Intermezzo: Eine TV-Kritik

Am Sonnabend sah ich einen Beitrag im Fernsehen, der schon einige Male wohl gelaufen ist (auf unterschiedlichen Sendern), aber endlich habe ich es auch mal geschafft, ihn zu sehen. Ja, okay … In der Mediathek ist er auch, aber auch dort kostet das Ansehen Zeit, die irgendwie nicht zur Verfügung stand, seit die Existenz des Films in mein Bewusstsein drang. Es ging um die sogenannten „Abnehmspritzen“, die zur Zeit mit zwei verschiedenen Wirkstoffen zur Verfügung stehen. Die Protagonistin des Films, eine Wissenschaftsjournalistin, wandte sich aus gegebenem Anlass dem Medikament zu und dokumentierte das in dem 45-Minüter. Und wie es der Zufall so wollte, kam sie nach ärztlicher Beratung zufällig – okay, die Chancen standen 50:50 – genau auf das Präparat, dessen Nutzung ich mit eigener Erfahrung referenzieren kann. Irgendwo im Blog hatte ich das schon mal erwähnt. Allerdings würde ich das Mittel nicht als Abnehmspritze bezeichnen, weil das nie die primäre Aufgabe dieser Wirkstoffe war. Irgendwann im Laufe der Zeit bekamen sie zwar diesen „Spitznamen“ und werden aktuell auch als dieses bezeichnet, was auch nicht das erste Mal so passierte. Viagra ist ja auch in die Erprobung als Kreislaufmittel gegangen, wird aber heutzutage eher für die damals festgestellte Nebenwirkung der Organverhärtung benutzt.

Den oben verlinkten Beitrag finde ich unter mehreren Aspekten absolut grenzwertig. Zum einen – und das gilt nicht nur für diesen Film – finde ich die Personalisierung von Doku-Formaten absolut daneben. Die Tendenz ist zwar zahlreich zu sehen, finde ich aber trotzdem nicht gut. Sicher kann man einen Host durch eine Dokumentation führen lassen, aber wie jeder gute Journalist tut er das nicht als Personality, sondern als unpersönlicher Lenker und Leiter durch den dargebotenen Faktendschungel. Häufig – und das bei nationalen wie auch internationalen Produktionen – tritt er aber aus seiner Beobachterrolle hinaus und wird zum Akteur, was ich keine gute Mode finde. Der damit einhergehende grassierende Subjektivismus ist für eine Dokumentation – gerade auch im öffentlich-rechtlichen Bereich – unangemessen. Und genau das passiert auch in der Doku „Ausweg Abnehmspritze?“.

Die Protagonistin präsentiert ihre Gedankenwelt, ihre Befindlichkeiten und ihre Erfahrungen rund um das eingesetzte Medikament, präsentiert dabei eine bevorzugte oder gar privilegierte Behandlung ihrer Person durch Mediziner (was vermutlich auch am begleiteten Filmdreh lag, sonst wäre nicht ein Herr Professor dabei gewesen, sondern ggf. nur der/die Hausarzt/Hausärztin, die ggf. nicht mal einen Doktortitel hat). Als weitere Mitpatienten kommen quasi nur Gleichgesinnte zu Wort und thematisch geht es auch immer nur um die Nebenwirkung des Medikaments – ums Abnehmen. Das ist – zumindest bei dem, das ich (und die Protagonistin) auch nehme – aber nicht die Hauptaufgabe, auch eine Info, die in der Doku quasi nicht vorkommt. Dafür aber ein permanentes sich selbst in den den Vordergrund rücken, aber – bei allem Respekt – die Meinung dieser Wissenschaftsjournalistin ist irrelevant, sie hat die Fakten zusammenzutragen, mit Betroffenen aus allen Richtungen zu sprechen und das zu einer vielschichtigen, interessanten Doku zusammenzubauen.

