Ostern

Manchmal bringen Feiertage doch einiges durcheinander. Das führte letztendlich zu einigen eigentümlichen Ereignissen – aus meiner Sicht, aber es sind eigentlich Trivialitäten. Aber sie haben das Potenzial, das Klischee, das ich in den letzten Jahren ach so mühsam von mir aufgebaut habe, zerstören oder zumindest beschädigen könnte. Aber nur bei Menschen, die mich persönlich kennen. Ein kleiner Einblick gefällig?

Was für viele Leute ein klassischer Sonntagmorgen ist, ist bei mir der Samstag. Per se keine Verpflichtungen, deswegen die Chance zum Ausschlafen mit anschließendem ausgiebigem Frühstück und dann ein wenig Rumgammeln und vielleicht auch noch ein oder zwei kleinen Tageshighlights. Wobei das (teilweise) leeren einer Flasche geistreichen Getränks, dass mir mal aus gegebenem Anlass geschenkt wurde, schon unter Highlight läuft. Das „Frühstück“ ist übrigens ganz klassisch mit Brötchen, Marmelade, Konfitüre, Frühstücksei, Saftschorle, Milchkaffee … Und es ist auch die erste Mahlzeit des Tages, insofern stimmt der verwendete Begriff. Einzig die Uhrzeit spricht gegen „Frühstück“. Standard ist ab ca. 11 Uhr, es wird aber auch mal später.

Das Erstaunliche war dieses Mal, dass der Zeitpunkt quasi der Tradition entsprach, gegen 11 Uhr saß ich am Frühstückstisch, schnitt die Brötchen auf und lauschte der Radiosendung, die ich immer zu dem Zeitpunkt höre. Satire zum Samstangsfrühstück, damit nicht nur der Magen was zu tun bekommt. Allein das Vorspiel war einzigartig. Mich hatte die Information erreicht, dass der regelmäßige „Grünmarkt“ seine Saison in diesem Jahr in der Stadt startete und da dachte ich an einen Besuch. Und so tapperte ich kurz nach 9 Uhr schon über den hiesigen Marktplatz. Das Angebot war noch übersichtlich, aber ein paar kleine Leckereien erstand ich. Nur vor dem Bäckerauto war eine – mir nicht ganz verständliche – lange Schlange, so dass ich – den Heimweg nutzend – noch bei meinem Lieblingsfleischer und einer nebenan befindlichen Bäckereifiliale vorbei fuhr und unter anderem frische Frühstücksbrötchen erwarb, sonst eher nicht üblich, ich kaufe die eigentlich immer freitagnachmittags. So war ich gegen 10 wieder zu Hause, versetzte mich in den Zustand, den ich sonst um die Zeit eingenommen habe (Nachthemd, Stoppersocken) und bereitete das Frühstück vor. Hoffentlich hat mich keiner auf dem Marktplatz gesehen. Das Langschläferklischee muss erhalten bleiben! 😉

Was nutzt eigentlich ein Parkleitsystem, dass seine Auslastungszahlen auch in einer App veröffentlich, wenn in der App den ganzen Tag die gleiche Zahl der belegten Parkplätze steht. Ich habe meinen Ausflug zum Grünmarkt ein wenig von der Belegung der Tiefgarage abhängig gemacht. Die App zeigte vor Abfahrt 110 freie Plätze an, nach dem Einparken auch und später am nachmittag wieder. Die leuchtende Zahl kurz vor dem Erreichen der Parkmöglichkeit an der Straßenecke war übrigens nicht 110, sondern 160. Also kein Rundungsfehler. Vermutlich hing da was im System. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen sind übrigens immer noch 110 Parkplätze frei. Na ja.

Da das Osterwochenende zum einen etwas fremdbestimmt, zum anderen aber bereits vor dem Besuch des Grünmarktes kulinarisch durchgeplant war, wird es wenig von den Leckereien am Sonntagmittag geben. Zumal das Sonntagmittag diesmal ein Montagmittag geworden ist. Aus Gründen. Und nicht nur das.

Sonntag->Montagmittag

Ein Päckchen Feldsalat, zwei Tomaten, drei Lammspieße meines Lieblingsfleischers. Ein dicht schließendes Schraubglas und eine selbstgemachte Vignaigrette. Was braucht es mehr?!

Feldsalat, Lammspieße, DressingAchja, eine Gabel. 😉 Die Spieße habe ich in ein wenig Öl gebraten, die Tomaten gesechselt, den Feldsalat gewaschen und sortiert. In das Schraubglas kamen etwas weißer „Balsamico“, etwas Apfelessig (der gute), Senf, Salz, Pfeffer, Honig. Dann wurde das erste mal zwechs Auflösung des auflösbaren gut bedeckelt geschüttelt. Dann kam moch das gute Rapsöl und auch etwas vom guten Olivenöl dazu. Nochmal gut bedeckeln und ebenso durchschütteln. Das Ergebnis seht ihr im Glas.

Feldsalat, Lammspieße, DressingKurz vor dem Verzehr kam es über das Gemüse, und wenn ein wenig davon auf die Lammspieße kommt, ist das auch nicht sehr schlimm. Die Gabel hilft beim Verzehr und für die letzten Soßenreste hilft ein altes, in Scheiben geschnittenes und aufgetoastetes Brötchen. Knisperknusper. Fingerleck.

Feldsalat, Lammspieße, DressingDie Spieße meines Lieblingsfleischers waren erwartbar sehr gut, da hätte nach der Zubereitung auch ein kleiner Klecks einer Knoblauchmajonäse nicht geschadet. Eine echte Aioli wäre vermutlich noch etwas zu aromatisch für das zarte Fleisch, aber wenn man nur aus Knoblauch und Öl besteht, darf man schon etwas scharf sein …

Leichtes Hähnchen – sehr gemüsig

Warum ist Hähnchen/Hühnchen eigentlich nicht vegan? Weil da Ei drin ist.

badumm tsss

Sorry, der musste sein.

