Es soll ja Leute geben, die sich darüber ärgern, wenn es nichts gibt, über das sie sich ärgern können. Ich ärgere mich manchmal über die Deutsche Post, allerdings auf einer sehr nerdigen Ebene. Ich bin mir dabei außerdem noch nicht mal sicher, ob die Post wirklich der richtige Adressat für diesen Ärger ist, aber bei dem vor einigen Jahren erfolgten Abbau von Briefkästen liegt es nahe. Mir ist nämlich vor einiger Zeit aufgefallen, dass, wenn man ins Navigationsgerät nur einen Ortsnamen eingibt (und das Navi lässt dies zu), man mit der Route immer an einem Briefkasten endet. Es kann auch eine Eigenheit meines ersten Navis gewesen sein, aber heute funktioniert das leider nicht mehr. Stand eigentlich mal in der Nähe des marktplatzseitigen Eingangs des Hotels „Vier Tore“ ein Briefkasten?
Um zum heutigen „Ausflugslokal“ zu kommen, sollte man vielleicht nicht unbedingt den Anweisungen des Navis glauben. Die schöne Strecke ist (zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Beitrages) in einer Ortsdurchfahrt gesperrt, die etwas längere, aber schnellere Strecke ist nur nicht so schön. Ggf. bietet sich das Lokal als Wegstation für eine Rundreise rund um die Müritz an, die allerdings motorisiert sein sollte, der Weg ist doch relativ lang. Allerdings würde mir da sogar eine kulinarisch hochwertige (Fr)Ess-Route einfallen… Vielleicht am Ende etwas mehr dazu.
„Ausflugslokal“ schreibe ich bewusst in Anführungsstrichen. Der Begriff ist natürlich irreführend, allein der „…flug…“ hat eine gewisse Verbindung zum Restaurant. Überhaupt keine Verbindung – jedenfalls bisher – zum Restaurant hat übrigens der Autor, obwohl es manchmal so scheinen will. Aufmerksam gemacht durch einen Blogfreund aus der Region enterten wir eines schönen Abends die gastliche Stätte. Aber was heißt „entern“? Offene Türen liefen wir ein. Und das ist nicht nur wörtlich zu nehmen. Der Empfang war freundlich, wirklich freundlich, nicht mecklenburgisch freundlich, nicht aufgesetzt freundlich, einfach nur freundlich. Und aufmerksam, aber auch nicht aufdringlich. Man könnte es für die Situation perfekt nennen, wenn man nicht vorsichtig mit solchen Aussagen sein sollte. Aber ich fürchte, derartige Aussagen werden der rote Faden dieser Geschichte werden.
Die beiden Hauptkritikpunkte, die es bezüglich unseres Aufenthalts gab, sind a) der fehlende schöne Sonnenuntergang (es war wettertechnisch etwas grau) und b) die fehlenden sonstigen Kritikpunkte. Ich möchte keine allgemeine Lobhudelei durchführen, aber es war so. Und das lässt sich auch an konkreten Eckpunkten festmachen. Einfaches Beispiel: Im Laufe des Abends kamen drei verschiedene Brotsorten auf den Tisch. Alle waren frisch, vermutlich teilweise selbst oder handwerklich gemacht. Das gleiche gilt analog auch für die vorspeislichen Suppen. Eine trug sogar des Autors Namen. Völlig zusammenhangfrei. Schön war auch, dass ich meiner Lust nach Carpaccio – ich möchte mal sagen: nach Art des Hauses – frönen konnte. Was da auf mich zukam, war eines der besseren seiner Art, obwohl mittig ein kleiner Berg á la Ruccola thronte, ein Kraut, dessen Bedeutung für die menschliche Ernährung ich bisher immer verneinte. Hier war die Rauke (der alte deutsche Name für das Grünzeug) mit einem einfachen, aber guten Dressing wohldosiert und so gut angemacht, dass mir das Modekraut sogar schmeckte und dass das eigentliche Carpaccio, die rohen Wildfiletscheiben, nicht ätschensauer überschwemmt wurde, wie ich es in manchem italienischen Restaurant der Region schon erlebt habe, wo es vielleicht die Aufgaben des Aperitifs mit übernahm.
