Aufwachen, Frühstück ist fertig

Der große Frühstücker war ich eigentlich nie. Schon in frühen Schulzeiten versuchte ich, dass elterlich zubereitete Marmeladenbrot – damals hieß das noch so – irgendwie anders zu entsorgen, als über meinen Verdauungstrakt. Das ging zumindest zu Zeiten, an die ich mich erinnere, prinzipiell problemlos, da sie vor meinem Aufstehen, aber nach meinem Wecken zur Arbeit entschwanden. Das 2. Frühstück in der Schule war dann meine erste Mahlzeit.
Mein eines Jahr Schulinternat vor dem Abitur war dann aber doch vom Frühstück geprägt, aber das gab es auch in recht intimer Runde, das Internat war nicht sehr groß. Und es gab frische Brötchen vom Bäcker gegenüber. Auch ein Argument für Frühstück. Wie ich es dann im Studium handhabte, weiß ich nicht mehr wirklich, aber danach, bei meinem ersten Job, fiel das Frühstück wieder weg. Ein frühes Mittag übernahm die Funktion des Brunches, aber der Arbeitsbeginn in aller Herrgottsfrühe (aus meiner Sicht) ließen meine Speisegelüste am frühen Morgen auf Null sinken. Selbst wenn ich es doch mal versuchte, weil der geplante Tagesablauf es als sinnvoll erschienen ließ, bekam es mir nicht wirklich. Ohne ging es mir besser.
Das hielt ich auch so bei meinem 2. Job. Der dritte (und jetzige) begann mit Schichtsystem. Bei “Frühdienst” (Arbeitsbeginn 8:00 Uhr) blieb das Frühstück verzichtbar, da ich kurz nach 11 schon Mittag essen konnte. Bei Spätdienst (Arbeitsbeginn 13:45 Uhr) erübrigte sich das mit dem Frühstücken sowieso, nach dem Aufstehen und Wachwerden ging es an die Mittagszubereitung, beinahe gleichgültig, wie spät es war.
Irgendwann kam es dann auf Arbeit zu einigen Umstrukturierungen, in dessen Ergebnis ich in einen permanenten “Spätdienst” wechselte. Die Anführungszeichen sind hier nicht unberechtigt, fängt der Dienst doch gg. 11 Uhr an. Aber es ist der späteste Arbeitsbeginn aller Kollegen, also Spätdienst. 😉 Nach Wecken und Wachwerden machte ich mich dann meist direkt auf den Weg zur Arbeit, brachte den Kollegen und mir dann was zum Mittag mit und begann den Arbeitstag mit der Mittagspause.
Eine Zäsur brachte dann der Zeitpunkt, als ich anfing, Tabletten für die Erhaltung meiner inneren Werte einzunehmen. Da war dann etwas mit dabei, dass u.a. morgens nach dem Essen einzunehmen war. Für mich ein Widerspruch in sich. Ich löste das Problem, indem ich morgens wenigstens eine Banane aß, anfangs unter sehr viel innerem Protest, aber man gewöhnt sich dran. Eine Ernährungsberatung und die nachfolgende Ernährungsumstellung brachte Milchprodukte (Joghurt, Quark u.ä.) mit Früchten und Haferflocken zum Frühstück. Und große Pausen zwischen den 3 Mahlzeiten des Tages.
Und dann kam mein spontaner Besuch im Krankenhaus Mitte letzten Jahres. Da wird einem ein standardisierter Tagesablauf und auch ein ebensolcher Ernährungsplan aufgedrückt. 7 Uhr Visite und danach Frühstück können einen ganz schön konditionieren. Hinzu kommt die gastronomische Qualität: Man kann sich was bestellen und bekommt es dann auch geliefert, im Rahmen der ärztlichen Vorgaben. Und Büfett-Frühstück habe ich im Internat schon gemocht und auch zwischendurch immer mal in Hotels. Auswahl, für die man selber nicht sorgen musste. Herrlich. Und so war es im Krankenhaus ja fast auch, nur, dass man am Vortag oder noch früher auswählen musste.
