Vier Zutaten sollten es sein, genau wie die vier Tore Neubrandenburgs. Und sie sollten aus der Stadt oder dem näheren Umfeld kommen. Beim Versuch, so was zu vereinen, kam unter anderem das bei raus:
Der EiTV-Vorschlag für einen NeubrandenBurger – bei dem Versuch noch mit dem falschen Fisch. Jetzt ist aber die Folge 20 von EiTV fertig. Viel Spaß beim Nachmachen. Noch gibt es Bärlauch. 😉
Monat: April 2014
Weiß auf weiß
Bevor ich das ganze portionsweise abfülle und teils im Kühlschrank für später, teils zum sofortigen Verbrauch lagere (etwas durchziehen sollte es), hier noch schnell ein Bild davon, als es noch in einer braunen Schüssel ist. In einer weißen Portionsschale wäre es ja fast unsichtbar …
Auch so eine Art Resteverwertung. Der Becher mit der Cremé fresh musste weg. So habe ich ihn in die Schüssel gegeben, glatt gerührt, und mit jeweils einem guten Schuss (also wahrscheinlich je 2 EL) Agaven-Dicksaft und flüssigem Honig gewürzt. Dann habe ich einen Apfel (musste auch weg) und zwei Birnen klein geschnitten und untergemischt. Andere Früchte sind ad libitum einrührbar. Sie sollten nur nicht zu viel Flüssigkeit abgeben.
Die besondere Raffinesse ergab sich, als ich auch noch ein walnussgroßes Stück Ingwer schälte, fein hackte und hinein gab. Die fruchtige Säure war ein schönes Gegengewicht zur bisher nur vorhandenen Süße (wenn man mal von der „Säure“ der Creme fresh absieht), die ebenfalls aufkommende Schärfe ist eine interessante Note.
Einfach, aber auch gut
Manchmal kommt man irgendwohin und denkt, die Zeit ist stehen geblieben. Dann ist man da und möchte, dass die Zeit wirklich stehen bleibt. Meist sind es nur Kleinigkeiten, die sowas auslösen, aber die sind ja auch gelegentlich das wichtigste. Da sitzt man in einer Gaststätte, schaut aus dem Fenster und dann das:
Ok, für das Wetter (es lagen auch noch einige Schauer in der Luft) kann die Gaststätte nicht, aber es gibt eben Tage, da passt einfach alles. Und es war ein herrlicher Tag. Schöne Bilder sind entstanden. Das Wetter war sehr schön, schlechtes spielte sich zwar im Blickwinkel, aber doch weit genug entfernt ab.
Und weil alles Gute nie beisammen ist, wurde zum Abend nach einer Gaststätte gesucht, die das Glücksniveau wieder auf ein erträgliches Maß senken sollte. Immerhin ist das dort durchaus auch eine touristische Region, wenn auch noch nicht sehr stark erschlossen, was für die Gegend spricht. Aber bei einigen Ecken drängt sich eine kleine passende Erschließung geradezu auf. Immerhin waren vorhandene Bänke und Toiletten sauber und gepflegt, Papierkörbe, Hundeabfallbeseitigungshilfen waren vorhanden und gerüstet.
Die aufgesuchte Gaststätte machte von außen einen einfachen, aber aufgeräumten Eindruck, eine Dorf- oder Ausflugsgaststätte stellt man sich so vor, wo es dann Wiener mit Kartoffelsalat und warme Limo gibt. Immerhin gab es auch noch ein Schild „Imbiss“ am Gebäude, der wohl auch mit bewirtschaftet würde, wenn denn Saison ist. Nach dem Eintreten bestätigte sich der bisherige Eindruck: Einfach, aber gepflegt, mit dem Charme der 1990er Jahre und einer langen Fensterfront, die den Blick auf den See genießen ließ. Ein Billard- und Spielautomatenraum ergänzte die dorfgaststättliche Atmosphäre.
Kollege Volksmund meint gelegentlich: „Der erste Eindruck trügt.“ „Teils, teils“, kann man da drauf antworten. Die Speisekarte überraschte dann doch. Neben mehreren Seiten allerlei Getränke gab es genau eine Seite Essen: 2 Suppen, ein Steak, drei Schnitzel, eine Roulade, ein Wild- und ein Fischgericht. Sollte hier wirklich mal umgesetzt sein, was man sich als Gast nur wünschen konnte: Wenige, dafür handwerklich und frisch zubereitete Gerichte, dafür öfter mal wechselnde Speisekarten? Es schien so, stand doch oben drüber „Osterkarte“.
