Von der Jugend eine Scheibe abschneiden

Zum Einstand gebe ich mal das Trüffelschwein. In der televisionären Hintergrundbeschallung eines Nachmittages, der doch einige Zeit am Rechner zubrachte, klangen interessante Gedanken in meinem Ohr wieder. Dann ging die Recherche los: Wer hat das gesagt, kriege ich das irgendwie rekapituliert, habe ich das richtig verstanden und welcher Sender lief da eigentlich die ganze Zeit im Hintergrund? 😉 Natürlich hat der gehörte Gedanke irgendwas mit Kulinarik zu tun. Die Qualität unserer Ernährung hängt auch von der Versorgung ab: „Ich glaube, dass wir bspw. beim Supermarkt häufig das Problem haben, dass wir zum Beispiel Dinge kaufen wollen, die dann möglichst lange halten. Wenn man möglichst selten in den Supermarkt geht, man sich möglichst wenig mit dem Einkaufen, mit Qualitäten und mit Kochen beschäftigen. Wenn wir dann nur noch einmal die Woche in den Supermarkt gehen wollen, dann muss das Gemüse so sein und so verpackt werden und so haltbar sein, dass es eigentlich viel länger halten muss, als es wirklich gutes Gemüse tut.“ Außerdem: „Wenn wir etwas servieren, was die meisten Menschen erstmal ablehnen, und dann aber eine sehr, sehr positive Erfahrung damit verknüpfen. Ich esse es dann und stelle dann fest: ‚Es ist unfassbar gut. Das hätte ich nie erwartet.‘ … Dann beginnt ein Nachdenken über eigene Vorurteile z.Bsp. gegenüber bestimmten Produkten und dann auch über das eigene Handeln.“ Und: „Immer weniger Menschen haben Zugang zu sehr, sehr guten Lebensmitteln. Oder auch zu sehr gut gekochtem Essen. Und das ist eigentlich auch die Gefahr, dass das nur noch eine sehr gut Bezahlende, ganz klein Betuchte hat. Und der Rest bekommt sozusagen die Industrie-Nahrungsmittel, keine Lebensmittel mehr. Nur noch Nahrungsmittel. Alles tote Materie. Und das ist natürlich eine große Gefahr.“ (alles zitiert aus „Am Pass“, SR 2022, von Felix Schneider, Nürnberg)

Prost

Erlebt ihr das eigentlich auch mal? Da lese ich in einem anderen Kochblog von einem „neuen heißen Schei..“ (meine Worte, im Original irgendwas von gerade im Trend) und überlege: ‚Habe ich das nicht neulich(?) auch mal gemacht?‘ Nunja, das „neulich“ ist 5 Jahre her und erinnert an das alte Weistum: Gute Ideen kommen entweder 100 Jahre zu früh oder 5 Minuten zu spät. Wobei es keine Idee von mir war, sondern nur eine aufgegriffene.

Aus Gründen hatte ich gerade Tonic in 2 Varianten im Haus. Campari-Tonic im Latte Macchiatto-GlasDas beruhte auf der Diskussion in einem weiteren Kochblog und der Veröffentlichung eines Drink-Rezeptes in einem vierten. In einem meiner Schränke lagerte noch ein Rest Campari, den ich vor Zeiten gern mal mit Orangensaft genoss. Als gelerntem DDR-Bürger bekommt mir allerdings ein gewisses (kleines) Maß an Orange nicht*, so dass der Bitterlikör in besagtem Schrank nach hinten rutschte. Im erwähnten Kommentargespräch kam ich darauf zu sprechen und las einige Tage später das Rezept für Campari-Tonic. Dachte ich mir: Gut, dass ich Kochblogs lese, so kann ich Reste verbrauchen. Beim Studium der hervorgekramten Flasche bzgl. eines möglichen MHD stellte ich allerdings fest, dass das Rezept für Campari-Tonic sogar auf dem Rückenetikett stand.Campari-Tonic im Latte Macchiatto-Glas 🤭 Naja. Wer sehen kann, …

Da nach dem Aufbrauchen des Bitterlikörs noch Tonic (hier übrigens Dry Tonic) übrig war, kam die Idee, das neue Trendgetränk (von vor 5 Jahren) auch noch herzustellen. Dabei griff ich allerdings nicht auf das gelesene Rezept** zurück sondern auf meine Erfahrungen (1, 2 u.a.). Eiswürfel kamen in ein Glas und dann ein frischer doppelter Espresso darüber. Das ganze wurde ein wenig durchgeschwenkt, so dass sich der Caffè schnell abkühlt, dann goss ich vorsichtig das Tonic Water drüber. Fertig. Im Idealfall schwimmen immer noch Eiswürfel(reste) im Drink. Genießen. Und sich dann Fühlen wie ein Duracell-Häschen. Ein wenig anregend ist er schon. 😉 Und damit eine schöne Idee für den Sonntagmorgen. Statt des sonst üblichen Milchkaffees.

Espresso-TonicWer es süßer mag, nimmt normales Tonic Water. Wer andere Aromen mit dabei haben möchte, tummelt sich in der Tonic- und Kaffeebohnenvielfalt. Espresso-TonicHier Dry Tonic und teilweise karamelisierte Kaffeebohnen, handgemahlen und per Siebträger in einen doppelten Espresso gepresst. Eiswürfel aus Leitungswasser, gut abgelagert im Tiefkühler. Der Eiswürfelbehälter war neu, dies sein erster Einsatz. Das Tonic Water war natürlich vorgekühlt. (Informationen für alle, die ein genaues Rezept brauchen und dies hier nachmachen wollen.) Mischungsverhältnis lag bei ca. 1:2 oder 1:3 zwischen geeistem Espresso und Tonic.

Sonntagmittag

Irgendwann muss doch mal die Auflösung kommen, was das mit der Überschrift auf sich hat. Jetzt: Junge Zucchini, in Scheiben geschnitten, Kartoffeln, in Scheiben geschnitten und eine Scheibe Kalb (spätestens das als Symbol für die Jugend) landeten Sonntag auf dem Teller.