Und ich nutzte die Chance. Süßes Frühstück, mal eher honigbasiert, mal Konfitüre oder Fruchtaufstrich, die herzhafte Variante mit Wurst und Käse. Dazu Butter und Brötchen. Meine Ernährungsberaterin würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie schon tot wäre. Ist sie aber erfreulicherweise nicht.
Nach dem Krankenhaus kam eine ambulante Nachsorge zu Hause. Da kann man “schlechte” Angewohnheiten aus dem Krankenhaus wieder ablegen. Für mich gehörte vor allem das Wecken um 5:30 Uhr dazu. Einen Wecker musste ich mir zwar trotzdem stellen, früher, als wenn ich arbeiten müsste, aber nach dem Wachwerden stellte sich die Frage, was ich bis zum Erscheinen der Verbandsschwester tat. Schnell kam die Idee mit dem gemütlichen Krankenhausfrühstück, Brötchen, Butter, Fruchtaufstrich, Milchkaffee, zu denen sich nach dem Erwerb eines Ein-Ei-Eierkochers auch noch das Frühstücksei gesellte.
Verbunden werde ich jetzt schon einige Monate nicht mehr, aber die Gewohnheit mit dem Frühstück hat sich gehalten. Brötchen, Butter, Konfitüre oder Fruchtaufstrich, zur Not Honig, dazu ein Ei, Milchkaffee und Saftschorle. Was sich für manche wie ein Sonntagsfrühstück anhört, gibt es bei mir ausgerechnet am Sonntag nicht. Dafür aber an den anderen Tagen, wenn es keine Frühtermine gibt. Leider ist zusätzlich noch meine Disziplin, dass Mittag betreffend, dem kollegialen Gemeinschaftsdruck gewichen, so dass es sehr zeitnah zum üppigen Frühstück zu Hause das Mittagessen auf Arbeit gibt. Meine Ernährungsberaterin … aber den Gedanken hatten wir ja schon. 😉 Dafür vergeht dann bis zum Abendbrot wieder hinreichend Zeit, nur gibt es dann am späteren Abend noch einen Obstsnack … alte, ungünstige Angewohnheiten, die sich in ihrer Summe auch nicht nur positiv auswirken. Zumal sich mit der Zeit auch “neue Traditionen” herausgebildet haben.
Sonntags bin ich coronabedingt zur Zeit zwar nicht mit Vattern in den Gaststätten der Region unterwegs, wir bekochen uns gegenseitig und das geht auch mal eine Weile. Langsam wäre ein Restaurantbesuch auch mal wieder schön. Der Heimweg brachte mich an einem Lädchen vorbei, dass sonntags geöffnet hat und u.a. Brötchen für’s montägliche Frühstück feilbot (meine bisherigen Erfahrungen beim selber Aufbacken lassen diese Option vernachlässigen). Nach dem Einkauf fuhr ich meist nach Hause, um in aller gemütlichen Sonntagsruhe meine abendliche Radio-Sendung vorzubereiten. Am Nachmittag bringt dabei ProsiebenMAXX ein paar Folgen Koch-Reise-Ess-Reportagen, die ich mir zwischen den einzelnen Phasen der Sendungsvorbereitung bei einer Tasse Milch(schaum)kaffee gern ansehe. Aber den Kaffee immer so trocken runterwürgen? Da fiel beim Brötcheneinkauf der Blick auch mal auf den daneben aufgebauten Kuchen und seither hat mich ein Himbeer-Buttermilchcreme-Gebäck gefangen. Aber auch die anderen Fruchtkuchen mit Streuseln sind recht angenehm zum Milchkaffee …
Immerhin komme ich so auch am Sonntag auf meine empfohlenen drei Mahlzeiten am Tag: Mittag, Kaffee/Kuchen und Abendbrot. Der zeitliche Abstand ist nicht ganz optimal, vom Inhalt mal ganz abgesehen, zumal ich nach wie vor kein Freund von Torten u.ä. bin, obwohl die vermutlich einen etwas höheren Proteingehalt (durch die Sahne) und vielleicht etwas weniger Kohlenhydrate (durch weniger Teiganteile) haben als die Blechkuchen. Aber ich vergleiche da vermutlich den Teufel mit dem Beelzebub.