Vermutlich ging mir auch der andauernde Selbstbezug in der Doku auf den Senkel, was sich auch darin zeigte, dass jedwede Befindlichkeitsänderungen immer und immer wieder auf das Medikament bzw. auf dessen Nichteinnahme  zurückgeführt wurden. Dabei wurden Ursache-Wirkung-Verbindungen aufgebaut, die in keinster Weise nachgewiesen wurden. Dafür wurden die eigentlichen Ursachen für den Einsatz des Medikaments quasi gar nicht beleuchtet und kamen nur sehr zwischenzeilig daher. Damit meine ich nicht die sich abzeichnenden gesundheitlichen Beschwerden, die deutlich dargestellt wurden, sondern deren grundlegenden Ursachen. Letztendlich sind es die gleichen, wie auch bei mir: ungesunde Ernährung – unter völliger Ignoranz der (sichtbaren) Folgen, teils durch Unkenntnis, teils durch Unbewusstheit der Unkenntnis – und falsches Lebensverhalten, beides bezogen auf die Eigenheiten des eigenen Körpers.

Nun sitzt das Kind im Brunnen („Hinterher ist man immer schlauer!“) und müssen eingreifen. In meinem Fall war ich in Spitzenzeiten mal „so hoch wie breit“ – meint: Größe in cm und Gewicht hatten fast den gleichen Zahlenwert. Dass das nicht ohne gesundheitliche Folgen einherging, dürfte klar sein. Nach der Regulierung der aus dem Ruder gelaufenen Blut(druck)werte und zwei sehr unterschiedlichen Ernährungsberatungen (hach: Frank) sowie einer halbherzigen Ernährungsumstellung kamen dann seinerzeit die ersten Medikamente (Vorläufer der aktuellen) auf den Markt. Und brachten erste Erfolge. Damit meine ich nicht vordergründig das Abnehmen (das aber auch). Ich habe mir mal den Beipackzettel meines Medikaments aus dem Kühlschrank geholt. Da heißt es unter anderen: „… wird angewendet zur Behandlung von Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes mellitus.“ Hier liegt die eigentliche Hauptaufgabe. Bei mir führt das dazu – auch in Kombination mit den anderen Medikamenten, die ich nehme – dass ich recht gesunde Blutwerte habe. Ich bin aber nicht gesund, sondern „nur“ gut eingestellt, was mir bei meinem letzten Hausärztinnenbesuch vor wenigen Wochen bestätigt wurde. Auch Fachärzte, die mich jährlich einmal begleiten, haben schon gemeint, dass ich für die sichtbaren Ursachen (natürlich bin ich immer noch zu klein für mein Gewicht) doch erstaunlich gesund bin. 😉 Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass ich von meinen Spitzengewichten mehr als 20 kg entfernt, aber – und das gehört auch zur Geschichte – gerade beim Abnehmen auf einer „Plateau-Phase“ bin.

Und all das, und damit kommen wir zur TV-Doku zurück, mittlerweile quasi nebenwirkungsfrei. In meinem Fall führe ich das auch darauf zurück, dass ich mich auf die Wirkung des Medikaments einlasse. Das heißt im wesentlichen, dass ich nicht an der allgemein üblichen(?) Ernährungsstruktur festhalte, sondern eben auch mal nix esse, wenn ich keinen Hunger habe. Das ist eigentlich eine Hauptwirkung des Wirkstoffes: Die Verdauung wird verlangsamt, man hat ein sehr viel länger andauerndes Völlegefühl, und wenn man satt ist, sollte man eben auch mal nichts essen, wenn eigentlich die Zeit wäre, dies zu tun. An dieser Stelle beginnt jetzt aber ein Denkprozess, den ich zwar schon durchlaufen habe, der aber noch zu wenig praktische Auswirkungen zeigte. Wenn man schon so wenig isst, muss man sehr darauf achten, dass das, was man isst, auch wirklich gut ist. Da gilt es, gelebte und gelernte Vorlieben über den Haufen zu werfen und gegen hochwertige – vor allem aus Nährstoffsicht – Lebensmittel auszutauschen. Spätestens „Ich brauch das jetzt“-Sünden sind absolut kontraproduktiv. Aber Menschen aus ihren gewohnten Bahnen heraus zu bekommen ist nicht so einfach, was ich schade finde, liegt doch im Leben ein stetiger Wandel zugrunde – persönlich, gesellschaftlich und in vielen anderen Aspekten.

