Unvernunft, dein Name sei Gastronomie – und: wie es besser geht

Wer meinen Aufregertext nicht lesen mag, klicke bitte hier, dann geht’s gleich zur Positivkritik und weiter unten.
Manchmal weiß ich wirklich nicht, wie unvernünftig die Gastronomie sein kann! Wobei ich natürlich weiß und auch gleich den Beweis dafür antreten werde, dass es auch gute Gastronomen gibt. In irgendeinem anderen Zusammenhang kam mir diese Woche schon einmal der Spruch unter “Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.” oder so ähnlich. Das gilt auch für den einen oder anderen gastronomischen Betrieb.
Heute Mittag gab es “gutbürgerlich” und ich habe lange nicht mehr solche Portionsgrößen erlebt, wie in dem Fall. Dabei fing alles so positiv an. Laut Karte und Webseite wird in dem Haus beispielsweise Fleisch aus meiner Lieblingsfleischerei verwendet und auch die Kartoffeln kommen von einem regionalen Anbieter, den ich zumindest vom Vorbeifahren kenne. So weit, so gut.
Mein bestellter Fleischspieß wurde mit “Hähnchen, Schwein, Schinkenspeck, mit Gemüsepfanne und 2 Dip’s” beschrieben. Unter dem Gesichtspunkt meiner auferlegten Ernährungsrichtlinien liest sich das trotz Deppenapostroph’s doch ganz vernünftig. Aber ich hatte was wichtiges nicht berücksichtig: Hier im Mecklenburgischen zählt die Kartoffel mit zu den Gemüsen …

So zeigte sich die “Gemüsepfanne” zur Hälfte aus Kartoffeln. Allerdings war der Begriff “Pfanne” in dem Zusammenhang auch eher irreführend, hatte doch nur der kleine Speckfitzel oben am Tellerrand ein paar Röstspuren. Für einen “Gemüsetopf” war es aber dann doch etwas zu wenig suppig.
Allein die “Gemüsepfanne” hatte mengenmäßig einen Umfang, der zwei Leute aufs angenehmste gesättigt hätte. Aber ihr werdet auch noch den Fleischspieß vermissen. Keine Angst, den hatte ich nicht extra für das Foto vom Teller genommen. Man beachte den Metallstab, der da rechts oben unter dem Teller vorguckt und zwischen Messer und Brille im Bildrand verschwindet, und den oberen Fleck am mittigen Bildrand. Das Gericht kam nämlich so auf den Tisch:

Normalerweise mache ich ja keine Hochkant-Bilder, aber hier musste es mal sein. Man könnte das Essen auch als Social-Media-Freundlich klassifizieren, aber es war einfach nur zu viel … Und wer jetzt glaubt, ich hätte das einzige so große Essen erwischt, der darf beruhigt sein. Mir gegenüber wurden Rippchen gegessen, da ging auch der halbe Teller wieder zurück in die Küche:

Sorry, wenn das Bild etwas komisch aussieht, aber es ist über Kopf fotografiert.
Beide Gerichte waren gut für jeweils zwei Leute portioniert, so dass ich die dringende Empfehlung für Besucher dieser Gaststätte aussprechen möchte, sich immer paarweise ein Essen auszusuchen und dann ein Gericht und einen Räuberteller (leerer Teller mit Besteck) zu bestellen. Da wird man auch wunderbar satt und kann ggf. noch die Dessertkarte oder vorher eine der Vorspeisen würdigen.
Es gibt auch noch ein Gericht, das heißt “Bärenhunger Fleischvariation”, es geht also noch größer. Und es ist hier scheinbar Prinzip: Auch, was ich an anderen Tischen für Mahlzeiten sehen konnte, hatte alles einfach nur eine unvernünftige Größe. Eine Kohlroulade, die ebenfalls gut für zwei Esser gereicht hätte, vom Eisbein ganz zu schweigen. Da ging viel in die Küche zurück und kam alufoliert für den Heimweg wieder heraus.
Und dann wird man beim Abräumen von einer Servicekraft (ich glaube, es war die Chefin) auch noch “mecklenburgisch humorvoll” schief angeguckt, weil man nicht alles aufgegessen hat. Das läuft schon fast unter versuchter Körperverletzung. Da hätte ich gern mal gesehen, wie sie selbst eines dieser Gerichte hätte verspeisen müssen.
Nebenbei: Ich werde auch dieses Prinzip “Fleischspieß” nie wirklich verstehen, vor allem dann, wenn er unterschiedliche Fleischsorten beinhaltet. Jede hat meist eine andere optimale Art der Zubereitung und so besteht die Gefahr, dass einiges noch zu rosa, anderes wiederum zu durch ist. Beim konkreten Fall gab es kein “zu rosa”, zumal das weder für Schwein noch für Hähnchenbrust empfohlen wird. Bei der Zubereitung wurde streng darauf geachtet, dass das Fleisch durch war, garantiert durch, mit Sicherheit durch, und sicherheitshalber mit Reserve durch. Alles hatte eine Konsistenz, dass ich Schwein und Hahn nicht wirklich voneinander unterscheiden konnte und nebenbei recht froh darüber war, dass es die Dipsoßen gab.

Es geht auch anders

Am Vorabend besuchte ich mit Freunden ein mir noch nicht näher bekanntes Steakhaus auf dem Lande, das ich bisher zwar auf dem Radar hatte, aber recht weit weg … Nunja, man fuhr auch eine gute dreiviertel Stunde bis dorthin. Und, ich nehme es ein wenig vorweg: Es war toll. Zur Perfektion hats nicht gereicht, aber ich jammere dabei auf sehr sehr hohem Niveau.
Fangen wir mit dem Manko an. Mit der Bestellung eines Hauptgerichtes gab es Zugang zum Salatbüfett in Selbstbedienung. Nun ist vermutlich gerade nicht so die Zeit für Salate, aber spätestens in der Rückschau und nach dem Erleben der anderen Teile des Abends war hier doch die Enttäuschung größer als nötig. Eine Mischung aus Eisbergsalat und Radicchio, ein Bohnensalat, ein Nudelsalat, Rote-Bete-Scheiben und zwei Dressings. Das wirkte im ausgebuchten großen Haus doch sehr übersichtlich, aber auch frisch. Die Schnittkanten der Blattsalate sind ein beachtenswerter Hinweis für die Frische und nichts wies auf einen Wiederauftritt vom Vortag hin.