Dringend erforderlich ist mal wieder ein Reset und die Rückführung auf die empfohlene Ernährung, mit der ich im ersten Halbjahr 2020 schon recht gute Ergebnisse erzielt habe. Zumal ich gerade wieder den Stand von vor dem Krankenhausaufenthalt erreicht habe. Währenddessen gab es einen größeren Sprung nach unten, eine milde Hoffnung keimte seinerzeit in mir auf, von dem Stand aus das Gewicht weiter abwärts zu treiben … Aber das leckere, angewöhnte Krankenhausfrühstück … Zumal ich zwar die Form beibehalten, aber wohl doch die Menge ein wenig erhöht hatte. 😉
Und die Form habe ich eigentlich schon immer gemocht, nur nicht den Aufwand, es herzustellen. Aber den Schritt habe ich überwunden. Jetzt mache ich es, was übrigens auch nicht so einfach ist. Durch die coronabedingten eingeschränkten Öffnungszeiten meiner Lieblingsfrühstücksbrötchenquelle (das ist nicht die Sonntagsverkaufsstelle), gehe mit meinem Wehklagen, dass ich bei nichtpünktlichem Feierabend keine Brötchen mehr für’s Frühstück bekomme, bereits einzelnen Kollegen auf den Geist. 😉 Bei dem empfohlenen Frühstück würde das nicht passieren, da es aus Sauermilchprodukten, Haferflocken und Tiefkühl-Früchten besteht; alles Produkte, die man gut beim Wochenendeinkauf gesammelt und etwas längerfristig einkaufen kann.

Der Studienaufenthalt

Der letzte Eintrag ist mittlerweile auch schon wieder über zwei Wochen her, was leider nicht unbegründet ist. Schade nur, dass es kein “mir fällt nix ein” oder “ich bin dann mal weg” ist, aber jetzt, wo sich vieles auf einem guten Weg befindet, schauen wir nach vorn und machen das beste draus. Ich sach ma so: Vor etwa anderthalb Wochen kam es über mich, die regionalen Spezialitäten des hiesigen Krankenhauses etwas ausgiebiger und variantenreich testen zu wollen und so wies ich mich spontan ein. Dieser Studienaufenthalt war insgesamt so angelegt, bei der Erkundung der kulinarischen Möglichkeiten ganz unten anzufangen und sich nach und nach aufwärts zu arbeiten. Unten, das heißt in dem Fall Haferschleim und Naturjoghurt naturell. 😉
Doch genug geschwafelt. Nachdem ich mir also am Donnerstag vor 11 Tagen meinen Verdauungsapparat sowas von verrenkt hatte, dass ich am nachfolgenden Sonntag in der Notaufnahme des hiesigen Klinikums auftauchte, arbeite ich mich langsam wieder hoch und seit der OP am Dienstag ist nicht nur Land, sondern auch wieder feste Speise in Sicht. Immerhin gehts mir wieder so gut, dass ich das Schreiben aufgenommen habe, einen ausführlichen Bericht über den Kladderadadsch gibt es hier, da sind auch schon ein paar allgemeine kulinarische Anmerkungen drin.
