Schön zu lesen, dass man nicht der einzige in der Region ist, der sich mit der mehr oder weniger gehobenen Gastronomie beschäftigt. Wobei „beschäftigt“ eher als neutrales Ersatzwort zu verstehen ist; „rumärgert“ wäre auch eine Idee gewesen, oder „aufreibt“. Aber das wäre doch zu wertend gemeint. So war ein anderer Blogger in einem benachbarten Städtchen in größerer Gruppe unterwegs, um negativ aufzufallen. 😉 Gesehen habe ich den beschriebenen Laden auch schon, aber bisher führt der Weg immer vorbei.
Dass man an Seen mit Blick aufs Wasser von einer schönen Terrasse auch ganz andere Erlebnisse genießen kann, soll diese Geschichte zeigen. Wobei es eigentlich etwas ganz anderes zum Abendbrot geben sollte. Ursprüngliche Idee war eine Art Restevertilgung, die durch eine Art Arbeitsessen ersetzt werden sollte. Es gab ein paar Punkte aufgrund einiger Ereignisse in Zukunft und Vergangenheit zu besprechen. Italienisch sollte es werden, aber irgendwie hatten wir kein Glück. Das erste angesteuerte Ristorante war wegen Betriebsferien, das zweite wegen Ruhetag geschlossen. Also suchten wir weiter und wurden fündig. Irgendwie erinnerte das an eine andere Irrfahrt auf der Suche nach Essbarem. Und – um es vorweg zu nehmen – das Erlebnis war durchaus vergleichbar, inkl. Bewertung.
Es war schrecklich. Die Endabrechnung stimmte nicht, die Stühle waren unbequem und es gab keine Crème brûlée. Naja, die Dessertkarte schien eher auf die Tatsache abgestimmt zu sein, dass das Restaurant auch ein Café ist. Bei den Portionsgrößen scheint man auch kein Dessert zu brauchen. Und dass die Stühle unbequem waren, lag vermutlich doch eher an mir … Bei einer gewissen Körperlichkeit werden Sitzgelegenheiten mit Armlehnen manchmal doch etwas eng. Und die Abrechnung stimmte nur von der Zuordnung der Vorspeisen nicht, da sie aber preislich identisch waren, spielte es bei der Summe keine Rolle.
Alles andere – Essen, Atmosphäre und Service – war einfach nur top. Das Wetter ließ es noch zu, auf der Terrasse Platz zu nehmen. Der Blick war wunderbar, über den See in Richtung Stadt oder alternativ in den Sonnenuntergang. Wir saßen gerade und hatten in die Menükarten (leider nicht im Internet verfügbar) geschaut, kam der sehr nette und wie sich im Verlauf des Abends noch herausstellte aufmerksame Service auf uns zu und fragte nach dem Begehr. Vorspeise, Hauptgericht, Getränke. Das übliche eben.
Apropos das Übliche. Die Soljanka war spitze, was sich u.a. dadurch zeigte, dass sie auch eine „Sommersoljanka“ war, der, im Gegensatz zur „Wintersoljanka“ die Säure fehlte. Frische Gemüse sind verfügbar und mussten nicht durch ihre eingesäuert gelagerten ersetzt werden. Die Bruchetta (immerhin wollten wir ja eigentlich zum Italiener) war irgendwie deutsch, aber lecker und gut gemacht. Auf der Rechnung hieß diese Spezialität dann auch wieder Bruschetta, aber das nur nebenbei.
Manchmal wünscht man sich drei Hände. Pasta mit einem schönen Fischfilet ist eine solche Situation. Immerhin bekommt man dafür auch drei Besteckteile: das Fischmesser – Was soll ich denn mit dem Mini-Tortenheber? – für das Filet, die Gabel für alles andere und den Löffel als Hilfe für die Pasta. Dafür wurde er letztendlich aber nicht verwendet, aber die Paprikawürfel und den kleinen Bohnensalat aus der Garnitur könnte damit wunderbar aufgenommen werden. Dem gut zubereiteten Fisch, der Pasta und den übrigen Salatbestandteilen konnte mit viel Vergnügen sowie der Gabel und dem Fischmesser der Weg in den Mund geebnet werden.
Aber auch das andere Hauptgericht konnte sich sehen und schmecken lassen. Der Klassiker „Zigeunerschnitzel mit Pommes“ kam hier in der edleren Version als saftiges Schweinesteak mit einer fruchtig-aromatischen Soße, Pommes und Salatbeilage auf den Tisch. Wer daran mäkeln wollte, muss woanders hin gehen. Dann würde man aber was verpassen.
Unter anderem den Service. Aufmerksam, freundlich, höflich, zuvorkommend und mitdenkend. Nach dem Abräumen des Geschirrs vom Hauptgericht wurde selbstständig nach dem Bedarf bzgl. koffeinhaltiger Heißgetränke gefragt. Der Espresso einer- wie auch der Cappuccino andererseits waren sehr gut (und auch das Wasser war beim kleinen Schwarzen mit dabei). Da zahlte sich wohl aus, dass man auch als Café firmiert. Leere Gläser wurden bemerkt und auf Nachfrage gegen neue, volle ersetzt. Man fühlte sich gut betreut und rundum wohl. Bis auf die Sache mit dem Stuhl, aber der war eben nicht für mich gemacht. 😉
Wer also mal gut und nicht unbedingt teuer, aber dafür mit schönen Blick über den Tollensesee essen möchte, oder einfach nur einen geselligen Abend erleben möchte, der ist beim Seerestaurant und Café Augusta’s in Neubrandenburg, Lindenstraße 6d, an der richtigen Adresse. Bisher für mich auch das einzige Restaurant, dass die Tollensemaräne auf der Karte hat …
2 Gedanken zu „Anderer See, anderer Strand, anderes Erlebnis“
Kommentare sind geschlossen.
Schön geschrieben. Sollte ich jemals nach Neubrandenburg kommen, gehe ich da hin.
Mach mal. Und sag Bescheid, dann komme ich mit. 😉 Immer auch in der Hoffnung, dass dann nicht die Urlaubsvertretung in der Küche ist. Mit sowas habe ich in anderen Häusern schon schlechte Erfahrungen gemacht.