Pasta, Bohnen und eine Reise

Ein bekannter sächsischer Nudelhersteller hat offenbar – für mich bisher unbemerkt – sein Sortiment über die Teigwaren hinaus erweitert und hat jetzt auch wichtige Zugaben zur Pasta mit im (Vertriebs-)Sortiment. Bei meinem Besuch eines Discounters am letzten Freitag fiel mir ein entsprechendes Produkt ins Auge, blieb aber im Laden, weil es mich allein schon vom Anblick enttäuschte. Vielleicht sollte ich mal nachfragen, wie sie es hinbekommen haben, aus Eigelb, Schweinebacke und Pecorino eine hellgraue Masse bekommen, die sie dort in Gläser gefüllt haben. Und ja: Ich spreche das alte „Carbonara“-Problem an, denn auf dem Glas stand Carbonara und es war keine klassische Carbonara drin, nicht mal in Anlehnung an. Und selbst die Beschreibung „Schinken-Sahne-Soße“, die hierzulande gern als Synonym für Carbonara genutzt wird, ist für das Zeug im Glas unzutreffend. Wasser, Rapsöl, Sahne, Schmelzkäsezubereitung (Häää???), Schweinefleisch (5%), Zwiebeln, Wachsmaisstärke, Reisstärke, Bouillon, Ei (0,5%), Salz, Natriumnitrit, Natriumacetat, Kaliumlactat, Natriumcorbat, Gewürze, Gewürzextrakte, Reifekulturen, Buchenholzrauch. Diese deutsche „Karbonara“ hat eine gewisse prinzipielle Ähnlichkeit mit deutschem „Kapputschino“, der bekanntlich aus Filterkaffee mit Sprühsahnehaube besteht. Beides hat mit dem Original nix zu tun.

Vor einiger Zeit hatte ich mal einen veganen Joghurtersatz probiert, den eine bekannte Molkerei auf den Markt geworfen hat. Kulinarisch fiel das Produkt in der Geschmacksrichtung „Natur“ durch. Etikett "Zum Glück"Dabei erwähnte ich, dass ich das Produkt auch in der Geschmacksrichtung Vanille eingekauft hatte. Nach dem Test sträubte ich mich lange, den Becher zu öffnen, das Bastelkleberaroma hing mich immer noch zu stark im Gedächtnis. Das nahende MHD und das nicht verschwendet sein wollende Geld ließen mich dann doch zugreifen. Grob zusammen gefasst: es schmeckte wie Bastelkleber mit Vanillegeschmack. Etikett "Zum Glück"Das wirklich schlimme ist aber, dass im Produkt natürliches Bourbonvanillearoma, gemahlende Bourbon Vanilleschoten und Bourbon Vanilleextrakt verarbeitet wurden. Also fast echte Natur, nur hoch verarbeitet, auseinander genommen um im Becher wieder vereinigt. WELCH EINE VERSCHWENDUNG!!! Da bleibt nur zu hoffen, dass das Produkt mal mit „neuer, verbesserter Rezeptur“ herauskommt und die gute Vanille durch Vanillin ersetzt wird. Das passt viel besser.

Langsam komme ich zur Erkenntnis, dass sich aus kulinarischer Sicht Hülsenfrüchte nicht dazu eignen, Ersatzprodukten für klassische Molkereierzeugnisse als Basis zu dienen. Das sortentypische Aroma von Erbse oder Ackerbohne dringt doch immer wieder durch. Die Hersteller sollten sich doch darauf einigen, wenn sie dem Kunden über ehrlich sein wollen, diese Produkte als das zu bezeichnen, was sie sind: Ackerbohnenaufschwemmung, leicht gesäuert und mit langkettigen Kohlenhydraten gebunden. Der Klassiker Sojabohne als Basis ist da übrigens auch nicht besser. Etikett SojaghurtDen Sojaghurt, den ich beim Einkaufen erwischte, ist laut Zutatenliste eine weitere Phosphorquelle als Essen, wobei man bei Phosphor im Essen zurückhalten sein sollte. Ist wohl nicht so gut für die Gesundheit. Einige der üblichen verdächtigen habe ich schon seit längeren weitestgehend von meiner Speisekarte gestrichen: Schmelzkäse, Kochkäse. Wenn man aber recht gern Käse isst, muss man da ein wenig aufpassen, denn Schmelzkäse kommt manchmal auch im Anschein von Käseaufschnitt ins Kühlregal, da glaubt man, echten Käse zu haben und hat dann nur das Billigprodukt zum überteuerten Preis.

