Rückblickend auf den 100. Tag und die drumrum

Ja, ihr habt richtig gelesen. Vor über 100 Tagen habe ich meine Ernährung umgestellt. Am Mittwoch war das magische Datum. Zwischen je einem ärztlichen Besuch am Tag davor und danach. Davor ging es in aller Herrgottsfrühe zur Blutabnahme und zum EKG, danach war dann die Auswertung, inkl. Besteigung der Waage. Als ich der Schwester den Stand der Dinge mitteilte, ergänzte ich noch: In ein oder zwei Quartalen muss ich bzgl. des Wiegens nicht mehr runter in die Apotheke, die im gleichen Gebäude sitzt, sondern kann wieder das Gerät in ihrem Reich nutzen, dass leider bei meiner näheren Anwesenheit leichte Überlastungserscheinungen zeigt. Heißt: Die Tendenz zeigt eindeutig nach unten. Im Gespräch mit Fr. Dr. kam es dann auch noch zur amtlichen Festschreibung des Erfolges: “10 kg weniger” schrieb sie in meine Akte. Dafür gab’s zu Mittag dann auch Schnitzel in Paprika-Tomaten-Soße mit Pommes. Ab und an sündigen muss sein. Wobei die größte Sünde dabei wohl die matschige Panade des Hähnchen-Schnitzels war … Es war nicht schön. Aber ich war glücklich. 😉
Den Rest der Woche hielt ich mich oft an die Richtlinien. Gerade die beiden Arztbesuche brachten aber die Zeitpläne durcheinander, und da ich auch nichts vorgekocht hatte, war ich auf die Imbiss-Angebote im Einkaufszentrum zurückgeworfen. Ein Cäsar-Salat (mit rohen Champignons und Hähnchenfleisch) und ein Salat mit Garnelen, Eiern und Mozzarella schienen mir die passenden Varianten zu sein, wenngleich sie natürlich ein wenig ins Geld gehen. Aber hatte ich schon mal festgestellt,  dass ich durch meine Vorkocherei ganz schön Geld spare? Also war es nicht weiter schlimm. Selbst die morgendliche Routine kam ein wenig durcheinander: Beim ersten Termin hatte ich nüchtern zu erscheinen, der zweite lag auch so früh, dass an vernünftiges Frühstück nicht zu denken war.
Apropos “erster Termin” und “früh”: Die Blutabnahme ist immer so früh am Tag, dass ich ernsthaft überlegt habe, hinterher nach Hause zu fahren und mich wieder ins Bett zu legen (ich bin ja eher der Spätmensch). Aber ich hatte mich im Vorfeld anders entschlossen und bin in den Frühdienst gewechselt. Dabei kam ich aber an die Grenzen des Systems. Auf dem Weg zur Arbeit kehre ich immer noch bei einem Bäckerimbiss ein, um mir einen groooßen Cappuccino zu holen. Wenn ich direkt nach der Blutabnahme zur Arbeit gefahren wäre, hätte ich noch über eine halbe Stunde auf das Heißgetränk warten müssen. Auf dem üblichen Weg komme ich zwar noch an zwei anderen Bäckern vorbei, die auch sowas anbieten, aber ich war mir nicht sicher, ob die mir meinen mitgebrachten Becher auffüllen und zu welchem Preis. Also? Bin ich zu McCafé gefahren. Die hatten schon auf. Ich hatte allerdings den Eindruck, der erste Kunde an dem Tag zu sein. Es war zwar alles hell erleuchtet, aber Menschen sah ich keine, weder vor noch hinterm Tresen.
Seit meinem letzten, etwas zurückliegenden Besuch in dem Etablissement hatte sich einiges verändert. Früher stand die riesige Kaffeemaschine mit der Rückseite zum Kunden direkt auf dem Bedientresen. Jetzt stand sie auf einem Sideboard, so dass man auch die Vorderseite sehen konnte. An sich eine gute Marketingidee, sieht man doch so besser, dass mit Siebträger gearbeitet wird und eine entsprechende Handarbeit im Spiel ist. Das könnte für Qualität sprechen. Nur am Milchaufschäumer muss unbedingt noch gearbeitet werden. Die Milch wird in einer Metallkanne mittels Dampfdüse aufgeschäumt. Soweit, so gut. Allerdings ist die Düse nicht so ein Metallteil, wie man es vielleicht vom heimischen Automaten her kennt. Es war ein ca. 20 cm langer und anderthalb Zentimeter dicker, schwarzer Plastepimmel, der nach dem Milchaufschäumen mit einem um ihn gelegten Lappen von den weißen Milchresten befreit wird. Nicht nur mit einer wischenden Bewegung. Apropos “wischend”: Wenn man das “s” zwei Stellen weiter nach hinten bringt, weiß man, wie es aussieht. Pornös.
Kommen wir wieder zu den kulinarischen Genüssen. Irgendwie hatte ich den Cappuccino von McCafé auch besser in Erinnerung. Aber der Zubereiter hatte auch einen Berg auf meinem Becher gezaubert (und der Deckel geht nach innen, also absolut unpassend). Und für die viele Milch war ziemlich wenig Espresso in der Tasse. Auch ein Nachteil, wenn man bei der Zubereitung zugucken kann. Dann muss man es schon gut machen.
Irgendwann war ich auf der Suche nach Vollkornmehl auch noch im Umfeld meines Lieblingsfleischers angekommen, den ich natürlich dann auch noch besuchte. Im Hinblick auf die Speisung am Wochenende nahm ich unter anderem ein Stück doppelt geräucherten Bauch mit.