Die bereitstehenden Frühstücksteller ließen sich schnell und leicht (vor allem auch inhaltlich) füllen und zum Tisch zurücktragen. Das Bild belegt den Zustand vor der Verspeisung. Aber dann (und vorher):
Der Erstkontakt mit dem Service verlief irgendwie erwartet ab, da ich schon vermutet hatte, dass das Haus ausgebucht sein würde. War es auch. Aber es wurde noch ein Tisch gefunden, der erst etwas anderthalb Stunden später reserviert war … Das war zu schaffen – und wir haben es geschafft. Obwohl der Service einiges dazu tat, dass es letztendlich knapp wurde. Ansonsten wurden wir aber auf’s angenehmste umhegt und gepflegt. Unaufdringlich aufmerksam wäre eine passende Beschreibung. Die Getränke kamen zügig und auch die Essensbestellungen gingen hinaus in die Küche. Wenn wir nicht so weit entfernt gesessen hätten, hätten wir bei der Zubereitung übrigens zugucken können. Die Küche war ein wenig offen. Hier wie auch im Gastraum, der zwar groß war, aber dank guter Raumgestaltung nicht wie eine Halle wirkte, war alles gut durchgestylt, was bis ins Detail ging. Der einzige, der ein wenig aus der Reihe fiel war der Servicechef (des Abends), aber ansonsten fielen alle Küchen- und Servicekräfte durch ein uniformes Hipsteroutfit auf. 😉 Und das bezieht sich nicht auf die Kleidung.
Nach dem Salat ließ ich mir eine Meerrettichsuppe mit Forellenfilets und Gemüsestroh servieren. Kurz erschreckte ich ob der scheinbaren menge der Vorspeise und dann noch Cremesuppe und gebunden … Aber der Teller war angenehm flach und die Suppe gar nicht pampig sondern sehr fein, schön, aber nicht übertrieben meerrettichlich und das Gemüsestroh angenehm knusprig. Da stellte sich mal wieder heraus, dass ich doch gut erzogen bin, da ich das Ablecken des Tellers unterließ (es hätte als Qualitätshinweis stattfinden können) und doch entgegen meiner Ernährungsrichtlinien das Baguettebrot nahm, um dem Teller auch den letzten Tropfen Suppe zu entreißen.

An der Stelle sei ein Hinweis an die Bildbetrachter erlaubt, die einen kleinen Unterschied zwischen dem Suppen- und dem Salatbild bitte im Hinterkopf vermerken. Ich hatte unbewusst das Besteck, dass schon bei unserer Ankunft auf dem Tisch lag, mit dem leeren Salatteller entschwinden lassen und so lag keins mehr da. Abe rich will gleich noch mal nörgeln, da ist das wichtig. Für die Suppe brauchte ich Messer und Gabel natürlich nicht und der Löffel kam ja mit.
Kommen wir zum Hauptgang. Nun waren wir in einem Steakhaus und hätte es natürlich Steak geben sollen. Natürlich waren diverse Varianten erhältlich, vom Hüftsteak über das Rumpsteak und das Filetsteak bis zum Rib-Eye und dem T-Bone. Rump- und Rib-Eye-Steak gab es auch in einer Dry-Age-Variante und irgendwann esse ich die auch noch, aber hier lächelten mich irgendwie die Rinderbäckchen an, die sous-vide gegart in Begleitung einer Portweinsoße und sautiertem Wurzelgemüse auf den Teller kamen, begleitet von hausgemachten Serviettenknödeln. Bei der Auswahl habe ich mich natürlich auch von dem Gemüseanteil ein wenig leiten lassen, der schien mir bei den Dry-Aged-Steaks nicht ganz so hoch, da sich aber meine Mitesser für diese entschieden, konnte ich ihrer zumindest ansichtig werden, was den Wunsch nach baldigem Verzehr durch mich selbst nur verstärkte. Offensichtlich wusste man hier, wie man mit Fleisch umgeht.

Das traf übrigens auch auf meine Bäckchen zu. Und auf die Serviettenknödeln. Die wurden offensichtlich noch mal in der Pfanne angebraten, waren damit außen schön kross und innen immer noch weich und fluffig. Ein Besteck hatte ich dann auch wieder (wenn auch dessen Fehlen beim Servieren leider nicht bemerkt wurde, aber ein kleiner nonverbaler Hinweis reichte zur Nachreichung). Und eigentlich fehlte auch noch ein Löffel – nicht wirklich. Aber das Fleisch war so wunderbar zart, dass man es mit eben diesem Besteckteil zerteilen und zur Not “auf Felge” hätte essen können. Wunderbar. Da war das Wurzelgemüse fester. 😉 Aber ebenso wunderbar.
Zu den anderen Gerichten mehr im Podcast, desgleichen zur Espressosituation und den vermutlichen langen Abenden danach. 😉 Alles verbunden mit der dringenden Empfehlung für das Farmer Steakhaus in Basedow.

Das Franck-Steak – Eine Betrachtung

Man kam in den letzten Tagen ja fast nicht an dem Thema vorbei. Ein gewisser Franck Ribéry aß ein vergoldetes Steak und zahlte dafür 1200 Euro. Die Vielfalt der Kommentare dazu ist Geschichte. Ebenfalls die Vielfalt der Betrachtungswinkel. Nur eine Frage wurde nirgends beantwortet, zumindest brachte der Medienwirbel sie nicht vor meine Augen: Warum bezahlt jemand 1200 Euro für ein solches Steak? Das einzig wirklich goldene ist vermutlich die Nase des aufschneidenden Metzgers. Das Produkt selber hatte diesen Wert nicht.
Zugegeben, das Steak selbst mit dem eindrucksvollen Stielknochen war schon ein prächtiges Ding, aber allein das war auch nur dem Showeffekt geschuldet. Wer schon mal Lammkotelett gesehen hat, wird die Form erkannt haben, nur eben etwas größer. Was den Fleischanteil betrifft, würde ich behaupten, schon mal mengenmäßig größere (T-Bone-)Steaks in der Pfanne gehabt zu haben. Was wird das Rinder-Stiel-Kotelett gekostet haben? 100€? 200€? Es ist ja kein Wagyu. In deutschen Online-Shops habe ich vergleichbare Tomahawk Steaks für 81 €/kg gesehen. Zubereitet könnte das also 200€ kosten.
Bevor wir zum Gold kommen, stellen wir mal eine kleine Pfanne auf den Herd. In meinem Kühlschrank fand sich noch etwas Lardo al Rosmarino, den ich etwas klein schneide und auslasse. Wenn schon dekadent, dann richtig. Wer hinterher noch was zum Knabbern haben möchte, sollte vermutlich die Speckstück nicht zu klein schneiden.

