*singt* „Wochenend‘ und Sonnenschein. Und dann mit Spaß am See allein. Mehr brauch‘ ich nicht zum Glücklichsein. Wochenend‘ und Sonnenschein.“ *Singsangende* Der Schlager sagt es, dass es schön am Wasser ist. Und so bieten sich wassernahe Regionen gern mal als Ausflugsziel. Das wäre doch mal ein schöner Ausflug: Einen Tag am Strand verbringen, danach einer Zugbrücke bei der Arbeit zuschauen und anschließend in ein Restaurant. Dafür kann man sich auch mal etwas ins Auto setzen und durch die mecklenburg-vorpommersche Landschaft cruisen. Auch der Weg ist das Ziel.
Bei dem Ausflug liegt es nahe, auch in maritimer Atmosphäre zu speisen. Und man speist nicht schlecht. Unser Besuch im Restaurant war durchaus einer der besseren, zumindest, wenn man sich auf den eigenen Tisch und das Geschehen darauf konzentriert. Beim Betreten der gastlichen Stätte und dem suchenden Blick nach einem freien Tisch wird einem schnell geholfen. Es hilft, ein paar Schritte hinein zu machen, ansonsten sieht man „nur“ in ein großes Aquarium. Dieser Fisch steht nicht auf der Karte, aber anderer.
Am Tisch angekommen wird man mit der Menükarte versorgt. Kulinarische Spezialitäten der Region, aber auch internationale Küche wird geboten, für die frische Zubereitung spricht die übersichtliche Karte und ein entsprechendes Versprechen auf der Webseite. So gibt es als Beilage zum Beispiel keine Kroketten, aber welches Restaurant macht die auch selber? Aufmerksame Höflichkeit begleitet den Service und so stehen die bestellten Getränke schnell auf dem Holztisch und auch die Vorspeisen erreichen ihn in sinnvoller Zeit.
Die Wruke war mal ein Arme-Leute-Essen und selbst heute noch sehen viele sie als Viehfutter, weil sie sie mit einer Futterrübe verwechseln. Aber die Steckrübe ist eine wunderbare Basis, eine schöne Suppe zu kochen. Beispiele gibt es dafür bei EiTV und im Blog. Aber genau so wenig, wie andere Gerichte standartisiert sind, gibt es natürlich auch hier Varianten. So „fehlten“ in der Restaurantvariante die Kartoffeln, die ich immer mit dazu gebe. Aber man muss auch keine Kartoffeln ran machen. Man muss auch nicht mit den Kräutern übertreiben. Die Steckrübensuppe war trotzdem einfach nur lecker. Das traf übrigens auch auf die Strauchtomatensuppe zu. Nun mag man sich denken, Tomatensuppe ist Tomatensuppe ist Tomatensuppe. Aber die angebotete hatte einiges, was man oft bei solchen Suppen nicht hat: angenehmen, ausgewogenen Geschmack und sogar Struktur, die sonst meist hoffnungslos verkocht ist. Hier aber sprang förmlich die Frische aus dem Schüsselchen, in dem sie serviert wurde.
Wobei das -chen eine hemmungslose Übertreibung ist. Das ist aber auch beinahe der einzige wesentliche Kritikpunkt. Für eine Vorspeise waren beide Suppen einfach etwas überdimensioniert. Wir hatten schon Angst, dass sich das auch auf das Hauptgericht ausdehnen wird, aber die waren erfreulicherweise in einer sehr vernünftigen Größe. Die Auswahl in der Karte war genauso erfreulich aufgeräumt, es war aber trotzdem für viele Wünsche was dabei: mehrere Fisch- und Fleischgerichte, auch an die Vegetarier war gedacht. Schade, dass die Speisen, die vor dem Restaurant auf Aufstellern zu sehen waren, nicht alle in der Karte Widerhall gefunden hatten. Aber das zieht sich durch, auch die Karte auf der Webseite ist aufgeräumter (wenn auch schon vor einiger Zeit) als das Vor-Ort-Exemplar.
Eine norddeutsche Spezialität, an der sich die Geister scheiden, fand sich auch auf der Karte: Labskaus. Ich konnte nicht widerstehen und wollte das probieren. Meine bisherigen Versuche auf diesem Gebiet waren von abgepackter Dosenware ekligster Art geprägt, so dass ich gespannt war. Es gab zwei wesentliche Unterschiede zu dem, was sich auf dem Teller präsentierte: es schmeckte und es sah völlig anders aus, als das, was ich bisher aß. Beide Punkte hängen vermutlich auch ursächlich zusammen, da hier die Zutaten nicht zu einer großen Matschepampe vermengt waren. Auch fehlte ein in den Dosen immer wieder anzutreffendes Aroma, was zum großen Vorteil geriet. Zwei Spiegeleier, der Rollmops, die Kartoffeln, die Gewürzgurken und die Roten Bete waren deutlich sicht- und unterscheidbar auf dem Teller arrangiert und unter den Eiern fand sich auch das gepökelte Rindfleisch. Das mag nicht jedermanns Sache sein, ist es in der Konsistenz doch gewöhnungsbedürftig. Man stelle sich gekochtes Cornet Beef vor (was es im wesentlichen ja auch ist). Vermischt mit dem Eigelb und in Anwesenheit von Gurkenfragmenten und Betesegmenten auf der Gabel wird alles zu einem Gaumenkitzel.
Fleisch wird im Restaurant gern gegrillt. Und wenn man ein Fleischgericht bestellt, hat es entsprechende Grillspuren. Es war nicht genau festzustellen, ob die Grillaromen vom Fleisch selber oder von einem vorher gegrillten Fleischstück kamen, aber an ein paar Stellen waren sie beim zweiten Hauptgericht doch sehr dominant. Ansonsten war es aber in Ordnung und vor allem das Buttergemüse (anderswo doch manchmal etwas einfallslos und labsch) war hier eine leckere Mischung aus Möhre, Wruke, Kohl, Zucchini und anderen Früchten. Die hohe Kunst der Sättigungsbeilagen sind unter anderem Bratkartoffeln, die im konkreten Fall wunderbar gelungen waren.
Was übrigens alle Gerichte auszeichnete, war die perfekte Esstemperatur, mit der sie auf den Tisch kamen. Man lief nicht Gefahr, sich die Zunge zu verbrennen/verbrühen, konnte sich aber genauso sicher sein, dass nicht die letzten Bissen kalt gegessen werden müssen. Die richtige Temperaturen waren auch zu finden in den Getränken, die aufmerksam und in bester Servicemanier auf den Tisch kamen. Leere Gläser wurden genauso erkannt wie leere Teller. Ersteres wurde natürlich aufgefüllt, letzteres korrekt abgeräumt. Und auch der abschließende Espresso kam so, wie er kommen sollte. Der Cappuccino natürlich auch. Einfach und ehrlich.