Es ist doch immer noch schön, wenn man auch mal positiv überrascht werden kann. Es ist nur immer die Frage, was einen da nun eigentlich wirklich überrascht, und da halte ich mittlerweile einiges für möglich. Auf dem Gebiete Convenience sind wahrscheinlich auch schon Sachen möglich, die wirklich wie frisch zubereitet wirken. Mal so gaaanz allgemein in den Raum gedacht.

Sonntagmittag

Ein Restaurant, das mich mal mit 500 g Schupfnudeln mästen wollte, kann auch vernünftige Portionsgröße ohne extra Ansage. Das ist mir nicht nur auf dem Teller aufgefallen, der vor mir landete, sondern auch bei denen, die anderweitig in mein Blickfeld kamen. Find ich super.

Mediterranes Hähnchenbrustfilet - Gebratenes Hähnchenbrustfilet auf Käse-Sahne-Sauce mit Zucchini-Paprika-Gemüse und StampfkartoffelnUnd dann gibt es auch noch ein Gericht, das nicht nur den Essenden glücklich macht, sondern fast auch seine Ernährungsberaterin. Aber vielleicht auch nicht nur fast. Stichwort resistente Stärke.

Mediterranes Hähnchenbrustfilet - Gebratenes Hähnchenbrustfilet auf Käse-Sahne-Sauce mit Zucchini-Paprika-Gemüse und StampfkartoffelnUnter einer angenehmen Menge Rucola befindet sich auf dem Teller eine bunte Mischung mediterraner Gemüse, die zwecks Fertigstellung einmal durch die Pfanne gezogen wurde. Begleitet wird das Ganze durch eine Käse-Sahne-Soße, die schön zum Gemüse als auch zu den Stampfkartoffeln passte.

Mediterranes Hähnchenbrustfilet - Gebratenes Hähnchenbrustfilet auf Käse-Sahne-Sauce mit Zucchini-Paprika-Gemüse und StampfkartoffelnDer Rucola war frisch, das Gemüse natürlich Tk. Über die gebratenen Hühnerbrüste lassen wir mal das Rucola ruhen. Ehrlicherweise weiß ich nicht, was mit denen los war. Da hat das Convenience voll versagt. Konsistenz und Geschmack waren völlig daneben, es waren auch kaum Bratspuren daran, was aber nicht wundert. Auch nur eine Sekunde länger in einer heißen Pfanne, und man hätte es vermutlich mit einer Bündnerfleischreibe über das Essen hobeln können. Die Art der Konservierung veränderte das Fleisch kollossal. Vor allem, wenn man schon mal eine frische Hühnerbrust gebraten und gegessen hat, erkennt man den Unterschied. Zumal die Fleischstücke auf dem Teller auch sehr vorpupertär waren. Soll heißen: flach. So sieht keine Hühnerbrust aus.

In Verbindung mit den anderen Tellerinhalten war aber auch das Fleisch gut verzehrbar, und wenn ich nicht so gut erzogen worden wäre, hätte ich auch gern am Ende den Teller abgeleckt. Löffel gab’s ja keine …

Pulled Roul

„Das hat der Koch versaut“, könnte man einen Gast sagen hören, wenn das Essen auf dem Teller mal besonders unterirdisch ist. Aber es gibt andere Gründe. Und genau den Satz habe ich unlängst im Restaurant gehört. Von einem anderen Gast.

„Das hat der Koch versaut“, sagte der Gast mit freundlich, positiv ironischem Unterton, als er ein Interesse an einer angebotenen Eiskarte verneinte. Ich habs gehört, der Service vermutlich auch, aber ob es eine Wirkung haben wird? Ich wage es zu bezweifeln. Aber ich in froh darüber, dass ich offenbar nicht der einzige bin, dem die „normalen“ Portionen in der Gastronomie zu groß sind, also der einzige neben Senior/inn/en und Kindern.

Sonntagmittag

Das sollte mal wieder rustikal und handgemacht sein. Naja, „Hausgemacht“ – wie es auf der Karte stand – ist nicht handgemacht. Und wenn das Haus nicht auf die Garzeiten achtet, weil es wegen schlecht möblierter Dachetage keine Uhr lesen kann … Ich verheddere mich gerade in Klischees und Floskeln. Also nochmal von vorn. Darf ich vorstellen: Hausgemachte Rinderroulade mit Rotkraut und Salzkartoffeln. Könnten auch Petersilienkartoffeln gewesen sein.
Hausgemachte Rinderroulade mit Rotkohl und SalzkartoffelnAber, nun mal Soße bei die Roulade: Hättet ihr erkannt, dass das eine Rinderoulade hätte sein sollen?

Hausgemachte Rinderroulade mit Rotkohl und SalzkartoffelnOptisch und konsistenziell ein absoluter Fehlschlag. Ich weiß nicht, was da passiert ist: zu lange gegart oder zu viel Zartmacher ins Fleisch gearbeitet. Die Roulade hatte die Konsistenz eines zarten Klopses, die die Königsberger aus gleichem Haus vermissen ließen. Geschmacklich gings übrigens. Rindfleisch, Gurke, Speck, Würze waren schön und ausgewogen. Nur eben gefühlt schon vorgekaut. Die Roulade hätte man auch auf Felge essen können; Zähne brauchte man nur fürs Kraut, was aber in dem Zusammenhang eher positiv zu verstehen ist, gehörte der Rotkohl zu den besten Sachen auf diesem Teller.