Jetzt wird der ausgelassene Speck beiseite gestellt und dafür die große Edelstahlpfanne hervor geholt.

Sauber und trocken kommt sie auf die Herdplatte und wird erhitzt. Und erhitzt. Und erhitzt. Sie muss richtig, aber auch so richtig heiß sein.

Unterdessen bereite ich das Fleisch vor, dass ich schon vor einiger Zeit aus dem Kühlschrank nahm.

Es wird abgetrockenet (es ist wet aged) und mit dem flüssigen Lardo-Fett aus der kleinen Pfanne eingepinselt.

Wenn die Eisenpfanne richtig heiß ist, wird das Steak scharf angebraten. Evtl. kann man auch noch etwas Fett, hocherhitzbares Öl oder Butterschmalz in die Pfanne geben, ich lege lieber einen Spritzschutz drüber. Merke: Die Pfanne war dann richtig heiß, wenn man nach dem Anbraten die Küche rund um den Herd renovieren muss. Im Idealfall hat das Fleisch nach 30 bis 60 Sekunden die perfekte Bräunung.

Dann wird umgedreht und nochmal 30 bis 60 Sekunden die andere Seite gebräunt.

Anschließend kommt das Stück in den auf 80°C vorgeheizten Ofen zum Nachgaren und Entspannen. Freunde eines very-rare- oder auch bleu-Steaks (also diejenigen, denen “english” zu durch ist) könnten sich den Schritt schenken. Im Inneren sollte es beim Verlassen der Pfanne noch quasi roh sein. Nach der Ofenbehandlung, die je nach Fleischdicke und Stärke des Anbratens bis zu einer halben Stunde dauern kann, kommen wir zum Finale.

Zuvor wird dem Stück noch ein schönes Bett bereitet. Salat passt immer zu Steak.

Steak wurde in diesem Blog schon einige Male gebraten, selbst ein Flank-Steak war schon dabei. Heute bereiten wir ein Franck-Steak zu.

Etwas Salz und Pfeffer können noch auf dem Fleisch verteilt werden, aber dann kommt die Hauptzutat. Und während ein Steak á la Strindberg mit Zwiebeln, Senf und Ei ummantelt wird, kommt zum Steak á la Ribéry Blattgold. 24 karatiges Gold, was 999er Feingold entspricht. Das sollte man auch nehmen. Denn nur reines Gold ist wirklich essbar. Beispielsweise bei 750er Gold sind eben 25% fremde Beimischungen drin, die sich durchaus auch toxisch auswirken könnten.

Meine Fähigkeiten im Umgang mit Blattgold sind beschränkt. Deswegen sieht das so ein bisschen komisch aus. Aber immerhin habe ich das Fleisch fast abgedeckt.

Goldig, der Anblick. Und wenn jetzt jemand glaubt, ich hätte mich in mörderische Unkosten gestürzt. Mitnichten! 20 Blatt Blattgold, jedes 4cm  x 4cm groß, also zusammen eine Fläche von 20cm x 16 cm ergebend (ca. DIN A5), sind für 14€ erhältlich. Wer 1 g Safran in ein Risotto alla Milanese gibt, hat auch etwa so viel Geld ausgegeben.

Der Materialwert der Ribéry’schen Vorlage wird also bei ca. 250€ gelegen haben. Warum der dann 1200€ zahlte, könnte man mal den Metzger fragen.
Der geschmackliche Wert des Blattgoldes liegt übrigens bei Null. In der Küche ist es also wertlos. Warum sonst ein solcher Hype um dieses Edelmetall gemacht wird, erschließt sich mir nicht. Aber es wird schon seine Richtigkeit haben.
Mir ist nur ganz wohlig ums Herz bei dem Gedanken, dass ich die nächsten Tage ein wenig auch den Goldesel mache. Vielleicht sollte ich noch als Dessert ein paar Kaffeekirschen essen, dann kann ich mir meinen persönlichen Kopi Luwak noch vergolden lassen.

Zwei Leute, zwei Pfannen, aber nur ein Gericht?

Manche Gerichte sehen, wenn man sie auf einem Teller drappiert, so aus, als ob man sie ganz allein essen könnte. Oder sie sind nur für einen gedacht. Dabei werden meist auch zwei Leute davon satt, zumal auf den Bildern ein Größenvergleich fehlt. Das heutige Gericht präsentieren ich zuletzt auf einem Pizzateller. Aus Gründen. Mein Präsentationsteller ist noch im Geschirrspüler und er könnte auch etwas klein sein. Aber manches gibt es eben auch nur in einer bestimmten Größe.
Angefangen hat alles relativ einfach:

3 Kartoffeln, in Scheiben geschnitten, etwas Öl und Butter zum Braten, etwas Rosmarin und ca. 7 cm Chorizo, so weit es geht in Würfel geschnitten. Die Wurst gibt der Sache etwas Pfiff und Pfarbe. 😉 Die Kartoffeln kamen zuerst ins sanft erhitzte Öl und bei mittlerer bis kleiner Hitzeeinwirkung wurden sie ohne viel in der Pfanne rumzurühren erhitzt und gegart. Wenn sie dabei ein wenig bräunen, ist das nur gut. Der Rosmarinzweig, etwas Salz und die Wurstwürfel kamen auch recht zügig dazu. Wer keine Chorizo bekommt, kann auch gern eine nicht zu harte Mettwurst nehmen und dann noch Paprika hinzugeben, je nach Geschmack und Vorlieben edelsüß oder scharf.

