Während auf dem Herd ein Topf mit Ölivenöl, Schalotten, grob zerkleinerten Paprika, Tomaten, Salz, Pfeffer, Thymian, Zucker, Chili und zwei Lorbeerblättern leise vor sich hin köchelt (was mit diesem Blogbeitrag eigentlich nichts zu tun hat), und seiner Pürierung entgegenfiebert, fällt mein Blick auf ein bereits einige Wochen lang andauerndes kulinarisches Experiement, dass an einem Griff meines Küchenschrankes hängt.
Luftgetrocknete Salami und Schinken kennen wir alle. Aber diese beiden sind ja nicht die einzigen, die man entsprechend behandeln kann. Und das schöne ist: einiges kann man auch zu Hause machen. Auf die Idee kam ich, als ich vor längerer Zeit mal auf Dienstreise war. Deren Weg führte mich durch das kleine Städtchen Crivitz, in dem aus einem Verkaufswagen heraus handwerklich erzeugte Fleisch- und Wurstwaren verkauft wurden. Leider ist mir der Name des Fleischers nicht mehr in Erinnerung.
Dort erwarb ich auch vier Knacker. Diese haben, je nach Region auch andere Bezeichnungen, für manche sind es Kohlwürste, für andere Mettenden usw. Sie beherbergen ein grobes Inneres, haben die Größe von Bockwürsten (sind nur nicht ganz so dick) und wurden geräuchert und etwas gereift. Die frischen Würste sind relativ weich und man kann sie gleich aus der Hand essen oder auch erwärmen und mit Genuss verspeisen. Selbst als Suppeneinlage taugen sie.
Zwei der erworbenen Knacker hatten genau diese beschriebene Eigenschaft, die beiden anderen aber nicht, wobei sie sicher auch mal genau so waren. Aber das war schon etwas länger her. Diese Zwischenzeit verbrachten sie mit rumhängen, abhängen und sich etwas Wind um die Nase wehen lassen. Soll heißen: Sie waren luftgetrocknet, und damit fester im Biss (man hatte ordentlich was zum Kauen), schön gereift und hocharomatisch. Und leckerst natürlich.
Nun fielen mir beim Einkauf ein paar Landjäger in die Hand. Eigentlich mag ich sie nicht so gern, aber es fiel mir die Lufttrocknung ein. Den Versuch wag ich. Das schöne war, dass die Landjäger meist paarweise verkauft werden, so konnte ich sie mittels einer einfachen Schnur direkt an den Griff eines Hängeschrankes binden. Frei schwebend, dass sie nirgends anstößt, und dass sie die Luft schön umspülen kann. Beim nächsten Einkauf eine gute Woche später fielen mir noch zwei Landjäger in die Hand, die etwas anders aussahen, und ich lud sie zur Begleitung des Experiments ein.
Das ist jetzt gute zwei Wochen her. Heute habe ich geerntet. Dabei stellte ich in den letzten Tagen durchaus Unterschiede zwischen den beiden Sorten fest.
Damit ist nicht nur die etwas paprikarote Färbung des einen Pärchens gemeint. Diese waren übrigens die zuerst gekauften und damit länger hängenden. Sie sehen noch fast genauso aus wie beim Kauf. Die anderen sind deutlicher ausgetrocknet.
Sie war ehemals auch so glatt wie die rechte, rötere, ist aber deutlich delliger geworden und tropfte auch Fett ab, während sie da rum hing. Das habe ich bei der roten Schwester nicht beobachtet. Das rote kommt übrigens nicht durch eine andere Würzung der Wurst.
Sie hätte ja auch wie zum Beispiel eine Chorizo mit Paprika gewürzt sein können. Aber der rote Farbton war nur in der (essbaren) Pelle. Leider habe ich die Verpackungen nicht mehr, so dass ich den Unterschied in der Wurstpelle nicht mehr nachvollziehen kann. Die rechte scheint aber nicht tierischen Ursprungs gewesen zu sein.
Beide Landjäger waren kräftiger im Biss und aromatischer, wobei ich der linken den Vorzug geben würde. Die rechte war zwar etwas knackiger im Biss, aber das kann durch die Pelle erzeugt worden sein. Obwohl sie länger hing, war sie auch etwas weniger ausgetrocknet als die linke. Beide schmeckten mir in der getrockneten Form besser als frisch erworben.
Nun gilt es, passende Knacker zu finden, die ich auch mal aufhängen kann. Kunstdarm und ähnliches fällt meines Erachtens aus, zumindest wenn er luft- und wasserundurchlässig ist. Eine Zwiebelmettwurst würde ich auf diese Art und weise nicht behandeln. Mal sehen, ob ich fündig werde und was später dabei heraus kommt.
Die Tomatensoße ist mittlerweile auch fertig. Mal sehen, wen ich damit in den nächsten Tagen beglücken kann. Sie ist etwas arrabiata geworden. Aber das relativiert sich, wenn man noch etwas Käse dazu gibt.
5 Gedanken zu „Dröge Angelegenheit“
Kommentare sind geschlossen.
Tomatensauce mit Tomaten und Paprika, eine Deiner liebsten Zubereitungen. 🙂 Und da sieht man mal, dass Nichtstun doch auch seine Vorzüge hat. Einfach einmal ab und zu rumhängen, abhängen und sich etwas Wind um die Nase wehen lassen. 😉
Klassisches Beispiel dafür, dass Wasser immer am besten ganz weg muss 😀 So schmeckt es einfach besser! Daher binde ich meine Saucen auch nicht, sondern koche sie ein. Lieber weniger geniale Sauce, stat viel Wasser-Plörre!
Wobei es einen Grenzfall gibt: Die Soße ist fast genial, das einzige, was ihr fehlt, ist ein wenig Konsistenz. Dann würde sie einkochen ggf. zu intensiv werden lassen. Ein wenig Bindung hilft dann schon. 😉
Noch eine Bemerkung zur Bemerkung und zur zusammenhanglos eingefügten Tomatensoße. In die kam auch kein Wasser. Alle Gemüse grob kleingeschnippelt in den Topf und dann Deckel drauf. Etwas Salz hilft. Also vor dem “Deckel drauf”. Irgendwann schwamm der ganze Topfinhalt. Und ist so würzig und lecker.