Immerhin schmeckte der Sojaghurt „natur, ungesüßt“ nicht nach Bastelkleber, Etikett Sojaghurtaber trotzdem hatte das Produkt im Vergleich zu Naturjoghurt ein deutliches Fehlaroma. Da scheint es auch fast schon wieder schade, dass im Produkt echte Joghurtkulturen verwendet wurden. Ein einfaches „Säuerungsmittel“ wie im Ackerbohnenerzeugnis hätte da auch gereicht. Es bleibt wirklich unverständlich, warum immer wieder entgegen besseren Wissens behaupt wird, dass diese Produkte genau wie das Vorbild Naturjoghurt oder Fruchtjoghurt schmecken. SIE TUN ES NICHT! Und man tut nicht tun gebrauchen. 😉

Sonntagmittag

Ein kleiner Ausflug, obwohl das Wetter dazu nicht einlud, aber die Gesellschaft. Er brachte mich in ein Restaurant, in dem ich vor Ewigkeiten schon mal war. Leider fällt mir zur genaueren zeitlichen Orientierung nicht mehr meine Begleitung ein, mit leicht erhöhter Wahrscheinlichkeit würde ich fast auf 2004 oder 2005 schätzen. Aber zum Essen. Eine kleine Vorspeise lockte in Form eines Süppchens.

Wolgaster BouillabaisseDa ist eine sehr gehaltvolle Bouillabaisse mit Fischfiletstücken, Miesmuscheln, Gemüsestreifen und Baguette, letzteres ein wenig lagerknusprig, aber die Suppe wirklich gut und viel Einlage. Gut, dass ich nur die kleine Ausführung genommen habe, ich vermute, die große wäre zusammen mit einem etwas üppigeren Dessert durchaus sättigend gewesen. Die kommt aber auf die Liste „Nochmal bei nächster Einkehr“.

Wenn wir schon mal beim Thema Fisch sind, sei es auch beim Hauptgericht so. Zander steht auf dem Programm.

Zanderfilet (auf der Haut gebraten) auf sautiertem Blattspinat mit Tomaten und Sesam, dazu Kartoffelstampf mit RöstzwiebelnDer liegt richtig herum auf einem Bett aus Spinat und Tomaten, daneben kam ein ordentlicher Klecks Kartoffelbrei zum liegen. Nebenbei habe ich mal eine kleine Stichprobe bei alten Artikeln gemacht, in denen Zander vorkommt. Nicht repräsentatives Ergebnis 4:4 bei 9 Bildern. Bei vier Bildern lag das Filet mit der knusprigen Haut oben, bei den vier anderen war das Knusprigbraten überflüssig, da die Haut nach unten gewendet war. Und einmal kam es wohl zu einer Komplettpanierung. Der Fall fällt natürlich raus. Hier war alles super, wenngleich dem Kochpersonal an einer Stelle ein wenig der Salzstreuer über dem Spinat ausgerutscht war. Drumrum war aber alles gut, und man soll ja auch viel trinken. 😉 Zanderfilet (auf der Haut gebraten) auf sautiertem Blattspinat mit Tomaten und Sesam, dazu Kartoffelstampf mit RöstzwiebelnAuch das würde ich gern nochmal wieder essen, wenn das Restaurant nicht eine gute Autostunde weit weg ist. Aber an einem verpflichtungsfreien Tag bei angenehmerem Wetter könnte man bei einer kleinen Usedom-Rundreise am Rande der Insel gern nochmal einkehren.

P.S.: Die Verhashtagung brachte die Erkenntnis, dass der letzte Besuch doch erst 2015 stattfand und auch hier im Blog aktenkundig ist. War also doch ein anderer personeller Kontext als der, den ich eigentlich unterstellte.