Die Kartoffeln sind noch nicht gar, dann kommt auch der Lauch mit dazu, auch der ist, soweit möglich, in Scheiben geschnitten.

Alles wird gut durchgeschwenkt und sanft vor sich hin brutzeln gelassen. Bei meiner Induktionsplatte habe ich 140° eingestellt. Das ist sanft.

Sieht das nicht auch so schon lecker aus?!
Apropos sanftes Erhitzen der Pfanne. Die zweite Pfanne wird so stark erhitzt, wie es nur irgend geht. Bei mir stand sie eine ganze Weile erstmal leer auf der heißen(!) Herdplatte. Dann kam ein hocherhitzbares Öl hinzu und dann DAS:

Sieht das nicht toll aus. Kein Wunder, dass ich es kaufen musste, als ich es im Laden sah. Und es mich sah. 😉 Da ist in der Pfanne ordentlich Hitze unter; das zischt und brutzelt auf das heftigste, auch wenn das auf dem Bild nicht so aussieht.

Nach 2 oder 3 Minuten guckt man mal vorsichtig auf die Bratfläche, und wenn sich eine gute Bräunung ergeben hat, wird das Fleischstück genau einmal umgedreht.

Anschließend kommt alles in den vorgeheizten Ofen. Der sollte auf 80-100°C eingestellt sein. Bei 80°C kann man es etwas länger drin lassen, bei 100°C weniger lang.

Zeit, um den Teller mit einer Garnitur zu versehen.

Meine Mikrowelle mit Heißluftfunktion stand auf 95°C Heißluft und das Fleisch ruhte 10 Minuten. Dann kann angerichtet werden.

Nach der Garnitur kommt das Fleisch auf den Teller, das wurde noch mit Salz und Pfeffer gewürzt.

Ein Teil des Pfanneninhalts (Kartoffel, Lauch, Chorizo) kommt auch noch auf die restliche Freifläche.

Mal der Probeschnitt nur für die Leser hier: Ist das nicht ein herrliches Rosa. Das Filetteil konnte man mit der Gabel zerreißen, der andere war mit angenehmen Biss. Blöd nur, wenn man das T-Bone-Steak vor dem Verzehr erst tranchieren muss, wenn zwei davon essen sollen/wollen. Aber alles wurde fein säuberlich und fast gerecht geteilt.
Guten Appetit.

Tipp mit Risiko

Manchmal, wenn man neben dem Kochen auch ein wenig nachdenkt, kommt man ja auf die sonderbarsten Sachen. Oder auch mal auf einen praktischen Tipp so wie diesen hier. 😉
Es stellt sich die Frage: Wenn man ein Steak richtig schön formvollendet zubereitet, was macht man eigentlich mit der heißen Pfanne, wenn das Fleischstück zum vollenden im Ofen liegt? Ganz einfach: Bratpaprika.
Steak mit Bratpaprika
Diese grünen Schoten habe ich neulich mal entdeckt und finde sie durchaus lecker und interessant. Sie werden einfach nur mit etwas Öl (und/oder den Bratresten vom Steakzubereiten) in eine heiße Pfanne gegeben und dort unter gelegentlichem Umrühren gebraten. Zum Schluss kommt noch grobes Salz drauf und fertig. Zum Essen ergreift man sie am Stiel und beißt von vorne ab.
Eine kleine Warnung sei aber noch gemacht: Die Paprika sind teilweise recht scharf, wenn man so will: chillig. 😉 Allerdings erkennt man das erst, wenn man abgebissen hat. Also viel Spaß beim Genuss und beim Nervenkitzel.