Kalbsrückensteak an Zucchini-Möhren-Zwiebel-Gemüse und BratkartoffelbruchDie Idee mit den Zwiebeln, die ich vor den Zucchini-Scheiben in die Pfanne gab, war nicht bis zu Ende durchdacht. Vielleicht hätte ich sie doch eher an die Kartoffeln geben sollen. Die waren in bratkartoffeltypische Scheiben vorgeschnitten und zusammen mit den ebenfalls schon zerkleinerten Möhren vorgegart (Mikrowelle). Kalbsrückensteak an Zucchini-Möhren-Zwiebel-Gemüse und BratkartoffelbruchNeben einer roten Zwiebel kamen auch noch zwei Knoblauchzehen und eine gelbe Chilischote (entkernt) zu den Zucchinischeiben. Salz und Pfeffer sind selbstverständlich. Die Möhrenscheiben kamen nur noch zum Drunterrühren und vielleicht ein wenig Angehen mit in die Pfanne. Die Kartoffelscheiben kamen in eine separate Pfanne und spätestens hier stellte ich fest, dass das mehligkochende Kartoffel waren. Nachdem ich anfangs versuchte, ihnen doch die Bratkartoffelform zu erhalten, firmiert das ganze zum Schluss unter Bratkartoffelbruch, der eher wok-rührend in der Pfanne anröstete.

Das Fleisch erinnerte ein wenig an ein Rumpsteak, war aber vom Kalb und nannte sich deswegen Kalbsrückensteak. Das wurde zügig in einer heißen Pfanne in Anwesenheit von Öl und Salz angebraten/-bräunt und kam dann zum Nachgaren in den knapp erwärmten Heißluftofen, bis alles andere fertig war. Zart und saftig. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Und schmackhaft.

Kalbsrückensteak an Zucchini-Möhren-Zwiebel-Gemüse und BratkartoffelbruchDer gesamte Teller kam noch unter einen kurzen Schauer Petersilie und dann aufs Brett zum Fotografieren. Das Schreiben dieser Zeilen erfolgt wohl auch schon mit der Energie aus diesem Teller.

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*) Fake-News-Alarm! Hier wird eine (zeitliche) Korrelation zu einem Zusammenhang hochst(er)ilisiert (Fremdwörter sind Glückssache), den es natürlich nicht gibt. Wahr ist: Ich bin in der DDR geboren, dort gab es wenig Orangen. Ich wurde bei allzuvielem Verzehr als Kleinkind davon wund, was heute auch noch so ist. In der DDR-Zeit war es praktisch, wenn man etwas knappes sowieso nicht mochte oder vertrug.

**) Das beide Drink-Rezepte im selben Blog stehen, habe ich erst beim Verlinken in diesem Artikel bemerkt. Wir tun mal so, als ob es doch zwei Quellen waren. Sonst müsste ich ja einiges Umformulieren …