Qualität im Laufe der Zeit

Mal etwas ganz anderes. Früher™ war ich mal regelmäßiger Zuschauer eines Pay-TV-Senders namens Discovery Channel. Den hatte ich als Nutzer der ersten digitalen TV-Plattform Deutschlands namens DF1 kennen gelernt und mochte ihn sehr. Schöne, sicher auch aufwendig produzierte Dokumentationen, die nicht nur Wissenzuwachs brachten, sondern auch ein sinnlicher Genuss waren. Irgendwann wurde aus DF1 Premiere und später das immer noch existierende Sky. Seit kurzem gibt es zwar auch wieder ein TV-Programm namens DF1, das hat aber inhaltlich nix mit der damaligen Digitalplattform zu tun. Nur die Postadresse ist ähnlich. 😉

Aber es geht ja auch um den Discovery Channel. Ich weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass ich mein Digital-Abo kündigte und demzufolge auch das Programm nicht mehr sehen konnte. Jahrzehnte könnte es her sein. Seit einigen Tagen habe ich aber wieder die Möglichkeit, mit den Discovery Channel anzusehen. Ohne Sky, es gibt schließlich auch andere legale Wege. Mit einer Gewissen Vorfreude, gespeist aus alten Erinnerungen, wandte ich mich dem Programm zu und … Ach du Scheiße. Huch, da ist wohl ein Produkt zu oft „mit verbesserter neuer Rezeptur“ mehr verschlimmert als verbessert worden. Ein Sammelsurium von Content, den man von anderen Sendern, die zur gleichen Firma gehören, auch schon kennt. DMAX, TLC, HGTV lassen grüßen. Es fehlt nur noch, dass in den Programmrandzeiten auch mal eine Folge Star Trek gelistet wird, gehört – im deutschsprachigen Bereich – ja auch Tele 5 mit ins Portfolio. Der Weg führte also von den Hochglanz-Dokus zum Fastfood. Insofern eine Entwicklung, die wir hier im Blog auch schon immer mal weider erwähnt haben, wenn auch meist aufs Essen bezogen.

Knabbereien

Neulich entdeckte ich irgendwo eine „Landwurst“ mit dem Untertitel „wie in der guten alten Zeit“ imd dachte mir: ‚Na, die nimmste mal mit und auseinander.‘ Aber wie groß war meine „Enttäuschung“, dass sich die Zutatenliste bei der heimischen Lektüre als angenehm übersichtlich herausstellte. Die Wurst war eine Mischung einer geräucherten Salami mit der Fleischvorbereitung einer Krakauer, also mit großen Fleischstückchen und wenig Füllmaterial. Ich ließ sie noch ein paar Tage rumhängen und erfreute mich ihrer und ihrer 7 Zutaten dann als Snack beim Snooker gucken. Wirklich lecker, aber leider Aktionsware und demzufolge beim nächsten Einkauf sicher nicht mehr verfügbar.

Ebenfalls entdeckt und positiv überrascht haben mich grüne Flips aus Erbsen. Von der Form her Erdnussflips nicht unähnlich, hatten diese ein leichtes Erbsaroma und waren „nur“ leicht salzig (was der ausgelobten Geschmacksrichtung entspricht). Da bin ich mal gespannt, ob es die auch mal in anderer Aromatik gibt. Ich könnte mir sehr gut eine gewisse Meerrettichschärfe in der Kombination vorstellen, hatte ich doch auch mal eine Phase der Wasabierbsenexzesse, getrocknete Erbsen, die mit einer Teighülle im Wasabi-Style – ähnlich entsprechenden Erdnüssen – ummantelt waren. Die Erbsflips zeichnen sich übrigens auch durch eine übersichtliche Zutatenliste aus, neben Erbsen und Salz sind nur 2 weitere Zutaten drin. Super.

Sonntagmittag

Das Sonntagsessen hatte natürlich ein paar mehr Zutaten, ist es aber auch komplexer zusammengesetzt. Frisches mediterranes Gemüse, in der Pfanne angeröstet, dazu in heißem Öl gebackene Kartoffelstäbchen, eine edle Kräuterknoblauchsauce und das unvermeidliche Salatbouquet mit feinen, aus dem Hinterhofgarten frisch geernteten Blattsalaten und Kräutern verfeinert … Das alles ist aber nur die Begleitmusik zu ein, zwei edlen Lammfilets, die aus 19000 km Entfernung extra für mich eingeflogen wurden … aber ich träume wohl.

Gegrilltes Lammfilet mit Kräuterknoblauchsoße, frisches mediterranes Pfannengemüse, SalatbeilageUm dem mediterranen Pfannengemüse ansichtig zu werden, musste man erst etwas Fleisch essen.

Gegrilltes Lammfilet mit Kräuterknoblauchsoße, frisches mediterranes Pfannengemüse, SalatbeilageIch hatte übrigens eine kleine Portion bestellt – die Karte bot Kinder- und Seniorenportionen an, obwohl ich keiner dieser Zielgruppen wirklich angehöre. Aber ich war mit Vattern da, also war die Klassifikation als Kind gesichert und die angepasste Bestellung wurde akzeptiert. Allein, sie kam nicht in der Küche an.

Gegrilltes Lammfilet mit Kräuterknoblauchsoße, frisches mediterranes Pfannengemüse, Salatbeilage5 (in Worten: fünf) Lammfilets aus Neuseeland, eine große Portion Pommes eine ebensolche Portion Pfannengemüse und ein kleiner Haufen Kraut-, Möhren- und Bohnensalat unter der Orangenscheibe.