Jägerschnitzel – in edel, gesamtdeutsch, mit amerikanischem Einschlag

Beim Thema Jägerschnitzel trennen sich die Deutschen, das geht soweit, dass die Angelegenheit schon mal vor Gericht landete. Aber das kommt dabei heraus, wenn Gerichtsnamen nicht standardisiert sind. Und wenn man das dann im Grenzgebiet bestellt, kommt die Lotterie, ob es eine panierte Jagdwurstscheibe mit Tomatensoße auf Nudeln ist oder ein Schnitzel mit Pilzsoße und Sättigungsbeilage. Versuchen wir eine Fusion und das dann auch noch in Edel.
Pfifferlinge, Zwiebeln und Flanksteak
Auf dem Bild sehen wir einige der Grundzutaten: Oben grob geschnittene Pfifferlinge, unten die gewürfelte Zwiebeln und rechts zwei Flanksteaks. Letztere sind gar nicht so einfach zu bekommen, zumindest hierzulande. Der grillverrückte Ami kennt die Stücke schon eher. Es ist ein Teil der Rinderbrust. Zubereitet werden kann es wie ein Steak (heiß anbraten, nachziehen lassen), nur beim Schneiden muss man aufpassen. Aber da kommen wir noch drauf.
Pfanne heiß machen
Heiß anbraten. Dazu braucht es eine hocherhitzbare Pfanne. Eisen oder Edelstahl sind da eher gut für geeignet. Ich mach das dann auch gern auf meiner Induktionsplatte, die hat schnell ordentlich Energie in die Pfanne gepumpt.
Pfanne erwärmen
Eine zweite Pfanne wird auch erwärmt, das muss aber nicht ganz so heiß sein. Es geht nur darum, Zwiebeln anzubraten und dann die Pilzsoße zu bereiten.
Öl in die heiße Pfanne
In die sehr heiße Pfanne kommt hocherhitzbares Öl, raffiniertes Öl oder Butterschmalz.
Flanksteak heftig anbraten
Dort drin werden dann die Steaks – ganz naturell – angebraten. Da das spritzen könnte …
Spritzschutz rauf
… kommt schnell ein Spritzschutzgitter drüber. Dieses verhindert auch, dass der Koch allzu viel in der Pfanne herumrührt. Einfach nur ordentlich anbraten lassen, es darf sich Kruste bilden, deswegen bitte auch die Hitze halten.
Umgedrehte Flanksteaks
Nach ein bis zwei Minuten sollte das Fleisch nach dem Umdrehen so aussehen. Gitter wieder drüber und die andere Seite ankrusten lassen.
Zwiebeln anbraten
Etwas Fett kam auch in die andere Pfanne, damit die Zwiebeln angebraten werden können.
Pfanne runter drehen und nur noch wärmen
Unter den Flanksteaks wird nun die Hitze reduziert. Man könnte sie auch in einen vorgewärmten Ofen stellen (ca. 80°C).
Zwiebeln angebräunt
Zu den glasig angebratenen Zwiebeln kommen die Pilze.
Pilze anbraten, aber was machen wir mit dem Geschmack in der Steakpfanne
Hier sieht man übrigens rechts unten, dass die Flanksteaks auf 100°C eingestellt sind, auch ien Vorteil von Induktion, dass man sowas kann. Dieses Bild gibt aber noch ein Rätsel auf. Wie bekommt man den Anbratrest der Steaks, der sich auf dem Pfannenboden befindet, in die Pfifferlingssoße? Ganz einfach:
Pfannentausch
Einmal schnell die Pfannen wechseln. Zum Warmhalten reicht die andere Pfanne, die Pilzsoße wird in der Edelstahlpfanne weiter bearbeitet.
Sahne zu den Pilzen
Neben Salz, Pfeffer und etwas Knoblauch kommt auch ein guter Schuss Sahne in die Pfanne. Das war ein halber Becher (ca. 125 ml)
Sahne ein kochen lassen
Die Sahne wird eingekocht, bis sie eine soßenähnliche Konsistenz erhält. Dann wird abgeschmeckt.
Flank-Steak, man sieht die Maserung
Kommen wir zum Flanksteak. Schön zu sehen auf dem Bild ist die Faserung. An der sollte man sich unbedingt orientieren.
Dünn, quer zur Faser geschnitten
Quer zur Faser in relativ dünne Scheiben geschnitten wird es ein zarter und saftiger Genuss. Es empfiehlt sich die Anwendung eines scharfen Messers.
Saftiges, zartes Flanksteak
Zart und saftig und lecker. Ich habe es letztendlich gar nicht gewürzt, da es genug eigenen Geschmack mitbrachte.
Anrichtering auf tiefem Teller
Nun wird angerichtet.
Soße und Steakstreifen drumrum
Die Soße und das Fleisch habe ich mal außerhalb des Ringes verteilt.
Nudeln in die Mitte
In den Ring kommen die Nudeln (kleine Anspielung an das Ost-Jägerschnitzel).
Anrichtering entfernen
Mit etwas Vorsicht wird der Ring nach oben abgezogen. Guten Appetit.
Nudeln, Pilzsoße und Flanksteakscheiben
Lecker. Der Käse oben drüber ist verzichtbar, aber es hätte ihn auch gern geben können, zumal das Fleisch nichtmal gesalzen ist. Aber das ist wohl so eine Eigenheit des Flanksteaks: Es hat Geschmack. Von selber.

Bohlen satt, ohne Dieter

Eigentlich müsste ich diesen Artikel im Blocksatz schreiben; das steht zumindest auf meinem Notizblock. Auf dem Zettelblock, der die Todo-Liste ersetzt, stand der Name und der Ort schon länger, aber man muss seinen Wohnblock schon mal verlassen, um überhaupt da hinzukommen, wo es Speisen zum Essen gibt. Blockt deshalb nicht ab und lest, wie es uns ergangen ist, als wir – leicht durchgefroren – von der Betrachtung eines Fußballspiels mehr Überraschungen im Anschluss erfuhren als beim Match. Wobei Matsch eine kleine, nicht weiter erwähnte Nebenrolle spielte. Aber das nur nebenbei.

Da ich mich mit Fußball nachgewiesenerweise nicht auskenne, fiel mir in dem Zusammenhang kein naheliegendes Wortspiel mit “block” ein, was – und damit hört die Formulierungsfraktur auch auf – zu einem ungewohnt direkten Weg zum Essen führt. Verbunden mit dem sportbetrachtenden Ausflug wurde also mal wieder gegessen und der Weg führte ins naheliegende Umfeld. Dort war mir durch Vorbeifahrt schon einige Male ein interessantes Gebäude aufgefallen, das zur Einkehr einlud. Ein Blick auf die Online-Speisekarte und ein kleines vorauseilendes Image versprachen einen angenehmen Abend, da es hinterher doch einiges zum Lästern geben würde.

Aber der Reihe nach. Die Anreise erfolgt problemlos und auch Orientierungslegastheniker im Straßenverkehr sollten hinfinden, da eine Bundesstraße direkt an vorbei führt. Die kleine Kunst ist der perfekte Ort zum Verlassen der B-Straße, aber auch hier helfen Schilder und leiten auf einen hinreichend großen Parkplatz, der erst zu klein werden würde, wenn jeder einzelne Stuhl im Gastraum durch einen Alleinfahrer besetzt werden würde. Die Speisekarte ist unaufgeregt übersichtlich: klassische Vorspeisen, Hauptspeisen mit Burgern (auch vegetarisch), Mecklenburger Klassikern, Fisch, Schnitzel, Steak, Hähnchenbrust, ein paar Eisbecher, Kuchen, Getränke. Eigentlich – was das Essen betrifft – alles, was man auch anderswo findet, weil es irgendwo einen Convenience-Hersteller gibt, dass das in der Gasthaus-Küche nur noch aufgewärmt und angerichtet werden muss … Ihr kennt solche Läden.