Die Insel Usedom ist immer eine Reise wert. Es gibt so viel zu sehen, einen inselumfassenden Ostseestrand in vielen Varianten. Man kann die Insel über Anklam befahren, dort einen schönen Tag verbringen und abends wieder über Wolgast verlassen. Dort, fast gleich neben der Brücke, befindet sich auf der Schlossinsel „Der Speicher“ – ein Hotel, eine Pension und das Restaurant, in dem wir waren. Das kann man ruhig weiter empfehlen, um im kleinen Kreis und in angenehmer Atmosphäre zu essen und zu trinken. Ein zeitgleich im größeren Rahmen stattfindendes Familienessen stand, wie die Beobachtung zeigte, nicht unter einem guten Stern. Da ging einiges schief. Mehr dazu in der Audiodatei. Vielleicht wurde der Tisch an einem Montag vorbestellt …
Kategorie: Herdflucht
Reifen und Essen
So ein Auto ist ein komplexes Ding. Und damit es alle Erwartungen erfüllt, müssen viele Teile gut zusammenspielen. Damit meine ich nicht nur die Technik. Aber auch. Der Motor liefert die Leistung, der Fahrer bestimmt die Energiezufuhr und mit Gangschaltung und Lenkrad auch die Richtung von Kraft und Fahrzeug. Letztendlich sind es dann die Reifen, die die Kraft auf die Straße bringen und das Auto vorantreiben. Aber sie sind es nicht allein, die das optimale Ergebnis erbringen. Motor vor und Mensch hinter dem Lenkrad gehören auch dazu. Und das Getriebe dazwischen. Und der Sprit im Tank, nicht zu vergessen.
Im Restaurant sieht es nicht anders aus. Küche und Service arbeiten Hand in Hand, hochwertige Produkte werden verarbeitet und der Gast freut sich an dem, was da auf Teller oder Schieferbrett, in Schüssel und Tasse zu ihm kommt. Ganz zum Anfang baut sich aber – das ist beim Autokauf ähnlich wie beim Restaurantessen – eine Erwartung auf. Im Prospekt, im Restaurant gern Speisekarte genannt, liest sich alles sehr schön; aber ob dann die Leistung auf die Straße bzw. auf den Teller kommt, zeigt sich erst nach Abschluss des Kaufvertrages.
Qualität hat ihren Preis – das ist unwidersprochen. Wobei nicht alles, was teuer auch gut ist. Was ein Restaurant betrifft, so bezahlt man am Ende nicht nur, was man auf dem Teller hatte, sondern auch den Ort, das Ambiente, den Ruf und die Lage. Trotzdem muss das Verhältnis zwischen dem eigentlichen Produkt des Hauses und dem Listenpreis noch in einem guten Verhältnis stehen. Sonst kommen wir irgendwann in die von Sebastian Pufpaff (Programm „Auf Anfang“) so schön beschriebene Situation, dass der Koch einem einen leeren Teller hinstellt und meint, er habe dafür eine halbe Stunde an ein hervorragendes Gericht gedacht. Und dafür wird dann noch ordentlich Geld bezahlt.
Doch genug philosophiert. So finde ich den Einstieg offensichtlich nicht. Vermutlich bin ich noch etwas hin und her gerissen vom Besuch des Restaurants. Immerhin, es war das erste Haus am Platze. Zumindest kann man auf den Gedanken kommen, wirft man alle augenscheinlichen Argumente in die Waagschale. Lage, Ambiente, Preisstufe, Gerichte. Schaut man auf der Facebookseite nach (habe eine kleine Stichprobe gemacht), liest man auch nur begeisterte Kommentare. Kollege Volksmund ist da durchaus differenzierterer Meinung. Es muss wohl schon ein paar Enttäuschungen gegeben haben. Wo die genau lagen, ist aber nicht bekannt, aber so ist das nunmal in der Gerüchteecke.
Bleibt also der eigenständige Test. Gegenüber den Mit-Essern war ich diesmal im Vorteil, da ich das Restaurant schon mal besucht hatte; die anderen waren etwas von den Eindrücken anderer geleitet. So ging ich mit den positivsten Erwartungen hinein und wurde nicht enttäuscht. Es ging beinahe zu perfekt zu, nicht einmal ein kleiner Lapsus, der beim ersten Besuch passierte, wiederholte sich, was ich schade fand; ich fand es zu süß, wie seinerzeit die halbe Servicemannschaft auf der Suche nach DEM Fischmesser war. Damals wie jetzt hatte ich Fisch bestellt. Wobei die Frage gestellt werden darf, ob das Fischmesser auch die beste Ausstattung für den Gast ist, wenn für Beilagen zum Fisch ein richtiges Messer angesagt wäre. Aber ich jammere schon wieder auf hohem Niveau.
Das hat übrigens einen guten Grund. Alles in allem haben wir nämlich sehr gut gegessen, in Schulnoten wäre es eine 1–. Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts waren lecker, die Karte eher übersichtlich, was aber für eine frische Zubereitung der Speisen spricht. Der Blick in die offene Küche war durchaus aufschlussreich; teilweise konnte man der Zubereitung der eigenen Speisen zuschauen, was der Lust am Essen durchaus förderlich war. Der Service bewältigte alle Aufgaben zur besten Zufriedenheit, man fühlte sich wohl. Nur ein Rätsel blieb ungelöst. Was war wohl in dem blitzblank blitzenden 10-L-Zinkeimer, der mehrfach durch den Gastraum getragen wurde? Da fehlt der Küche wohl eine Hintertür …
Einzelheiten über die Gerichte erspare ich mir. Meine beiden Erfahrungen mit dem Restaurant zeigen, dass hier öfter mal an der Karte geschraubt wird. Lest ihr diesen Text also später, ist das, was wir gegessen haben, vielleicht gar nicht mehr dabei. Als Extrakt bleibt, dass ambitioniert, aber nicht abgehoben gekocht wird. Bei aller Güte ist aber immer noch Luft nach oben. Und ein Fauxpas ist bei dem kleinen Minus an der Eins auch mit dabei. Aber man steckt im Fleisch auch nicht drin und manchmal merkt eben erst der Gast, wenn das Kalbsfilet nicht zart und saftig ist. Worauf das wohl zu lange oder zu warm gewartet hat? Schade nur, wenn das gerade beim teuersten Gericht der Karte passiert. Ich hoffe, ein Einzelfall.
Wer völlig vollgefressen aus einer Gaststätte rollen möchte, der ist hier falsch. Wer in angenehmer Atmosphäre, wohl umsorgt vom Servicepersonal, in vernünftiger Portionsgröße lecker speisen möchte, dem sei das Restaurant „Chamäleon“ am Neubrandenburger Marktplatz sehr empfohlen. Es ist noch relativ neu in der Stadt. Wie ein Auto muss auch ein solcher Betrieb erst „eingefahren“ werden, damit die Prospektwerte (s.o.) auch immer auf den Teller kommen.
Vom misslungenen Versuch, einen Burger so zu essen, wie ihn sich der Koch gedacht hat
Es gibt viel schöne Orte in und um Neubrandenburg, vor allem, wenn man auf Landschaft und Gegend steht. Unser See gehört mit dazu, und wenn man dort auch noch eine gastliche Städte findet, in die man einkehren und leckeren Labsal zusammen mit der Natur (oder einem Blick darauf) genießen kann, ist das Paradies doch beinahe schon perfekt. So oder so ähnlich muss es in Nonnenhof – als es dort noch die Ausflugsgaststätte gab – gewesen sein, wenn wandernde, radelnde oder schifffahrende Vier-Tore-Städter dorthin kamen und es genossen. Meine Erinnerungen reichen zwar nur für ein warmes Wiener Würstchen, ein Stück Kuchen und ein Glas rote Limo, aber das ist dann die Ungnade der späten Geburt, die mich die echte Hoch-Zeit der Gaststätte am südlichen Tollensesee nicht miterleben ließ.
