Irgendwie gab es von allem etwas, manches ist aber nur schwer zuzuordnen, vor allem geografisch. Nordafrika (exemplarisch Tunesien), Deutschland, Österreich, Griechenland, USA, Frankreich, Skandinavien (exemplarisch Finnland) usw. Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe. Und dabei waren nur drei hungrige Männer in einem Nationalitätenrestaurant essen. Wobei die Menge Essens, die auf den Tellern an den Tisch kam, auch gut 4 oder 5 Leute hätte satt bekommen. Augenscheinlich wurde mal wieder gehofft, dass sich Quantität in Qualität umschlägt, was nur sehr bedingt gelungen ist.
Aber wir sollten milde gestimmt werden: Insgesamt drei Runden (Finnland) eines milden, sehr milden Ouzos erreichten unbestellt den Tisch während des Essens. Ebenfalls inklusive, also unbezahlt, erreichte den auch jeweils ein kleiner Vorspeisensalat: Eisbergsalat, eine halbe Tomatenscheibe, eine Gurkenscheibe, ein Klecks Cocktailsoße (Thomy oder Kraft?) und zuunterst noch etwas Wasser vom Salatwaschen (hoffentlich). Was nichts kostet, ist auch nichts …
Dazwischen gab es aber noch bestellte Speisen. Da saßen wir aber zu weit von der Küche weg. Da der Service eine begrenzte Tragkraft zu haben schien, erreichten uns die drei Vorspeisen wie auch die drei Hauptgerichte nicht gleichzeitig, sondern individuell durchaus verschieden. Bei zwei kalten und einer heißen Vorspeise ist das vielleicht eher zu verschmerzen, wenn die heiße einzeln als letztes kommt. Aber wenn sie dann so heiß ist, dass man sich beinahe die Zunge daran verbrennt, gilt es, das Zeitmanagement zu überdenken.
Apropos: Wie lange darf es dauern zwischen dem Betreten eines Restaurants, dem Erhalt der Speisekarten und der Aufgabe einer Bestellung? Kommt sicher auch immer auf die Füllung der gastlichen Stätte an. Aber bei drei besetzten Tischen, von denen einer wir waren und zwei sich eher dem Ende des kulinarischen Ausfluges näherten, sollte das in weniger als 15 Minuten vonstatten gehen. Sollte. Und wenn dann nichtmal alle Getränke der Karte vorrätig sind …
Die Vorspeisen waren dann aber in Ordnung. Wobei natürlich an einem Tsatsiki aus Quark und einer (selbst gemachten oder industriellen) Würzmischung nicht wirklich viel verkehrt zu machen ist. Und wenn das noch durch etwas fertigen Oktopus-Salat ergänzt wird, ist das auch nicht weiter schwierig. Anspruchsvoller sind dann schon die gebackenen (=im Backteig ausgebackenen) Auberginenscheiben, wobei ich da sicher im Katalog eines Tiefkühlzulieferers eine passende Vorlage zu finde.
Käse kann man reden (oder schreiben), Käse kann man aber auch essen. Und welchen Käse verbindet man mit Griechenland (immerhin waren wir „griechisch essen“)? Genau. Deswegen gibt es dort ein Suflaki mit einem nicht näher definierten Schnittkäse überbacken. Sah aus wie Gouda oder so. Aber immerhin hatte man in der Küche mitgedacht. Weil zum Überbacken des Suflakis nicht nur der Käse sondern auch eine Soße verwendet wurde, war der Spieß aus dem Suflaki bereits entfernt wurden. Das wäre ja am Tisch eine große Schweinerei geworden. Mich würde nur der Unterschied zwischen diesem Gericht und dem ebenfalls auf der Karte vorhandenen mit Schnittkäse überbackenen Schnitzel interessieren.
Zwischendurch vielleicht mal was positives: Das Gyros war besser als jedes bisher probierte Pfannengyros auf dem Planeten. Und es soll auch nicht behauptet werden, dass das Gyros nicht auch mal einen Drehgrill gesehen hat. Über die letzte halbe Stunde vor dem Servieren spekuliere ich mal nicht, die Konsistenz ließ aber den Schluss zu, dass der Abstand doch eher größer war und das „gesehen“ eher wörtlich als bildlich zu sehen ist. Frisch vom Drehgrill war es nicht. Eher frisch schien das Suflaki auf dem anderen Teller zu sein, ohne Käse drüber, aber auch mit Gyros drunter. Wobei ich manchmal bei solchen Gerichten den Eindruck habe, dass die Grillstreifen schon auf dem Fleisch sind, bevor sie in der Gaststätte in die Pfanne gelegt werden.
Das Dessert hatten wir der Üppigkeit der Hauptgerichte wegen schon mal gleich weggelassen. Wer sich noch an seine M-L-Lehrstunden* erinnert, wird sich auch an dieses Gesetz vom Umschlagen der Quantität in Qualität und umgekehrt erinnern. Zumindest, was das Gyros betrifft, wurde auf jeden Fall noch auf den Wandel von Quantität auf Qualität gewartet. Ein Dessert gab es übrigens trotzdem. Unbestellt und zu aller Überraschung war es genauso einfach wie lecker: eine Halbkugel griechischer Joghurt(?), übergossen mit ein wenig Himbeersoße. Das erfrischte und gab Kraft, an den Schlusstest zu gehen. Nur, wie macht man den, wenn es keinen Espresso auf der Karte gab, aber Cappuccino auf der Karte stand? Man sucht vergleichbares, warum also nicht mal einen „griechischen Mocca“?
Der Mocca wurde in einer Espressotasse serviert, und wie es sich für einen richtigen Mocca gehört, hatte er Grund. Wasser oder Zucker gab es nicht dazu. Beides befand sich schließlich schon in der Tasse. Für den Cappuccino bot sich eine Rechtschreibkorrektur in Kapputschino an. Lange wurde er nicht mehr gesehen, der deutscheste aller Cappuccini: gesüßter Kaffee mit Sahnehaube oben drauf. Wenn der Kaffee ein Milchkaffee gewesen wäre, hätte der Wiener Franziskaner dazu gesagt, aber das nur nebenbei. So passte aber alles irgendwie ins Gesamtkonzept dieses Restaurants. Aber immerhin. Beim Verlassen – und das hatten wir auch noch nicht erlebt – wurde uns vom Service sogar die Tür aufgehalten. Und das nicht nur, weil zufällig gerade in der Gegend, sondern ganz bewusst. Einer der leider wenigen Pluspunkte beim griechischen Restaurant Kreta, Woldegker Straße 12 in Neubrandenburg.
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* M-L = Marxismus-Leninismus, heute nach der Umbenamsung eher Chemnitzismus-Sankt-Peterburgismus, während es zwischendurch mal kurz der Marxismus-Senilismus war.