Gesundheitsanbeter vs. “Big 7”

Manchmal kriege ich ja sooo’n Hals, wenn ich auf einigen Foodblogs so ein Gesundheitsgeschwurbel lese. Das wäre gesund oder jenes, wenn man es denn auch schön isst bzw. trinkt. Solche Aussagen sind hanebüchener Unsinn. Wenn sich alle mit Ernährung befassten offizielle Institute („Big 7“ Ernährungsinstitutionen und Ökotrophologieverbände) im deutschprachigen Raum quasi einig sind, das Gesundheitsaussagen bei Lebensmittel nicht machbar sind, ist da vielleicht auch was dran.

Gibt es gesunde und ungesunde Lebensmittel!? Nein!
Die starre Kategorisierung ist weder zeitgemäß noch wissenschaftlich haltbar, kurzum: „Wir brauchen keine Einteilung in gesunde oder ungesunde Lebensmittel.“
nach: DGE (D), SGE (CH), ÖGE (A), DIfE (D), BZfE (D) sowie VDOE (D) und VEÖ (A), Quelle Belege

So fand ich heute einen Artikel über einen “Beschütz dich Smoothie”, in dem mit wehklagender Stimme die aktuelle Erkältungszeit hochstilisiert wurde und dass man sich nur mit besagtem Smoothie vor dem Unbill der Rüsselseuche beschützen kann. Natürlich ist das ein bezahlter Artikel, der für eine entsprechend sinnlose “Würzmischung” Werbung macht. Man erkennt es spätestens am Kleingedruckten. Immerhin: die Gesundheitsverschwurbelung ist als “Anzeige” gekennzeichnet, kommt aber wie ein normaler Artikel daher. Dazu mal kein Kommentar.
Kommentiert habe ich den Artikel natürlich trotzdem. Und da ich befürchte, dass meine Bemerkung nicht veröffentlicht bzw. wenn, dann nicht mit einer Antwort aufgewertet wird, will ich Euch das (zweifelhafte) Vergnügen nicht ersparen, den Text auch hier zu lesen. Er ist nicht lang.

Lest ihr eigentlich manchmal auch aktuelle Fachveröffentlichungen? Dass eine Vitamin-C-Gabe vor Erkältungen schützt, ist hanebüchener Unsinn. Vitamin C mag das Immunsystem unterstützen, aber das ist eine langfristige Sache. Es hilft nicht, vor einem Gang ins Büro oder zum Einkaufen mal schnell den “Smoothie” oder eine Vitamin-C-Pille einzuwerfen.

Ergänzt sei die Info, dass ich neulich irgendwo gelesen habe, dass das Vitamin nicht mal das macht, was ich in dem Kommentar an positivem unterstelle. Ich habe nochmal nachgelesen und den Gedanken gefunden, dass in den letzten Jahren immer wieder versucht wurde, den positiven Einfluss von Vitamin C auf das Immunsystem nachzuweisen; was nachgewiesen wurde: Hohe Tagesdosen an Vitamin C können zu Nierensteinen führen.
Weitere Studien stellten bspw. bei zusätzlicher Vitamin-E-Gabe fest, dass bei männlichen Studienteilnehmern das Risiko stieg, an Prostatakrebs zu erkranken. Bei separater zusätzlicher Einnahme von Vitamin A (bzw. Betacarotin) stieg das Risoko für Lungenkrebs sowie Leber- und Knochenschäden.
Das soll jetzt alles keine Panik verbreiten, nur die Sinnlosigkeit und potenzielle Gefährlichkeit unkontrollierter Vitamingaben verdeutlichen. Bei ärztlich anerkanntem Vitaminmangel gibt es spezielle Präparate, die dann verschrieben werden, aber die auf Spatzen schießenden Kanonen (mal bildlich gesprochen) aus den Supermarktregalen sind im besten Fall überflüssig. Und immer dran denken: Eine Fenchelknolle enthält bis auf eine Ausnahme alle Vitamine und viele Mineralstoffe, die ein Mensch pro Tag braucht. Aber der Mensch lebt nicht vom Fenchel allein. 😉
Was mir bei mittlerweile genauerer und wieder ausgeglichenerer Sichtweise auch noch auffällt: Das Beispiel-Rezept für den Smoothie wird mit Erdbeeren zubereitet. IM JANUAR! Wie passt sowas zu einem Bio-Produkt, wenn man es wenigstens ein bisschen ernst nehmen würde? GAR NICHT.

3 Gedanken zu „Gesundheitsanbeter vs. “Big 7”“

  1. Ich frag mich warum Menschen sich immer wieder über Erdbeeren im Januar aufregen, selbst aber mit Sicherheit Bananen essen, Ingwer kaufen, Avocado auf Instagram stellen oder noch schlimmer, Steak aus Argentinien anbraten. Ist doch sch***egal welches Essen ich über den halben Globus schipper. Oder wachsen derzeit Paprika, Tomaten, Salatgurken oder Zitronen in Deutschland? In meinem Garten zumindest nicht. Also… was soll diese Heuchelei immer zwecks Erdbeeren?

    1. Weil es genau diese Gleichgültigkeit ist, die den von jedem zu verantwortenden ökologischen Fußabdruck unnötig vergrößert. Avocados habe ich bereits vor einiger Zeit von meinem Speiseplan gestrichen (wie jedes andere, weit her importierte, sogenannte Superfood). Argentinische Steaks habe ich ein paar Mal probiert, bediene mich aber lieber wieder dem Sortiment meines Lieblingsfleischers, der seine Tiere selbst aufzieht und sogar das Futter selbst anbaut. Vermutlich wird auch was dazu gekauft, aber der Grundsatz ist der richtige.
      Ein wenig mehr nach Saison und Regionalität orientieren und wir leben besser und tun mehr für die Umwelt. Dass die Sachen in der Saison und aus der Region meist auch noch besser schmecken, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Natürlich ist ab und an auch mal eine kleine Sünde unumgänglich, ich bin ja auch kein Heiliger, aber wenn die Sünden zur Regel werden, geht’s doch eher mit uns den Bach runter. Aber einen Vorteil hätte auch das: kurz vorher würden Bananen, Ingwer und Zitronen zu regionalen Erzeugnissen.

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