octopus bereits gegart war, ging es hier quasi nur ums erwärmen, und wenn ich ihn in der Pfanne gelassen hätte, bis Kartoffeln oder/und Kohl soweit waren, hätte ich vermutlich in den Radiergummivertrieb einsteigen können.
So kam also Plan B, der eigentlich eher ein Plan M(editerran) war. Und der ging so: In die heiße Pfanne kam ein ordentlicher Schuss Olivenöl, in dem zwei gehackte Knoblauchzehen angebraten wurden. Kurz, bevor der Knoblauch wirklich braun wurde, kamen die in Hapse* geteilten Arme dazu und wurden scharf angebraten. In der Zeit schnitt ich zwei Tomaten klein und gab sie auch mit in die Pfanne. twas durchschwenken, dass die Tomaten sich auflösen, Salz und Pfeffer dazu …
mediterrane OctobuspfanneWer’s edel mag, enthäutet das Nachtschattengewächs vorher. Und, damit Herta sich nicht wieder beschwert, kommt noch ein wenig Anspruch hinzu:
mediterrane Octobuspfanne mit LimetteDer Saft einer Limette wurde in die Pfanne entleert, dazu kam noch zum Ausgleich etwas Agavendicksaft. Der war griffbereiter als der Zucker im Vorratsschrank. Nochmal gut durchrühren und fertig.
mediterrane OctobuspfanneFür ein gutes Mittag wäre jetzt Pasta eine gute Beilage. Ich aß es als Abendbrot und nahm etwas weißes Brot dazu. Das war super zum Soßenresteaufditschen. Das war alles sehr erfrischend. Eine halbe Limette hätte vermutlich auch gereicht, aber ich habe gerade keine braunen Zucker für den Euro-Caipirinha im Hause, so dass ich für die 2. Häfte keine Verwendung hatte.
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*) Haps als Kurzform für “mundgerechte Stücke”

Wenn wir das Schwein wären

Beim heutigen Kochexperiment habe ich mich von einem Besuch im Bad anregen lassen und mariniere ein wenig Fleisch mit Aromen, mit denen wir uns auch im täglichen Reinigungs-, Wellness- und Pflegeprozess “würzen”. Und da kommt einiges zusammen: Olivenöl und Orange von der Handseife, Rosmarin vom Fußbad, Meersalz, Lemongras, Olivenöl vom Badezusatz, Ingwer und Limette vom Eau de Toilette … Im Vorratsschrank fand ich eben noch eine Flüssigseife mit Thymian und eine mit Kokosmilch, die ich mal freundlich ignoriere, genau wie die Handcreme mit Biokamille und Avocado. Achja, und den Apfel vom Schampoo habe ich auch weggelassen. Aber Apfel, Kamille und Kokosmilch klingen auch eher nach einem Dessert. 😉
Limette, Ingwer, Meersalz, Kräuter ...Die halbwegs trockenen Zutaten kommen in eine blaue Schüssel. Ob dem trockenen Lemongras noch etwas zu entziehe ist, wage ich zu bezweifeln, aber der Versuch wirds bringen.
Orangensaft dazuDer Saft einer Orange bringt etwas Flüssigkeit dazu.
Olivenöl dazuUnd ein ordentlicher Schuss Olivenöl.
Marinade ist fertigAlles wird gut verrührt, damit sich die Aromen entfalten können.
Fleisch einlegenDa kommt das Fleisch in die Marinade. Mal sehen, was sich da so entwickelt.
Schön untertauchenAlles muss von der Mariante bedeckt sein. Da war die Idee einfach, ein passenderes Gefäß zu nehmen.
Nach ca. 24 Stunden soll es dann soweit sein. Dazu braucht es eine heiße Grillpfanne.
Heiße GrillpfanneUnd natürlich das eingelegte Fleisch. Mariniertes SchweinDie Marinade war ja etwas sauer, so wirkte das Fleisch bereits etwas angegart. Da geht’s ihm wohl wie Fisch, den man auch in sauren Milieus garen kann, ohne das Hitze im Spiel ist.
Aus der Marinade ...Aus der Marinade …
... in die Pfanneging es direkt in die heiße Pfanne. Zisch …
Etwas blass beim AngrillenDie anderen Stücke natürlich auch.
Gegrilltes Fleisch und ein wenig Limette und IngwerDas erste Stück sieht nach dem Umdrehen vielversprechend aus. Ich habe noch ein paar der Ingwer- und Limettenstücke mit hinzu gegeben.
Gegrilltes Fleisch und ein wenig Limette und IngwerAlles gut mit Grillspuren versehen. Dann mal Auf! Auf! zum Geschmackstest.
Gegrilltes Fleisch und ein wenig Limette und IngwerEtwas lieblos angerichtet. Die fruchtige Säure schwingt schön mit, aber säuerliches Fleisch muss man vermutlich auch erstmal mögen. Die anderen Aromaten gingen etwas unter. Aber bei drei Säurequellen … Eigentlich kein Wunder. Der gegrillte Ingwer ist ein netter Snack, hat aber wenig mit dem marinierten zu tun.
Die Kurzbratstücke aus dem Schweinelachs (“Minutensteaks”) waren vermutlich aber auch die schlechteste Wahl, die ich treffen konnte. Das Fleisch wirkte schon trocken, bevor ich es in die Marinade leckte. Um etwas halbwegs genießbares daraus zu erhalten, muss man in der Pfanne mit hoher Hitze arbeiten, dass die Bratspuren möglichst schnell entstehen. Ein μ zu lange in der Hitze, und das Zeug wird so trocken, dass man es in eine Gewürzmühle würfeln und dann irgendwo rauf mahlen kann.
Eigentlich wollte ich ja auch Nacken kaufen. Aber irgendwie scheint die Grillzeit angebrochen zu sein. Naturell gab es bei meiner Einkaufstour keinen, nur die fertig mariniert eingeschweißten lungerten in den Kühltheken. Ich sehe es mal naiv-positiv: Die Kunden hatten sich alle die unmarinierten gekauft, um sie selber vorzubereiten, und hatten den Fertigkram verschmäht …