Drehen wir die Geschichte, die Geografie und die Zeiten ein wenig um, kommt die Frage nach dem „Nonnenhof“ der Klein Nemerower, Meiershofer, Alt Rehsener und Prillwitzer in den Sinn. Dabei landet man an oder auch in einem Haus, dass durchaus einen guten Ruf hat in der Region. Ein Bett aus Vorschusslorbeeren ist bereitet und wir können mal gucken, wer drin liegt. Um es gleich vorweg zunehmen: Es ist nicht der Zonk.
Bevor es aber zum Essen, Trinken und Service geht, müssen wir noch einen kleinen Ausflug in die deutsche Sprache unternehmen, um die richtigen Vokabeln richtig verstanden einsetzen zu können. „Durchwachsen“ fällt mir als Gesamteindruck ein, ich fürchte aber, dass es als Bewertung zu negativ belastet ist. Nähern wir uns dem Begriff aus der kulinarischen Richtung, wäre die feinere, positiver besetzte Variante „marmoriert“, was aber als Bewertung noch weniger greift. Unter einer „vielfältigen“ Leistung stellt sich vermutlich auch jeder etwas anderes vor, kommt aber dem gewollten Sinn schon wieder etwas näher. Vielleicht fällt mir ja noch später ein passsenderer Begriff ein (oder ihr schreibt mir einen).
Es war geradezu saunaesk „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“, wenn auch das nicht schon wieder hemmungslos übertrieben ist (saunaesk im Sinne der Gegensätze von heiß und kalt und dem ständigen Wechsel). Sehen wir uns den Service an: Wenn man seine Aufmerksamkeit erstmal erweckt hat, kommt er sehr charmant und herzlich daher, wobei die Skalierung je nach Person von mecklenburgisch zurückhaltend (was kein Negativkriterium ist!) bis scherzhaft (auch noch auf der angenehmen Seite) pendelt. So gab es ein paar Kleinigkeiten, die doch etwas länger gedauert haben als gut war: Erstkontakt, Bemerken leerer Gläser (teils), Bemerken des Zahlungswunsches. Das meiste lief aber sehr gut, so dass man von Serviceseite her von einem gelungenen Abend sprechen kann.
Gelungen waren auch die Hauptgerichte, wenn auch der Zander und das Schweinemedallion doch etwas zu durch waren. Beim Versuch, den nach dem Hause benannten Burger stilvoll zu verspeisen, scheiterte der Esser. Der Versuch, den Burger so zu essen (zumindest in einem Happs), wie ihn sich der Koch gedacht hat, misslang; es wollten einfach nicht alle Schichten gleichzeitig auf die Gabel. Immerhin reichte es zu den Erkenntnissen, dass aufgeblasene Sesambrötchen für Restaurantburger ab einem gewissen Durchmesser ungeeignet sind. Dafür kam der Pattie von allen Patties, die ich in Neubrandenburg gegessen habe, dem am nächsten, was ich unter einem guten Pattie verstehe. Und: Ja, auch den Burgerladen habe ich schon besucht.
Wer übrigens ein Gericht mit Pommes bestellt, wird sich ein wenig wundern. Diese Art der frittierten Kartoffelstäbchen habe ich noch nicht gesehen und ich finde sie gut. Es sind aber eher Pommes für Erwachsene. Neue Kartoffeln (mit ihrer dünnen Schale) kann man gut in Form belgischer Pommes (das sind die breiteren) schneiden und dann frittieren. Lecker. Nur der Ketchup schmeckte wie bei einem Systemhamburgerbrater. Da fehlte dann wieder die eigene Note (oder sollte die süß und glatt sein?). Etwas mehr Struktur täte der roten Ditschencreme gut. Wer aber bewusst Pommes bestellt, weil er den Kartoffelschalen bei den Rosmarin-Kartoffeln, den Wedgets oder den Country-Potatos aus dem Weg gehen will, kommt vom Regen in die Traufe.
Pinienkerne kommen grundsätzlich geschält und meist angeröstet auf den Teller. Über das Maß lässt sich sicher streiten, Wie viele davon auf einem kleinen Carpaccio zu liegen kommen, darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Vor allem, wenn man sie nicht so mag, sind auch ein paar schon zu viel. Erfreulich war die nur dezente Rucolabeigabe, da haben wir schon ganz anderes erlebt. So wird bei dieser Vorspeise eher auf hohem Niveau gejammert, aber das kommt nur davon, dass ich der Nussbeigabe zu Essen eher ablehnend gegenüber stehe. Der Rest war lecker, was man von den Vorsuppen der anderen Esser nicht so behaupten kann. Wir lernen: Iss keine Soljanka in einem Haus, das auch ein Frühstücksbüfett veranstaltet. Immerhin schwamm keine Leberwurst mit drin rum. Pfifferlingsschredder in mehliger Suppe zählt auch nicht zu den wohlschmeckenden Gerichten.
Das Kontrastprogramm dazu lieferten dann die Dessert. Eigentlich sollte es ja nur noch ein Caffe sein, der kam auch prompt und war so, wie es sein musste. Ergänzt wurde der Genuss durch den Blick auf einen im Widerschein der bald untergehenden Sonne glitzernden Tollensesee und durch drei Nachtische, für die die Anatomie den „Dessertmagen“ erfunden hat: das ist der Magen im menschlichen Körper, der doch leer ist, wenn man eigentlich durch das vorherige Essen satt ist. Das Mangosorbet ist wirklich sehr zu empfehlen, aber auch die geweckte Rote Grütze und die anderen Dessert, teils nur vom Augenschein, sind lecker.
Wenn man – um den Eingangsgedanken nochmals aufzugreifen – die ehemalige Ausflugsgaststätte Nonnenhof als kleines Reiseziel der Neubrandenburger bezeichnet, ist es zugegeben etwas verwegen, als vergleichbare Einrichtung für die Klein Nemerower, Alt Rehsener, Meiershofer und Prillwitzer das „Badehaus“ zu bezeichnen. Es ist schon etwas mehr. Im großen und ganzen kann das Restaurant für den Genussfreund empfohlen werden, der auch mal den einen oder anderen kleinen Ausrutscher toleriert.
Früher war’s besser. Und nicht nur früher
Es muss 1993 gewesen sein, als ich meine erste Berührung mit einem Gericht hatte, dass ich auch heute immer noch sehr gern zu mir nehmen würde, wenn ich es in guter Qualität finden könnte. Es war lecker und im Ansatz eigentlich sogar gesund. Ob die Ausführung von damals oder die von heute noch diesem Kriterium entsprechen, bleibt mal dahin gestellt. Es könnte aber gelingen. Das ist aber genau wie beim Hamburger oder einem seiner Abkömmlinge. Die kann man auch sehr gesund und lecker herstellen, aber was einem da gemeinhin speziell durch die Systemgastronomie geboten wird, entspricht diesem Ziel nur teilweise.
Aber zurück zu früher. Und früher war alles besser. Zumindest in dem Fall. Und beim Wurstbrot. Aber das ist eine andere Geschichte. Im hier zu besprechenden Fall steht zwar auch Fleisch im Mittelpunkt, aber wir fangen mal mit den Beilagen an. Dazu gehört ein leckerer Krautsalat, frisch angemacht und doch etwas durchgezogen. Ein paar Gurkenstifte werden in einen gut aiolisierten Knoblauchquark gehobelt, was ihn nicht mehr ganz so anrüchig, aber dafür etwas frischer macht. Ebenfalls, wenn auch nicht ganz so fein, kommen ein paar gehobelte Zwiebelringe mit auf den Teller. Verzichtbar, aber ebenfalls verkannt, sind die frittierten Kartoffelstäbchen, die bei der Verwendung des richtigen Frittierfettes und einer geeigneten Zubereitung die beste und nährstofferhaltendste Verwendung der Knollenfrucht ist. Kurze Garzeiten vereint mit wertvollen Ölen und leckeren Extras machen sie so wertvoll. Mit einer vorfrittierten TK-Fritte schafft man das natürlich nicht.