Wusstet Ihr eigentlich, dass man Würzfleisch auch selber herstellen kann und nicht aus Glas, Dose oder Tetrapack nehmen muss? Die “kleine” Vorspeise, die – ergänzt durch einen ordentlichen Salat – durchaus auch eine kleine Hauptspeise hätte sein können, kam gewohnt käseüberbacken, toastbeigelegt und worcestersaucenbegleitet auf den Tisch. Rückblickend würde ich behaupten, dass das Würzfleisch etwas mit dem im weiteren Verlauf verspeisten Brathering (sauer eingelegt) gemeinsam hat: sollten sie nicht selbst hergestellt worden sein, kommen die beiden von einem vermutlich handwerklich arbeitenden Erzeuger und sind gut ausgewählt. Ich habe schon Ragout fin oder Würzfleisch namenloser und namhafter Hersteller gegessen; alle haben gegenüber dem hier besprochenen versagt. Letztendlich stört auch nicht, dass die Worcestersauce die falsche war, aber das sind persönliche Geschmäcker. 😉

Nach geltenden Bestimmungen ist zum Beispiel ein “Wiener Schnitzel” in Form und Zusammensetzung klar definiert: ein dünn geschnittenes ausgeklopftes Kalbsschnitzel, in Mehl, Ei und Brösel paniert und in viel Butterschmalz gebraten. Wird ein Schweineschnitzel paniert, darf man es höchstens “Wiener Art” nennen. Leider gibt es solche Regeln nicht für alle Standards. Zumal es für manche Gerichte auch keine Standards gibt. Soljanka ist da ein gutes Beispiel. Selbst in der Herkunftsregion findet man in jedem Haushalt ein anderes, wirklich einzig wahres Rezept. Aber selbst unter Berücksichtigung dieses Gesichtspunktes muss man leider sagen, dass das, was da als Soljanka angeboten ist, keine Soljanka ist. Wobei sich die Kritik nicht auf die Qualität der “Suppe” bezieht. Die ist durchaus wohlschmeckend, vollfleischig, tomatig, aromatisch, lecker. Nur eben keine Soljanka. Es war wohl nur etwas viel Raucharoma (BBQ-Soße?) drin. Übrigens: multifunktional ist sie auch. Ihre Qualität findet sich beim Zigeunertoast wieder, einer Kreation aus Toastbrot, mit einer Masse belegt, die gut die Soljanka in streichfähig sein könnte, und mit Käse überbacken. Lecker.

Steak zubereiten ist eine kleine Kunst, ein Können, das nicht jedem gegeben ist. Große Hitze, kurz eingewirkt, für die Kruste und wenig Hitze zum Punktgaren, dann wird es richtig gut. Vor allem, wenn man einen guten Fleischlieferanten hat (was prinzipiell gegeben ist, wobei ich noch nicht aus eigener Erfahrung weiß, ob der Fleischer wirklich gutes Steakfleisch produzieren kann, andere Produkte sind aber sehr gut). Das Fleisch war wie bestellt medium, aber es hätte durchaus noch etwas besser zubereitet sein können. Die Bratkartoffeln waren selbst gemacht und die Küche gab den Kartoffeln die Möglichkeit, ihr eigenes Aroma möglichst ungestört zu entfalten … Natürlich kann man das Würzen mal vergessen; wir unterstellen dies mal als der Hektik geschuldete Ausnahme und nicht als Regel. Dafür war die Hollandaise auf dem TK-Gemüse (es ist Winter, was soll’s?!) sehr dicht an selbst aufgeschlagen, was wir mal unterstellt haben.

Das Servicedrumrum sei auch noch schnell geklärt: Sonderwünsche wurden erfüllt, der Espresso kam mit Wasser, der Cappuccino war lecker, nur einmal wurde ein fehlendes Besteck nicht bemerkt; das war mit dem Vorspeisenteller verschwunden. Die Rechnung wurde sauber und ohne Nachfragen auf die Gäste aufgeteilt. Und dass wir überhaupt einen Platz und was zu Essen bekamen, obwohl alles für diverse Familien- und verspätete Weihnachtsfeiern (ja wirklich) reserviert war, ist auch dem guten Service zu verdanken.

Zusammenfassend kann man sagen, dass im Blockhaus Boldekow eine ehrliche, gute Küche geboten wird, die zwar noch ein bisschen Luft nach oben lässt, aber auf einem guten, unerwarteten Weg ist. Es wird auch jeder satt (positive Formulierung für: für die meisten könnte die Portion zu groß sein). Das Ambiente – das Blockhaus ist wirklich aus Bohlen zusammengesetzt, was man nicht nur außen sieht, sondern auch innen spürt – ist angenehm rustikal und gemütlich. Ein bisschen ist es schade, dass es noch so neu und ordentlich aussieht, aber der Charakter kommt sicher noch. 😉

Heiß und Kalt – Ohne Eis und Kirschen/Himbeeren

Lecker ist es schon: Ein kaltes Vanille-Eis (bitte wirklich Vanille-Eis, kein Vanillin-Eis), auf dem eine Handvoll heißer Kirschen für einen schmelzenden Genusshöhepunkt sorgen. Und als alter Himbären-Fän explodieren die Geschmackspapillen in voller Wollust, sollten sie die Kirschen bestens ersetzt haben.
Aber kommen wir wieder zurück auf den Boden der Wirklichkeit. Auch Salate können sowohl heiß als auch kalt auf den Teller gebracht werden. Letzteres bietet sich vor allem für Blattsalate an, in der heißen (oder zumindest lauwarmen) Version werden gern Gemüse verarbeitet. Eine heiße Pfanne ist für die Zubereitung schon mal eine gute Vorbereitung. Geschmacklich von Vorteil ist, enthält diese ein paar schöne Bratspuren.
Die werden mit etwas Butter gelöst, in die dann eine klein gewiegte Schalotte weitere Würze gibt. Ein paar kleine Tomaten, in Scheiben geschnittene weiße und rote Spitzpaprika, Salz, Pfeffer, Paprikapulver werden leicht angeschwitzt und unter dem Deckel ein paar Minuten gegart. Zum Abschluss wird alles abgeschmeckt und mit Schnittlauchröllchen nicht nur optisch verbessert. Zuvor wäscht man Feldsalat gut in kalten Wasser durch. Den brauchen wir auch noch.
Alles in allem hat das ganze knapp 10 Minute gedauert. Das ist genau die Zeit, in der ein schönes Stück Kalbsrückensteak in 130°C heißer Luft seiner Vollendung entgegenreifte. Wenn man nicht genau gewusst hätte, dass es Kalb wäre, hätte man die Stücke für Rumpsteaks halten können – mit ihrem Fettrand. Das Fleisch war es übrigens auch, das beim schnellen Anbraten in der Pfanne die Röstaromen hinterließ.
Kalter und warmer Salat mit Kalbsrückensteak
Der Feldsalat wird mit ein paar Tropfen Crema di Balsamico gewürzt. Wenn davon auch das Tomaten-Paprika-Gemüse etwas abbekommt, ist das auch nicht weiter schlimm, eher löblich.
Kalter und warmer Salat mit Kalbsrückensteak
Mehr braucht es eigentlich nicht, um ein schönes Abendbrot zu genießen. Drei Spitzpaprika, 6 kleine Tomaten, eine Schalotte, etwas Feldsalat und ein Kalbssteak. Und das war sooo schön zart und rosa …
Kalter und warmer Salat mit rosa Kalbsrückensteak
Immer mal was anderes. Und lecker. Man sollte durchaus mal zugreifen, auch wenn es der Fleischer des Nichtvertrauens ist, um etwas anderes zuzubereiten als wie sonst. Und wenn es das beim Fleischer des Vertrauens gibt, umso besser. Guten Appetit.