“Fleischsalat”

Kommen wir zu einem Beitrag aus der Reihe “Test von Dingen, die ich eigentlich nicht mag”. Wobei, es ist wie bei vielen Sachen, einige Versionen mag ich ja dann doch. Bei Fleischsalat ist das die Variante meines Lieblingsfleischers vom letzten Jahr (oder ist es schon wieder zwei her?) mit Dill in der Majonäse. Zur Zeit hat er Gurke mit drin. Auch nicht schlecht. Das besondere an seinen Zubereitungen ist das im Gegensatz zu sonstigen Varianten eher gröber geschnittene Fleischbrät. Wenn man sich die Fleischsalate in den Kühltheken der Supermärkte und Discounter so anschaut, dann ist das doch eher fein geschnitten, die der Hauchdünn-Schnitt, der auch bei einigen Aufschnittwaren verwendet wird. In der Salatsoße wirkt es dann vermutlich etwas mehr und es fällt nicht so auf, dass der halbe Becherinhalt nur aus dem Dressing besteht.
Wenn in so einem Fleischsalat das Brät ab er auch noch zum Kauen einlädt, finde ich das schon mal besser. Und durch das Verpackungsplastig sah es auch bei meiner neusten käuflichen Errungenschaft so aus. Auf Brot zeigte es sich dann so:
"Fleischsalat" auf BrotWirklich was zum Beißen auch nicht, aber besser als vieles andere, was ich schon gesehen habe. Das Brät war “nach Art einer Lyoner”, wie das Etikett informierte, hatte aber von einem der beiden aufgelisteten Farbstoff doch etwas zu viel abbekommen – vielleicht auch von beiden. Es changierte leicht in Richtung orange. In der Salatcreme (eine Majonäse war das nicht) schwammen auch ein paar Gurkenstücke mit, insofern war der Salat mit der aktuellen Version meines Lieblingsfleischers wenigstens in der Hinsicht vergleichbar.
Wenn ich an Fleischsalat denke, habe ich immer einen bestimmten Geschmack schon auf der Zunge, selbst bevor ich ihn überhaupt gegessen habe. Natürlich gibt es dabei ein wenig Spiel nach rechts und links (Dill schmeckt nunmal anders als Gurken), vermutlich ist man den Fleischsalat eben auch genau für diese Geschmackskategorie. Der aktuell getestete hatte sehr wenig, wenn überhaupt etwas, davon. Wobei ich leider nicht rausbekommen habe, ob das an der “Lyoner”, der Salatcreme, der Gurke oder irgendwie allem lag. Letzteres kommt vermutlich am ehesten hin. Die typische Fleischsalat-Note fehlte (fast) völlig.
Damit will ich nicht sagen, dass er schlecht geschmeckt hat; ich mochte ihn eigentlich, nachdem ich mich von den Erwartungen, die ich nach dem Kauf mit ihm verknüpfte, erstmal befreit hatte. Das ist wahrscheinlich auch genau die Strategie, die man fahren sollte, wenn man neues ausprobiert: gar keine Erwartungen aufbauen und vorbehaltfrei testen. Aber dann sollten die Hersteller auch nicht versuchen, irgendwas nachzubauen, damit bei den Einkaufenden irgendwelche Vorstellungen geweckt werden, die dann nicht erfüllt werden.
Und ja, die Anführungsstriche in der Überschrift und im Text sind nicht umsonst gesetzt und bezeichnen nicht Eigennamen oder Zitate, sondern stehen für “sogenannte”. Das Produkt wird als “veggie” verkauft, was definitiv nur vegetarisch heißen kann, der die “Lyoner” im wesentlichen aus Hühnereieiweiß besteht. Aber eben nicht nur. Diese Nachbauprodukte zeichnen sich doch immer wieder durch überlange Zutatenlisten aus und sind bspw. in Bioqualität in den seltensten Fällen zu bekommen. Die Eier waren auch nur aus Bodenhaltung, das ginge besser! Von den anderen Zutaten ganz zu schweigen.