So sieht er an- und kleingeschnitten aus. Manchmal ist er auch etwas fettiger. Aber er hat ein schönes, intensives Raucharoma, was er auch gut Speisen mitgeben kann. Und den Effekt hatte ich vor zu nutzen.

In einer Spur Sonnenblumenöl ließ ich ihn etwas aus.

Von einem Spitzkohl habe ich einige der äußeren Blätter abgewickelt und zerzupft. Schneiden oder hobeln wäre natürlich auch gegangen. Da hat ja jeder so seine Vorlieben.

Apropos Vorlieben: Salz, Pfeffer und Kümmel kamen mit in die Pfanne. Das sind so meine Würzvorlieben bei Kohl.

Alles wird gut durchgeschwenkt.

Und bei kleiner Hitze unterm Deckel ziehen gelassen.

Dabei fiel mir dann noch ein, dass ich eigentlich noch eine Möhre reinraspeln wollte. Das passierte quasi fast am Ende, ca. 5 Minuten, bevor ich den Deckel nicht nur zum Rühren, sondern endgültig lüftete.

Dazu gab es Kabeljau. Diese Fischstücke gibt es im Zweier- oder Dreierpack in beinahe jeder konsumentenfreundlichen Tiefkühltruhe. Wobei ich mit dem Produkt noch nicht sonderlich warm geworden bin (kein Wunder bei einem Tiefkühlprodukt – ta taaa). Es entspricht irgendwie nicht meiner spontanen Art zu kochen, da es eigentlich erstmal stundenlang aufgetaut werden muss. Das hat zwei Gründe: erstens ist es dann aufgetaut 😉 und zweitens ist dann die Glasierung – eine dünne Wassereisschicht, die das Stück umhüllt – runter. Einer der Gründe, warum man das Stück nicht direkt aus dem Tiefkühler in die Pfanne legen kann. Das suppt. Dämpfen geht übrigens wunderbar.
Hier habe ich den Fisch mal in den Heißluftofen gelegt. Bei welchen Werten kann ich nicht sagen, da ich sie während des Garvorgangs ständig änderte. Aber 200°C und dann 12 Minuten sind m.E. eine gute Idee. Zum Zeitpunkt, als die Glasierung runter war, habe ich das Fischstück noch gewürzt. Ich hatte da zu Weihnachten eine Fischgewürzmischung gekauft (und nicht genutzt), die muss ja auch mal weg. Man muss zum Ende hin öfter mal gucken, wie der Fisch sich im Ofen verhält. Zwischen im Kern gefroren und furztrocken ist nur ein schmales Zeitfenster. 😉 Aber ich hatte es gut erwischt. 😉
Wobei ich im Nachhinein sagen muss, die Kombination ist nicht sehr optimal. Der Fisch hatte dem Kohlgemüse nicht wirklich etwas mitzugeben, dafür wurde er von ihm aromatisch erschlagen (bringt mal selber das “er” und “ihm” in den richtigen Sinn). Ein Steak oder auch nur Bratfisch wäre wahrscheinlich die bessere Idee gewesen. Aber es erfüllte seinen Zweck: 50+x% Gemüse, 25% Eiweißträger.
Morgen gibt es beim sonntäglichen Restaurantbesuch schon wieder gutbürgerlich. Leider kann ich mich nicht auf den Besuch vorbereiten, das Restaurant hat keine Speisekarte online. Da wird die Lektüre im Haus wohl ein wenig länger dauern. Wenn ich ein wenig in meinen Erinnerungen grabe (ich war schon ein paar Mal dort, aber eben noch ohne Richtlinien und das letzte Mal ist schon etwas her) sehe ich aber gute Chancen, wenigstens etwas maßgebliches Gemüse auf meinen Teller zu bekommen.
 

Ein Gedanke zu „Rückblickend auf den 100. Tag und die drumrum“

Kommentare sind geschlossen.