Hatte ich den eigentlich schon?
“Herr Ober, was machen die ganzen Leute an meinem Tisch?”
“Mein Herr, Sie hatten doch einen Auflauf bestellt …”
Eigentlich wäre ja heute der letzte Sonntag gewesen, wo ich mich selbst verpflegen musste. Eigentlich. Nicht, dass Vatterns Reha verlängert worden wäre, eher im Gegenteil. Er kam aus Gründen früher nach Hause, um sich dort zwei Wochen lang einschließen zu müssen.
Manchmal habe ich den Verdacht, doch ein wenig ein “Stress-Esser” zu sein. Am Freitag gönnte ich mir dann ein schnelles, feines, kleines Extra. Auslöser war die Passage meines Lieblingsfleischers beim freitäglichen Einkauf und der damit verbundene Anblick zweier schöner Kamm-Stücke.
Die kamen in die heiße Pfanne, und da dann noch Platz war, röstete ich gleich noch ein aufgeschnittenes Brötchen ein wenig an.
Als ich das gleich umdrehte, kam auch die Unterseite des Brötchens zum Vorschein. Das kam dann raus und machte einem zweiten seiner Art Platz, um die gleiche Behandlung zu erfahren.
Mit ein wenig Senf veredelt verschnabulierte ich die beiden Steakbrötchen dann als Abendbrot. Da das Mittag an dem Tag eher mau ausfiel, eine lässliche kleine Sünde.
Der Samstag war kulinarisch eher uninteressant und auch dem Sonntag drohte vergleichbares, da ich den Tagesablauf etwas entspannen wollte. Also schob ich das Mittag etwas nach hinten, unterließ damit aber meine geliebte Sonntagskaffeepause (bzw. den dazugehörigen Kuchen) und so gab es das Heißgetränk nach folgendem Auflauf. In den sind ein paar Ideen eingeflossen, die ich die Woche über aufschnappte.
In der Auflaufform sehen wir unten vorgegarte Kartoffelscheiben, klein geschnittenen Landjäger (luftgetrocknet, von mir) und ein paar Tk-Erbsen. Unter den Kartoffeln ist als Ansetzschutz noch etwas Öl drunter, das ich auch gewürzt hatte.
Ein Ei und etwas Milch wurden verquirlt und auch noch etwas gewürzt (Standard).
Wo hatte ich eigentlich die schönen geschnittenen Kartoffelscheiben her? Ganz einfach: Eine rohe Kartoffel passender Größe hatte ich geschält und dann – im rohen Zustand – in Scheiben geschnitten. Geht am einfachsten. Ggf. lohnt auch, das gleiche mit einer zweiten Kartoffeln zu wiederholen, hängt aber von der Größe der Kartoffeln und der Auflaufform ab. Eine weitere große Kartoffel würfelte ich noch und gab dann alles in ein mikrowellengeeignetes Gefäß mit Deckel. Das spülte ich inkl. der Kartoffeln einmal mit kaltem Wasser aus, ließ das aber nur grob abtropfen. Dann kam alles mit Deckel und Dampfabzug in die Mikrowelle. Klappt wunderbar.
Die gewürfelten Kartoffeln wollte ich in eine Art Kartoffelbrei verarbeiten. Leider hatte ich die Kartoffeln etwas zu kurz gegart, dass das mit dem Brei nicht wirklich was werden wollte.
Aber mit etwas Milch und einem Schneebesen rührte ich so lange darin rum, bis es sich über den Auflauf schütten ließ. Dann kam noch Käse drüber.
Was mir wieder in Erinnerung rief, dass ich mir eine grobe Reibe besorgen wollte. Diesmal war es Gouda. Danach kam alles in den Ofen, 200°C Umluft, bis die Kruste schön ist.
Der Gouda bräunte etwas komisch, aber was soll’s?! Kann ja auch an meiner “Reibe”-Methode mit einem Sparschäler liegen.
Die Eiermilch war gestockt, die Kruste war krustig. Soweit, so gut.
Mit einem metallenen Pfannenwender hätte ich vermutlich die Kruste besser durchstechen können. Hab ich aber nicht. Deswegen ist die eine Ecke leider etwas misslungen.
Aber der Auflauf ist recht gut gelungen. Die Wurst gab eine schöne Würze ab, die Erbsen sorgten für die gemüsige Süße. Die Kartoffeln waren dann jetzt auch gar, aber sie zerfielen nicht, da sie wohl doch noch sehr al dente in die Auflaufform gekommen waren. Der Kartoffelbrei sorgte noch für eine erdäpfelige Cremigkeit im inneren. Naja, und der Käse war eben der Käse, mit dem alles überbacken war.