Endlich mal was neues!

Die Überschrift ist übrigens eine Forderung, keine Bestandsaufnahme. Aber Kreativität scheint nicht Hauptfähigkeit der Industrie zu sein und sowas abzufordern nicht die Fähigkeit der Konsumenten. Deswegen ist es heutzutage Mode, klassische Fleischgerichte und -produkte mit neuen Rezepturen und weniger Fleisch, dafür mit Hühnereiweiß, Rapsöl, Erbsen, Linsen, u.a. nachzubauen. Und zu hoffen, dass es dem Konsumenten genauso schmeckt wie das Original, aber mit besserem Gewissen. Das hat schon bei Light-Getränken seit den 1980er Jahren nicht funktioniert, es klappt auch nicht mit den vegetarischen oder veganen Nachbauten.
Gibt’s dieses Nachbauessen eigentlich auch schon in Bio? Und regional? Nein? Komisch. Nicht, dass ich etwas gegen vegetarische oder vegane Gerichte und Produkte habe, aber es ist nicht die Aufgabe der Hersteller, Fleisch zu simulieren, sondern etwas geschmackvolles und ggf. auch neues auf den Markt zu werfen. Die Möglichkeiten sind doch groß. Scheinbar wird aber dem Konsumenten eingeredet, er braucht seine Ernährung eigentlich nicht ändern, es gäbe ja auch alles in vegetarisch/vegan; oder will er das aus freien Stücken selber? Naja, jeder braucht seine Religion inkl. Selbstkasteiung für die Reinheit des Gewissens, ohne allzuviel den Gripskasten anstrengen zu müssen.
Konkretes Beispiel der Verirrungen gefällig? Fleischwurst. Gibt’s – wen wunderts? – mittlerweile auch als vegetarische Alternative. Für vegan hat’s nicht gereicht, da Hühnereieiweiß mit drin ist. Da existieren aber schon einige Produkte, die so aufgebaut sind. Ein bekannter Hersteller für Hühnerfleischprodukte (u.a. auch Fleischwurst) schiebt da was in die Kühltheken und ich habe es testweise gekauft. Und gegessen.
Vegetarische FleischwurstAuch wenn auf des Messers Schneide sich das Wort Bio widerspiegelt: Die Wurst ist es nicht. Da stand wohl ein Karton mit einem Biogetränk außerhalb des Bildes. 😉
Vegetarische FleischwurstVielleicht sollte ich noch eine Info vorweg schieben: Ich mag keine Fleischwurst. Ich habe einige Marken und Typen probiert und sie haben mir alle nicht zugesagt. Eine gute Basis also, diese für mich neue Sorte zu probieren.
Geschmacklich liegt sie dicht dran an den anderen Produkten, die ich im Verlauf der letzten Jahre probiert habe. Die aromatische Bandbreite der fleischlichen Vorbilder ist so groß, da passt auch diese dazwischen. Biss und Mundgefühl finde ich allerdings unterirdisch. Da ist keine echte Substanz drin, die dann doch den Originalen eigen ist. Sicher, auch die werden recht heftig gecuttert, aber die vegetarische Variante ist eher wie schnittfest gemachte feine Streichwurst ohne Basis. Etwas weniger Bindemittel rein, und man hätte eine feine Teewurst (vegetarisch).
Naja, und die Zutatenliste? Vieles, was an hochverarbeiteten Zutaten Rang und Namen hat. Allerlei Zeug, dass man sich nicht freiwillig ins Essen rührt. Nicht mal das Hühnereieiweiß ist im natürlichen Zustand drin sondern als Pulver, von Verdickungsmitteln und Aromastoffen ganz zu schweigen. Und die wichtigste Werbeaussage ist auch ganz präsent auf der Packung, die wunderbar die neue Qualität des Produktes hervorhebt:
Neue VerpackungDas erinnert mich an einen ehemaligen Testsieger unter den Matrazenherstellern, der mittlerweile nur noch mit “meistverkaufte Matraze” werben kann, was über die Qualität des Produkts aber sowas von gar nichts aussagt. Aber das nur nebenbei.
Fleischwurst wird es also auch in der vegetarischen Variante in Zukunft nicht auf meinen Standardeinkaufszettel geben, immerhin hat es das mit der Fleischversion gemeinsam. Außer, ich entdecke mal was neues auf dem Gebiet. Aber dass ich sowas nicht regelmäßig kaufe, hat auch sein gutes. Meine Ernährungsberaterin hat von Wurst bzgl. der versteckten, meist minderwertigen Fetten – ernährungsphysiologisch gemeint – dringend abgeraten. Zwar gehört Rapsöl auch eher zu den wertvollen Fetten, wenn es denn kaltgepresst ist, aber davon steht nix auf der Packung. Und so sind 14% raffiniertes Rapsöl (auch wegen seiner Geschmackslosigkeit) eher was für die Hüfte und zählt als verstecktes Fett in diesem Industrieprodukt.