Kommen wir zum Fleisch. Schweinenacken wird in dünne Scheiben geschnitten und reihum auf einem langen Spieß aufgereiht. Etwas Lamm, Rind kann auch dabei sein, und für eine flugfähige Variante kann auch ein hoher Hühnerfleischanteil verwendet werden. Das Fleisch wird typischerweise mit Salz, Pfeffer, Knoblauch, Oregano, Thymian, Kreuzkümmel, Majoran und Koriander gewürzt. Aber das ist noch nicht alles, weil dann erst der Arbeitsschritt erfolgt, der dem Gericht seinen Namen gibt. Der große Fleischspieß kommt in einen Drehgrill und wird dort gegart. So gibt es außen eine schöne Röstkruste und wenn man es nicht zu dünn abhobelt innen das saftige Fleisch. Im Gegensatz zum Dönerfleisch, dass nebenbei bemerkt im wesentlichen aus Hackfleisch besteht, wird Gyros gröber geschnitten. Und Gyros als Wort leitet sich vom griechischen Begriff von Kreisel oder Runde ab. Ohne das Grillen am Drehspieß gibt es kein Gyros! Das manchmal zu findene Wort „Pfannengyros“ ist ein Widerspruch in sich – wie Brateis. Oder Steaklöffel. „Geschnetzeltes nach Gyros-Art gewürzt“ oder ähnliches würde ich noch durchgehen lassen. ABER NICHT „PFANNENGYROS“!
Wie komme ich eigentlich auf diese Gedanken? Achja, wir waren essen. Und um Gyros essen zu gehen, ist es ratsam, ein griechisches Restaurant aufzusuchen, in der Region (vielleicht auch überregional) offensichtlich die einzige Chance, Gyros wirklich vom Drehspieß zu bekommen. Oder zumindest ist die Wahrscheinlichkeit dort höher als bei den anderen Anbietern, die das Wort „Gyros“ auf der Karte führen.
So sah uns ein sonniger Tag in Richtung eines entsprechenden Etablissements gehen, wenn auch mit einem schnellen und kurzen bedauernden Moment, die vorhandene Terasse nicht nutzen zu können, da sie für Gäste nicht eingerichtet war. Erinnerungen an Familienfeiern auf dieser, wenn auch noch nicht unter der weiß-blauen Flagge, haben die Idee gut gefunden, so ging es also ins Innere. Dort begann alles sehr angenehm: ansprechender Empfang, zügige Bedienung, zeitlich angemessene Bestellung, zügige Getränkelieferung, leckere und frische Vorspeisen. Aber was zeichnet sich da am Horizont ab? Geht man in eine Gaststätte, bestellt 3 Getränke und die werden binnen weniger Minuten geliefert, so gibt es Servicekräfte, die dann noch wissen, wer was bestellt hatte. Ist es ein zu hoher Anspruch, sowas als Standard zu erwarten?
Geografie ist nicht meine Stärke, Aber ich unterstelle mal, dass es in Griechenland auch irgendwo eine tiefe Schlucht oder eine steile Klippe oder etwas vergleichbares gibt. Aber so etwas war es, was sich da wohl abzeichnete, als die Hauptgerichte auf den Tisch kamen. Es ging steil nach unten. Geschmacklich zumindestens. Als gelernte und studierte DDR-Bürger haben wir mal von einem dialektischen(?) Gesetz(?) gehört, in dem folgender Gedanke vorkam: Das Umschlagen von Quantität in Qualität und umgekehrt. Im Restaurant versuchte man es noch mit der Quantität. Gesundheitsgefährend große Portionen kamen an den Tisch, von denen man nach wenigen Happen genau wusste, dass man sich ob des Geschmacks die Reste nicht einpacken lassen würde, was offensichtlich eine gängige Praxis war, wurden doch öfters aluminiumumwickelte Resteschalen durch den Gastraum getragen.
Der Salzgehalt von Speisen ist sicher Geschmackssache, aber beim Gyros waren doch viele Verliebtzeitstränen geflossen. Der Knoblauchquark fing das zwar auf, und man hätte darüber hinwegsehen können, wenn die Getränkeversorgung wenigstens funktioniert hätte. Aber leere Gläser wurden mit gesteigertem Aufwand ignoriert. Ergänzt wurde das ganze durch tranig schmeckende Leber, leckere Lammkoteletts, blonden Pommes, gutem 08/15-Tomatenreis, und zwei Runden Ouzo aufs Haus, einer kalten und einer warmen.
Aber ich will nicht immer so schlecht schreiben. Mir fielen noch ein paar pointierte Bemerkungen ein. Da dieser Text vor der Aufnahme des Podcastes entstanden ist, möchte ich mit einer gewissen Unsicherheit auf den verweisen, vielleicht ist da ja was drin. Auf jeden Fall kommt Martins Blickwinkel dazu. Und ein P.S., auch gleich noch. Dem Restaurant „Hellas“ im alten Werderbruch sei ein Wirken des philosophischen Gesetzes gewünscht. Irgendwann schlägt die Menge in Güte um.
P.S.: Thomas postete neulich einen Kommentar beim Herdnerd: Salz ist besonders schmackhaft, wenn man es auf einem gebratenen Steak serviert. Das gilt sicher auf Gyros, aber mit Paracelsus muss man es dann doch auch halten.
Wem die Stunde geschlagen hat
Bing! macht die Mikrowelle und für viele Menschen ist das leider auch gleichzeitig der Essensgong. Natürlich kann man diesen strahlenden Küchenhelfer wunderbar benutzen, um eine Tasse Milch zu erwärmen, Zwiebeln glasig anzuschwitzen oder Kartoffeln zu garen, aber um wirklich Essen darin zuzubereiten, braucht es schon etwas Hirnschmalz. Und alles geht natürlich auch nicht. Was geht sind Spiegeleier ohne Bratspuren. Oder Würstchen mit geplatzter Pelle. Oder ganz schnell flüssige Butter.
Aber wir kommen vom Thema ab und das lautet: Gutes Essen. Und das man in der Region durchaus auch gut essen kann, haben wir schon an einigen Beispielen gezeigt. Es sind zwar wenige, aber es gibt sie. Und manchmal findet man eine Perle an einem Ort, wo man sie nicht vermutet.
Der Ortsteil von Neubrandenburg, um den es geht, bringt der Stadt so einiges: die preiswerteste Tankstelle, schöne Anblicke über die ganze Stadt und die Adresse Dorfstraße XY in 17033 Neubrandenburg. Ja, die Vier-Tore-Stadt hat auch eine Dorfstaße im Stadtgebiet. Seit 1961. Da wurde Weitin eingemeindet und dort gibt es eine Dorfstraße. Nach wie vor. Aber das nur nebenbei.