Es gibt da ein schönes, thematisch hier aber sehr abwegiges Wortspiel, das meine Gedanken über mein momentanes Essen zumindest strukturell recht gut beschreibt. Bei dem Wortspiel geht es um 3 menschliche Eigenschaften, die auftreten können, aber nie alle drei gleichzeitig. Wenn zwei zutreffen, schließt es die dritte aus. Das Wortspiel gibt es in mehreren Varianten, je nach Thema recht intelligent bis diskriminierend. Es sei also bei dieser allgemeinen Beschreibung geblieben. Logisch könnte es ein “Wenn A und B, dann nicht C” sein, aber wir wollen mal nicht so viel theoretisieren.
Wenn man sich meine bisherigen Gedanken und Erfahrungen bzgl. meiner Ernährungsumstellung, die übrigens – um es vorneweg gleich zu sagen – mit dem aktuellen Schlamassel nix zu tun hat, ansieht, sich versucht, die Richtlinien zu erinnern, und das dann auf die Speisen und Getränke der letzten Tage anwendet, wird es manchmal sehr schwierig, das unter einen Hut zu bekommen. Das erdet auch ein kleines bisschen, bemerkte ich doch auch schon etwas missionarischen Eifer bei mir, was die Verbreitung der Botschaft von der vernünftigen Ernährung betrifft. Ich kaue noch gedanklich die Tage ein wenig drauf rum. Aber wenn ich mir überlege, dass mein letztes Stück Obst mittlerweile knapp 2 Wochen her ist, kann man grübeln.
Sicher, meine momentane Ernährung ist vor allem der OP geschuldet und steht mittlerweile unter dem Label “Leichte Vollkost”. Durch die Rationierung wird es zumindest kein Zuviel an Kalorien geben. Ebenfalls positiv: Die Getränke. Wasser, Kräutertee, Pfefferminztee, Früchtetee, Kaffee, stehen auf dem Plan und vermutlich schmecke ich mittlerweile nicht nur die einzelen Kräuter beim Tee raus, sondern auch den Zeitpunkt der Zubereitung und den/die Verantwortliche/n. Da will ich mich also mal nicht beklagen, wobei ich mir auch hier mittlerweile das eine oder andere Glas Wasser mit einem kleinen Schuss Apfel- oder Orangensaft schöntrinke.
Beim Essen wirds nicht ganz so rosig. Nicht nur das letzte Stück Obst ist knapp 2 Wochen her, auch das wertvolle Pflanzenöl oder langkettige Kohlenhydrate suche ich seither vergebens. “Leichte Vollkost” inkludiert jetzt nicht unbedingt viele Ballaststoffe, dafür aber Weißmehlprodukte in vielfältiger Form. Das fängt beim Frühstücksbrötchen an und hört beim industriellen Junkfood für die kleine Kaffeepause am Nachmittag nicht auf. Das einzige erkennbare Plus ist die strenge Rationierung.
Wenigstens in spürbaren Ansätzen vorhanden ist Gemüse, entweder als Bestandteil des Mittags (Suppenbasis oder -einlage, Beilage zum Gericht) oder als “Salatbeilage” zum Abendbrot. Wobei “Salatbeilage” meint, dass eine Tomate dabei war oder ein vergleichbar großes Stück Salatgurke. Oder ein Schüsselchen Rote-Bete-Würfel, das hatte ich schon zweimal. Und ich liiiieeeeebe Rote Bete. Nicht. Aber der Hunger und der Verstand trieben es rein. Es ist ja nicht so, dass ich sowas gar nicht esse. Ich würde es mir nur nicht selber kaufen/zubereiten. Ansonsten leicht verdauliche Kohlenhydrate á la Reis, Kartoffeln, Pasta; spätestens hier erkenne ich aber die augenblickliche Sinnvolligkeit an.