Die Aufbereitung der Tiefkühlware erfolgte fachgerecht, die drei Becher mit den Salaten, wie man sie in jeder beliebigen Kühltheke kaufen kann, wurden unfallfrei geöffnet und jeweils ein Löffel voll auf dem Teller platziert. Alles kam wohltemperiert beim Gast an, das Fleisch war saftig, die Pommes heiß und knusprig. Nichts, was man nicht anderswo genauso hätte bekommen können. Aber die Convenience-Koordinierungsstelle der DEHOGA scheint gut zu arbeiten, so dass man das Gericht eben nicht woanders in der Nähe nochmal bekommt. 😉

Gegrilltes Lammfilet mit Kräuterknoblauchsoße, frisches mediterranes Pfannengemüse, SalatbeilageSo ging der Teller übrigens wieder zurück in die Küche zur inhaltlichen Entsorgung. Schade drum. Aber ich schätze mal, dass wäre der Anteil gewesen, den ich nicht bekommen hätte, wenn ich die bestellte kleine Portion erhalten hätte. Es ist schließlich nicht meine Aufgabe, mir wegen einer falschen Übermittlung mengenmäßig den Magen zu verrenken. Da half auch die ganze joviale Vertraulichkeit (so viel Körperkontakt zu einem Service hatte ich lange nicht mehr, und das eine Mal, wo es doch mehr gab, war es Sex) nichts.

Und letztendlich stellt sich die schon im letzten Artikel aufgeworfene Frage: Welches Gericht muss ich von der Speisekarte wählen, um heimischen Bauern beim Umsatz zu helfen?

Winterliche Trilogie – Schmorzeit

Nein, keine Angst. Dies werden keine mehrteiligen Fangesänge. Wobei, wer weiß. Aber es gibt zumindest keinen Plan dafür. Mit dem neuen Jahr wurde in meinem momentanen Lieblingsrestaurant die Karte – nicht unerwartet – überarbeitet und wartet mit allerlei neuem auf.

Sonntagmittag

Schmorgerichte haben was. Und sie werden klischeesk immer gern mit der Winterzeit verknüpft. Warum auch immer. Aber es ist schön, dass es sowas gibt. Natürlich kann man entsprechendes auch selbst machen, aber dadurch, dass man das viel zu selten macht, fehlt ein wenig die Erfahrung für eine entspannende Routine und die Zubereitung wird zum Event, und man „steht stundenlang“ in der Küche, was ja gar nicht sein muss, da sich die meisten Schmorgerichte eigentlich von allein zubereiten, wenn man sie erstmal auf den Weg gebracht hat.

Zart geschmorte Rinderschulter, kräftige Rotweinsauce, glasierte Karotten, nussiges KartoffelpüreeZwei butterzarte Scheiben einer Rinderschulter, begossen mit einem leckeren Jus, begleitet mit den bereits öfter erwähnten leckeren Möhren und einem besegelten nussigen Kartoffelstampf. Soulfood heißt sowas wohl.

Zart geschmorte Rinderschulter, kräftige Rotweinsauce, glasierte Karotten, nussiges KartoffelpüreeEs gibt wirklich wenige Situationen, bei denen ich beim und nach dem Essen ein wohliges Grinsen im Gesicht habe – hier kommt das öfter vor. Und das ist gut so. Vor allem auch mit dem Hintergedanken, dass man sowas schönes anderswo nicht bekommt. Ich prophezeie einen entsprechenden Verriss in einer Woche. 😉

Herbstliche Trilogie – Teil 3

Auch mal schön als kleine Anekdote am Rande. Nach dem 1. Advent kann man ja schon mal langsam an die kulinarische Planung der Weihnachtsfeiertage gehen. Und mir waberte dabei die Idee durchs Hirn, das Kochen doch mal outzusourcen. Und weil ich gerade am kulinarischen Lieblingsort war, fragte ich dort nach. Vor einem Jahr hatte ich mal mitbekommen, dass sie an den Feiertagen öffnen und meist volles Programm haben. An den beiden Feiertagen wird in 2 Schichten mittaggespeist: 11-13 Uhr für die Frühaufsteher und 13:30 Uhr bis Kaffee für die Langschläfer. Aber offensichtlich ist es nicht nur mein Lieblingsrestaurant: Für Weihnachten waren nur noch sehr wenige Plätze frei. Für Weihnachten 2024. Dieses Jahr ist schon alles dicht. Wohl auch schon länger. Also doch selber kochen … 😉

Sonntagmittag

Klassische deutsche Gerichte in einer Gaststätte anzubieten, setzt immer auch etwas Mut voraus. Wer sowas schon in gut von Mutter oder Oma gegesen hat, vergleicht unbewusst immer mit der Vorlage und im allgemeinen verlieren dabei die Gaststättenvarianten. Das liegt aber in der Natur der Sache. Die heimische Zubereitung ist sehr individuell und kein Koch kann erahnen, wie Generationen von Mamas und Omas so gekocht haben. Und vor allem bekommt er nicht alle Gewohnheiten unter einen Hut. Eine Idee ist, das Gericht völlig neu zu interpretieren. In einem Berliner Restaurant fand ich mal eine Rinderroulade, die vakuumiert gegart wurde. Leider war ich damals noch nicht so experimentierfreudig wie heute. Oder lag es an anderen Gerichten, die mich dann doch noch mehr ansprachen als eine in Folie gekochte Roulade ohne Soße? Ich weiß es nicht mehr. Leider gibt es den Laden auch schon seit längerem nicht mehr und er änderte auch die Karte je nach den Einkäufen. Ich war zwar einige Male da, habe aber nie zweimal die gleichen Gerichte gefunden.

Unter der Überschrift „Saftig geschmorte Rinderroulade, klassisch gefüllt, mit glasierten Karotten, nussigem Kartoffelpüree und einem deftigen Bratenjus“ kam folgendes Essen auf den Tisch:

Klassische Rinderroulade mit Möhrengemüse und Kartoffelstampf, begleitet von BratenjusHatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass gekochte Möhren nicht unbedingt zu meinen Lieblingsgemüsen zählen? Ich knappere zwar sehr gern auf Möhrensticks rum und es gibt auch interessante Verarbeitungen als Salat, aber geriebene Möhren oder Möhrensaft … Es gibt so schöne Alternativen. ABER! Die glasierten Karotten waren echt klasse. Die mochte ich sehr. So ein wenig im Bratenjus oder im Kartoffelstamf gedischt, wurden sie zwar noch besser, aber auch und gerade pur zum reinknien. Bitte immer so.