Im Gewerbegebiet Weitin steht ein Hotel und dieses hat ein Restaurant und in diesem hängt nicht nur eine Uhr. Deswegen heißt es auch „Die Uhr“. Und wer dort hingefunden hat, den erwartet eine sehr angenehme Küche und ein freundlicher Service. Näheres dazu gibt es im PodCast.
Sonntags Abendbrot in Neubrandenburg – Lost In Space
Uns begegneten aber keine UFOs – Unbekannte Fleischähnliche Objekte. Es war schon richtiges Fleisch. Irgendwann mal. Wobei das Steak in Ordnung war. Nur das Schwein nicht. Das Geflügel ging. Das Lamm war tot. Hurz! Der grüne Brokkoli war knakkig. Oder Matsch. Und zu allem gab es Melone, Ananas und Orange. Und keine Creme Brülée. Und keine Soljanka.
Aber nun im Ernst. Und kurz gefasst, da ich vor einiger Zeit schon einmal, allerdings in anderer Konstellation, dort essen war. Es hat sich nicht viel geändert, nur das Wetter war kühler, so dass wir diesmal drinnen Platz nahmen. Die Atmosphäre war angenehm, der Service individuell, was aber durchaus positiv zu verstehen ist. Den abschließenden Espresso gab es immerhin mit Wasser, wie es sich gehört. Und auch der Cappuccino war gut. Aber das war er damals auch schon.
Der Rest ist die alte Leier: Convenience, wohin das Auge schaute. Und damit meine ich nicht nur die Sättigungsbeilagen, auch das Fleisch schien vorkonfektioniert, die Soßen aus großen Eimern oder Flaschen und vieles andere (frittierte Champis, Kartoffelspalten, Fleisch, usw.) aus dem TK-Bereich zu entstammen. Es war keine Kochkunst auf dem Teller, eher das Ergebnis garender Küchengeräte, die aber auch richtig bedient werden wollten.
Es ist zwar schick, dass das Essen in schmiedeeisernen Pfannen direkt an den Tisch kommt, die so heiß sind, dass man selbst von weiter entfernten Tischen das Brutzeln noch hört. Wenn aber ein zartes, medium gegartes Lammfilet in so einem überhitzten Teil den langen Weg von der Küche bis zum Gast nimmt und auch auf dem Tisch noch ein paar wenige Minuten – man möchte Sekunden sagen – bis zum Verzehr steht, dann ist das Filet DURCH und tot. Der sonstige Pfanneninhalt (Zwiebel, Tomate, …) bildete währenddessen ausgeprägte Röstaromen.
Apropos Aromen: In der zweiten Eisenpfanne („Vorsicht heiß!“) befand sich relativ neutral im Geschmack und beim besten Willen nicht heiß zu nennende Speise, die samt den kleinen dazu gereichten Putzläppchen und den zwei Dippsoßen, von denen die Salsa auch irgendwie eine Farbe hatte, als ob sie schon eine Weile in Betrieb ist, nicht wirklich überzeugte. Das fehlende Salz schien sich auf dem dritten Teller wiederzufinden, der damit gut ausgestattet war. Das Potburry aus Rind-, Geflügel- und Schweinefleisch war eher durchwachsen, wobei sich beim Schweinesteak der Vergleich mit einer Schuhsohle irgendwie aufdrängte.
Der unten anhängende Podcast, Aus- und Mitschnitt aus der Sendung „RundumGenuss“, ist – wie die ganze Sendung – unter etwas eigentümlichen Begleitumständen entstanden. Sowohl Martin als auch der im Hintergrund anwesende dritte Mann verbrachten doch einige Zeit – während in der Sendung Musik lief – in den gekachelten Räumlichkeiten des Senders. Mehrfach. Das kann natürlich auch ein Zufall gewesen sein …
Das „La Paz“ in Neubrandenburg ist also nur Leuten zu empfehlen, die preiswerte Essensimulationen aus aller Welt probieren wollen. Die Kaffeegetränke können aber auf jeden Fall empfohlen werden, und vermutlich sind auch die Cocktails lecker, aber die haben wir nur gelesen, nicht probiert.
Wässer fehlen – und das Bild hängt schief
„Ein Ring, sie zu leiten, sie alle zu finden,
ins Labsal zu treiben und lecker zu binden.“
Für diesen Reim scheint es irgendeine Vorlage gegeben zu haben, aber da schweigt des Autors Höflichkeit, den Leser zu bevormunden mit Wissen, dass er sicher selber hat. Aber dafür deuten die zwei Zeilen auf einfach zu erreichende Atzung hin, die wohl auch nicht schlecht gewesen sein kann.
Der gute Ruf eilte dem Restaurant schon ein wenig voraus. Obwohl wir mit solchen Einrichtungen schon einige Male eine Bauchlandung erlebten, versuchten wir es mal wieder im Guten. Vielleicht haben wir ja Glück. Eine Bekannte bestätigte noch den guten Ruf, warnte aber vor der einen bestimmten Servicekraft. Nachdem wir am Tisch Platz genommen hatten, konnte erleichtert deren Ab- und eine alternative Anwesenheit festgestellt werden. Der Abend konnte beginnen.
Die Karte teilt sich in zwei Teile: Der eine weiß und schwarz beschriftet, papieren in der Anmutung. Der andere schwarz mit weißer Schrift, eher an eine alte Schultafel erinnernd. Geduldig das Papier mit Speisen, die länger im Programm sind, die Tafel mit aktuellen Angeboten, wenn auch ohne Preise, worüber man nachdenken sollte. Alles in allem ist die Auswahl übersichtlich: sieben kalte und warme Vorspeisen, neun Hauptgerichte, zwei Desserts und Milchreis. Das verspricht gute Handarbeitsküche und keinen Convenience. Wir waren gespannt.
Nachdem die Getränke bestellt und ausgeliefert waren, ging es an die Bestellung. Und wenn drei Leute sich ein Menü zusammenstellen, dann sind das neun Gerichte. Der Service ließ es drauf ankommen, zumal die Gäste nur acht bestellte, er aber nichts notierte. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Es kamen die richtigen Gerichte, nur bei der personellen Zuordnung haperte es. Jammern auf hohem Niveau. Bis das Essen kam, blieb ein wenig Zeit, die Bilder aus der deutschen Geschichte ein wenig in Augenschein zu nehmen, die die Nägel in den Wänden zierten. Gute Handarbeitsküche kann schon mal ein paar Minuten länger dauern, wenn auch andere Gäste anwesend sind.
Zarte, saftige Hähnchenspieße mit einer Erdnusssoße und Salat kamen auf einem wunderschön ausgestalteten Teller daher, und man möchte das Wort perfekt benutzen, wenn man sich nicht noch ein wenig Bewertungsrahmen nach oben offen halten möchte. Ähnliches gilt für die Rote-Bete-Suppe mit Kokos und Gans, die ebenfalls mit sehr viel Genuss verspeist wurde. Außerdem kam da noch eine „Kalbsleber mit mariniertem Kürbis und Graupen“ auf’s Essmöbel. Es ist wirklich sehr schade, dass im Restaurant nicht genug Licht war, um mit dem Smartphone ein schnelles, unauffälligs Bild zu machen! Das Auge schlemmte mit, der in hauchdünne Scheiben geschnittene Kürbis, mit einer Vigniegrette, türmte auf zwei Leberstreifen, die wiederum auf einem kleinen Häufchen Graupen lagerte, umgeben von einem Arrangement kleiner, bunter Salatblätter, Brombeeren und Scheiben der Drachenfrucht. Man wollte dieses Kunstwerk beinahe nicht zerstören. Es wäre aber schade gewesen, es einfach nur so auf dem Teller liegen zu lassen, war der Kürbis in einer Form, der auch Kürbishassern geschmeckt hätte, und die Leber so zart und saftig auf den Punkt gegart, dass nur der Schluss zu ziehen ist, dass in der Küche eine sehr gute Arbeit geleistet wird.