Und nicht nur das. Ebenso erkenne ich an, dass bei der Verpflegung derartig vieler Menschen unter den gegebenen Aspekte wie “Es ist ein Krankenhaus” oder “Corona” oder “Keimfreiheit” Abstriche gemacht werden müssen. Einige Lebensmittel schließen sich da auch in der Verwendung aus, z.T. eben auch genau die, die eigentlich gerade bei der Ernährungsumstellung einen gewissen Vorrang genießen könnten: Harzer Käse, Rohschinken, Streichmettwurst … Okay, Streichmettwurst gehört nicht positiv in der Ernährung gelabelt, ist aber auch sowieso nicht zu bekommen. Dafür Brühwurstaufschnitte: gut durchgegart, aber mit den nicht ganz so wertvollen tierischen Fetten beladen. Positiv in dem Zusammenhang ist hier wieder die strenge Rationierung zu erwähnen.
Schauen wir mal, was die nächsten Tage noch so bringen. Die Mittagessen waren bisher eigentlich ganz lecker. Irgendwann heute bekomme ich noch die Wahlmöglichkeiten für die kommenden Tage, ein wenig bleibe ich wohl noch in der Überwachung. Im doppelten Sinne. Mein Zustand wird überwacht und ich schaue mir das Essen genau an. 😉

Zwischenruf nach Lektüre zahlreicher Foodblogs

Für Lebensmittel gibt es die Health Claim Verordnung für gesundheitsbezogene Angaben. Dadurch sind nur bestimmte Aussagen über Lebensmittel erlaubt, die ihren Nachweis unumstößlich bestätigt haben.
Manchmal wünschte ich mir sowas auch für Foodblogs. Was da nicht alles als “gesundes Essen” oder “gesunde Ernährung” deklariert wird, gehört dringend reguliert, zumal es gesundes Essen á priori nicht gibt.
Was da manchmal so alles verschwurbelt wird, läuft definitiv nicht mehr unter Meinungsfreiheit sondern unter Irreführung, plappert nur einem aktuellen Mainstream nach, ohne sich kritisch und möglichst umfassend darüber zu informieren.
Kocht lecker und gut, natürlich und industriefrei, aber versucht nicht, durch fadenscheinige Gesundheitsäußerungen, die keinen Nachweis erfahren haben, irgendwelche Mehrwerte anzureichern.
Solange die Ernährungswissenschaft eine eher statistische Wissenschaft ist (gefühlt 100% der Erkenntnisse basiert auf Studien, die irgendwas statistisch auswerten), kann ich sie nicht wirklich ernst nehmen. Sobald es eine biologische Wissenschaft wird, ändere ich gern meine Meinung.

Der Herdnerd speckt ab

Zwischen den Zeilen habe ich in letzter Zeit ab und zu angedeutet, dass ein größeres Abspecken ansteht. Es muss. Ein paar innere Werte sind ein wenig aus dem Ruder gelaufen, von äußeren mal ganz abgesehen. Zurück in den Bereich eines “normalen” Gewichtes will ich aber nicht, da dass unweigerlich einen Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen würde, was bei meinem momentan etwas ambivalenten Verhältnis zu derartigen Einrichtungen irgendwie nicht geht. Ich kann mich aber durchaus noch an Zeiten erinnern, die zwar auch schon adipös waren, aber ohne Abweichungen der inneren Werte einhergingen. Wo das Ziel liegt, kann ich also nicht beziffern, aber ein halbwegs normaler Blutdruck und ein paar andere Werte, die es von allein in den Normbereich geschafft haben, sollen die Indizien sein.
