Ist es nicht schön, dass es für einfache mediterrane Essen in den Supermärkten Bausätze zum Selbstkochen gibt, die damit frei skalierbare Portionen – sowohl in Größe als auch Anzahl – ermöglichen? Natürlich ist zur Zeit nicht die Saison dafür, aber nach der gutbürgerlichen Küche der Feiertage ist die Abwechslung auch mal ganz schön.
Apropos Zeit. Aktuell ist es wirklich irgendwie komisch, vor allem, wenn man gezwungen ist, sein Mittagessen mittags zu sich zu nehmen. Also halbwegs pünktlich. Die Essensbilder versuche ich unter wesentlicher Beteiligung von Tageslicht zu schießen, da darf man in dieser Jahreszeit nicht zu spät anfangen mit kochen, sonst ist es wieder dunkel draußen. Und meine Kunstlichtsituation ist eine kleine Herausforderung für mein Fotografiergerät. 😉
Sonntagmittag
Mit den Bausätzen meine ich natürlich nicht irgendwelche Gläser, Dosen oder Tk-Tüten. Gemeint war ein Netz Schalotten und eine Packung Cocktailtomaten. Es lebe die internationale Völkerverständigung.
Schalotten klein schneiden und in etwas Fett anschwitzen, ggf. mit etwas nachfolgendem Knoblauch ergänzen. Etwas Salz tut auch gut. Aus den Vorräten kamen dann, als die Zwiebeln weich waren, Tomatenmark, Paprika und etwas Chili dazu und eine Handvoll gesechs- bis -achtelte Cocktailtomaten. Gut durchrühren und Deckel drauf. Das muss jetzt eine Weile vor sich hinköcheln und dabei verflüssigen.
Nebenbei kann dann irgendwann (nach 20-30 min.) das Nudelkochwasser aufgesetzt und die Pasta gekocht werden. Kurz vor der Zugabe der fertigen Teigwaren kommt noch etwas geriebener Parmesan in die Soße, die auch noch mit etwas Pfeffer aufgepeppt werden kann. Dann kann angerichtet werden.
Natürlich gibt’s da auch nochmal Reibekäse oben drauf, hier hätte man auch etwas mit dem Sparschäler abhobeln können. Für Optik und Geschmack. Was natürlich nur geht, wenn man es aus einem Stück hobelt und nicht vorgetrocknet und „gereift“ aus der Tüte prökelt.
P.S.: Wer hat, kann natürlich auch noch andere Gemüse mit hineinschnibbeln. In diesem Fall versteckt sich auch noch eine Spitzpaprika mit auf dem Teller. Die kam einen Moment vor den Tomaten mit in die Pfanne.
P.S.II:
Montag
Ganz früher gab es ihn an Silvester, später dann an Heiligabend. Weil aber die Mitessenden mittlerweile fehlen, habe ich das Ganze zwischen die Jahre verlagert. Und, obwohl es ihn schon so lange gibt, das von diesmal hatte ich so auch noch nicht. Wobei: Früher™, also aus der Zeit, wo ich altersbedingt heute nur lückenhafte Erinnerungen dran habe, schwamm er präsilvesterig noch einige Tage lebend in der Badewanne. Wie er da auf die Küchenvorbereitung reagierte, ging wohl an mir vorbei. Ich sah ihn nur in der Wanne und dann auf dem Tisch … Aber ich war ja auch noch klein. Später wurde er dann bereits küchenfertig erworben und er lag mindestens eine Nacht auf dem frostigen Balkon.
Heute, also heuteheute (Mo, 29.12.2025) war der Plan wie immer in den letzten Jahren: Ich fahre zum Fischhändler meines Vertrauens, kaufe einen viel zu großen küchenfertigen Karpfen, spüle ihn sauber, bestreue ihn mit Salz und Butter, schiebe ihn in den Backofen und dann wird’s lecker. So der Plan. Aber zu dessen Erfüllung gehört ja immer irgendwie noch einer mehr, der Einfluss nimmt. Habe ich Salz und Zucker verwechselt? Nein! Habe ich vergessen, den Ofen anzuschalten? Nein. Ging der Ofen kaputt? Nein. Zersprang der Servierteller? Nein. Nein und nochmals nein. Weiter unten gibt’s ein Bild vom fertigen Fisch, also muss ja irgendwie doch alles geklappt haben.
Aber! Zuerst ein Warn-Hinweis: Empfindsame Mitlesende überspringen bitte diesen Absatz. Unterm Bild geht’s dann gefahrlos weiter. Also: Aber, das habe ich so auch noch nicht erlebt. Wobei das nicht ganz stimmt. Als Heranwachsender erinnere ich mich, dass wir mal ein paar Aale bekommen hatten, die in einem hellblauen Plasteeimer lagen und in die beim Salzen nochmal richtig „Leben“ kam. Echtes Leben war’s nicht, ggf. waren sie auch schon küchenfertig, aber daran erinnere ich mich nicht mehr. Ähnliches passiere mir heute mit dem Karpfen. Der war küchenfertig ausgenommen, aber offensichtlich sehr frisch. Als ich ihn wusch, kam auch noch etwas zuckendes Leben in ihn. Aber irgendwie bugsierte ich ihn dann doch aufs vorbereitete Blech. Schon auf dem Einschub in den Ofen, wurde es nochmal richtig wild; das führt sogar soweit, dass er von der ursprünglich eingenommenen Diagonalen in die andere wechselte. Als er sich wieder beruhigt hatte, versuchte ich Backpapier, Butterflocken und Blech wieder in eine sinnvolle Anordnung zu bringen. Ich schob das Blech in den Ofen und schaltete diesen an (Umluft 170°C). Zu meinem eigenen kleinen Erschrecken rumpelte es nach wenigen Minuten nochmal kurz im Ofen, diesmal lag aber alles noch halbwegs so auf dem Blech, wie es sollte. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Aber ich nehme es wirklich als Zeichen der Frische.
Manchmal freue ich mich auf den Tag, wo den Züchtern eine Kreuzung aus Karpfen und Seeteufel gelungen ist. Was auf natürlichem Weg schwierig wird, da der eine ein Salzwasser- und der andere ein Süßwasserfisch ist. Aber Form, Aussehen und Geschmack wie ein Karpfen und Gräten wie ein Seeteufel – das wäre doch mal was.
War mal wieder lecker, reicht aber auch bis nächstes Weihnachten. Wobei, ggf. gibts an Neujahr nochmal was mit Karpfen, mal sehen.
Da in meinem Umfeld mittlerweile keiner mehr ist, der Karpfen mag, habe ich ihn dann direkt vom Blech gegessen. Bei solistischen Genüssen schwinden manchmal Kultur und Form. Im Ganzen hätte ich ihn sowieso nicht auf einen Teller bekommen, zumal ich sooo große Teller auch gar nicht besitze.