Zu den Hauptgerichten gibt es eigentlich wenig zu sagen: Der auf der Hautseite gebratene Zander war so, wie ein auf der Hautseite gebratener Zander sein solle. Und es mag wie eine Selbstverständlichkeit klingen, aber die Hautseite war beim Servieren auch oben, was nicht überall der Fall ist, dort aber das vielleicht noch gute Küchenergebnis auf dem Weg bis zum Gast zerstört. Hier im Restaurant war der Fisch aber auf dem Punkt beim Gast, was vielleicht auch ein wenig an den vorgewärmten Tellern lag, ein bei weitem nicht verbreiteter, aber meist doch sinnvoller Service. Auf dem Punkt war übrigens auch die Hähnchenbrust – gegrillt, aber saftig. Und der ebenfalls gegrillte Spargel. Und die Steakhouse-Pommes – natürlich nicht gegrillt. Die gab es übrigens zu einem Wildburger.
Beim Stichwort Wildburger sollte ich eigentlich ein gebranntes Kind sein. Aber diesmal gab es kein Extra-Kännchen mit Bratenfond dazu, was auch wirklich nicht notwendig war. Der erste Eindruck: ENDLICH mal ein Burger, der nicht durch diese labrig-weichen Burger Buns eingerahmt wird, die man sonst so kriegt. Endlich mal richtiges Brot drumrum! Sehr gut. Tomatenscheibe, saure Gurke, Ruccula(!), aber nicht überbordend. Und wenn man es genau nimmt, war es sogar ein Cheeseburger. Aber welchen Käse macht man auf einem Wildburger? Bei der Beantwortung dieser Frage hilft vielleicht der Gedanke daran, welches Obst gern zu Wild gereicht wird. Dieser kleine Umweg über die Preiselbeeren bringt einen dann schnell auf die Idee: Probieren wir es mal mit Camenbert. Beides ergänzte den Patty genussvoll. Zum individuellen Perfektionismus fehlte nun nur noch, den Burger auch direkt aus der Hand zu essen – das muss so. Allein, das Brot hielt der geballten Geschmacksbombe nicht stand, so dass dann doch das bereitliegende Besteck zum Einsatz kam. Immerhin ließ er sich damit sogar essen, nicht wie gewisse andere, teils überdimensionierte Burger Buns, die man bei leichter Durchfeuchtung nicht mal mit einem Löffel sinnvoll essen könnte. Und damit meine ich einige Anbieter von Burgern in Restaurants.
Durch den Service aufs angenehmste umhegt, final mit leckerem Käffchen in selten gesehener Qualität versorgt, endete der Abend aufs angenehmste. Das sowas passieren kann (und wohl auch regelmäßig tut) muss sich in der Gegend des Lokals schon rumgeprochen haben. Es war voll. Zumindest innen. Im Biergarten bot sich noch etwas Platz. Vielleicht sollte der interessierte Anwärter des Gaststatusses vorher seinen Platz reservieren. Die Kontaktdaten finden sich auf der Webseite der „Blauen Maus“ in Mirow, die nur einen Nachteil hat: Man kann keine Menükarte nachlesen.
P.S.: Die Müritz-(Fr)Ess-Runde bleibt noch nachzutragen. Wer früh los fährt, macht zum Frühstück schon erste Station am Warener Hafen, wer sich später auf den Weg macht, nutzt den gleichen Ort zum Mittagessen. Dort gibt es das Leddermann, dass sowohl Frühstück wie auch Mittag anbietet (Abendbrot natürlich auch). Anbieten tut sich auch eine vorherige Reservierung. Eine Zwischenstation wäre vielleicht in Sietow (Scheune) anzudenken. Käffchen und Kuchen sind vorhanden. Auch Bollewick könnte man in die Route aufnehmen. Dann gehts in Richtung Abendbrot weiter nach Mirow in die Blaue Maus (Zwischenstationen mit Kulturprogramm sind individuell zu planen). Und von dort dann über Userin und Neustrelitz wieder nach Neubrandenburg, was bei den Gedanken auch der Ausgangspunkt war.
P.S.II: Die im Beitrag genannte TOP3 der besten bisher geprüften Restaurants ist quasi ohne Reihenfolge, wobei zwei davon „auf Wiedervorlage“ stehen, da sich durchaus wesentliche Eigenschaften seit dem Besuch dort geändert haben. Nochmal zusammengefasst: Zur TOP3 gehören: berlin (Neubrandenburg)*, Leddermann (Waren)* und Blaue Maus (Mirow). Die mit * sind auf Wiedervorlage, da bei einem Koch und Besitzer gewechselt haben, beim anderen die Örtlichkeit. Daraus könnte man jetzt schließen, dass die Blaue Maus auf Platz 1 ist … … …