Um das Ziel zu erreichen, habe ich den Rat meiner Hausärztin angenommen und eine Ernährungsberatung besucht. Genauer, die Einstiegsberatung. Längerfristige Leser dieses Blogs haben vielleicht noch dunkel in Erinnerung, dass ich sowas schon mal über mich gebracht habe. Die damalige Gruppentherapie war aber etwas zu zwanglos und gab nicht wirklich Richtschnur. Die Form ergab eine zu grobe Pauschalisierung, wobei ich einigen der dort Anwesenden nicht angesehen hätte, dass sie einen derartigen Kurs bräuchten. Immerhin brachte ich den Kursleiter ein wenig aus dem Konzept, als ich zur letzten Veranstaltung was zum Essen mitbrachte … Lecker und trotzdem nach seinen Regeln erstellt. Aber, wer statt Nuss-Nougat-Creme einen Schoko-Frischkäse als geschmacklich vergleichbares empfiehlt, hat ein kleines Durcheinander verdient. 😉
Die allgemeinen Regeln der neuen Ernährungsrichtlinie passen erfreulichweiser auf eine DIN-A4-Seite, inkl. Erläuterungen. Insgesamt sind es 8 Regeln, die mir allerdings ein paar Kopfschmerzen bereiten. Apropos Kopfschmerzen. Um die zu vermeiden, wird in einer Regel empfohlen, viel zu trinken. Es gibt sogar eine Faustregel, was die Menge betrifft. Für mich bedeutet das: 5 (in Worten: fünf) Liter! Da sollte ich wohl nochmal nachfragen … Immerhin würde das vermutlich für mehr Bewegung sorgen, da ich öfter zum Klo rennen müsste. Wie das aber mit dem wertvollen Schlaf klappen soll, verschweigt das Regelwerk. Aber Schlaf ist wichtig!  Da nachts das meiste Fett verbrannt wird.
Kommen wir zur zeitlichen Struktur der Nahrungsaufnahme. Allein darum drehen sich drei Regeln, die es unter einen Hut zu bringen gilt. Dabei sollten natürlich auch das soziale und familiäre Umfeld und gewisse Lebensgewohnheiten einbezogen werden. Man hat ja so seine Verpflichtungen.
Meinen Lebensumständen am nächsten kommt die Regel, dass die letzte Mahlzeit am Tag um 21 Uhr beendet sein soll. Der Abstand zwischen den Mahlzeiten sollte 5 bis 6 Stunden betragen. Auch das ist für mich halbwegs üblich. Die dritte Regel ist, dass es drei Mahlzeiten am Tag gibt.
Das klingt jetzt nicht so kompliziert, ist es aber. Beruflich geprägt bin ich eher ein Spätmensch. Irgendwo habe ich schon mal ausgeführt, dass mein Tagesablauf dem deutschen Standardtagesablauf etwa 2 Stunden hinterher hinkt. Das liegt auch daran, dass ich trotz späterer Arbeitszeit die Reihenfolge des Tagesablaufs gern traditionell habe, also Aufstehen, morgendliche Verrichtungen, Arbeit, Freizeit, Schlafen gehen.
Machen wir es also mal konkret und setzen den Beginn der 3. Mahlzeit des Tages zum spätestmöglichen Zeitpunkt an: 20 Uhr (um 21 Uhr muss ich schließlich fertig sein). 6 Stunden vorher ist 14 Uhr und weitere 6 Stunden vorher 8 Uhr. Oder nicht ganz so streng: 20 Uhr, 14:30 Uhr, 9 Uhr. Unter der Woche an einem normalen Arbeitstag (fast) kein Problem. Das gemeinsame Mittagessen mit den Kolleg/inn/en muss ich dann zwar absagen, was einige dienstliche Abläufe durcheinander bringen dürfte, da wir das Mittag gern als kleine “Team” nutzen. Aber zu den mampfenden Kollegen setze ich mich nicht, ich habe schließlich keine masochistische Ader. Dass ich kurz nach zwei zur Mittagspause verschwinde, könnte zwar auch einen kleinen Organisationsaufwand erfordern, aber das ist händelbar. Um 9 Uhr zu frühstücken, d.h. zu dem Zeitpunkt eine Mahlzeit einzunehmen, die diesen Namen auch verdient, dürfte die größte Herausforderung werden. Immerhin habe ich es in der letzten, noch richtlinienfreien Zeit geschafft, mich an eine Banane am Morgen zu gewöhnen. Aber die geht so einfach auch nicht mehr. Wenn ich mir die grundlegenden Vorschläge für diese Mahlzeit aber ansehe, ist es wohl eine lösbare Aufgabe, nur im morgendlichen Halbschlaf ist dann etwas mehr Arbeit vonnöten, um etwas nahrhaftes lecker hinzubekommen. Fertiggerichte (und das bezieht bspw. Joghurts mit Fruchtzubereitung mit ein) sind nämlich tabu.