Immer wieder sonntags …

Meine momentanen Sonntage gefallen mir gerade gar nicht. Traditionell bin ich seit einigen Jahren an dem Tag mit Vattern zu Mittag unterwegs und wir klappern regionale Essensausgabestellen 😉 ab, um uns kulinarisch verwöhnen zu lassen, was auch immer mal wieder trefflich gelingt. Zugegeben, nicht immer. Leser/innen dieses Blogs werden die Berichte gesehen haben. Aber die Restaurantbesuche seit Mitte März lassen sich vermutlich an den Fingern einer Hand abzählen. Erst legte mich eine Lungenentzündung flach, dann kam Corona und Mitte Juli wies ich mich dann zur (Not-)OP ins hiesige Krankenhaus ein.
Da bin ich mittlerweile aber auch schon wieder über zwei Wochen raus; das ganze auch ohne spezielle Ernährungsrichtlinie, aber eben leider noch nicht komplett wieder verheilt. Der OP-Schnitt weist/wies wohl eine gewisse Größe aus, die planmäßig etwas Zeit braucht zum Verheilen. Sie ist auch auf einem guten Weg, nach Aussage der heutigen Schwester vom Pflegedienst, die einmal am Tag vorbeikommen, um den Verband zu erneuern, sogar „sehr gut“. Aber hier liegt der Hase im vielzitierten Pfeffer.
Da ungezählte Faktoren auf den Tagesplan der Schwestern einwirken, ist leider schlecht eine Tagesplanung und damit eine sinnvolle Reservierung im Restaurant möglich. Vor 9 Uhr war noch keine da und spätestens um 13 Uhr war ich frisch verbunden und wieder mit meiner Entlastungsbanderole versehen, so dass schnell erkennbar wird, dass der Zeitpunkt einer möglichen Mittagseinnahme im beste Fall vage bestimmbar ist. Ein kleineres, planbareres Zeitfenster wäre natürlich toll, aber leider – das ergab sich im Gespräch mit den Schwestern – illusorisch, was in der Natur der Sache liegt.
So bin ich bei der kulinarischen Verpflegung am Wochenende auf mich selbst zurückgeworfen. Nur ging die entsprechende Planung an diesem und dem letzten Wochenende nur deswegen nicht schief, weil es keine gab. Das ist aber gängige Praxis, meist kaufe ich allerlei und stelle mich dann zu Hause vor die Aufgabe, daraus etwas zu zaubern. Wenn man dann aber freitags oder sonnabends – sicher auch hitzebedingt – keine Lust zum Einkaufen hat, strotzt der Kühlschrank sonntags vor inhaltlicher Leere. Was dann?!
Da ich kein großer Freund des Essens bin, was hiesige Bringdienste ins Haus liefern (es ist nicht alles schlecht, aber auf 99% der Sachen habe ich meist keine Lust und das restliche 1% zu finden ist mir zu mühselig), wird es schwierig. Klischeeesk bleiben eigentlich nur zwei Varianten, wo man sich zeitlich flexibel etwas holen und mit nach hause nehmen kann: Burgerbrater oder Döner. Die letztere Möglichkeit nutzte ich heute, was nicht die schlechteste Idee war. Knackiger Salat, schön drehgegrilltes Fleisch, Fladenbrot drumrum und eine leckere Soße mit dabei. Was will man mehr? Okay, ein richtiges Sonntagsessen. Aber zur Not tut’s eben auch mal ein Döner.
Der letzte Sonntag war geprägt von einem Essen, das vom Burgerbrater kam. Schön ist, dass man bei Abholung nicht mal aus dem Auto steigen muss und dieses Mal hat sogar die Bestellung UND die Bezahlung über die entsprechende App funktioniert (was meiner Erfahrung nach nicht selbstverständlich ist). Ich fürchte nur, dass dies diesmal der einzig positive Aspekt war und sich der Erfahrungsschatz in der nächsten Zeit erstmal nicht weiter vermehren wird.
Es ist vermutlich positiv gedacht, wenn ein etwas korpulenterer Mann beim Burgerbrater was bestellt und dann in der Tüte nicht alles drin ist, was dem Ziel der schlankeren Linie gut tut. Dass dabei ausgerechnet das teuerste bestellte Stück fehlt, auf das sich der Mann besonders gefreut hat, es natürlich trotzdem berechnet wurde, ist dann nur extrem blöd gelaufen. Während sonst immer mal gern die Soßen fehlen, waren hier die 3 Päckchen wunderbar vollständig in der Tüte enthalten, nur das, was in die Soßen gedippt werden sollte, glänzte durch Abwesenheit. Wie würde Bernd das Brot sagen: „Mist!“.
Neben dem Ausgabefenster des Drive in hängt – offensichtlich nicht ohne Grund – ein großes Schild, das darauf hinweist, die erhaltene Ware sofort zu prüfen. Leider führte die Lektüre des Schildes selbst in Verbindung mit den bisher gemachten Erfahrungen meinerseits nicht zu einer Kontrolle der erhaltenen Tüten, was ich primär als schwierig ansehe, da fehlende Soßenbecherchen im allgemeinen nicht so schnell beim Blick von oben in die Tüte auffallen. Wobei das falsch formuliert ist. Eigentlich sollte es heißen, dass die Existenz nicht so einfach auffällt und demzufolge öfter ein Fehlen reklamiert werden würde, als dass wirklich etwas fehlt. Hinzu kommt, dass es Burger gibt, die nicht immer in ihren Originalkartons bzw. in ihren Originalwickelpapieren geliefert werden oder es sogar die Variante gibt, dass zwei verschiedene Burger in den gleichen Karton kommen … Reklamationsfehler inklusive. Letztendlich bleiben zwei Verhaltensvarianten: Tiefenkontrolle unter Aufhaltung des gesamten Verkehrs auf der Drive in-Spur oder Meidung des Burgerladens. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden.
In diese Entscheidung floss aber nicht nur die hohe Fehlerquote bei der Essensausgabe am Drive in mit ein, sondern auch die Qualität der Zubereitung der Speisen (die Qualität der Speisen klammere ich mal grundsätzlich aus, da erwarte ich nix, ich weiß ja, wo ich mir Essen hole). Aber wenn bei einem Burger die halbe Käsescheibe unlösbar am Karton klebt oder beim Salat fast alle Schnitt- und Brechkanten bereits braun oxidierten, da passte dann auch ins Bild, dass einige grüne Salatblätter schon halb auf dem Weg zum Kompost waren, in Konsistenz und Geschmack. Gut, dass eine große Handvoll Servietten zur Verfügung stand …
Es bleibt perspektivisch die Frage nach der Essensquelle für den kommenden Sonntag. Idealerweise wäre eine durchdachte Planung, ein entsprechend durchgeführter Einkauf und eine eigene Zubereitung das Ziel. Da mir der Pflegedienst wohl noch ein wenig erhalten bleibt, bleibt das unstete im Zeitpunkt der Essenseinnahme. Aber vielleicht hat ja noch jemand anderes eine Idee …

Wochenzusammenfassung (09.-14.12.2019)

Das war eine Woche. Drei Weihnachtsfeiern machten es schwer, im Rhythmus zu bleiben und die Routine zu behalten. Im Großen und Ganzen ist es wohl auch gelungen, wenn man nicht zu genau hinguckt. Aber auch das Protokoll macht gerade Pause, was heißt, dass ich mich wahrscheinlich öfter mal am Schlüppi reißen muss, um in Fahrtrichtung zu bleiben.
Gekocht habe ich aber trotzdem. Eine bunte Mischung aus Rumfort und Reste.

Diese Suppe, die eher an einer Gulaschsuppe angelehnt war, aber eigentlich auch wieder nicht, bestand aus Teilreisen der ersten Weihnachtsfeier. Da hab es u.a. Ententeile nebst Rosen- und Rotkohl und Klößen sowie Salzkartoffeln als Beilage. In den Topf fanden Rosenkohl und Entenbratensoße den Weg. Ich hatte auch noch auf etwas Entenbrustfleisch gehofft, aber das war am Ende der Veranstaltung aufgegessen. Nur ein paar Keulen blieben übrig, die aber andere Verzehrenswege fanden. So bildeten eine ausgelöste Beinscheibe und etwas Kasslerkamm die Basis für die Brühe, eine Schale brauner Champignons mussten ebenfalls verwertet werden.