Kleine Pause für die Esser – Auftritt Service. Die Essplätze waren anfangs mit Platzsets, auf denen eine Serviette und einmal Messer und Gabel angeordnet waren, ausgestattet. Zur Suppe kam ein Löffel dazu, der mit dem Geschirr auch wieder abgeräumt wurde. Die Leber wurde mit dem vorhandenen Besteck gegessen und ebenfalls abgeräumt. Und auch zum Hähnchenspieß gab es ein extra Besteckteil, trotzdem wurden Messer und Gabel genutzt, obwohl das sicher ursprünglich mal nicht so geplant war. Aber auch ein Gast macht mal Fehler. Deswegen wurde das Besteck auf der Serviette abgelegt, bevor das Geschirr abgeräumt wurde. Was dann folgte, war einer der Lichtblicke im Service: Nachdem das abgetragene Besteck wieder nachgelegt wurde, wurde ebenfalls noch das benutzte, aber zurückbehaltene Besteck inklusive der drunter liegenden Serviette ebenfalls ausgetauscht. Das muss man erst mal sehen.
Dann kamen die Hauptgerichte. Der Zander war leider aus, wurde aber durch seinen Kollegen Wels würdig vertreten, der sich dann den Teller mit einer risottogefüllten Spitzpaprika und Graupen sowie einiger essbarer Verzier teilten. Der Teller ging nach einer angemessenen Zeit zusammen mit den anderen aber absolut leer in die Küche zurück. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Der Pastateller mit Rinderstreifen, Tomaten, Rucola, Champignons und Soße – vielleicht etwas umfangreich geraten, war ebenso nahe an der Perfektionsgrenze angesiedelt wie die anderen Speisen, die es über den Gaumen in den Magen geschafft hatten. Die zarten Kalbsbäckchen in eigener Soße mit Möhren-Sellerie-Gemüse (Karte: Wintergemüse) und einer Kartoffel-Kräuter-Rolle, die ebenfalls ihren Genießer fanden, waren „Gebt-mir-einen-Löffel-was-soll-ich-mit-dem-Messer“-zart. Ein klassisches Schmorgericht, sehr anmutig interpretiert, dass man seine gute Erziehung und die gesellschaftlichen Konventionen verteufelt hat, weil man den Teller nicht ablecken durfte.
Für die im Dessertgang georderte Crème brûlée hatten wir den Fachmann am Tisch, und auch das Winterdessert, eine Panna Cotta mit einem winterlichen (Zimt u.a.) Eis, wurden bestellt und geliefert. Crème brûlée gab es schon einige Male und wenn man es mit anderen Präsentationen vergleicht, kam es selten aufgeräumt auf den Tisch. Die Creme in einer flachen Schale, die knusprige Karamellschicht oben drauf, dazu eine halbe Feige, eine rote Johannisbeere und eine Brombeere. Was lernen wir daraus? Wenn die Küche eine gute Crème brûlée auf den Tisch bringt, dann braucht es kein Chi Chi wie ein Basilikum-Minz-Sorbet oder ein Ananasragout daneben, dass sich beim Verzehr außerdem noch als Apfelkompott herausstellte. Aber das ist eine andere, ältere Geschichte.
Der Rest ist schnell erzählt. Espresso und Cappuccino waren gut, aber begleiterlos, was den Gedanken in den Raum warf, ob die Geschichte mit dem kleinen Wasserglas zum Espresso wirklich vom Espresso, also aus Italien, kommt oder doch eher eine österreichische Erfindung ist. Der Service an dem Abend war angenehm, höflich, wenngleich trotz oben erwähnter Highlights auch nicht ganz aufmerksam. Während die Leere des einzigen Bierglases bemerkt und der Wunsch nach Nachfüllung konkret abgefragt wurde, ging die Versorgung der alkoholfreien Trinker in einem „Alles in Ordnung?“ irgendwie unter. Aber auch hier wird wieder auf hohem Niveau gejammert.
Dieses – also das hohe Niveau – wird hauptsächlich durch die Küche repräsentiert. Auch die nicht probierten Gerichte der Karte versprechen lukullische Genüsse. Die Preise sind angenehm. Und wer ein echtes „Wiener Schnitzel“ mit Kartoffelsalat für knapp 17 Euro als zu teuer ansieht, sollte beachten, das man mit einem niedrigeren Preis kein handgemachtes, frisch zubereitetes, selbst paniertes Schnitzel aus der Kalbsoberschale auf den Teller zaubern kann. Deutlich billigeres ist entweder kein „Wiener Schnitzel“ oder Industriefraß. Oder beides.
Das gibt es aber im „berlin – Restaurant|Bar|Café“ nicht. Da hört man noch den Fleischklopfer aus der Küche. Vielleicht sollte man etwas vom Haloumikäse (ebenfalls auf der Karte) darunter legen, dass dämpft die Schläge etwas. Kleiner Scherz. Seien wir also servicetolerant, fordern unser Recht auf Essen und Trinken ein, und genießen diese leckeren Speisen im Neubrandenburger „berlin“. Es liegt direkt am Ring (kleine Anspielung an das Zitat ganz oben), obwohl es keinen Friedrich Engels in der Adresse trägt, sondern Fritz Reuter. Eine Webseite gibt es auch, zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Artikels ist dort leider keine Speisekarte enthalten, bei den wechselnden Gerichten vielleicht doch noch eine schöne Idee.
Auf der nicht genauer definierten, geschweige denn irgendwo niedergeschriebenen Liste der besten Ess-Orte in der Region, die ich bisher besucht habe, liefert sich das berlin ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen an der Spitze. Ärgster Konkurrent dabei ist das Leddermann in Waren, der bisherige Spitzenreiter. Beim Essen und gaaaaaanz knapp in der Gesamtwertung liegt jetzt das berlin vorn, im Service bleibt das Leddermann ungeschlagen.
Das Auge isst nicht mit, Gaumen, Seele und Zunge trotzdem begeistert
Zur bekannten Floskel „Das Auge isst mit.“ gibt es diverse Varianten und Ergänzungen, die meistens aber das Gegenteil des Original-Spruches aussagen. „Die Augen isst man mit.“ wird genauso kolportiert wie „Das Auge isst mit; das Auge hat sich schon übergeben.“ Beim letzten Testessen war das Auge auf Diät; was aber am Ambiente fehlte, wurde durch Herzlichkeit beim Service wieder gut gemacht.
Einen ausführlichen Text gibt es diesmal nicht. Aber dafür die Audio-Version. Viel Spaß beim Anhören.
Ausgewogene Mischung
Irgendwie gab es von allem etwas, manches ist aber nur schwer zuzuordnen, vor allem geografisch. Nordafrika (exemplarisch Tunesien), Deutschland, Österreich, Griechenland, USA, Frankreich, Skandinavien (exemplarisch Finnland) usw. Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe. Und dabei waren nur drei hungrige Männer in einem Nationalitätenrestaurant essen. Wobei die Menge Essens, die auf den Tellern an den Tisch kam, auch gut 4 oder 5 Leute hätte satt bekommen. Augenscheinlich wurde mal wieder gehofft, dass sich Quantität in Qualität umschlägt, was nur sehr bedingt gelungen ist.