Und, um den eventuellen Einwurf gleich zu entkräften, man kann die zeitliche Struktur ja auch rund um den Mittagszeitpunkt entwickeln: Ich frühstücke nicht um 6 Uhr! Siehe nächster Absatz.
Kommen wir zum Sonntag. Fassen wir die zeitliche Struktur mal als mathematisches Problem auf, so wird es durch die Einführung der “Sonntagsbedingung” quasi unlösbar. Sie lautet: Um 12 gibt’s Mittag. Die wird natürlich nicht von mir allein aufgestellt. Da ich aber sonntags zusammen mit einem 80+x-jährigen Herrn zu Mittags speise, gibt es das gg. 12 Uhr. Ich könnte natürlich am Sonntag um 6:30 Uhr frühstücken. Dann gäbe es keinen Regelverstoß. Ich könnte aber auch meine Arme ausbreiten, mit ihnen flattern und fröhlich zwitschernd durch die Gegend fliegen. Das wäre auf jeden Fall wahrscheinlicher. Mit der 12-Uhr-Mahlzeit als Frühstück wird’s mit dem Abendbrot aber etwas spät (12 Uhr, 18 Uhr, 24 Uhr). Da muss vermutlich die Beratung nochmal ran.
Ähnlich sieht es am Sonnabend aus, auch wenn es keine so in Granit gemeiselte “Sonnabendsbedingung” gibt. Aber da der Tag der einzig zur Verfügung stehende “Ausschlaftag” ist, beginnt er im Allgemeinen auch nicht vor 11 Uhr (das Weckradio steht auf 11:04 Uhr, da dort eine Radiosendung beginnt, die ich mir gern anhöre). So gleicht die Struktur aber doch der am Sonntag mit allen Regelbrüchen. Da werde ich wohl das Angebot der E-Mail-Kommunikation zwischen den Terminen mit der Ernährungsberatung in Anspruch nehmen müssen.
Genug für heute. Vier der acht neuen Ernährungsregeln, an die ich mich zukünftig halten sollte, um gesund abzuspecken, haben wir hier erläutert. Sollte jemand noch Ideen zur Bewältigung der Herausforderungen haben, bin ich für konstruktive Tipps dankbar. Die noch fehlenden 4 Regeln befassen sich eher mit den Inhalten des Essens. Da sehe ich weniger Schwierigkeiten, wenngleich der Anteil selbst zubereiteter Speisen signifikant steigen werden muss. Das heißt übrigens nicht, dass ich bisher viele Fertiggerichte zu mir genommen habe, aber so eine Scheibe Brot mal schnell zu belegen ist einfacher (und bisher üblicher), und wird es in Zukunft eben nicht mehr so oft geben. Maximal einmal am Tag.
 

Ernährung philosophisch

Ernährung ist ein kompliziertes Ding und es scheint fast so, als ob es, was gutes Essen betrifft, keine einfachen Lösungen gibt. Das klingt nach einem philosophischen Ansatz, der hier benötigt wird. Grundsätzlich darf aber wohl gesagt werden, dass die klassische Diät, wie sie durch Zeitschriften u.ä. propagiert wird, bei der Gewichtsbeeinflussung zwar grundsätzlich was bringt, aber doch einen großen Nachteil hat: Die zeitliche Begrenzung. Sobald man wieder in den alten Ernährungsbrei zurück verfällt, sind die Kilos schneller drauf als sie vorher runter gehungert wurden, meist noch mit Zins und Zinseszins.