Nun ist die Kombination Champignon-Rosenkohl nicht allgegenwärtig. Aber es ging. Nachgewürzt wurde natürlich auch noch. Durch den Brühenansatz (das angebratene Rindfleisch bekam mit einem Wasseraufguss etwas Vorlauf, bevor dann alles andere hinzu kam) fehlte die Würze, selbst das Kassler erwies sich als recht salzarm. Das hatte ich auch schon ganz anders erlebt.
Die zweite Weihnachtsfeier bot eher Kaffee und Kuchen, so dass ich mich kulinarisch und physisch sehr zurückhielt. Aber die dritte bot die Chance, bereits durchgeführte eher theoretische Recherchen praktisch zu überprüfen. Normalerweise wird diese Weihnachtsfeier traditionell mit einem Entenessen in einer hiesigen Gaststätte begangen, die Umstände zwangen uns, auf die hiesigen Lieferdienste zurückzugreifen. Dabei wurde einer derjenigen ausgewählt, die eines der drei für mich nach Richtlinie essbaren Gerichte auf der Menükarte hatte.

Das sieht doch schon mal ganz gut aus. Und endlich mal wieder ein Essen aus dem Pappkarton. 😉 Wie seinerzeit häufiger beim werktäglichen Mittag, als ich mich noch mainstreamig ernährte. Auch, wenn der Karton wirklich ein eckiger Karton war und kein runder Becher wie seinerzeit. Aber auch hier half zur genaueren Bewertung umrühren.

Die Basis war ein Pastagericht mit Vollkornpenne sowie mit Spinat, Champignons und Rindfleischstreifen, oben drauf kamen noch zusätzlich bestellte frische Tomaten und frischer Frühlingslauch. Das sollte den Richtlinien genügen.
Trotzdem möchte ich auch nochmal meiner Verwunderung Ausdruck geben, wie wenig Gerichte es in Gaststätten und von Lieferdiensten gibt, die einen maßgeblichen Gemüseanteil und wenig Kohlenhydrate als Beilage bieten. Morgen Mittag bin ich mit Vattern wieder essen. Es wird etwas schicker diesmal. Ich bin gespannt. Bisher war ich erst einmal in der Gaststätte, damals noch ohne Richtlinie. Ich erwarte als Bericht morgen hier euphorische Beschreibungen, ich fürchte aber aus der bisherigen Erfahrung und aus zugetragenen Erfahrungen anderer eher einen Verriss …

Das tägliche Mittag

Als Berufstätiger ist man bei der Mittagsversorgung – zumindest, wenn man nicht selbst vorkocht – auf die öffentlichen Essensversorger angewiesen. Das kann eine (Betriebs-) Kantine, eine Gaststätte oder auch nur eine Imbissbude sein. Da der werktägliche Restaurantbesuch im allgemeinen doch schnell ganz schön ins Geld geht (und meist reicht die Länge der Mittagspause auch nicht dafür aus), bleiben die kantinösen Angebote von Dönerständen, Fleischerimbissen, Bäckereitheken und ähnlichem.

Sowas schönes gibt es da sicher nicht. Aber das ist auch vom letzten Wochenende. Der Trivialname würde „Berliner Leber mit Stampfkartoffeln“ heißen.
Schauen wir also mal, was nach dieser Referenz die Zukunft bringt. So ganz allein bin ich übrigens nicht darauf gekommen, dies hier zu machen. Aber die Kommunikation mit einem anderen Blogger hat mich dazu gebracht, es ihm gleich zu tun.

Freundlich, aber auch wechselhaft

Wenn die Mamma durchs Ristaurante geht und man möchte ihr nicht im Weg stehen, … wenn der Padrone an einem Tisch in der Ecke sitzt, mit dem Smartphone kommuniziert, Geschäfte tätigt und einem Radioprogramm lauscht, dessen Moderatoren man nicht versteht, weil sie eine fremde Sprache sprechen, … wenn das Ambiente irgendwie griechisch anmutet, der Rest aber auf italienisch hindeutet – egal, Hauptsache mediterran – dann hat man einen spannenden kulinarischen Abend vor sich und darf gespannt sein, was noch so passiert.
Der erste Eindruck war wirklich etwas irritierend, als wir ca. anderthalb Stunden vor Ladenschluss das Ristorante stürmten. Es war aber auch schon unsere dritte oder vierte Anlaufstelle an dem Tag; die anderen hatten geschlossen, es gab sie gar nicht mehr oder hatten veränderte Öffnungszeiten. Aber die Pizzaria gab Hoffnung auf Nahrung, und was alles passiert ist, hört ihr im Podcast:

Trattoria Pizzaria „Sale & Pepe“
Altentreptow
Brandenburger Straße 3
http://www.trattoria-pizzaria-sale-e-pepe.de/

Weihnachtsspeise

Der Strelitzius bloggte dieser Tage seine Weihnachts-Essens-Betrachtungen, die mich zu einem etwas ausführlicheren Kommentar verleiteten. Am Ende dachte ich mir, dass man daraus auch mal wieder ein Lebenszeichen in seinem eigenen Blog machen kann. Deswegen hier hier meine Betrachtungen, die sicher auch allein stehen können:
Mit wohl 43% liegt das Kartoffelsalat-Würstchen-Menü an der Spitze der Heiligabend-Essens-Hitliste, wobei ich mir immer nicht sicher bin, ob damit jetzt Heilig Abend Abend oder Heilig Abend Mittag gemeint ist. Es wird aber wohl eher die Mittagsspeise sein, hört man doch eher von den üblichen Gesellschaftsessensvarianten (Raclett, Fondue …) am Abend.
Gegen den Vorwurf der Beliebigkeit würde ich das Duo Kartoffelsalat und Würstchen gern verteidigen, gibt es doch auf beiden Seiten so viele unterschiedliche Varianten. Allein die Grundmöglichkeiten beim Salat – ob mit Majo, Salatcreme, Brühe oder Essig/Öl angemacht – deutet schon einiges an, von den Schnittformen des Erdapfels mal ganz abgesehen. Diverse Kräuter, Zwiebel (roh, gegart, gebräunt), Essiggürkchen, Ei, div. Gemüse, exotische Gewürze, Schinkenwürfel usw. – jeweils mit der Frage versehen, ob drin oder nicht drin, geben ungezählte weitere Möglichkeiten.
Zugegeben: Die Varianten beim Würstchen sind nicht ganz so zahlreich, aber bei einer geschickten Auswahl handwerklich hergestelltem Wurstwerks (Wiener, Knacker, Bockwurst, Krakauer, …) auch hier alles andere als Beliebigkeit.
Allerdings sehe ich auch die Gleichgültigkeit manchen Essers, der sich mit gekauftem Salat und irgendeinem immer gleich nach Wurstwasser schmeckenden Dosenwürstchen zufrieden gibt, ein Höhepunkt der Beliebigkeit, selbst, wenn der Salat in einem Anflug von kulinarischem Fleiß noch mit etwas TK-Petersilie aufgepeppt wird.
Den „großen Braten“ – seit einiger Zeit Ente – gibt es in meiner Familie am ersten Feiertag, klassisch beilagenbegleitet, den zweiten krönt ein leichteres Fischgericht. Am Heiligen Abend gibt es gebackenen Weihnachtskarpfen mit etwas Baguette dabei.
Und am Mittag? Spinat und Spiegelei. 😉 Die Kombination aus lauwarmem Würstchen und majonäsebeschwerten Kartoffelscheiben konnte ich noch nie leiden, egal, ob an Weihnachten oder irgendwann anders im Jahr.