Aber wir sollten milde gestimmt werden: Insgesamt drei Runden (Finnland) eines milden, sehr milden Ouzos erreichten unbestellt den Tisch während des Essens. Ebenfalls inklusive, also unbezahlt, erreichte den auch jeweils ein kleiner Vorspeisensalat: Eisbergsalat, eine halbe Tomatenscheibe, eine Gurkenscheibe, ein Klecks Cocktailsoße (Thomy oder Kraft?) und zuunterst noch etwas Wasser vom Salatwaschen (hoffentlich). Was nichts kostet, ist auch nichts …
Dazwischen gab es aber noch bestellte Speisen. Da saßen wir aber zu weit von der Küche weg. Da der Service eine begrenzte Tragkraft zu haben schien, erreichten uns die drei Vorspeisen wie auch die drei Hauptgerichte nicht gleichzeitig, sondern individuell durchaus verschieden. Bei zwei kalten und einer heißen Vorspeise ist das vielleicht eher zu verschmerzen, wenn die heiße einzeln als letztes kommt. Aber wenn sie dann so heiß ist, dass man sich beinahe die Zunge daran verbrennt, gilt es, das Zeitmanagement zu überdenken.
Apropos: Wie lange darf es dauern zwischen dem Betreten eines Restaurants, dem Erhalt der Speisekarten und der Aufgabe einer Bestellung? Kommt sicher auch immer auf die Füllung der gastlichen Stätte an. Aber bei drei besetzten Tischen, von denen einer wir waren und zwei sich eher dem Ende des kulinarischen Ausfluges näherten, sollte das in weniger als 15 Minuten vonstatten gehen. Sollte. Und wenn dann nichtmal alle Getränke der Karte vorrätig sind …
Die Vorspeisen waren dann aber in Ordnung. Wobei natürlich an einem Tsatsiki aus Quark und einer (selbst gemachten oder industriellen) Würzmischung nicht wirklich viel verkehrt zu machen ist. Und wenn das noch durch etwas fertigen Oktopus-Salat ergänzt wird, ist das auch nicht weiter schwierig. Anspruchsvoller sind dann schon die gebackenen (=im Backteig ausgebackenen) Auberginenscheiben, wobei ich da sicher im Katalog eines Tiefkühlzulieferers eine passende Vorlage zu finde.
Käse kann man reden (oder schreiben), Käse kann man aber auch essen. Und welchen Käse verbindet man mit Griechenland (immerhin waren wir „griechisch essen“)? Genau. Deswegen gibt es dort ein Suflaki mit einem nicht näher definierten Schnittkäse überbacken. Sah aus wie Gouda oder so. Aber immerhin hatte man in der Küche mitgedacht. Weil zum Überbacken des Suflakis nicht nur der Käse sondern auch eine Soße verwendet wurde, war der Spieß aus dem Suflaki bereits entfernt wurden. Das wäre ja am Tisch eine große Schweinerei geworden. Mich würde nur der Unterschied zwischen diesem Gericht und dem ebenfalls auf der Karte vorhandenen mit Schnittkäse überbackenen Schnitzel interessieren.
Zwischendurch vielleicht mal was positives: Das Gyros war besser als jedes bisher probierte Pfannengyros auf dem Planeten. Und es soll auch nicht behauptet werden, dass das Gyros nicht auch mal einen Drehgrill gesehen hat. Über die letzte halbe Stunde vor dem Servieren spekuliere ich mal nicht, die Konsistenz ließ aber den Schluss zu, dass der Abstand doch eher größer war und das „gesehen“ eher wörtlich als bildlich zu sehen ist. Frisch vom Drehgrill war es nicht. Eher frisch schien das Suflaki auf dem anderen Teller zu sein, ohne Käse drüber, aber auch mit Gyros drunter. Wobei ich manchmal bei solchen Gerichten den Eindruck habe, dass die Grillstreifen schon auf dem Fleisch sind, bevor sie in der Gaststätte in die Pfanne gelegt werden.
Das Dessert hatten wir der Üppigkeit der Hauptgerichte wegen schon mal gleich weggelassen. Wer sich noch an seine M-L-Lehrstunden* erinnert, wird sich auch an dieses Gesetz vom Umschlagen der Quantität in Qualität und umgekehrt erinnern. Zumindest, was das Gyros betrifft, wurde auf jeden Fall noch auf den Wandel von Quantität auf Qualität gewartet. Ein Dessert gab es übrigens trotzdem. Unbestellt und zu aller Überraschung war es genauso einfach wie lecker: eine Halbkugel griechischer Joghurt(?), übergossen mit ein wenig Himbeersoße. Das erfrischte und gab Kraft, an den Schlusstest zu gehen. Nur, wie macht man den, wenn es keinen Espresso auf der Karte gab, aber Cappuccino auf der Karte stand? Man sucht vergleichbares, warum also nicht mal einen „griechischen Mocca“?
Der Mocca wurde in einer Espressotasse serviert, und wie es sich für einen richtigen Mocca gehört, hatte er Grund. Wasser oder Zucker gab es nicht dazu. Beides befand sich schließlich schon in der Tasse. Für den Cappuccino bot sich eine Rechtschreibkorrektur in Kapputschino an. Lange wurde er nicht mehr gesehen, der deutscheste aller Cappuccini: gesüßter Kaffee mit Sahnehaube oben drauf. Wenn der Kaffee ein Milchkaffee gewesen wäre, hätte der Wiener Franziskaner dazu gesagt, aber das nur nebenbei. So passte aber alles irgendwie ins Gesamtkonzept dieses Restaurants. Aber immerhin. Beim Verlassen – und das hatten wir auch noch nicht erlebt – wurde uns vom Service sogar die Tür aufgehalten. Und das nicht nur, weil zufällig gerade in der Gegend, sondern ganz bewusst. Einer der leider wenigen Pluspunkte beim griechischen Restaurant Kreta, Woldegker Straße 12 in Neubrandenburg.
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* M-L = Marxismus-Leninismus, heute nach der Umbenamsung eher Chemnitzismus-Sankt-Peterburgismus, während es zwischendurch mal kurz der Marxismus-Senilismus war.
Murphys Law – Lost On Monday
Die Gastronomie und der Ruhetag – hier ist das Thema zwar noch nie thematisiert worden, aber anderswo ist das manchmal durchaus ein Thema. Erstaunlich fnde ich nur, dass es selbst Gastronomen augenscheinlich sehr unterschiedlich sehen, wie sie mit Ruhetagen umgehen. Ausgehend von einer täglichen Öffnung mit durchgehend warmer Küche bis hin zu nur abends oder nur mittags geöffnet und dann noch ein oder zwei Ruhetage reicht das Spektrum. Letztendlich ist es die unternehmerische Entscheidung des Wirtes/der Wirtin, wie er/sie die Öffnungszeiten gestaltet, sicher immer abgestimmt auf die Kundschaft und das sonstige Umfeld. Aber manchmal fragt man sich, ob da immer die richtige Entscheidung getroffen wird. Ist es manchmal nicht einfach besser, einen Ruhetag einzuführen, als einen Tag (oder auch mehrere) nur mit einer Notbesetzung zu arbeiten und dann durch das minderwertige Angebot Gäste für die Zukunft zu verscheuchen.
