Vegetarisches aus Milch – und die Erkenntnis

Langsam komme ich wohl dahinter, wo der Fehler bei den Fleischnachahmerprodukten liegt. Also neben der blöden Idee des Nachahmens als solches. Aber der Reihe nach. Was mit einem Stich Butter in der Pfanne anfängt, kann eigentlich nichts schlechtes sein.
Butter schmelzenEtwas Rapsöl ist auch mit dabei. Es soll etwas vorsichtig und ggf. auch mit Geschmack gebraten werden. Da bietet sich Butter als Bratfett geradezu an. Und für paniertes darf es auch gern etwas mehr sein.
BratenWir sehen hier die Nachahmung eines Cordon Bleus, aber in vegetarisch, was u.a. dazu führt, dass man den Kochschinken weggelassen hat.

Ein Huhn und eine Schwein
wollen ein Bistro aufmachen.
Schwein: “Was bieten wir zu Essen an?”
Huhn: “Rührei mit Speck.”

Der Witz illustriert das Problem beim Grundkonzept. Der Käse (und es ist wirklich ein Milchprodukt) bleibt drin, der Schinken aber nicht. Außerdem besteht das drumrum (und ich meine noch nicht die Panade) im wesentlichen aus Milch. Genauer: Magermilch. Und Sonnenblumenöl. Und Weizenmehl. Das könnte fast eine Mehlschwitze sein, oder eine Bechamel. Damit es aber nicht zu soßig wird, gibt es noch etwas Struktur vom Hafer und ein paar andere konsistenzgebende Sachen.
Frisch gebratenEtwas puristisch – so ganz ohen Beilagen. Aber es soll ja auch kein vollwertiges Gericht daraus werden. Eher ein Test. Schauen wir also mal rein.
Die Optik stimmtErstaunlich, aber es deutet sich ein wenig Struktur an. Wenn man mal die fehlende Kochschinkenscheibe ignoriert, sieht es dem (industriell hergestellten) Original recht ähnlich.
Käse im FleischersatzDer Käse fließt auch ein wenig aus dem Stück. So weit, so gut. Wenn man mal das Salz in der Beschreibung ignoriert, schmeckt das ganze nach gebratener Panade, und wenn man etwas Käse mit erwischt hat, liefert der auch noch einen Beitrag. Der innere Rest ist geschmacklich nicht beteiligt. Das sonstige Mundgefühl, in das unter anderem die Konsistenz einfließt, ist mit “uninteressant” sehr wohlwollend beschrieben. Der bekannte Ernährungstipp, jeden Bissen 32 mal zu kauen, macht hier definitiv keinen Spaß.
Die Erkenntnis: Irgendwie erinnert mich das Teil an die Cordon-Bleu-Teile, die in manchen Discounterkühltruhen ihre Zeit fristen und bei denen es eigentlich egal ist, ob sie aus Hähnchen- oder aus Schweinefleisch bestehen, da dieses im Herstellungsprozess bis zur Ununterscheidbarkeit denaturiert ist. Und genau hier liegt das Problem: Offensichtlich orientieren sich die Entwickler und Hersteller der Ersatzprodukte nicht an den richtig guten Originalen, wenn sie irgendwas nachbauen, sondern an den industriellen Abarten, die auch schon nicht in einen Einkaufskorb gehören sollten. Minderwertiges Junkfood, deren charakteristisches Merkmal sich leider nicht im Preis ausdrückt.
Dabei können die gefüllten Schnitzel(chen) doch so lecker sein. Neben dem Cordon Bleu gehören ja auch die Saltimbocca (mit Schinken und Salbei, dabei nackig (ohne Panade) und aus Kalb) in diese Reihe. Oder Rouladen…

4 Gedanken zu „Vegetarisches aus Milch – und die Erkenntnis“

  1. Woraus war das Produkt denn gemacht? Aus Tofu? Wo wurde es gekauft und was hat es gekostet? Ein grober Überblick über die Inhaltsstoffe wäre wirklich hilfreich. Und die unteren drei Bilder sind etwas zu dunkel geraten. Damit aber genug der konstruktiven Anregungen… 😉
    Jeder testet eben anders.

    1. Wie ich schon schrieb (jetzt detaillierter): 50% Magermilch, Sonnenblumenöl, Weizenmehl, texturiertes Weizeneiweiß, Alginat und Zellulose, Hühnereiweiß, Haferspelzfasern und noch ein paar kleinere Beigaben, wobei ich mal die Panade und den Käse weggelassen habe. Das ist quasi eingedickte Bechamelsoße (Fett, Mehl anrösten und mit Milch aufgießen) mit ein wenig Struktur durch Algen, Zellulose und Hafer. 😉
      Den Rest zu beantworten erspar ich mir, Preis weiß ich auch nicht mehr. Das muss man aber auch nicht nochmal kaufen. Molkereien sollten Milchprodukte herstellen und keine Fleischersatzprodukte.

      1. Hühnereiweiß? Das klingt aber nicht sehr vegetarisch. Ich stehe ja auf dem Standpunkt: Entweder vegetarisch oder lass es. Diese Pseudo-Mischprodukte sind meiner Meinung nach eigentlich eher ein Seiteneffekt der derzeit stattfindenden Gewöhnung des Volkskörpers an weniger Fleisch – weil zu teuer wegen des hohen CO2-Footprints von Fleisch im Rahmen des Klimawandels.
        Das größte Problem bei vegetarischer Ernährung ist ja immer noch der Eisenmangel – und keiner kann mir erzählen dass irgendwelche Pillen da Abhilfe schaffen. Das kommt hinten raus wie es oben rein gegangen ist – der Körper kann Ernährungsergänzungsmittel meist nicht verarbeiten und scheidet sie einfach wieder aus.
        Ich denke: Entweder mit oder ohne Fleisch, alles dazwischen ist doch nur Augenwischerei.
        Mit persönlich fehlt bei fleischloser Ernährung einfach der Sättigungsfaktor, aber vielleicht ist das ja auch nur psychologisch bedingt. Man weiß es nicht….

        1. Da verwechselst du wohl vegetarisch mit vegan. Das Produkt ist 100% vegetarisch. Es sind zwar Lebewesen dafür gestorben (Weizen, Hafer), aber keine Tiere. Das Hühnereiweiß kommt vom Ei. Und Eier und Milch gehören zu den tierischen Produkten, die beim weit gefassten “vegetarisch” gehen. So produziert ein anderer Wursthersteller vegetarische Varianten auf Basis Hühnereieiweiß. Das ist dann auch vegetarisch, aber natürlich nicht vegan, also nicht völlig frei von tierischen Produkten.
          Satt wird man davon auch. Wichtig für eine nachhaltige Sättigung sind Eiweiße im Essen, da ist es egal, wo die herkommen. Und es gibt auch eisenhaltige Pflanzen. Vitamin B12 ist da schon schwerer ohne Fleisch zu bekommen.

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