Vielfalt hat ihren Preis

Es ist schon eine Weile her, dass ich mal eine Speisekarte eines Essenbringdienstes „auseinander genommen“ habe. Das mag an der steigenden Qualität dieser Druckprodukte liegen … *prust* … oder doch auch daran, dass lange nichts mehr ins Haus flatterte. Aber, der geneigte Leser wird es schon erahnen, es kam mal wieder was. Wobei: Was auf den ersten Blick wie ein Menü- und Bestellzettel aussieht, entpuppt sich als reines Menü, wird man doch gleich auf der Titelseite ins Grillrestaurant eingeladen. Es liegt beinahe um die Ecke.
Das Angebot dreht sich viel um drehendes Fleisch, dass mit einigen Standards und interessanten Kreationen aufwartet, frei nach dem Motto: Man kombiniere vorhandene Grundzutaten mal zu was völlig neuem. Und es ist doch manchmal erstaunlich, was man mit Dönerfleisch alles kombinieren kann: Döner Hawaii (da wundert es mich, dass noch niemand Döner Florida anbietet: statt Ananas kommt Pfirsich hinein), Nudeln mit Dönerfleisch, Baguettes mit Dönerfleisch, Spaghetti mit Dönerfleisch und Sahnesoße, Dönerschnitzel mit Metaxa-Soße, Dönercalzone und natürlich auch Pizza mit Döner.
Es gibt sogar eine Gyros-Calzone, und da sie das einzige Gyrosgericht ist, stellt sich mir (eigentlich nicht) die Frage nach der Qualität des Gyros: auch vom Drehgrill oder doch nur das sogenannte Pfannengyros als Simulation? Außerdem sollte man wohl sicherheitshalber nach den aufgedruckten Nummern bestellen, zu leicht ist das Dönerschnitzel mit einem Schnitzeldöner verwechselt und man hat das falsche Gericht im Bauch.
Apropos Schnitzel. Hier gilt es bei der Bestellung doppelt aufzupassen. Unter der Überschrift „Schnitzelgerichte“ und der Bestellnummer 32 kann man ein Schnitzel mit Pommes und Salat für 6,50 Euro erwerben. Hat man nicht so viel Geld dabei, sei die Kategorie „Fleischgerichte“ und die Bestellnummer 43 empfohlen. Dort gibt es ein Schnitzel mit Pommes und Salat für 5,50 Euro. Wahrscheinlich muss man wirklich mal in den Laden gehen, um hier den Unterschied zwischen den beiden Gerichten zu erfahren.
Wer wirklich hungrig ist und wirklich satt werden möchte, der ist hier im Grill auch besonders richtig. Wozu gibt es schließlich Sättigungsbeilagen. Und wenn eine nicht reicht, nimmt man eben zwei. So sind die Nummern 14 („Nudeln mit Dönerfleisch und Pommes“) und 16 („Nudeln mit Dönerfleisch, Pommes und Salat“) sehr empfohlen. Das erinnert mich doch ein wenig an einen hiesigen Pizzaservice, der mal eine Pizza Pommes mit Schnitzel und Sauce Hollandaise anbot.
Ein paar Kleinigkeiten wären noch zu bemerken – die gemischte Orthografie-Platte mit viel Tunfisch und Cheeseburgern sowie die folgende Unlogik: Hamburger 2,80, Cheeseburger 3,00, aber beide mit Cola und Pommes ergänzt 5,50 Euro – aber da niemand perfekt ist, soll hier mal geschwiegen werden. Montag bis Samstag ist von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Ein großer Parkplatz begleitet den Grill, so dass man sich sein Essen auch gut vom Aspendos-Grill in der Burgholzstraße am roten Netto mit nach Hause nehmen kann.