Klassische Rinderroulade mit Möhrengemüse und Kartoffelstampf, begleitet von BratenjusAuch die Kombination vom cremigen Kartoffelpüree und Bratenjus oder der Roulade war auch sehr lecker, oder die Kombination Roulade und Bratenjus, wobei es schwierig war, beides gleichzeitig gut in den Mund zu bekommen. Auf dem flachen Teller war schwer Soße einfangen. 😉 Da die Roulade außerdem sehr zart war, wäre vielleicht als Besteckidee eher die Kombination aus Gabel und Löffel eine interessante Variante gewesen. Und dann ein bisschen mehr Soße. Bei aller Zartheit (das Rindfleisch war wirklich sehr dünn geschnitten und vermutlich auch noch plattiert) der Rouladen und auch ihrer klassischen Füllung (naja, einer der unzähligen Versionen von klassischer Füllung), sie teilte – pur gegessen – das Schicksal anderer Fleischgerichte anderswo, die auch mit „saftig“ auf der Karte stehen. Wunderbar vorbereitet, aber beim Aufwärmen für die Belieferung des Gastes trocknet es dann aus. Schade. Aber in Kombination mit den anderen Tellerinhalten konnte man es wunderbar überspielen und das Restaurant behält den Status meines momentanen Lieblingsrestaurantes in der Stadt. Auch, wenn es nächsten Sonntag woanders hin geht. Planmäßig.

Herbstliche Trilogie – Teil 2

Darf ich euch Bert vorstellen? Wobei: Es ist eigentlich der Bert, aber bei Eigennamen weigert sich mein Hirn, Artikel zu verwenden. Genau genommen ist aber „Der Bert“ der Eigenname.

Hotdog "Der Bert"Das ist die schöne Seite von Bert. Die andere sieht nicht ganz so schick aus.

Hotdog "Der Bert"Der Bert hat nämlich was mit dem Autor dieser Zeilen gemeinsam: Er ist etwas übergewichtig. Bei „Der Bert“ ist es aber dieser Effekt, das man von guten Sachen nie genug bekommen kann und es ruhig etwas mehr sein darf. Und das Reinigungsgewerbe will ja auch leben. Kleckern ist beim Verzehr (und schon davor) vorprogrammiert, was schade ist, da man von den schönen Toppings verliert. Aber auch andere Teile sind toll.

An einem Ort, wo früher schon mal ein anderer Verkaufswagen stand, der u.a. Hotdogs feilbot, steht jetzt wieder eine Essensausgabestelle, die neben den Würstchen mit Beilage auch Pizza im Sortiment hat, beides in mehreren Varianten. Unweit der Dümperstraße steht in der Fußgängerzone der Treptower Straße (gegenüber Eingang Nr. 9) in Neubrandenburg das Verkaufsmobil. Zugegeben, die Hotdogs kosten nicht mehr 1,50 € wie beim fernen Vorläufer, sind aber auch alles andere als das damalige 08/15-Billigprodukt mit Zutaten aus den Discounterregalen.

Das zeigt sich übrigens nicht nur an den üppigen Toppings.

Hotdog "Der Bert" angebissenFrischer Rucola, Camembert, Johannisbeerenkonfitüre und natürlich Röstzwiebeln, Ketchup und Senfsoße gehören auch in die Erwähnung. Und, ganz wichtig, das selbstgebackene „Brötchen“, das zwar eher ein gebogener Teigfladen ist, aber sogar mit Bio-Dinkelmehl hergestellt wurde. Ich vermute den Teig mal als den gleichen wie bei den angebotenen Pizzen, da fehlt mir aber noch die Stichprobe.

Hotdog Nr. 1Das ist übrigens die „Nr. 1“ mit geschmorten Zwiebeln und Röstzwiebeln und auch sonst noch so allerlei.

Hotdog Nr. 1 angebissenIn dem Fall übrigens auch noch mit Extra Käse, den man bei jedem Hotdog extra dazu haben kann, außer bei „Der Bert“, da macht es wenig Sinn. Leider liegt mein Notizzettel gerade an einem Ort, den ich nicht erreiche, sonst könnte ich noch mehr über die leckeren Hotdogs und ihre Varianten schreiben. Aber ein Versuch lohnt sich bestimmt, nur ein Lätzchen sollte man nicht vergessen. Und für SuS gibt’s sogar Rabatt! Der einfachste Hotdog (ohne Rabattoption) kostet 3,90 €, die oben gezeigten lagen bei 5,40/5,90€ (wenn ich mich richtig erinnere). Es wird übrigens alles nach der Bestellung frisch zubereitet, das Würstchen im Ofen erwärmt, das Brot fertig gebacken. Selbst der Bacon kommt aus der Pfanne.

Viel Spaß beim Probieren. Meine Hotdogs habe ich übrigens selber bezahlt. Nicht, dass jemand gekaufte Aussagen unterstellt.

Sonntagmittag

Hoffentlich habt ihr nicht das Restaurant wegen der Hirschmedaillons gestürmt. Schon eine Woche später hat der Hirsch das Weite gesucht und ward nicht mehr gesehen. Er hat aber rechtzeitig einen Stellvertreter berufen, so gab es das Gericht des vorherigen Beitrages mit Wildschwein. Aber das zeichnet eine gute Küche aus: auf Gegebenheiten flexibel zu reagieren. Und diese Gegebenheiten können auch Gäste mit Allergien, Aversionen oder einfach nur mit Nichtvorlieben sein. So steht das heutig zu beschreibende Gericht sooo nicht auf der Karten: „Geschmorte Kaninchenkeule auf cremigem Kartoffelpüree mit gebratenen Waldpilzen ohne Mais und einer kräftigen Schmorsauce mit Wurzelgemüse“. Es liegt aber genau so auf dem Teller.

