Über die standardgemäße Festlegung von kulinarischen Begriffen habe ich hier schon einige Male philosophiert. Für einige Produkte ist das bereits gelungen, für andere steht es noch aus. Auch und gerade die regionalen Bezeichnungen sind hier durch EU und andere Institutionen geschützt. Ich denke da an Münchener Weißwurst und Nürnberger Lebkuchen, aber auch an Wiener Schnitzel oder Feta-Käse. Letzterer muss seit einiger Zeit wirklich aus Schafs- und Ziegenmilch bestehen, Kuhmilchfeta ist nicht erlaubt, zumindest nicht unter dem Begriff. Das Wiener Schnitzel, eigentlich auch “nur” eine panierte und gebratene Fleischscheibe, muss zwar nicht aus Wien kommen, aber dafür Kalbfleisch exclusiv beinhalten. Die Pendants aus Schweine- oder Putenfleisch dürfen dann eben nur “Wiener Art” sein.
Womit wir beim Thema wären: Das Wiener Schnitzel. Meist wird es mit Bratkartoffeln und einer Scheibe Zitrone serviert und sollte natürlich frisch zubereitet werden. Deswegen war ich doch etwas erstaunt, mal eine Variante mit Pommes vorgefunden zu haben, die darüber hinaus auch noch eingeschweißt ist.
‘Na, sogar Bio-Qualität’, mag der flüchtige Betrachter denken. Wer aber – um Rahmen der Möglichkeiten – genauer hinsieht, wird etwas erstaunliches feststellen. Damit ist nicht gemeint, dass Messer und Gabel nur aufgemalt sind. Ich packe das Schnitzel mal aus und richte es an:
Sind die Pommes nicht schön gleichmäßig gebräunt. Auch das Schnitzel sieht sehr ansprechend aus, aber der “Klecks” Ketchup … Ich weiß nicht. Irgendwas ist da faul.
Stimmt! Alles, was auf dem Bild zu sehen ist (bis auf den Teller) ist aus Plüsch! Plüschige Pommes, plüschige Zitrone, plüschiger Ketchup (ok, nicht ganz, aber er besteht auch nur aus Stoff) und ein plüschiges Schnitzel. Ist sowas nicht etwas pervers? Oder wer möchte mal mit einem Mittag kuscheln?
P.S.: Die genaue Herkunft Schnitzels war übrigens nicht nachzuvollziehen. Ob das dazu gehörige Plüsch-Kalb also ein Steiff-Tier (mit dem Knopf im Ohr) oder doch aus den Kösener Werkstätten kommt, ist unbekannt. Es könnte natürlich auch aus Südamerika oder Fernost kommen …
P.S.II: Plüschschnitzel … da schlag mir doch einer ein Ei drüber …
Heißt das dann nicht Hamburger Schnitzel? Das Spiegelei ist natürlich auch aus Plüsch.
Da grübelt man wirklich darüber nach, ob man wirklich aus einem Land kommen möchte, in dem sich irgendwer sowas einfallen lässt. Und vor allem es Leute gibt, die sowas kaufen. 😉 Es gibt auch noch andere Gerichte zum Kuscheln.
5 Gedanken zu „Wo bitte ist das Plüschkalb?“
Kommentare sind geschlossen.
Es sollte jeden Tag Schnitzeltag sein!
Dann brauch es aber auch noch einen Schnitzelservice, der alle Schnitzelvarianten auf der Karte hat. Pizza ist ihr. Schnitzel ist in.