Kuhfreund mit Nervpotenzial

Natürlich weiß ich, dass ich mit meinen andauernden Steakvariationen dem einen oder anderen schon ein klein wenig auf den Geist gehe. Denen sei zugerufen: “Freut Euch aufs Winterhalbjahr, da gibt es dann drei Eintöpfe in allerlei Varianten!”. 😉
Diesmal gab es ein Rinderfilet, gut abgelagert, wenn auch nicht dry aged, so doch wet aged. Ohne jede Würzung kam es in die heiße und leicht beölte Eisenpfanne. Dabei kam es dann zu ein wenig Qualm und Zisch, aber so muss das sein. Als alle Seiten eine schöne Braunfärbung hatten, verschwand das Filetstück im 90°C-temperierten Heißluftofen. Zeit genug, etwas Feldsalat zu waschen, ein paar Tomätchen zu halbieren, alles reihum auf einem Teller zu drappieren – in der Mitte ein Loch lassend – und sich nebenher Gedanken über die “schmutzige” Pfanne zu machen.
Die war mittlerweile etwas ausgekühlt, aber bei weitem noch nicht kalt. Da das Filetsteak zwar angebräunt, aber bei weitem noch nicht verbrannt in den Ofen kam und dort ja auch nur garte und nicht weiter bräunte, hatte ich die Idee, den Bratensatz aus der Pfanne mit einem Esslöffel Butter abzulösen. Das ging recht gut . Die gesamte Pfanne erwärmte ich jetzt wieder ein wenig, aber vorsichtig, damit die Butter nicht verbrennt.
Als das Steak – mittels Fingerprobe – anzeigte: ‘Gleich bin ich soweit.’, nahm ich es aus dem Ofen und schwenkte es nochmal durch die Butter in der Pfanne. Danach kam es ins Salatbett, etwas von der Butter (ja ja, man muss nicht in jeden Spiegel schauen, auch nicht in den vom Cholesterin) über das Filet und dann noch etwas Fleur de sel oben drauf.
Fitelsteak auf Feldsalat mit Buttertopping
Den Salat betröpfelte ich noch mit etwas Crema di Balsamico. Durch die abschließende Butterisierung bekam das Fleisch eine schöne runde Aromatik, da muss nicht unbedingt mehr Würze ran, weil sonst der herrliche Eigengeschmack verloren ginge. Wer’s mag, pfeffert natürlich noch den ganzen Teller …

Detail am Tellerrand

Da hat doch mal jemand bemerkt, dass hier doch sehr viele Steaks besprochen werden. Aber nicht umsonst ist das Steak in seinen vielen Variationen doch auch eine der leckersten Fleischgerichte, die es gibt. Wobei ich – und damit sei eine Selbstverständlichkeit noch einmal betont – das Steak an sich immer von Rind kommt, wenn es nicht anders bezeichnet ist.
Für’s Steak wurde eine Edelstahlpfanne aber mal so richtig erhitzt. Sie hat zwar nicht geglüht, aber manchmal hat man das Gefühl, sie war kurz davor. Das Fleischstück war trocken gelegt. Anschließend ging es darum, schnell und koordiniert zu handeln. Da ich keine vier Hände habe, gibt es davon keine Fotos. Das hoch erhitzbare Öl – im konkreten Fall Erdnussöl – in der einen Hand, das Fleisch in der zweiten und den Spritzschutz in der dritten ging dann alles recht schnell: Öl in die Pfanne, das gleich anfing, etwas zu rauchen, und sofort das Fleisch hinterher sowie den Spritzschutz oben drauf. Den Rauch, der dann aus der Pfanne kam, direkt zur Dunstabzugshaube oder aus dem Fenster geleiten. Nach ein wenig Zeit wird das Fleischstück auch noch umgedreht und von der zweiten Seite auch gut angeröstet, nachfolgend landet es dann noch im auf knapp unter 100°C vorgeheizten Backofen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Fleisch war durchaus knusprig zu nennen, innen war es aber trotzdem saftig.
Steak an Salat
Weil ich aber schon genug Steaks hier im Blog beschrieben habe, möchte ich die Aufmerksamkeit auf den beigeordneten Salat lenken und vor allem auf die darauf drapierte Soße. Der Salat, bevor die Fragen kommen, ist das “Herz” eines selbst geernteten und vom Strunk befreiten Eisbergsalates, dessen äußere Blätter ich bereits anderweitig verzehrt hatte. Die Stelle, wo ich den Strunk heraus geschnitten hatte, ist oben. Darauf habe ich meine erste (nicht ganz, aber diese hier finde ich gelungener) selbst gemachte Majonäse getan.
Eisbergsalatherz mit selbst gemachter Majo
Majonäse machen ist einfacher, als man manchmal denkt. Bisher habe ich mal die Pürierstab-Majo gemacht, empfand diese aber doch als etwas zu dünn. Diesmal habe ich selber gerührt und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Irgendwann werde ich das sicher auch mal bebildern, hier aber schon mal die Kurzbeschreibung_