Internationale Beziehungen

Essen, vor allem, wenn man es richtig machen will, ist ein Vorgang, der den ganzen Menschen fordert. Nicht nur die Sinne werden herausgefordert, auch das Hirn bekommt einiges zu tun. Und dabei ist nicht nur gemeint, dass man sich mit anderen Tischgästen angenehm unterhalten kann. Dass der Geschmackssinn beteiligt ist, liegt auf der Hand. Aber das meiste, was wir schmecken, schmecken wir nicht, sondern riechen es eigentlich. Also ist auch der Geruchssinn dabei; das Auge isst ja sowieso mit. Da auch die Konsistenz eine nicht unwichtige Rolle spielt, haben wir den Tastsinn auch beschäftigt, vor allem bei den knackigen oder krossen Beilagen hat das Ohr dann auch noch was zu hören.
Und dann kommt irgendwann das Gehirn ins Spiel und das stellt die komischsten Fragen.
„Gibt es in Mexiko italienische Restaurants?“
Warum eigentlich nicht?
„Gibt es auch deutsche Restaurants dort?“
Gute Frage.
Ich war mal in Schwerin in einem Restaurant, da gab es Pizza, Chop Suey, Pasta, argentinische Steaks und sonst noch allerlei. Sowas scheint es auch in Neubrandenburg zu geben, wobei das hiesige ansprechender eingerichtet ist; und auch der Service ist hier, wenn man mal die eine Stichprobe verallgemeinert, ist gut drauf (auch wenn ich schon was anderes gehört hatte).
Rätsel: Chinesisches Restaurant, italienisches Restaurant, französisches Restaurant, gutbürgerliches Restaurant oder irgendwas anderes? Chili con Carne, Mozzarella Caprese, Camembert gebacken, Weinbergschnecken, Mozzarella-Sticks, Nachos Con Picadillo, Steak, Spare Rips, Fajitas Scampi, Holzfällersteak, Spaghetti Bolognese, Pizza Hawaii, Lasange Al Forno, Cordon Bleu, gegrilltes Kängurufilet, Calamari fritti. Na???
Die Gerichte auf der Karte sind durchnummeriert. Irritierend sind zwei Punkte. Die Nummern, die vor den Speisen der Angebotskarte stehen, gibt es auch in der Standardkarte. Und: Die höchste vergebene Nummer für Essen ist die 213. Sicher: Nicht jede Nummer ist vergeben. Und die Beilagen zu den Steaks haben auch eigene Nummern. Knapp 100 Gerichte stehen auf der Karte. Plus die Variationsmöglichkeiten bei den Steaks. Da fällt mir nur ein altes Weistum ein: „Die Qualität von Gaststätten-Essen ist umgekehrt proportional zur Länge der Speisekarte.“
Aber das ist ja das schöne an der modernen Küche: Man braucht keine Köche mehr. Nur noch kundige Bediener der Küchengeräte. Wesentliche Teile des servierten Essens bestand aus aufgebratenen, auffrittierten Convenience-Produkten, selbst die „Grillstreifen“ auf den Schweinemedaillons sahen so aus, als ob sie auch schon vor dem Braten auf dem Fleisch waren. Pommes aus der Tiefkühltüte, Kartoffelspalten aus der Tiefkühltüte, Fleisch war auch tiefgekühlt. Positiv zu bemerken: Das Salatbouquet war frisch. Und lecker. Und auf jedem Teller das gleiche.
Bei knapp 100 Gerichten auf der Karte ist die Chance, wirklich etwas frisch, also von ursprünglichen Zutaten ausgehend, zubereitetes zu finden, sehr gering. Teile der Karte habe ich auch schon bei schlechten Pizzaservices gesehen, für die Gerichte scheint es Systemanbieter zu geben. Wobei, was Essen betrifft, die Kombination „schlechter Pizzaservice“ eine Tautologie ist. Selbst Pizzas, die ursprünglichste der Bring-Speisen, überstehen meist den Transport nicht sinnvoll, sollten sie denn wenigstens beim Absender noch gut zusammengestellt sein.
Das La Paz im Neubrandenburger Windbergsweg ist kein Pizzaservice, obwohl die Karte stellenweise so anmutet. Mexikanische Kochkunst darf man nicht erwarten, wobei die Fertigprodukte handwerklich gut zubereitet wurden. Nicht mehr und nicht weniger. Aber das scheint ja das allgemeine Niveau der Gastronomie in der Region zu sein. Es gilt, die Ausnahmen zu finden, wenn man wirklich gut essen will. Verwechselbar Essen zubereiten kann jeder. Industrielle Vorbereitung sei dank.
Der Cappuccino war übrigens gut. Einen Espresso gab es nicht. Martin war nicht dabei.