Die Suppen waren schnell aufgeteilt, die Hauptgerichte ausgewählt. Das Spiel konnte beginnen. Die Getränke kamen nach einer kurzen, aber sympathischen Beratung zügig. Saisonal herausgefordert, stand natürliche eine Spargelcremesuppe auf dem Programm. Die war sicher selbst gekocht, konnte aber einen gewissen Convenience-Anteil auch nicht ganz verbergen. Das war aber auf einem akzeptablem Level, immerhin braut man sich ja bei einem Ragout Fin die Worchestersoße auch nicht selber. Die Soljanka kam gehaltvoll und bunt gemischt daher, die einzige kleine Bemängelung lag im beiden Suppen beigelegten Toast, der sicher gern noch ein wenig länger der aufknuspernden Hitze ausgeliefert gewesen wäre.
Als Hauptgerichte gab es Roulade mit Rotkohl und Klößen auf der einen und Schnitzel „Jäger Art“ mit Kroketten auf der anderen Tischseite. Bei dieser Bezeichnung sei eine kleine Erläuterung angebracht, ist doch das Jägerschnitzel als Begriff nicht eindeutig und vor allem regional unterschiedlich belegt. Stünde allein der Begriff auf der Speisekarte, wäre ob der Geografie des Ortes eher eine panierte und gebratene Jagdwurstscheibe mit Tomatensoße zu erwarten gewesen. Aber es war eine Pilzsoße annonciert, eng verbunden mit einem richtigen Schnitzel, was die Spannung ob seiner Zubereitung beinahe knisternd spürbar machte, gibt es sowas doch auch schon fertig in beinahe jeder Tiefkühltruhe.
Dosierte, aber kräftige Klopfgeräusche aus Richtung Küche deuteten nicht die Befreiungswünsche des Kochs, wohl aber dessen frische Zubereitung des Schnitzels an. Schade nur, dass es dann offensichtlich frittiert wurde. Den (Fertig-)Kroketten wurde diese Behandlung auch zuteil, hier aber wohldosiert und so nah vor dem Servieren, dass sie von der Hitze das zuviel hatten, was den Suppen evtl. fehlte. Dafür gab es eine kleine – und einzig mögliche – Gemeinsamkeit zwischen der Spargelcremesuppe und der Pilzsoße, die ein wenig am ansonsten guten Gesamteindruck nagte.
Zum Nagen braucht man gute Zähne, und wer mal Zahnschmerzen hat, sollte auf einer Gewürznelke kauen. Nun hatte zwar keiner Zahnschmerzen, aber für eine Prophylaxe wurde gesorgt. Bei der Zubereitung von Rotkohl kann man unterschiedlich herangehen, was die über den Kohl hinaus gehenden Zutaten betrifft. Nelken gehören sicher auch hinein, aber wohldosiert und nicht fünf pro Portion. Dem gegenüber standen aber handgeformte Klöße und vom Chef höchstselbst gewickelte Rouladen, die all das in richtigem Maße enthielten, was hinein gehört, das entsprechend positive Geschmackserlebnis inklusive.
Zum Abschluss dann wie immer ein doppelter Espresso und ein Cappuccino. Leider streikte wohl gerade die Milchpumpe, so dass auch hier auf einen Espresso umgeschwenkt wurde. Dafür hab es dann auch noch einen Aquavit und einen Gebirgskräuter zur Verdauung. Angesagt war jeweils ein doppelter, aber manchmal sind die Augen doch etwas schlechter beim Einschenken, so dass der Flüssigkeitsstand doch deutlich über dem Eichstrich stand. So deutlich, dass das allein mit der leicht erhöhten Temperatur der Getränke nicht erklärt werden kann. 😉
Der Caffé kam aromatisch und wohltemperiert auf den Tisch, allein, der kleine Servicetest misslang, so dass die beiden kleinen Schwarzen „trocken“ runtergewürgt werden mussten; das „Würgen“ aber nur des Wortspiels wegen, war doch am Espresso selbst nichts zu bemängeln. So endete der Tag doch noch an einer wunderschönen Stelle unserer heimischen Gegend, von der wir hier doch sehr viel und sehr schöne haben. Wenn man denn mal mit dem Auto in südöstliche Richtung unterwegs ist, lohnt ein kleiner Ausflug an den Oberuckersee und in die Seegaststätte am Quast (53.204206, 13.887316). Webseite oder ähnliches gibt es nicht, deswegen mal nur die Koordinaten. Für Radler oder Wanderfreunde seien die Bahnhöfe „Warnitz, Bahnhof“ oder „Warnitz, Uckermark“ (lt. Karte gibt es diese zwei) oder „Seehausen“ empfohlen.