Mit einem leichten Hauch von Angebrannt

Heute gibt es mal wieder einen Beitrag unter der Überschrift “Versuchsküche”, wobei es eigentlich ein Klassiker ist, aber auch die kann man ja mal anders machen. Ich hatte vor einigen Tagen schon bunten Blumenkohl erworben, der immer dringender verbraucht werden wollte. Und weil ich nach einem der nachfolgenden Kochprinzipien sowieso noch was anderes zubereiten wollte, schön, mal zu experimentieren.
Basis sollte eine Mehlschwitze werden. Fast ganz klassisch. Um gleich mal eine Varianten (und etwas mehr Geschmack) hineinzugeben, ließ ich etwas klein geschnittenen Speck in der für die Mehlschwitze gedachten Butter aus.
Speck anbratenDer konnte ruhig etwas anbräunen.
Speck angebratenDann kam das Mehl hinzu und das Rühren ging los.
Mehl dazugebenNicht zu vergessen die Milch, die weitere vorübergehende Grundidee stammt von der Bechamel-Soße.
Mehlschwitze mit SpeckeinlageSchön eben und dickflüssig. Aber das Rühren nicht vergessen!
Den Blumenkohl hatte ich noch nicht vorbereitet. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Als er aber zerpflückt war, kam er mit in die Soße.
Bunter Blumenkohl in MehlschwitzeDas blubberte ordentlich. Beim Rühren dachte ich schon “Oh, oh”. Aber ich kochte erstmal unbeirrt weiter, indem ich etwas Brühe dazu gab.
Blumenkohl in MehlsoßeNun sollte alles leicht vor sich hin köcheln. Zum einen stellte ich doch noch einen recht starken Mehlgeschmack fest, zum anderen war ja der Blumenkohl auch noch roh. Etwas Würze (scharfer Paprika, Pfeffer, Salz, Muskat) kam auch noch mit dazu.
Bunter Blumenkohl in MehlschwitzeIrgendwann fängt der Blumenkohl aufgrund seiner Garung an zu zerfallen. Erfreulich war, dass sich die Farbe nicht an die Soße weitergab. Leider hatte ich nicht intensiv genug gerührt, so dass mir leider alles unten im Topf ansetzte (das lag wohl auch schon an dem Zeitpunkt, als ich das Mehl in das Fett gab und nicht richtig rührte). So galt es, nicht zu intensiv am Boden rumzukratzen und dann doch den Topf zwischendurch zu wechseln. Es roch doch schon etwas angebrannt.
Buntes BlumenkohlsüppchenZum Schluss wurde noch alles gut angerichtet. Eigentlich wollte ich Pasta dazu machen, aber ich ließ es dann doch als Suppe.
Übrigens: Wer sich wundert, dass die Bechamel so komisch in der Farbe ist: Nein, ich habe keinen dünnen Kakao dafür genommen, es war schon richtige Milch. Mit etwas Sahne wäre es vermutlich weißer geworden. Aber der Hauptgrund liegt wohl darin, dass ich mangels feiner Alternative Dinkel-Vollkornmehl verwendete. Vermutlich dadurch auch der anfangs etwas störende Mehlgeschmack in der Soße, der sich aber während der Garzeit des Blumenkohls verzog. Ich “rühme” mich ja eigentlich, nie Mehl in meiner Küche zu haben, aber da ist noch was von meinen Brotbackexperimenten übrig.
 

