Wer kennt das kleine Örtchen nicht, zumindest vom Namen her: Beelitz. Die gefühlte Hauptstadt des brandenburgischen, wenn nicht des gesamten ostdeutschen Spargelanbaus liegt unweit Potsdams am Kreuzungspunkt der B2 und der B 246, die Autobahnen 9 und 10 sind auch nicht weit weg. Dem Kulinariker ist der Ort hauptsächlich wegen des edlen Gemüses bekannt, aber unter dessen Strahlkraft beherbergt es auch die deutsche Dependance eines niederländischen Eindosers ehemals gesunder und leckerer Grundzutaten.
Die Hauptstadt ist nicht weit, und so ist es kein wunder, dass man auf die Idee kam, zwei der wichtigsten berlintypischen Erzeugnisse zu einem zu verbinden: enerseits das Blech, was die Bundes- und Landespolitiker dort reden und zum anderen die Currywurst. Unter einer Marke, die bisher eher für Dosensuppen und Fertiggerichte (vor einigen kann man kulinarisch nur warnen, der verwendete Kartoffelpamps ist eklig) bekannt ist, hat jetzt „Curry-Bockwurst mit Currysoße“ in zwei Varianten eingedost: klassisch und scharf.
Der kundige Esser fragt gleich zurück: Curry-Bockwurst? Ja, Curry-Bockwurst! Steht so auf der Dose. Der Wikipedia-Artikel klärt uns auch darüber auf, dass nicht nur Bratwürste sondern auch Brühwürste Basis für das Gericht sein können. Die Bockwurst gehört dazu. Aber Wikipedia schreibt auch, dass die Wurst gebraten oder frittiert werden soll, was mit Bock- wie auch anderen gepökelten (rötlichen) Würsten eher suboptimal ist, können doch dabei krebserregende Nitrosamine entstehen. Deswegen soll man ja auch Wiener, Bochwurst & Co. auch nicht grillen.
In den Dosen hat natürlich die Soße die absolute Oberhand (das Produkt kommt schließlich von einem Suppenhersteller). 37% des Inhaltes sind die Bockwurst. Bei den restlichen Zutaten (Tomatenmark, Wasser, Zucker, modifizierte Maisstärke, Branntweinessig, Apfelsaftkonzentrat, Speisesalz, Gewürze, Guarkenmehl, Bockshornklee und Paprikaextrakt). Der Sammelbegriff „Gewürze“ und die Stärke wären genauer zu hinterfragen, was sich dahinter verbirgt. Aber irgendwo sollte sich ja auch das Curry verbergen. 😉
Auf der Webseite zum Gericht wird die Lager- (April 2016) und Outdoorfähigkeit gelobt, dazu fehlt mir bei den Zubereitungsformen irgendwie das In-der-Dose-Erhitzen. Wer hat schon immer eine Mikrowelle und passendes Geschirr beim Camping dabei? Einen Kochtopf nehmen und rührendes Erhitzen geht aber auch. Ideal dafür auch wieder ein schon erwähnter Berliner Politiker – rumeiern und heiße Luft produzieren. In der Versuchsküche habe ich mal – der Übersichtlichkeit wegen – eine Pfanne zum sanften Erwärmen genutzt, auch, weil sie schon ungenutzt rum stand.
Zum Geschmackserlebnis. Fangen wir mit der positiven Erkenntnis an. Der Klassik-Version – nur die habe ich erstmal getestet – ist eine tomatig-würzige Grundnote nicht abzusprechen, auch eine leichte, Curry angelehnte Schärfe ist angenehm spürbar. Punkt. Ansonsten ist die Soße – sicher auch der industriellen Herstellung geschuldet – ein charakter- und substanzloses etwas, das allerdings gut an den Bockwurstscheiben haftet. Was sie aber auch muss, denn ohne die Soße schmecken diese quasi nach nichts, auch das Mundgefühl einer Bockwurst will sich partout nicht einstellen, einzig der Hauch einer Zähigkeit bei der Pelle erinnert entfernt an die Knackigkeit des Vorbildes. Schade um jedes Tier, dass dafür sterben musste.
Nicht ganz ohne Eigennutz möchte ich an dieser Stelle auf den Currywurstburger verweisen, dessen Rezept und Zubereitung, gerade auch von der Soße, aber auch von der Wurst, sicher auch Basis für eine entsprechende Konserve sein könnte. Das Grundproblem würde aber auch damit nicht gelöst: Durch die Dosenlagerung vermischen sich alle substanzgebenden Aromen im Laufe der Zeit miteinander, die Wurst laugt aus, so dass spätestens am Ende der Lagerfrist auch nur ein Einheitsbrei unter dem Blechdeckel zum Vorschein kommt.