Geschmorte Kaninchenkeule auf cremigem Kartoffelpüree mit gebratenen Waldpilzen ohne Mais und einer kräftigen Schmorsauce mit WurzelgemüseDie Karte wies das Gericht mit Mais aus, ein Grund, weswegen ich das Gericht eigentlich nicht bestellt hätte – bei meiner bekannten „Vorliebe“ für Mais. Aber ich fragte nach, ob man das Essen auch ohne Mais bekommen könnte, und man konnte. Und es war gut so. Und auch so lecker.

Geschmorte Kaninchenkeule auf cremigem Kartoffelpüree mit gebratenen Waldpilzen ohne Mais und einer kräftigen Schmorsauce mit WurzelgemüseDas komische an meinem Maisnichtmögen ist ja, dass ich das Gericht mit dem gleichen Wohlgenuss verspeist hätte, wenn statt des cremigen Kartoffelpürees eine ähnlich cremige Polenta auf dem Teller gewesen wäre. Es sind wirklich nur die gelben Perlen des „Corn“, die ich nicht mag, Polenta, Tortilla, Nachos, … ess ich ja. Komisch. Aber ist so. Bei Kaffee ist es auch nicht anders. Cappuccino, Kaffee au lait, Milchkaffee, Latte Macchiatto trinke ich alles gern, auch die eine oder andere österreichische Kaffeespezialität. Nur mit Kaffee pur, also Filterkaffee schwarz oder Espresso, kann man mich jagen.

Geschmorte Kaninchenkeule auf cremigem Kartoffelpüree mit gebratenen Waldpilzen ohne Mais und einer kräftigen Schmorsauce mit WurzelgemüseAber zurück zum Essen. Die zart geschmorte Kaninchenkeule, dazu die würzige Soße, die wunderbar gebratenen Pilze und das Kartoffelpüree … Ein schönes Gericht, dass sowohl vor als auch nach dem Verzehr ein wohliges Grinsen ins Gesicht zeichnet. Ich hatte auch noch kurz über ein Dessert nachgedacht, aber ich hatte für die Kaffeepause am Nachmittag noch einiges vor und so machte mich dieser Teller voll Genuss glücklich und satt.

Und nächste Woche gibts Rind.

Kaliningrader Spezialitäten

Vorweg drei Tipps aus anderen Kochblogs (mit freundlicher Unterstützung durch die Redaktion von RundumGenuss):

Sonntagmittag

Beim letzten Versuch, dieses Gericht in der Gaststätte zu verzehren, war es leider temporär nicht verfügbar, aber so war diesmal die Auswahl schnell erledigt, es brauchte nur den kurzen Blick auf die Karte, ob es überhaupt noch drauf war. Ich fand es und bestellte es. Und dann kam es.

Königsberger Klopse mit Salzkartoffeln und BohnensalatDie Karte spricht von „2 Kochklopse ‚Königsberger Art'“ mit Kartoffeln und Rohkost. Letzterer hatte die Form von Salat aus grünen Bohnen mit ein wenig Kraut und Gemüse.

Königsberger Klopse mit SalzkartoffelnZugegeben, die klassische Mehlschwitze ist nicht mehr up to date. Aber es gibt doch einige Klassiker, da hat sie nach wie vor ihre Berechtigung. Finde ich. Zumal es sie mittlerweile auch schon in gut konservierbaren Formen gibt. Dieser Soße fehlte jegliche Bindung, und auch die geschmackliche Abrundung durch Eindickung vermisste ich auch. Die Aromatik der Soße war grundsätzlich in Ordnung, aber kam eben auch sehr spitz und aufdringlich rüber. Von einer Haftung am Klops oder an den Kartoffeln ganz zu schweigen. Nicht mal das unfeine Quetschen der Kartoffeln in der Soße brachte keine zufriedenstellende Konsistenz zustande.

Bis zu dieser Erkenntnis hatte ich zum Essen nur eine Gabel in der Hand. Eigentlich dachte ich, dies bis zum Ende der Nahrungsaufnahme durchzuziehen, waren die „Königsberger“ meiner Erinnerung nach sehr zarte Gebilde, die man wunderbar mit der Gabel allein zerteilen konnte. Sogar die Imbissfiliale einer süddeutschen Großfleischerei, die ich gelegentlich frequentiere (1, 2), kriegt das, bei allen anderen Kritikpunkten, gabelzart hin. Die oben bebilderten Exemplare benötigten dann doch leider ein Messer zur Zerteilung.

Bohnensalat zu den Königsberger Klopsen mit SalzkartoffelnDas war dann doch noch der angenehme Teil des Mittagsessens. Zumal diesen Bohnensalat etwas abging, was man sonst manchmal gerade auch bei großtechnisch hergestellten Produkten findet: Die Bohnen quietschten nicht beim Essen.

Sag zum Abschied leise … Saibling

Jetzt muss ich aber mal meinen Senf dazugeben. Also nicht meinen, obwohl ich schon mal darüber nachgedacht habe, selber Senf zu machen. Das ist an sich gar nicht so schwer, aber wenn man bei den Senfkörnern anfängt und nicht bei Senfmehl, wirds technisch schwierig. Aber warum sich so abmühen, es gibt ja sooooo viele Senfs. Senfe. Senfsorten. Und Hersteller. Und Markennamen. Sozialisiert wurde ich mit einem Senf, den es seit einigen Jahren nicht mehr gibt und der sicherlich auch in seiner Geschichte einigen Wandel erlebt hat. In Kinder- und Jugendtagen kann ich mich daran erinnern, dass das erste Öffnen eines Senfbechers immer mit der Frage verbunden war, wie scharf er denn diesmal ist. Nicht, dass er bewusst in unterschiedlichen Schärfegraden verkauft worden wäre, aber vermutlich unbewusst in unterschiedlichen Reifestufen. Wie es eben damals so war: mal gab es keine Senfkörner, mal kein Essig, mal kein Salz oder Zucker. So war die Produktion eben auch nicht kontinuierlich, sondern doch manchmal eher schubweise. Und Senf reift wirklich. Ganz frischer Senf ist wesentlich schärfer als einer, der schon eine Weile „abgehangen“ war. Manchmal kam eben besonders frischer Senf in HO oder Konsum an und der war dann auch entsprechend „bissig“.