Nachtrag zum Vortrag

Heute früh testete ich Haferdrink in Caffé Latte (oder so was ähnlichem), indem ich den Milchersatz mittels meiner Kaffeemaschine aufschäumte. Dabei bemängelte ich den intensiven Hafersackgeruch beim Aufschäumen, was sicher dem Prinzip des Vorgangs geschuldet war. Aber es gibt ja mehrere Arten, Flüssigkeiten aufzuschäumen, wenn sie denn die Grundfähigkeit dazu besitzen.
Milchaufschäumen IIGuckt nicht zu lange auf das Bild, dann gibt’s ‘nen Drehwurm. 😉 Unten dreht sich zügig so eine runde Spirale, zusätzlich wird das ganze kontrolliert erwärmt.
Jetzt fehlt nur noch CafféWer genau hinsieht, wird bemerken, dass die Schaumausbeute trotz umfüllens doch durchaus ergiebig ist. Und man musste seine Nase schon recht dicht über den Herstellungsbecher halten, um an den Hafersack erinnert zu werden.
Et looftDer einlaufende Caffé wird die Grenze zwischen Drink und Schaum verdeutlichen.
Latte macchiatto haferensis IIDas ging doch schon mal gut. Milch bliebe meiner Erfahrung nach im unteren Drittel sauberer, aber “macchiatto” heißt ja sowas wie “verschmutzt” … 😉
Fazit: Der Schaum steht. Der leichte Braunschimmer (auch schon ohne Caffé) ist bei geeigneter Beleuchtung kaum zu sehen. Das Landkaffee-Aroma schwingt aber auch hier mit, es wäre also verwerflich, hochwertige Kaffees für die Zubereitung zu verwenden.
Zu einer guten Anwendung des Haferdrinks kommen wir dann im nächsten Beitrag. Es gab Fisch zum Abendbrot. Jetzt könnt ihr an dem Zusammenhang ein wenig rumkauen. 😉

