Protein und Kaffee

Was hat nun Protein mit Kaffee zu tun? Die einfachste Lösung wäre, wenn es Käsekuchen zum Heißgetränk gäbe. Café au lait wäre auch eine Variante, wenn auch mit weniger Eiweiß. Oder der Autor verbindet nur zwei Themen, die allein zu kurz wären, um einen Artikel zu füllen. Manchmal ist es zu einfach.
Protein
Proteinerhöhte Lebensmittel stehen oft in der Kritik, dass sie für den überhöten Preis gar nicht so viel mehr an Protein bringen. Mal von ihrer grundsätzlichen Sinnlosigkeit für 99% der Bevölkerung abgesehen. Meist nehmen wir mit einer normalen gemischten Kost schon übermäßig viel Eiweiß auf.
Mit leichter Verwunderung in den Augen nahm ich beim letzten Wochenendeinkauf zwei Produkte wahr, die im Kühlregal nebeneinander standen, vom gleichen Hersteller waren, die gleichen Geschmack trugen sowie den gleichen Preis und die gleiche Menge hatten. Der große Unterschied bestand auf den ersten Blick nur darin, dass eines davon mit “High Protein” gelabelt war und der Blick in die Nährwerte (6,6 g zu 14 g) den Unterschied auch signifikant zeigte. Erreicht wurde der lt. Zutatenliste mittels Zugabe von Milcheiweiß, was bei einem Milchprodukt passend erscheint. Das High-Protein-Produkt schien beim Essen auch etwas cremiger, die “normale” Variante wirkte flüssiger. Vermutlich bewirkte das zusätzliche Eiweiß diesen spürbaren, aber doch letztendlich geringen Unterschied.
Beim genauen Etikett-Studium fiel mir dann noch ein Unterschied zwischen beiden Produkten auf. Damit meine ich übrigens nicht, dass im normalen Vollei drin ist und im eiweißreicheren nicht. Leider wurde bei letzterem auch der Zucker durch Süßstoff ersetzt, was nicht nötig getan hätte. Beiden Varianten hätte ein weniger an Süße und dafür ein mehr an Geschmack gut getan, aber was will man von ausgelutschten Industriezutaten schon erwarten.
Kaffee
Als bekennender Freund kalter Milchkaffeegetränke – ich vermute, dass ich es auch im Blog schon ein paar mal thematisierte – muss ich mal wieder meinen Frust loslassen. Der hat nichts damit zu tun, dass der hohe Zuckergehalt dazu geführt hat, dass ich mir meinen Milchkaffee mehrheitlich selber koche und nicht süße. Beim Niederschreiben hatte ich die Idee, mal zu probieren, ob ich einen gekauften Milchkaffee mit meinem zuckerfreien strecke und sehe, was dabei rauskommt. Dazu dann ggf. später mehr.
Wenn man also weniger von etwas trinkt, kann man darauf achten, hier dann auch das bessere zu nehmen. Gemeinhin hieße das, auch die teuere Variante als 1. Wahl anzusehen. Bei den kalten Milchkaffeegetränken meist (in meiner empirischen Untersuchung eigentlich immer) ein Irrtum. Da ich beim oben bereits erwähnten Einkauf auch eine neue Variante eines Milchkaffeegetränkes entdeckte, musste ich auch das mal testen und wurde mal wieder bestätigt.
Mein Gleichgewichtssinn scheint sowieso nicht der allerbeste zu sein. Im normalen Leben ist das nicht weiter spürbar, oder ich habe mich schon daran gewöhnt (es war immerhin schon immer so). Dass jetzt Milchkaffees der Sorte “Balance” da helfen, habe ich aber auch nicht wirklich erwartet. 😉 Sie werden aber auch keine Chance dazu bekommen, da ich sie nicht wieder kaufen werde. Vielleicht wirkt es aber doch, weil es schneller das Portmonee leert und damit das Gleichgewicht herstellt, da die Geldbörse meist nicht entlang der Längstachse des Körpers getragen wird.
Obwohl aufgebrühter Kaffee bei der Herstellung benutzt wird (bei vielen hochpreisigen Varianten kommt gern löslicher Kaffee oder Kaffeeexrakt zum Einsatz), ist es mit dem Geschmack nicht weit her. Das mag an den gleichen Gründen liegen, wegen denen die Labels “Lactose Free” und “Reduced Calories” auf der Schauseite prangen. Letzteres wurde unter anderem durch eine gewisse Fettreduktion erreicht. Die Zutatenliste überraschte außerdem mit zwei Süßstoffen statt Zucker und Laktose … Hä? Nachdem ich mein Handy als Lupe missbraucht habe, stellte sich der Aufdruck als Laktase heraus. Das Label der Vorderseite stimmte also doch. Aber bei dem Kleingedruckten kann man sich schon mal verlesen.
Es gibt also eigentlich keinen Grund, Milch in kleinen Plastebechern aus der Schweiz zu importieren. Warum das überhaupt gemacht wird, darf weiterhin kritisch hinterfragt werden. Immerhin ist Milch als Hauptbestandteil dieser Getränke ein derartiges Allerweltsprodukt, das lange Transportwege für das fertige Produkt eigentlich überflüssig sein sollten. Andere Weltkonzerne kriegen das doch auch hin, verschicken aus der Zentrale nur den Sirup der geschmacksgebenden Zutaten und lassen das regional verdünnen und abfüllen (auch wenn’s hier auch schon Zentralisierungstendenzen gibt).
1,63 € habe ich übrigens für die 230 ml Milchkaffeegetränk (offiziell: Milchmischerzeignis) bezahlt. Im Discounter. Im gleichen Laden gibt es unter einer der Eigenmarken der Kette Milchmischgetränke im 330-ml-Behältnis für knapp einen Euro weniger. Mit kürzerer Zutatenliste, ebenfalls ohne Kaffeeextrakt o.ä. sondern mit richtigem Kaffee; und ohne Aroma- oder Süßstoffe schmecken die Varianten besser als so manch teueres Produkt mit bekannten Marken. Und die Hausmarken mehrerer Discounter (und auch einiger Supermärkte) kommen alle aus der gleichen Molkerei mit den beschriebenen positiven Eigenschaften und bilden einen empirischen Nachweis, dass teuer nicht immer gut heißt.