Gewitter über Land und Meer

Grau sah es aus an diesem Novembertag, als die Reise auf Deutschlands sonnenscheinreichste Insel ging. Das Wetter verhöhnte diesen Slogan nach Kräften, es hätte nicht verwundert, wenn auch noch Schneegriesel gefallen wäre oder von irgendwoher ein Donner grollte. Kollege Volksmund ist da ja immer mit Tipps parat, auch wenn diese sich mittlerweile überholt haben bzw. auch als falsch nachgewiesen sind. Das gilt im Gewitterfall auch für den Spruch: „Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen.“ Zumindest auf den ersten Teil des Satzes sollte man manchmal doch öfter hören.
Neben vielerlei Badespaß bietet Usedom dem, der zu gehen, hören, schmecken, sehen, fühlen und spüren fähig ist, allerlei Zerstreuung, Anregung und Betätigung. So verschlug es zwei hungrige Autofahrer in den Süden der Insel. Da das Kulturprogramm wegen Geschlossenheit ausfiel, wurde der niedergehende Nieselregen schnell durcheilt, um dem Ziel der Atzung näher zu kommen. Der Einzug in ein Hotelrestaurant geschah zügig und nicht unbeobachtet, so dass der Service seine Tätigkeit aufnehmen konnte.
Bei diesem Aspekt des gastronomischen Erlebnisses können wir gern ein wenig verweilen, da hier (und nur hier) der positive Teil dieser Geschichte stattfindet. Wohldosierte Aufmerksamkeit dem Gast gegenüber war verbunden mit einem angenehmen, vielleicht etwas ange- aber auf keinen Fall verstaubten Ambiente. Der Gast hatte die Wahl, Getränke gleich oder erst nach dem Studium der Karte zu bestellen, leere Gläser und Flaschen wurden bemerkt, das Besteck entsprechend der Bestellung gerichtet. Und, um das Ende mal vorweg zu nehmen, auch das Ding mit dem Espresso und Cappuccino klappte beinahe makellos, auf jeden Fall besser als in JEDEM(!) anderen bisher besuchten Lokal. Auf die Bestellung je eines doppelten Espressos und eines Cappuccinos kamen die Getränke auf kleinen Tabletts und der Espresso war automatisch ergänzt durch ein kleines Glas Wasser und ein Zuckerdöschen. Das hätte ich mir auch für meinen Cappuccino gewünscht. Aber man hilft sich als Gast gern gegenseitig aus. Das kleine Manko: Zumindest der Espresso unter dem Milchschaumhäubchen hätte durchaus etwas aromatischer und kräftiger sein können. Aber auch das ist Geschmackssache.
Der Besuch fiel zufällig in die 9. Usedomer Wildwochen und so war die Hauskarte durch eine kleine Wildspeisekarte ergänzt. Drei Wildgerichte und eine Suppe standen zur Auswahl, und auch die normale Speisekarte führte das eine oder andere Wildgericht auf. Die Usedomer Waldpilzcremesuppe, eine (unvermeidliche) Soljanka, einen Burger Helbut und Wildschweinmedaillons mit einem Kartoffel-Birnen-Gratin, Gemüse-Julienne und Soße standen neben ein paar Getränken am Ende auf der Rechnung und vorher auf dem Tisch. Die Soljanka war mit Ausnahme der eben gemachten Aufzählung nicht weiter erwähnenswert. Die Waldpilzcremesuppe allerdings war das schleimigste und die Pilze darin das fehlaromatischste, was ich bisher erlebt habe. Man konnte den falschen Eindruck haben, dass über die Pilze vor dem Trocknen noch eine Schnecke rübergelaufen ist, die aber später mit verarbeitet wurde. Warum keine frischen Pilze verwundet wurden – habe ich nicht gehört, wir hätten gerade eine hervorragende Pilzsaison? – wird ein ewiges Geheimnis der Küche bleiben.
Während man sich an den Suppen noch beinahe die Zunge hätte verbrühen können, bestand diese Gefahr bei den Hauptgerichten nicht mehr. Vielleicht waren sie schon vor den Suppen fertig? Man weiß es nicht. Der Wildburger Helbut bestand aus einem großen blonden Sesambrötchen, dass mit gesprengtem Eisbergsalat, Tomatenfragmenten, angebratenem und dann kochend gegartem Wildfleisch und einer cremig-süßen Soße (ich dachte erst, es wäre eine Cocktail-Soße, aber es muss irgendwann mal eine Preiselbeere vorbeigelaufen sein) belegt war. Das Wildfleisch war kein Burger (also Hackfleisch) im klassischen Sinn, sondern war nur in dünne Scheiben geschnitten und „verrückt“ auf den Salat geschichtet. Das Wort „verrückt“ entstammt übrigens der Speisekarte.
Zum Helbut gab es ein Kännchen Bratensoße, einer aromatischen, aber dünnen, eher an Brühe erinnernden Flüssigkeit, die so schmeckte, als ob das im Burger befindliche Fleisch darin gegart wurde. Es könnte auch sein, dass das Fleisch so schmeckte, als ob es in dem Fond gegart wurde, aber das wäre ja fast das selbe. Während man beim Italiener gern mal Brot zum Essen dazu bekommt, um letzte Tropfen leckerer Soße damit vom Teller zu bekommen, war der Inhalt des Kännchens dazu da, über das Burgerbrötchen geschüttet zu werden. Wenn jetzt aber diese nur sehr zart angetoastete sesambestreute und aufgeblasene Mehlwatte mit Flüssigkeit in Berührung kommt, weiß jeder, was damit passiert. Statt des Handwerkerspruches „Nach fest kommt ab.“ gilt hier „Nach feucht kommt Matsch.“ Ursprünglich wollte ich auch nur das Fleisch mit der Soße überschütten, aber die Bauart des Burgers ließ es nicht zu, war doch die cremige Burgersoße nicht unterhalb des Fleisches – wie es sich gehört – sondern obendrauf.
Zart und weich, so war das Burgerbrötchen und auch das Fleisch im Burger. Die Wildschweinmedaillons auf dem anderen Teller waren es nicht. Eigentlich ist sowas ja das feinste vom Tier. Das Filet wird in dicke Scheiben geschnitten, die werden sanft plattiert und dann kurz gebraten. Würzung nicht vergessen. Was aber hier als Medaillons auf den Teller kam, war an Zäh- und Festigkeit kaum zu übertreffen. Das Haus hat übrigens gutes Besteck, was in dem Zusammenhang positiv erwähnt werden sollte. Damit hier nicht nur negatives steht. Vielleicht kommentiert auch der Esser mal, ob er am nächsten Tag Kaumuskelkater hatte. Eine schöne Trainingseinheit für markante Gesichtszüge war der Verzehr der Filetscheiben auf jeden Fall.
Auch der Rest der Tellerauflage bekleckerte sich nicht mit Ruhm. Bei Wein und anderen Getränken gibt es bekanntermaßen eine empfohlene Trinktemperatur. Bei Wildfleischgerichten sollte es sowas auch geben, bei den Gerichten war sie auf jeden Fall nicht erreicht (und gerade Wild lebt von ein wenig Temperatur). Aber auch das Kartoffel-Birnen-Gratin half da nicht dem Wohlempfinden auf die Sprünge.
Im großen und ganzen kann man in diesem Fall nur froh sein, dass die Usedomer Wildwochen am Tag des Erscheinens dieses Artikels ihren letzten Tag haben. Es bleibt zu überprüfen, ob die Gerichte der normalen Speisekarte besser beim Gast ankommen als die von der Spezialkarte. Ansonsten gilt für den Gasthof „to’n Eikbom“ in Dargen auf Usedom: „Eichen sollst Du weichen …“ (Volksmund).