  • ein Eigelb mit einem Teelöffel Senf gut vermischen
  • etwas Salz und Pfeffer dazu geben
  • ein kleinen Portionen (anfangs tee-,  später esslöffelweise) Öl dazu geben und einrühren
  • wenn das Öl komplett in der Soße verschwunden ist, weiteres Öl dazu geben und einrühren
  • zum Schluss, wenn die Masse schön cremig geworden ist, abschmecken: Salz, Pfeffer, Essig, Zitronensaft, Chili, Paprika, Kräuter, …

Zum Schluss hatte ich ca. 100 bis 130 ml Majonäse. Die hat natürlich völlig anders geschmeckt als jede andere Majo, die man sonst so zu kaufen kriegt. Das kann natürlich an meiner Würzung, aber auch am verwendeten Öl liegen. Ich nutzte kaltgepresstes Rapsöl und als Senf den guten Tutower. Empfohlen wird hier eigentlich Dijon-Senf, aber der regionale geht auch. Mit dem Grundrezept kann jetzt weiter experimentiert werden. Auch das Verhältnis Öl, Eigelb steht noch auf dem Prüfstand. Und natürlich auch die Frage, ob man auch Vollei nehmen kann.
P.S.: Das Fleisch, obwohl gut mit Röstaromen ausgestattet, war natürlich trotzdem rosa. Die Pfanne war aber auch sehr heiß.
Steak mit Salat
Das Fleisch schmeckt übrigens auch ohne Salz. Habe ich aber erst am Ende der Verspeisung bemerkt. Dafür hatte die Majo eine Prise davon zuviel.
 

Im 7. Himmel

Man kann auf kulinarischem Gebiet immer mal wieder experimentieren, aber dass die Fachleute doch meist recht mit dem haben, was sie sagen, vor allem, wenn es durch andere auch noch bestätigt wird, darauf sollten man sich gelegentlich mal besinnen. Schwarmintelligenz ist wohl das dazugehörige Modewort. Ich sehe diese Eigenschaft größerer Massen eher skeptisch und halte es da eher mit Heiner Müller, der mal gesagt haben soll: “Zehn Deutsche sind natürlich dümmer als fünf Deutsche.” Vermutlich ist dies nicht auf einzelne Länder beschränkt.
Heute mal wieder ein richtiges Stück Rind auf den Teller, genauer: Erstmal in die Pfanne. Diesmal sollte es ganz fachkundig zubereitet werden. Also erstmal die Pfanne richtig heiß machen.
Pfanne erhitzen - aber richtig
Das Öl sollte hoch erhitzbar sein. Auch gegen Butterschmalz wäre nichts einzuwenden, im konkreten Fall war es dann aber doch Erdnussöl. In dieses kommt dann das Fleischstück und wird schnell und heiß angebräunt.
T-Bone in der Pfanne
Wichtig bei dieser Art der Zubereitung sind folgende Punkte:
– sehr heiße Pfanne
– Fettrand eingeschnitten (sonst wölbt sich das Stück)
– nebenbei den Ofen auf 80-100°C vorheizen.
Wenn die Unterseite gut gebräunt ist, darf das Fleischstück umgedreht werden.
Zweite Seite anbraten
Dabei darf es ruhig aus der Pfanne etwas rauchen. Alles ist nämlich so heiß, dass dieses Anbräunen nicht sehr viel mehr als 2-3 Minuten gedauert hat.
Der Ofen ist vorgeheizt, es sollen aber noch weitere Vorbereitungen folgen.
Rosmarin
Ein Zweiglein Rosmarin lege ich auf den Rost. Darauf kommt das Fleischstück.
Fleischstück im Ofen zuende garen
Damit der Zeitpunkt der richtigen Garung nicht verpasst wird, wird das Steak noch mit einem Thermometer gespickt.
Messsonde einführen
Dabei sollte man aufpassen, dass die Spitze wirklich irgendwo mitten im Fleisch steckt und keine Berührungen mit dem Knochen hat.
Nun heißt es warten, bis die richtige Fleischtemperatur erreicht ist.
Messfühler einführen
Die linke Zahl ist die relevante. Nun bleibt Zeit, sich um die Beilagen zu kümmen. In der Pfanne befindet sich neben überflüssigem Bratfett auch noch etwas Bratensatz, den man seiner kulinarischen Bestimmung zuführen könnte. Da es keine Soße geben soll, halbiere ich einige Cocktailtomaten und lege sie mit den Schnittflächen auf den Bratensatz.
Tomaten lösen Bratensatz
Und da ich noch ein wenig von dem Sauerkraut von neulich hatte, nahm auch dieses noch seine Aufgabe wahr.
Sauerkraut auch in die Pfanne
Das ganze schiebt man ein wenig durch die Pfanne, bis die Tomaten schöne Röstspuren an der Schnittfläche haben und das Kraut auch wieder etwas gebräunter aussieht.
Zieltemperatur erreicht
Ist die Zieltemperatur erreicht (es hätten auch ruhig nur 54°C sein können), ist das Steak fast fertig. In der Ruhe des Anrichtens kann es noch etwas ruhen.
Teller anwärmen
Der Teller steht übrigens nicht zufällig auf der zwar ausgeschalteten, aber noch warmen Herdstelle, wo vorher die Pfanne stand. Dadurch wird auch er noch etwas angewärmt. So, wie es sein soll.
Fleisch fertig
Das T-Bone-Steak wird dem Ofen entnommen und von der Messsonde befreit. Es kann während des Anrichtens noch etwas ruhen.
Anrichten
Auf dem Teller werden neben dem Fleisch die Tomatenhälften und das Kraut verteilt.
Salzen und Pfeffern
Fleisch und Tomaten werden noch mit etwas Salz und Pfeffer gewürzt. Das Kraut kam verzehrfertig aus dem Glas. Man hätte vor dem Anrichten auch das Rinderfett noch abschneiden können, man kann es aber auch dem Esser überlassen.
Rosa
Rosa, saftig und unheimlich gut. Auch die Filetseite sah so schön rosa aus. Herrlich.