Spätestens seit der Erwähnung von HO und Konsum könnt ihr Euch einen Reim darauf machen, wann das wohl in etwa gewesen sein könnte. Und HO heißt nicht Home Office. 😉 Der Senf kam aus einem kleinen Städtchen zwischen Demmin und Jarmen und wurde entsprechend als Tutower Senf bezeichnet. Nach dem Mauerfall und der nachfolgenden Eroberung der Senfregale durch allerlei Marken unterschiedlichster Herkunft habe ich natürlich immer mal wieder die eine oder andere Sorte probiert, bin aber doch immer wieder zum Tutower zurückgekehrt. Der war zwar auch nicht mehr so wie damals, aber ein guter Nachfolger seiner selbst. Tja, bis zu dem Tag, als … Naja, es gibt ihn nicht mehr. Und das, was heutzutage unter dem Namen verkauft wird, hat weniger mit ihm zu tun als der damalige Wandel in der Rezeptur nach der Grenzöffnung. Wobei: Die Rezeptur mag immer noch die gleiche sein, nur: Die Zutaten sind es nicht mehr. Umgestiegen, sozusagen als Basissenf, bin ich auf den mit dem Deppenapostroph. Das sitzt aber so gekonnt im Namen, dass fast gar nicht auffällt, dass es gar kein Deppenapostroph ist.

Gelegentlich probiere ich aber immer noch mal andere Senfe. Die Vielfalt ist ja groß. Aber von „zu sauer“ über „zu scharf“ bis „Ist das überhaupt Senf?“ ist bei der Bewertung einiges dabei. Unlängst fiel mir ein Biosenf ins Auge und in den Einkaufswagen und mittlerweile habe ich ihn auch geöffnet. Liegt es am „Bio“ oder schmeckt der normale Senf aus gleichem Hause genauso? Aber ich finde ihn etwas überkräutert, überaromatisiert. Der Geschmack geht etwas weg vom Senf in eine kräuterdominierte Richtung. Nicht, dass es jetzt ein Kräutersenf wäre, er läuft unter der Bezeichnung „mittelscharf“, wie übrigens alle Senfe, über die ich hier im Beitrag schreibe. Getestet habe ich ihn in mehreren Kontexten. Zum Frühstücksei, zur Bockwurst, zu einer Schwäbischen Bratwurst (die eine gewisse Ähnlichkeit mit einer hier verbreiteten Rauchwurst hat) und unter Leberwurst. Pur habe ich natürlich auch gekostet. Einzig die Bratwurst war kräftig genug im Aroma, um das Kräuterige zu überspielen, das Senfige ging damit allerdings auch unter. Die anderen Anwendungen ließen Sehnsucht nach den Erinnerungen aufkommen. Gerade im Zusammenspiel mit Leberwurst hatte ich mal einen Calvados-Senf, gegen den seither alle anderen Senfe einfach nur versagen. Leider war der Senf mit dem deutlichen Apfelbrandaroma ein Gelegenheitskauf und in der Art leider nicht wiederholbar. Im Internet habe ich mögliche Alternativen allerdings immer nur in kleinen Dosen, dafür aber mit hohen Preisen gesehen.

Der Bio-Großkatzen-Senf kommt mir also auch nicht nochmal in den Einkaufswagen. Bleibt nur die Hoffnung, dass der Senf aus der tiefsten südöstlichsten Ecke Sachsens noch lange Jahre erfolgreich bleibt. Er war früher schon ab und an Plan B vom Tutower, aber als Plan A muss er jetzt eine Weile noch durchhalten. Oder die Senfmüller von der Sonneninsel basteln noch ein wenig am Rezept und kommen dem alten Original noch näher. Schauen wir also mal, was mir als nächstens unter die Augen kommt, wenn der Großkatzensenf endlich leer ist und ich wieder mit dem Stammsenf eingenordet bin. 😉

Sonntagmittag

Die diesjährige Saison dieses kleines Restaurants ist planmäßig vorbei, irgendwann im April, vielleicht auch schon im März nächsten Jahres geht es wieder los. Aber so ist es auch schon in den letzten Jahren gewesen. Vor einiger Zeit habe ich nochmal die Chance genutzt, Fisch aus eigener Erzeugung dort zu essen.

gebratener Saibling, Bratkartoffeln, Salatbouquet (Krautsalat, Gurkensalat)Das Gericht findet man hier im Blog öfter. Es sieht auch immer recht ähnlich aus, das begleitende Salatbouquet ist die große Varianzquelle. Zumindest die offensichtliche. Es könnten auch mal Pommes dabei gewesen sein.

Salatbouquet (Krautsalat, Gurkensalat) Bratkartoffeln, gebratener Saibling

Der Fisch ist ein Saibling, den die Forellenzuchtstation selbst aufzieht. Das liegt nahe, gehören Forellen und Saiblinge doch biologisch recht dicht zusammen. Der Fisch war gut zubereitet, und wenn man das Fleisch vorsichtig löste, blieben die Gräten auch dort, wo sie hingehören (an der Hauptgräte) und zogen sich wunderbar aus dem Fleisch.