Hommage an die Heimat
Irgendwann in den 1990er Jahren sah ich mal ein Präsentationsvideo meiner Heimatstadt Neubrandenburg. Dort hieß es so schön, dass die Stadt an den Hauptverkehrsströmen von Skandinavien nach Südeuropa und vom Atlantik nach Russland liegt. Oder so ähnlich. Angespielt wird auf die ringförmige Kreuzung zweier bedeutender Bundesstraßen, der B 104 und der B 96. Damals. Und wie es sich für eine solche Kreuzung gehört, sind es vier Straßen*), die sich hier vereinen aus den vier Himmelsrichtungen.
Neubrandenburg – Die Stadt der vier Tore. So heißt sie doch auch immer noch. Und wenn man die beiden Mauerdurchbrüche nicht mitzählt, hat unsere beinahe preisgekrönte Stadtmauer**) vier Stadttore aufzuweisen, die auch irgendwie unstimmig zu sein scheinen, außer, man nimmt an, der Ring hätte sich im Laufe der Geschichte etwas gedreht. Das Friedländer Tor zeigt eher nach (Alten-)Treptow, das Treptower Tor nach Stavenhagen, das Stargarder Tor nach (Neu-)Strelitz und das Neue Tor nach (Burg) Stargard. Aber wer die alten Wege weit vor den Bundes- und Fernverkehrsstraßen kennt, der weiß, dass doch alles stimmt.
Die Zahl Vier scheint doch irgendwie mit Neubrandenburg sehr eng verbunden zu sein. Aber da ist sie nicht die einzige. Der Tollensesee gehört auch mit dazu, unser Kulturfinger, Sportvereine, die schon Weltmeister hervorgebracht haben und vieles andere mehr gehören auch dazu. Kulinarisch möchte ich mich, was den Ruhm der Stadt betrifft, mal nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Zwei der auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Getränke***) aus der Stadt gibt es nicht mehr, die Firmen sind pleite bzw. verkauft. Immerhin gibt es im weiteren Umfeld Deutschlands nördlichstes Weinanbaugebiet, aber das gehört nicht wirklich zu Neubrandenburg. Die große Bäckerei in der Stadt hat europaweit Kunden, nur steht da meist der Hersteller so direkt nicht auf den Produkten.
Wie wäre es mal mit einem typisch Neubrandenburger Gericht? Es sollte aus vier wesentlichen Zutaten bestehen, die irgendwas mit der Stadt oder der näheren Region zu tun haben. Mit dem Gedanken trage ich mich schon eine Weile. Mehrere Ideen wurden geboren und verworfen****). Aber jetzt ist es endlich so weit: In Kürze kann die Kreation bestaunt und nachgekocht werden. Etwas anderes mit 4 Buchstaben wird bei der Präsentation helfen: EiTV. Die kommende Folge, übrigens eine Jubiläumsausgabe, wird das Gericht nachmachbar zeigen. Es ist einfach herzustellen, hat aber einen Nachteil: Eine Zutat ist sehr saisongebunden. Wir hoffe, EiTV noch in der diesjährigen fertig zu bekommen. Morgen wird gedreht.
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*) Wer genauer hinsieht, auch damals schon, sieht natürlich sechs Straßen, denn auch die B 197 und die B 192 sind mit der Stadt verbunden, aber naja …
**) Die Sache mit dem UNESCO-Weltkulturerbe ist doch vom Tisch, oder?
***) Cherry Lady und die Neubrandenburger Biere
****) Das „Datzesuppe“-Rezept war schon sehr ungewöhnlich. Obwohl es ein konkretes Vorbild hatte, ich glaube aus der österreichischen Küche.