Drehen, drehen, drehen. Und gucken.

Klar definierte Begrifflichkeiten sind schon was schönes. Wenn irgendwo “Wiener Schnitzel” drauf steht, dann sollte man sicher sein dürfen, ein paniertes Kalbsschnitzel zu bekommen, eine Sauce Hollandaise sollte aus Butter, Ei und Gewürzen bestehen oder Gyros sollte am Drehspieß gegrilltes gewürztes Schweinefleisch sein. Da aber der Laissez-faire auch bei der Benennung von Gerichten immer weiter um sich greift, werden paniertes Schweineformfleisch (vor dem Schutz des Begriffs), auf billigem Öl basierende Soße und Schweinegeschnetzeltes nach Gyrosart gewürzt aus der Pfanne akzeptiert. Ein Untergang der Kochkultur.
Mein erstes Gyros bekam ich von einem Imbissstand in Neubrandenburg. Das wirkt auf den ersten Blick nicht völlig optimal, aber es hat mich geprägt. Der wichtige Punkt in dem Zusammenhang: In diesem Imbissstand befand sich ein Drehspieß und das Gyros kam direkt von ihm auf den Teller. Zwiebeln und Tzatziki drauf, ein paar Pommes dabei: Lecker. Später stellte ich fest, dass Gyros durchaus auch noch etwas feiner und besser sein kann. Der Umgang Anfang der 1990er Jahre mit Messer und Drehspieß war noch etwas robust. Aber das Prinzip blieb und hieß Grillen am Drehspieß.
Es gibt da nämlich etwas, was alle Verfechter des Pfannengyros – ich wage es kaum, das Wort niederzuschreiben – nicht hinbekommen: Die Struktur des Endproduktes. Dazu muss man sich nur mal vorstellen, was auf dem Drehspieß eigentlich passiert. Die äußere Schicht wird gleichmäßig gegrillt, so das sie ihre leckere braune Kruste bekommt, darunter befindet sich das noch saftige Fleisch. Dann wird mit einem Messer die äußere Schicht abgeschnitten (Gyros ist unter anderem gröber geschnitten als zum Beispiel das Fleisch für den Döner), so dass sich jetzt wieder die leckere Kruste bilden kann. Dieser Effekt – eine Seite knusprig, eine Seite saftig – ist mit einer Pfanne und mit Geschnetzeltem nicht nachzubilden, aber für Gyros so typisch. Eine Chance wäre vielleicht, wenn sie den Pfanneninhalt ohne umzurühren garen könnten, so dass die untere Schicht knusprig und die obere saftig bleibt. Das funktioniert aber nicht, da sich unten auch das Fett und der Fleischsaft sammeln.
Imbissstände mit Gyros im Sortiment gibt es augenscheinlich nicht mehr. Also ist man auf den Besuch eines griechischen Restaurants angewiesen, in der Hoffnung, dass die wenigstens noch einen Drehgrill in der Küche haben. Auf dem Rückweg von einer kleines Landesrundfahrt wurde u.a. zum Zwecke der Gyroseinnahme ein Griechisches Restaurant in Gnoien aufgesucht. Dort schien man allerdings keinerlei Interesse an irgendeinem Umsatz oder an Service oder dergleichen zu haben. Nachdem wir etwa 10 Minuten im Restaurant saßen (nicht unbemerkt aus der Küche), sind wir dann wieder unverrichteter Dinge gegangen.
Der geplante Weg führte uns nach Teterow, der dortige Grieche empfing uns freundlich, die Erstausstattung Getränke stand schnell auf dem Tisch und die Bestellung war aufgegeben. Das Wetter brachte es mit sich, dass auf eine Vorspeise verzichtet wurde, es war doch sehr warm. In dem Zusammenhang fiel angenehm auf, dass beim servierten Salatteller keine Salatcreme oder keine Salatsoße, sondern eine leichte Vinaigrette dabei war. Das Essen kam zügig, leider auch wieder in viel zu großen Portionen. Das Gyros kam zwar nicht direkt vom Drehspieß, war aber lecker und um Klassen besser als jedes Pfannengedöns. Griechisch üblich (nicht nur, aber eben hier besonders) muss man den Getränkenachschub aktiv bestellen, aber hier, wie auch beim Essen, werden Sonderwünsche gern erfüllt und prompt erledigt.
Auch der Abschlusstest fiel der immer noch großen Hitze des Abends zum Opfer – erwartet man eigentlich auch in einem Griechischen Restaurant einen Espresso oder einen Cappuccino? Bei angenehmeren Temperaturen ist sicher ein weiterer Besuch drin, dann mit komplettem Testprogramm. Das Restaurant Akropolis in Teterow wird bis dahin erstmal empfohlen.