Soll heißen: Diäten bringen nichts, die Ernährung muss grundsätzlich umgestellt werden. Hinzu kommt der Ratschlag, sich etwas mehr zu bewegen. Dann sollte es schon klappen. Nur: Was darf man noch essen und was nicht. Die Empfehlungen sind in ihrer Zahl überwältigend, da aber jeder Mensch sein eigenes Verdauungssystem hat, sind allgemeine Ratschläge genauso sinnfrei wie schnell gemacht und falsch. DIE gesunde Ernährung gibt es nicht. Wirklich handfest nachgewiesen ist kaum eine “Weisheit” der Ernährungswissenschaft. Selbst der bekannte Spruch: “An apple a day keeps the doctor away” stimmt nicht für Leute, die das Wachs der Apfelschale nicht verstoffwechseln können und an einer Wachsleber sterben können.
Aber irgendeinen Ansatz für eine gute Ernährung muss es doch geben. Low Fat, Low Carb, Atkins, Brigitte, Trennkost, Light  u.v.a. sind nicht das Beste. Die Ernährungspyramide gibt es dann ja auch noch, ist aber genauso umstritten, vor allem, wenn man berücksichtigt, wer da alles dran mitgewirkt hat und wer da ggf. immer noch Einfluss drauf nehmen will. So ein bisschen habe ich mich schon eine ganze Weile mit dem Thema befasst, habe Argumente, die mir gefallen haben, zusammengetragen und letztendlich eine Ernährungsidee entwickelt, die dann doch einfach formuliert werden kann, die aber nicht ganz so einfach umzusetzen ist.
Die VLV-Methode versteht jeder, zumindest grundsätzlich, allerdings ist es doch recht überraschend, was alles so darunter fällt. Früher war ich ja her der Meinung, dass man nichts essen sollte, für das Werbung gemacht wird. Das ist aber zu ungenau, außerdem gibt es zu viele Arten von Werbung. VLV greift den Hintergedanken auf, konkretisiert ihn aber und heißt: “Verarbeitete Lebensmittel vermeiden”. Je verarbeiteter umso mehr sollte das Nahrungsmittel vermeiden. Und wenn verarbeitet, dann sollte man das selber machen und frisch.
Fangen wir mit der Positivliste an: Obst, Gemüse, Wasser, (Direkt-)Saft, Kartoffeln, Fleisch, Eier, Fisch, Honig, Naturreis (ungeschält), Öl, Salz, Kräuter, Milch, … und alles andere, was frisch ist (ggf. auch tiefgekühlt). Die Negativliste fängt natürlich mit Fertigmahlzeiten an, gefolgt von Tütensuppen, Wurst jeder Art, Schinken, wenn mehr dran ist als die Positivliste hergibt, Brot- und andere Backwaren, Sojaprodukte (außer Sojabohnen), Fruchtsaftgetränke, Nektare (die Zucker enthalten), Limonaden usw. Bei einigen Produkten bin ich mir noch nicht ganz sicher, wohin sie gehören. Konservierte Mitglieder der Positivliste bleiben nur dann auf dieser, wenn nichts hinzugefügt wurde, was nicht auch auf der Positivliste steht. Tiefkühlung geht also, Trocknung auch. Bei Fermentation und Reifung (schwarzer Tee, luftgetrockneter Schinken, Wein, Käse u.a.) bin ich mir noch nicht sicher.
Soweit der Ansatz. Ich fürchte nur, dass dieser Ansatz nicht großflächig durchzusetzen ist. Die Negativliste beinhaltet den Teil der “Nahrung”, mit dessen Hilfe die entsprechende Industrie ihre Gewinne generiert. An unveränderten Naturprodukten, wie sie hauptsächlich auf der positiven Seiten stehen, lässt sich nicht viel Geld verdienen. Aber jeder einzelne kann es mal probieren, wir können uns gern mit den Erfahrungen austauschen.
Ach ja: Selber verarbeiten geht natürlich. Aber auch hier gilt: Je weniger Verarbeitungsschritte, umso besser.