Frühstück mit karofiziertem Caffé

Wenn man selbst samstags früh aufstehen muss, da irgendwann am Vormittag die Schwester des Pflegedienstes kommt, um mich neu zu verpflastern (ich berichtete von meiner OP im Juli, die Heilung der OP-Schnittwunde ist auf sehr gutem Weg, vielleicht etwas langsam, aber stetig, aber das “Pflaster” ist immer noch 15 x 30 cm groß). Da sind dann flexible Freiräume zwischen Aufstehen und Morgentoilette und dem Verbandsereignis, die es irgendwie zu füllen gilt. Waschmaschine und Geschirrspüler waren befüllt und arbeiteten, so dass dann Zeit für ein Frühstück war, dass dann auch noch experimentellen Charakter haben sollte. Ich hatte gerade den Siebträger gespült und die Kaffeemühle in die Hand genommen, als es an der Tür klingelte … Die Schwester.
Als sie zum nächsten Patienten eilte, konnte ich mich dann auf’s Frühstück konzentrieren. Dazu gehört ein Kaffeegetränk, dass ich traditionell nicht pur zu mir nehme. Aber meine Kaffeemaschine hat einen Milchaufschäumer. Da ich auch hier ein wenig experimentiere (oder mich mit meinen Einkaufsergebnissen bzgl. der Milch rumschlagen muss), habe ich diesmal beim letzten Einkauf hip zugeschlagen (wichtig: “hip” nur mit einem “p”, da ich keine Babymilch in den Aufschäumer tun wollte). Meine Hip-ness bestand im wesentlichen darin, die “Barista-Edition” einer bekannten Haferdrinkmarke erworben zu haben, die ich mal ausprobieren wollte. Warum ich dafür ausgerechnet ein schwedisches Produkt kaufen muss, obwohl regional durchaus auch Hafer auf den Feldern steht, kann mir ja mal ein hip-ster Kaffeekoch erklären. Wobei, wenn man diese Diskussion aufmacht, ist auch schon Kaffee selber kritikwürdig, obwohl er nicht in der Gegend wächst. Ich bleibe da mal inkonsequent.
etwas bräunlich - die HafermilchDas Produkt floss etwas bräunlich in den Vorratsbehälter meiner Kaffeemaschine. Da aber auch noch Kaffee dazu kommt, sehe ich das mal relativ neutral. Gespannt war ich eher auf das extra beworbene Schäumverhalten, aber das würde erst nach der Zubereitung sichtbar werden.
Alles vorbereitetAlso wurde der Behälter eingebaut, Kaffeemehl war bereits im Siebträger.
jetzt gehts losSicherheitshalber habe ich den größten Becher unter die Ausflussöffnungen gestellt, da ich zumindest mit Milch unterschiedlicher Abfüller und Qualitäten schon sehr große Unterschiede bei der Tassenfüllmenge erlebt habe – trotz gleicher Einstellungen der Maschine. Da kann man sich mal fragen, was manche Molkereien mit ihrer Milch so anstellen …
et looftEin Druck auf den Startknopf und es geht los. Viel Dampf und der aufgeschäumte (auch wenn es nicht so aussieht) Haferdrink kommen aus der Röhre.
Eine Bemerkung für die Fachleute: Dieser Milchaufschäumer funktioniert nach dem Zerstäuberprinzip. Ich habe da mal was aufgezeichnet:
das ZerstäuberprinzipEine Röhre mit Verengung oben steht in einer Flüssigkeit. Eine zweite Röhre mit Düse vorne dran kommt im Winkel von ca. 90° dicht an die andere Öffnung dran. Und wenn dann durch die waagerechte Röhre ein Luft- oder wie bei der Kaffeemaschine ein Dampfstrom kommt, zieht es die Flüssigkeit durch die andere Röhre nach oben (weil oben in der Röhre ein Unterdruck entsteht) und wenn die Flüssigkeit oben ankommt, wird sie durch den Luft-/Dampfstrom zerstäubt bzw. aufgeschäumt. Alte Parfümzerstäuber, Pumpsprays u.ä. funktionieren nach dem gleichen Prinzip.
Der Caffé läuft nachWenn die Maschine meint, genug Milch/Haferdrink aufgeschäumt zu haben, setzt die Caffé-Erzeugung ein. Mit ordentlich Druck wird heißes Wasser durchs Kaffeemehl gepresst und plöddert dann in die Tassee.
Latte macchiatto haferensisDas sieht doch schon mal gar nicht so schlecht aus. Also, mir gefällt’s. Ich finde es nur schade, dass Fotos im Internet keinen Geruch haben. Spätestens beim Bild, also der Haferdrink in die Tasse lief, hatte sich mancher weggedreht (wie ich in der Küche auch). Bei der Art der Schaumerzeugung kommt der Ursprung des Drinks aus Getreide sehr intensiv zum Vorschein, roch es doch in der Umgebung der Kaffeemaschine sehr intensiv nach Getreidesack in Getreidesacklager.
Aber vielleicht ist es auch eher ein Durian-Effekt. Ihr kennt die Stinkfrucht zumindest aus Beschreibungen, die deutlich machen, dass sie den Beinamen nicht ohne Grund trägt: sie stinkt. Der Geschmack hat wohl mit dem Geruch wenig gemein, und in der Richtung hoffte ich dann auch beim Latte macchiatto haferensis.
FrühstückDer Schaum erwies sich als durchaus stabil – um mal mit dem positiven anzufangen. Beim Trinken schwang immer noch ein bisschen der Getreidegeruch mit, so dass man auch den Eindruck haben könnte, man hätte das Kaffeemehl mit Landkaffee-/Muckefuckpulver gestreckt. Was nicht wundert, ist deren Basis ebenfalls Getreide. Wer also edle Kaffees mit Milch trinkt, für den empfiehlt sich dieser Haferdrink jedenfalls nicht. Und diejenigen, die keinen Muckefuck mögen, sollten vermutlich ebenfalls zu einem anderen Produkt ausweichen. Das gleiche trifft für Kaffeetrinkende zu, die eine angenehme Bereicherung des Geschmackserlebnisses erwarten.
Bis auf den Getreidegeruch milderte der Haferdrink zwar den intensiven Kaffeegeschmack angenehm ab, weiteres gab er dem Getränk aber nicht mit. Wer seinen Latte macchiatto noch mit weiteren Geschmacksrichtungen via Sirups erweitert, der sollte keine Probleme haben, Haferdrink als Milchersatz zu verwenden.