Vielleicht ist es ja wirklich nicht die beste Idee, an einem Sonntag- oder Montagabend aushäusig etwas essen gehen zu wollen. Die Auswahl offener Gaststätten, gerade auch im kleinstädtischen Umfeld (inkl. der Gegend drumrum), ist eher eingeschränkt. Aber ein paar Standards gibt es doch. Zu einem solchen führte aber ein Umweg übers Umland auf der Suche nach einem warmen Abendbrot. Der Weg führte über Friedland, Sandhagen und Altentreptow wieder nach Neubrandenburg zurück und ließ uns in einem 7-Tage-offenen Gasthaus enden. Dort waren wir schon öfter und sind bisher immer gut bedient und verköstigt worden, so wollte wir dann auch mal ein Bewertungsessen veranstalten.
Das Restaurant empfing uns mit bewährter Gastlichkeit, es schienen einige Gruppenfeiern stattzufinden, aber wir fanden schnell einen Platz. Nur der Service war weit und breit nicht zu sehen. Vermutlich half er in der Küche. Die entsprechende Tür dorthin entließ dann auch die zu diesem Zwecke beschäftigte Fachkraft, die sich kurz hinter dem vorhandenen Tresen aufhielt und dann wieder in der Küche verschwand. Nachdem das noch einige Male passierte, mussten wir annehmen, doch einen ungünstigen Platz erwischt zu haben: Die Deko auf dem Tresen war so groß, dass der sicher sonst sehr umsichtige Service unserer nicht ansichtig wurde. Aber durch einen Schlitz direkt zwischen Tresen und Deko wurden wir dann doch als neue Gäste erkannt und mit Speisekarten versorgt.
Schnell war das gewünschte ausgewählt und dann begann die Gedächtnisübung. Können wir es uns bis zur Bestellung merken, zumal sich nicht irgendwelche Nummern waren – die gab es auf der Karte nicht. Es mussten ganze komplexe Namen der Gerichte behalten werden. Immerhin, die Servicekraft war jetzt häufiger im Gastraum zu sehen. Die Feierlichkeiten an den anderen Tischen neigten sich ihren Enden entgehen, es wurde abgeräumt und kassiert. Bezahlen wollten wir auch, aber erstmal dafür auch eine Grundlage bilden. ‚Wenn sie nach dem nächsten Abräumen nicht zu uns kommt, um eine Bestellung aufzunehmen, gehen wir woanders hin‘, waren die ausgehungerten Gedanken. Obwohl sich die Zeiger der Uhr schon der 20. Stunde näherten, wir hätten noch einen gemütlichen Ort gewusst, der uns freundlich empfangen und mit Atzung versorgt hätte. Und ich meine nicht irgendein Systemrestaurant.
War es Gedankenübertragung? War es einfach nur der normale Ablauf im Service? Kurz, bevor wir die Jacken ergreifen konnten, wurde dann doch unsere Bestellung aufgenommen. Soljanka (was sonst?), französische Zwiebelsuppe, Mecklenburger Schnitzel und Rumpsteak „Strindberg“ hieß die im Nachhinein sehr internationale Bestellung. Die georderten Getränke (nicht auf der Karte enthaltene Fruchtsaftschorle und Bier) kamen zügig. Wobei sich die Frage stellen lässt, ob man geschmacklich den Unterschied zwischen abgestandenem Mineralwasser und Leitungswasser erkennt, wenn es zu einer Schorle verwendet wurde. Ich habe da überhaupt kein Problem mit Leitungswasser, im Gegenteil. Aber etwas Kohlensäure in einer Schorle wäre schon schön gewesen.
Auf die Vorsuppen musste auch nicht lange gewartet werden. Die Soljanka war in ihrem Säurespiel sehr gut ausgependelt und schmeckte wie erwartet und schon lange bekannt gut. Die mit überbackener Matschepampe bedeckte Zwiebelsuppe mit Croutons und Käse überbacken überzeugte höchstens geschmacklich. Unter Croutons darf man ruhig etwas knuspriges verstehen, und wenn man sie auf eine Suppe legt und dann noch mit Käse überbackt, muss man sie vorher sehr(!) gut anrösten, damit sie sich nicht mit Suppe vollsaugen und eine schleimige Matsche ergeben. Vielleicht hilft ja auch, vernünftiges Weißbrot dafür zu nehmen und nicht diese aufgeblasene Feuerzeugwatte, die sich Toastbrot nennt. Aber manchmal hilft auch, Suppe und „Deckel“ getrennt zuzubereiten und erst ganz kurz vor dem Gast zu vereinen … Vorausschauend ist hier der Service zu nennen; auf die Frage, ob es denn geschmeckt hätte, mussten wir nicht lügen, da sie gar nicht erst gestellt wurde.
Die Qualitätsvorzeichen bei der Menüfolge wechselten dann die Besitzer, als die Hauptgerichte auf den Tisch kamen. Das Mecklenburger Schnitzel, ein in Eihülle gebratenes dünnes Schweinesteak kam zart und saftig auf den Tisch, die Bratkartoffeln waren genauso lecker, nur die Cremechampignons waren vielleicht etwas dunkel. Das Salatbukett kam knackig daher, ein paar Tropfen eines Dressings hätten den Teller zur Vollendung gebracht. Beim Rumpsteak „Strindberg“ – eine Hülle aus Ei, Zwiebel und Senf ist hier das besondere – war noch ein wenig vom bestellten Medium-Zustand entfernt, dafür hatten die Pommes zu viel oder zu lange oder zu oft Hitze bekommen. Die waren definitiv knusprig und hatten das zuviel, was den weiter oben erwähnten Croutons fehlte. Aber eins hatten sie wohl auch zu wenig: ein Abtropfen des Frittierfettes … Aber wollen wir mal nicht nörgeln. Timing ist eben nicht jedem gegeben, zumal Gäste ja auch unterschiedlich schnell essen.
Die abschließenden und Lebensgeister wecken sollenden Heißgetränke kamen in Minimalkonfiguration auf den Tisch: kein Wasser zum Espresso, keine Kekschen, übersichtliche Menge Milchschaum auf dem Cappuccino, und die geschmackliche Dichte der Kaffeegetränke ließ einen unverzögerten Nachtschlaf vermuten, was sich dann auch bestätigte. Leere Gläser auf dem Tisch wurden durch den Service auch nicht bemerkt, der Feierabend lockte dann wohl. Nach einer kleinen Verdauungsautorunde fuhren wir ca. eine halbe Stunde, nachdem wir das Gasthaus verlassen hatten, an einem lichtlos dunklem Gebäude vorbei, das von einem rechtzeitigen Betriebsschluss zeugte.
Unabhängig voneinander waren wir in der Vergangenheit schon mehrfach im Gasthaus Sandkrug zu Gast – bis hin zu eigenen Familienfeierlichkeiten. Dabei sind wir immer durch fachgerecht und gut zubereitete Speisen und einen umsichtigen Service positiv beeindruckt gewesen. Warum es nun an diesem „Bewertungsabend“ nicht so war, weiß nur die anwesende Crew. So bleiben wir bei einer historisch bedingten positiven Empfehlung. Zumal in den letzten Monaten und Jahren sehr viel am Haus innen und außen neu gemacht wurde und man dort wirklich auch gut essen kann. Nur vielleicht nicht Montags Abends, wenn andere Gaststätten erst gar nicht öffnen …