Name einerseits, Inhalt andererseits

Sommer, Sonne, Sonnenbrand,
eisgekühltes in der Hand.
Die Griechen, zur Zeit eher mit ihrer Wirtschaft und ihren Geldsorgen in den Medien, zeichnen auch für eine Reihe kulinarischer Genüsse verantwortlich. Dazu gehört unter anderem der Frappé, eine eisgekühlte Kaffeespezialität, unter derem Namen die Nahrungsmittelindustrie diverse Getränke anbietet, die das Schicksal mit dem Cappuccino teile: Was als Pulver oder fertig gemischt verkauft wird, hat mit dem ursprünglichen Namensgeber nichts gemein.
Was allerdings nicht heißen soll, dass die Getränke von vornherein schlecht sind. Das abgebildete Triumvirat verspricht zum einen wegen der Marke, zum anderen wegen der Zutatenlisten durchaus genussvolles zu leisten. Damit der Schaum nach dem Schütteln auch stehen bleibt und das ganze Getränk einen cremigen Touch bekommt, beenden Pektin und Carrageen die erfreulich kurzen Listen.
Die Variante „Schweizer Schokolade mit 72% Cacao“ im 7%igen Gesamtschokoanteil schmeckt auch ohne weitere Aromastoffe (außer Zucker) schokoladig. Nur noch Milch steht weiter als Hauptbestandteil auf der Zutatenliste, die, unterstellt man ihre Korrektheit, damit vorbildlich ist.
Wenn man heutzutage einen Vanille-Pudding oder eine Vanille-Milch oder dergleichen kauft, ist Vanille meist höchstens marginal enthalten und durch Vanillin oder andere Aromen ersetzt. Nicht so beim Milchmischgetränk mit Bourbon-Vanille-Zubereitung, die aus Bourbon-Vanille-Extrakt, Vanillepulver und etwas Beta-Carotin (Provitamin A) besteht. Nur noch Milch, Zucker und die o. g. Verdickungsmittel scheinen weitere Bestandteile zu sein, was sich dann auch in einem ungewohnt leckerem Vanillegeschmack ausdrückt.
Aus der Reihe fällt die Variante Erdbeere-Zitrone, wurde hier doch mit Aromastoffen nachgeholfen, was sich auch sofort auf das Geschmackserlebnis auswirkt (natürlich negativ). Wer außerhalb der Saison frische Erdbeeren zu sich nahm, kann vermutlich nachvollziehen, warum hier extern nachgeholfen wurde; die Kunst hätte hier aber vermutlich im Weglassen bestanden: entweder der Aromastoffe oder gleich der ganzen Sorte.
Es lohnt also immer, die Zutatenliste zu suchen und zu lesen. In der Kürze liegt auch hier die Würze. Und wenn Worte bzw. Wortbestandteile wie Aroma (auch wenn „natürlich“ davor steht, das hat nichts zu sagen), Hefeextrakt, Glutamat, Würze, u.a. nicht drauf stehen, dann kann man beherzt zugreifen.

Milch mit Geschmack – mehr als nur Kakao

Die einfache Flasche Kakao-Milch reicht dem Verbraucher schon längst nicht mehr aus. Glaubt die Industrie. Und wirft immer mehr neue und originelle Milchmischgetränke auf den Markt, von denen ich heute mal zwei teste. Sie kommen beide aus dem Mainfränkischen, zumindest, was den Hersteller betrifft, der „Markenname“ unterstellt vielleicht eher was südlicheres, wobei ich nicht glaube, dass südeuropäische Genießer sowas in der Form trinken wollten.
Das eine Kakao-Getränk ist mit Vanille angereichert, glaubt man der Vorderseite des Etiketts. Schokoladenpulver, dass zum größten Teil nur aus Zucker besteht, ist mit 2,0% Anteil angegeben, Kakaopulver noch weniger. Da wundert es nicht, wenn „natürliches Vanillearoma mit anderen natürlichen Aromen“ bei den Zutaten nachfolgt, der geringe Kakaoanteil kann ja nach nichts schmecken. Die Kriterien für den „ausgewählten Kakao“ waren eben so streng, dass nicht sehr viel davon in der Milch landete. Die „feine Vanille“ vermissen wir aber ganz, dass „natürliche Aromen“ nicht aus den ursprünglich Namensgebenden Früchten oder Pflanzen stammen müssen, ist hinlänglich bekannt. Vanille-Aroma wird gern mal aus Holzabfällen der Papierindustrie gewonnen. Aber das nur nebenher. So schmeckt das Getränk sehr spitz und unausgeglichen nach Schoko und untergehender Vanille, dass es einer weiteren Beschreibung gar nicht lohnt.
Wer schon mal ein Gericht mit etwas zu viel Chili gewürzt hat, der weiß, dass zum Löschen des brennenden Gefühls im Mund Wasser denkbar ungeeignet ist. Der geschmacks- und schmerzauslösende Stoff Capsaicin ist nicht wasser- aber fettlöslich, so dass ein Glas Milch eher Linderung verspricht, es helfen hier die Milchfette. Was aber – und damit kommen wir zum zweiten Kakao-Getränk – wenn Chili mit in die Kakao-Milch gegeben wird? Wir dürfen beruhigt sein, es ist keine Kakao-Milch. 2,5% fettarmes Kakaopulver ergeben normalerweise eine dünne Plörre. Es helfen hier natürliches Vanille- und Chili-Aroma. Von Chilifrüchten fehlt jede Spur. So ist dem Getränk eine gewisse Schärfe nicht abzusprechen, nach Chili schmeckt es aber nicht.
Die 60 Cent, die pro 250-ml-Karton zu bezahlen sind, kann man anderswo besser anlegen. Mehr ist auch mal weniger.