Noch ein Wort zu den Landjägern. Ihr kennt die von Supermärkten und Discountern feilgebotenen, meist plastikverschweißten Dauerwurstdinger, die dieses Gericht hätte man sie sicher auch sehr gut direkt aus der Packung nehmen können. Ich hatte meine aber bereits vor über einer Woche gekauft und dann in der Küche zum Trocknen/Reifen aufgehangen (natürlich ohne Plasteumhüllung). Man muss meiner Erfahrung nach ein wenig aufpassen, dass man die richtigen erwischt, die das sinnvoll mit sich machen lassen. Meine jetzigen fingen irgendwann an zu tropfen (was ein gutes Zeichen ist). Ich hatte auch schon welche, da passierte selbst in 2 Wochen gar nichts. Das hängt von der verwendeten Wursthülle ab. Man kann sowas also immer mal machen. Meist gewinnen die Dinger geschmacklich. Allerdings sollte man nicht so viel beim Aufhängen an ihnen rumtatschen. Und Haustiere, die irgendwie dran kommen könnten, verbieten sich auch. Aber sonst ist das wirklich mal zu empfehlen. Auch mit Mettenden, (groben) Knackern und Salami sowieso.
Zuerst einmal wünsche ich gute Besserung an deinen Herrn Vattern, ich hoffe er ist vollständig geimpft und geboostert und übersteht das alles unbeschadet. Mit vielleicht anschließender erneuter Aufnahme der Reha ?!
Zum Auflauf: Kartoffeln für so einen Auflauf kann man per Hand schneiden wie du es hier beschreibst, aber as Hobeln ist da deutlich stressfreier (so wie ich das hier gemacht habe) und es garantiert dass alle Scheiben die gleiche Höhe haben. Denn mit dem Messer kriegt man sie – und ich spreche da aus Erfahrung – nur sehr schwierig auf die gleiche Höhe hin. Und das gibt – wobei ich wiederum aus Erfahrung spreche, gibt, dann Probleme beim Schichten. Aber du scheinst das ja ganz gut hinbekommen zu haben… ☺️
Aber der Käse verhält sich wirklich komisch, vielleicht war er irgendwie beschichtet und die Beschichtung ist angekokelt? 🤔 Gerade weil es ja nur am Rand auftritt… Ich kaufe immer geriebenen Käse oder Reibe ihn an er groben Seite der quadratischen Küchenreibe, mit dem Sparschäler habe ich es noch nie probiert – daher fehlen mir hier die Erfahrungswerte. 😉
Zum Thema Landjäger & Co: Wurst mit Plastikschale ist natürlich wiederum so eine Sache: Bei Würsten die Reifen (Dauerwürste) müssen natürlich im Naturdarm produziert werden, in Plastik- oder Kunstschale sind sie wie du es beschrieben hast sind sie ein Kraus und vollkommen ungeeignet. Wer bitte produziert so etwas ???
Ich kenn das gleiche Problem bei der Ahlen Wurst aus meiner Geburtsheimat in Nordhessen. Die ist ewig haltbar und wird vom Geschmack deutlich intensiver wenn man sie lange lagert (auch wenn ich persönlich sie lieber frisch und noch weich bevorzuge). Aber gut abgehangen kann sie wirklich ein Genuss sein. Bei allen Dauerwurst-Sorten ist Naturdarm eigentlich zwingend notwendig, während kurzlebige Würste wie z.B. Zwiebelmettwurst (die aufgrund des Fehlens von Gehacktesbrötchen hier in Bayern derzeit zu einer meiner Favoriten zählt) 😜 ja ausschließlich in Plastikdarm verkauft werden. Aber eine gute abgehangene Dauerwurst ist durchaus nicht von der Hand zu weisen – aber eben nur im Naturdarm. Da gebe ich dir vollends recht… 😇
Das mit Vattern wird schon wieder. Es gibt Indizien, die dafür sprechen. 😉
Kleine Verwechslung bei den Würsten. Mit den Plasteschalen meinte ich nur die Umverpackung, nicht die Pelle. Sicher gibt es auch Wurst in Plastikpelle, aber die eignet sich meist aus mehreren Gründen nicht zum Nachreifen. Ich glaube nicht, dass so eine Zwiebelmettwurst oder eine Lyoner besser wird, wenn man sie bei Zimmertemperatur aufhängt. 😉
Aber ich habe auch schon Landjäger erlebt, die ich 2 Wochen aufgehangen habe und bei denen praktisch nix passiert ist. Die waren nicht im Naturdarm, da war eine Collagenschicht rum, wenn ich mich richtig erinnere, schön im Biss, aber eben resistent gegen jede Austrocknung.
Der Käse war übrigens ein guter Biokäse. Naja, Supermarkt-Hausmarke. In geriebener Form vermutlich besser zum überbacken.
Klar dass Zwiebelmettwurst & Co nichts außerhalb des Kühlschranks zu suchen haben – außer man möchte ein Zeitraffer-Video über die Verrottung von Lebensmitteln drehen. 😉 Obwohl innerhalb der luftdichten Plastikhülle wahrscheinlich gar nichts passieren würde. Ich meinste da eher die billigen Landjäger in Kunstschale (nicht Naturdarm) – keine Ahnung ob die mit Collagen oder was-auch-immer eingepackt sind. Sollte ich mal in die Notlage kommen die kaufen zu müssen würde ich sie aber eher direkt essen und keine Reifeexperimente versuchen.
Und der Begriff “Bio” ist in der europäischen Gesetzeslage ja leider seeeeehr weitläufig definiert. 😉