Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich mag keine Würstchen aus Glas oder Dose. Dabei ist es ziemlich egal, ob es Wiener, Bockwürste, Frankfurter, Krakauer, Hot-Dog-Würstchen oder sonstwelche sind. Die sehr knackigferne Konsistenz, das unter anderem daraus entstehende Mundgefühl, das teilweise mit “schleimig” recht zutreffend umschrieben wird, und der Geschmack ergeben ein Triumvirat des Nichtkulinarischen, dass durch die potenziell jahrelange Lagerung der Brätphallie im Wurstwasser auch nicht besser wird.
Unter diesem Gesichtspunkt hatten die getesteten Bio-Tofuwürstchen im Glas von vornherein kaum eine Chance. Das letzte Quentchen davon vergeigten sie fast schon, bevor sie überhaupt zum Geschmackstest kamen. Aber der Reihe nach. Laut Etikett habe ich die Tofuwürstchen “in einer beschichteten Pfanne unter mehrmaligem Wenden 3-5 Minuten goldbraun gebraten oder in einem Topf mit kochendem Wasser erwärmt”. Ich habe beides gemacht, es waren ja genug Würstchen da.
Der Eindruck, den die kochenden Würstchen machen, stimmt: Sie sehen sehr blass aus, fast wie Bratwürste mit ganz leichter Currynote. Das Wurstwasser übrigens vermittelte einen säuerlicheren als gewohnten Eindruck, was am zugesetzten Tomatenmark oder der Sojasoße liegen könnte (erstaunlich, dass beide nicht färbend in Erscheinung traten). Das Wasser kochte, als Bratunterstützung dienten ein paar Tropfen Olivenöl, die durch die Tofuwürstchen dankbar aufgenommen wurden. Nach 5 Minuten wurde angerichtet.
Es gibt Bockwürste (frisch), die sind einfach nur lecker, sie brauchen zum Verzehr weder Senf, Brötchen noch vorherige Erwärmung. Bei den Sojadingern war letztendlich jede Mühe umsonst. Als Senfträger – für alle Senfliebhaber – sind sie geschmacklich sehr gut geeignet, geben sie davon doch eher wenig dazu. Das trifft vor allem für die gekochte Version zu. Senffrei probiert drängt sich mir der nicht ganz stimmende Vergleich mit gut durchfeuchteten Bierdeckeln auf, zumal es die Untersetzer nicht in Würstchenform gibt. Das Braten zauberte zwar durch die Maillard-Reaktion noch ein paar zusätzliche Aromen in die Würstchensimulation, wirklich geholfen hat es aber auch nicht.
Es mag Menschen geben, die aus medizinischer Sicht sowas essen müssen. Für alle anderen gilt: Schade um den Senf.
6 Gedanken zu „Armes Würstchen“
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Japfuideibel, das KANN ja gar nicht schmecken. Und auch aus medizynischer Sicht kann man niemanden zwingen, sowas auch noch zu essen. Nicht dran zu denken, was da alles an Schädikalien drin ist, um annähernd den Geschmack von Wurst vorzutäuschen. Also besser tief eingraben das Zeug, wenn es versehentlich in den EinkaufsKorb gelangt ist und wieder richtige, echte BockWürste an den Start bringen.
In dem Sinne: Wissu ne Wuäss??
LGr aus der schönsten Hansestadt am Ryck vom ollen Wolfgang ;0)
Schädikalien sind wohl aus 2 Gründen nicht drin: 1.) war das Produkt Bio und 2.) wurde augenscheinlich gar nicht erst versucht, irgendeinen würstchentypischen Geschmack zu erzeugen.
Früher, als es noch Westpakete gab, bekam meine Familie mal solche Sojawürste geschickt, war gerade der letzte Schrei. Sie landeten sehr schnell vom Mittagstisch bei den Hühnern, aber die wollten sie auch nicht.
Es ist doch nicht alles gut, was aus dem Westen kam. 😉
Die Hühner haben eben auch einen guten Geschmack.