Salatbouquet (Krautsalat, Gurkensalat) BratkartoffelnIn früheren Varianten – die ich übrigens besser fand, aber das ist Jammern auf hohem Niveau – fand sich im Fisch immer noch eine mitgebratene Knoblauchzehe, die dem Fisch noch etwas mehr Geschmack mitgab und die auch allein gegessen sehr schön mundete. Aber es ist wohl nicht jedermanns Sache, so eine Zehe im Essen zu finden und bietet den Fisch massentauglicher an. Ein wenig trauere ich der würzigeren Version nach …

Fisch, Kuchen und ein Durcheinander

Zu Lachs habe ich ein etwas gespaltenes Verhältnis. Es gab da mehrere Auslöser, die vermutlich jeder für sich nicht gereicht hätten, mein Verhältnis zum vermeintlichen Edelfisch zu stören. Aber manchmal macht’s eben doch die Summe. Meine Sonntagskuchenproblematik hat sich ja ähnlich aus mehreren Aspekten aufgebaut. Dem Lachs zu gute halten kann man, dass er – gut zubereitet – auch gut schmeckt. Und der hier zu besprechende Lachs war gut. Aber wenn man mal ungefragt mit einer halben geräucherten Lachsseite bemustert wird (nur, weil ich diesen Blog hier habe), die einem nach dem anfangs noch wohlwollenden Verzehr hinterher meterweit zum Hals raushängt, macht es einem den Fisch auch nicht sympathischer. Und keine Angst: Ich lass mich nicht bestechen. Der Halbsatz eben ist die erste Erwähnung des Lachses in diesem Blog.

Ein weiteres Erlebnis war – ich hatte es, glaube ich, schon mal erwähnt – die Suche nach einem speziellen Fisch vor den Weihnachtsfeiertagen. Ich hatte ihn einige Zeit vorher gesehen, aber als ich mich zum Kauf entschloss, war er weg. Und alles, was in den Tiefkühltruhen der Supermärkte und Discounter teils bis über den oberen Rand reingeschüttet war wie die letzte Ramschware, war Lachs. Auch das lässt das Image leiden, so aß ich seither kaum noch Lachs.

Neuentdeckung von was altem

Familiäre Jubiläen führten zum Besuch einer gastlichen Stätte, die ich schon lange nicht mehr besuchte. Besitzerwechsel und Öffnungszeitenanpassung (vor allem letzteres) taten ihr übriges, aber so ein Essen in größerer Runde außerhalb des üblichen Rhythmus ist auch mal ganz schön. Die Umstände gaben vor, dass leider nicht die Menükarte den Inhalt der Teller bestimmte, sondern der Gast selber. Ich will jetzt nicht sagen, dass wir ein warmes Büffett hatten, aber das Essen kam in mehreren Schüsseln getrennt auf den Tisch und jeder nahm sich, was er wollte.

BüffettdurcheinanderSo fanden ein paar Bohnen, Möhrenscheiben, Blumenkohlröschen, zwei Kroketten, ein paar Pommes sowie eine halbe, mediterrane Roulade und ein Stück Ochsenbäckchen den Weg über den Teller und meine Zunge in den Magen. Handwerklich war das alles in Ordnung, aber es sagt doch wenig über das normale Tagesgeschäft aus, auch wenn sich Teile davon auch auf der Speisekarte wiederfinden.

Sonntagmittag

Nun kommt der schon angeteaste Lachs. Den gab es in der klassischen Kombination mit Spinat und einer Hollandaise. Wer jetzt aber etwas ähnliches erwartet wie aus der Systemgastronomie á la Nordsee, der ist völlig auf dem Holzweg (und ich habe die Nordsee-Version schon einige Male gegessen).

Gebratener Lachs, Kartoffelrösti, Spinat, Zitronen.Hollandaise, KräutertoppingEin schönes Stück Lachs, sehr saftig, aber auch schön knusprig gebraten, darunter der Blattspinat und einiges an Tomaten (halb getrocknet), drumrum eine leichte Zitronen-Hollandaise und dünne knusprige Kartoffelrösti mit dabei.

Gebratener Lachs, Kartoffelrösti, Spinat, Zitronen.Hollandaise, KräutertoppingNicht zu vergessen das Kräutertopping oben auf dem Fisch und die Sprossen auf den Rösti.

Gebratener Lachs, Kartoffelrösti, Spinat, Zitronen.Hollandaise, KräutertoppingDazu offenbar etwas Sonne und eine kräftig zitronige, ingwerige Limo … Was will man eigentlich mehr?! Also: Außer mehr davon. Alles auf den Punkt und lecker. Mal wieder. 😉

Sonntagnachmittag

Und das Schöne ist, dass diese erfreuliche kulinarische Einrichtung nicht nur warme Speisen anbietet (wobei ich mal geeiste Gurkensüppchen mit zu den warmen Speisen zähle), sondern in seiner Funktion als Café auch Kuchen. So musste ich nicht auf meine Tk-Reserve zugreifen.

Apfelkuchen, Pflaumenkuchen, beschäumter MilchkaffeeWas hier meinen hausgemachten, beschäumten Milchkaffee trefflichst begleitet sind ein Stück Apfel- und ein Stück Pflaumenkuchen.

Apfelkuchen, PflaumenkuchenBeides mit angenehm hohem Fruchtanteil. Gerade auch der Apfelkuchen war eher ein gebackenes Apfelkompott mit angenehmer Zimtnote, bei dem nur ein hauchdünner Teig das Dessert zum Kuchen adelte. Nicht nur streuselbedingt war der Teiganteil mein Pflaumenkuchen etwas größer … Das störte aber überhaupt nicht. Nach den kulinarischen Highlights des Tages habe ich am Abend danach beim Schreiben dieser Zeilen immer noch ein leichtes Grinsen im Gesicht.