Wo das Pferd beim Essen auf den Teller … guckt

Ist es wirklich interessant, Pferden beim Essen zuzuschauen? Nun ja, vielleicht ist die Frage auch nur missverständlich bzw. uneindeutig gestellt. Wagen wir also einen zweiten Versuch: Ist es wirklich interessant, beim Essen Pferden zuzuschauen? Warum nicht, solange sie nicht undeklariert auf den Teller kommen. Man muss übrigens kein Pferdefreund sein, um auf der schönen Insel Usedom gut zu essen, aber es könnte durchaus etwas helfen.
Usedom, Deutschlands sonnenscheinreichste Insel, lädt mittlerweile mit allerlei Attraktionen Urlauber und Erholungssuchende zu sich ein. Das ganze Brimborium ist für Naturliebhaber nicht unbedingt erforderlich, findet er doch in der Gegend selbst genug erkundens- und genießenswertes (noch). Die touristischen wie kulinarischen Hochburgen scheinen auf der südlichen Inselhälfte konzentriert zu sein, Heringsdorf, Ahlbeck, Bansin, Koserow werden gern und oft aufgezählt. Mitnichten! Auch der Norden bietet Labsal und Zerstreuung auf allerlei Niveau, wenn man nur rechtzeitig von der B111 nach links abbiegt, hat man die Insel über Wolgast erreicht.
Gängiger Punkt für dieses Abbiegen ist der Abzweig in Bannemin, wo einen die Straße schnurstracks nach Trassenheide leitet; aber auch schon der vorher liegende Abzweig nach Mölschow führt, dortselbst eine Modellbahnausstellung streifend, mitten in den Ort. Verlässt man diesen in nördlicher Richtung, wird man links der Straße eines Reiterhofes gewahr, der aber nicht nur Pferden Kost und Logis bietet, sondern auch Reitern und anderen Menschen, deren Versuch zu reiten den Tierschutz auf den Plan rufen könnte, dies zu unterbinden, Atzung und zeitweise Wohnung verheißt.
Das Hotel-Restaurant empfängt den Gast dreigeteilt. Hat man die Rezeption rechts hinter sich gelassen, wird man vom hellen und freundlichen Hauptraum erwartet, von dem ein etwas dunkler wirkender Gastraum und ein lichtdurchfluteter Wintergarten abzweigen, der naheliegenden Ausblick auf spielende Kinder und Pferde sowie weiterliegenden auf Landschaft ermöglicht. Das Erscheinen des Gastes bleibt vom Service nicht unbemerkt, so dass man zügig, aber ungehetzt, mit Speisekarte und Sitzplatz versorgt ist. Der Menüplan verspricht gutbürgerliches, die Online-Variante ist aber nicht aktuell.
Aufmerksamkeit ist eine der Qualitäten, die man dem Service positiv attestieren kann. Er hat sogar einen eigenen Charme, den man aber erlebt haben muss, um ihn wirklich zu begreifen, Worte allein reichen dafür nicht. Vor allem die Hotelgäste werden ihn spüren können, reine Restaurantgäste können ihn höchstens erahnen (die Gefahr für’s Missverstehen besteht). Lässt man sich drauf ein, macht es aber Spaß, so umsorgt zu werden. Leere Getränke wurden bemerkt und auf Nachfrage erneuert, Speisen wurden zielgenau abgesetzt.
Womit wir beim wichtigsten Thema wären. Die vorspeisliche Fischsuppe war lecker, die unvermeidliche Soljanka – diesmal in einer nichtsauren Variante – ebenso. Da fiel es nicht schwer, das leicht angealterte Salatblatt im Beilagendreierlei mit dem Tomatenachtel und der halber Gurkenscheibe zu übersehen. Zu den Hauptgerichten gab es Bratkartoffeln der etwas rustikaleren Art: gröber als gewohnt geschnitten, aber dadurch nicht minder wohlschmeckend, wenn sie einen Moment länger in einem geeigneten Bratwerkzeug mit weniger Fett verweilt hätten, um die angenehme Knusprigkeit zu erreichen, die ihnen eigen sein sollte, egal, wie sie geschnitten sind. Die selbstgemachten sauren Bratheringe können genauso empfohlen werden wie die Kutscherpfanne und die anderen auf der Karte vorhandenen Gerichte.
Während es bei anderen Restaurants ein Überfluss an Rucola gab, schwabbten hier zwei Ingredienzien – wenn auch nicht ganz so viel – über ein gutes Maß hinaus. Das Salatbouquet bekam einen so ordentlichen Schuss fruchtiges Dressing, dass Teile des Hauptgerichtes davon in Mitleidenschaft gezogen wurden. Was aber den Koch bewog, den Feldsalat beim Brathering auch noch mit einem Kaviar zu verzieren, wird sein Geheimnis bleiben, ging dieser unter der Vinaigrette geschmacklich völlig unter. Weniger ist eben doch manchmal mehr, das bezieht sich auch mal wieder auf die Menge der Sättigungsbeilage. Der zweite Überfluss lag in anderen schwarzen Kügelchen. Zur Würze sind Piment und Pfeffer sowohl bei Suppen als auch würzigen Bratheringen wichtig; auf des Gastes Teller bzw. in seiner Schüssel haben sie aber nichts zu suchen, kann ein unbeabsichtigter Biss darauf doch den gesamten Genuss vermiesen.
Aber dies waren auch nur Details, die den sehr angenehmen Gesamteindruck nur unmerklich verschlechterten. Zumal der Service DEN Abschlusstest mit Bravour bestand, fast ein wenig wider Erwarten, dafür aber zu umso größerer Freude. Die das Essen finalisierende Bestellung lautet: ein doppelter Espresso und ein Cappuccino. Klingt einfach, aber wirklich richtig bekommt man das nur selten. Im Reit- und Freizeithotel Friesenhof kurz hinter Trassenheide kam dieses stärkende Doppel in umfassender Perfektion auf den Tisch, nur die Schokolade an einem der beigelegten Kekse war ein wenig angeschmolzen. Irgendwodran muss man schließlich rumnörgeln. 😉