Der Part, dass es Patienten gibt, die mit den Wirkungen des Medikaments sehr zufrieden sind, fehlt in der Doku aber völlig. Bei aller berechtigten Kritik, dass es natürlich noch keine Langzeitstudien zur Wirkung und Nebenwirkung gibt (dazu gibt es die Wirkstoffe noch nicht lange genug), bin ich doch sehr froh über das Medikament. Und vielleicht auch über seine Weiterentwicklungen. Drei Darreichungsformen habe ich mittlerweile schon durchgespielt: Einzelportionen-Pen, Durchstechfläschchen mit Spritze und 4-Portionen-Pen mit zu wechselnder Spitze. Eine Tablette ist wohl in Arbeit. Was ich mir vorher nicht hätte erträumen lassen: am einfachsten fand ich (nach dem Einmal-Pen) die Spritze. Der 4-fach-Pen verbindet von beiden das schlechte. Winkel und Druckkraft, die man ausüben muss, stehen ungünstig zueinander. Die Spritze ist da ergonomischer, mit weniger Druckkraft und besseren Haltbedingungen. Aber, naja. Ich komme zurecht. Und genug Einstechfläche ist ja noch vorhanden.

Fazit: Wissenschaftsdoku und Personality-Show passen nicht zusammen, geben sie doch Subjektivismus breitesten Raum. Die unausgeglichenen Folgen sieht man in dieser Doku (und in vielen anderen). Das ist einem örR nicht würdig.

Qualität im Laufe der Zeit

Mal etwas ganz anderes. Früher™ war ich mal regelmäßiger Zuschauer eines Pay-TV-Senders namens Discovery Channel. Den hatte ich als Nutzer der ersten digitalen TV-Plattform Deutschlands namens DF1 kennen gelernt und mochte ihn sehr. Schöne, sicher auch aufwendig produzierte Dokumentationen, die nicht nur Wissenzuwachs brachten, sondern auch ein sinnlicher Genuss waren. Irgendwann wurde aus DF1 Premiere und später das immer noch existierende Sky. Seit kurzem gibt es zwar auch wieder ein TV-Programm namens DF1, das hat aber inhaltlich nix mit der damaligen Digitalplattform zu tun. Nur die Postadresse ist ähnlich. 😉

Aber es geht ja auch um den Discovery Channel. Ich weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass ich mein Digital-Abo kündigte und demzufolge auch das Programm nicht mehr sehen konnte. Jahrzehnte könnte es her sein. Seit einigen Tagen habe ich aber wieder die Möglichkeit, mit den Discovery Channel anzusehen. Ohne Sky, es gibt schließlich auch andere legale Wege. Mit einer Gewissen Vorfreude, gespeist aus alten Erinnerungen, wandte ich mich dem Programm zu und … Ach du Scheiße. Huch, da ist wohl ein Produkt zu oft „mit verbesserter neuer Rezeptur“ mehr verschlimmert als verbessert worden. Ein Sammelsurium von Content, den man von anderen Sendern, die zur gleichen Firma gehören, auch schon kennt. DMAX, TLC, HGTV lassen grüßen. Es fehlt nur noch, dass in den Programmrandzeiten auch mal eine Folge Star Trek gelistet wird, gehört – im deutschsprachigen Bereich – ja auch Tele 5 mit ins Portfolio. Der Weg führte also von den Hochglanz-Dokus zum Fastfood. Insofern eine Entwicklung, die wir hier im Blog auch schon immer mal weider erwähnt haben, wenn auch meist aufs Essen bezogen.

Knabbereien

Neulich entdeckte ich irgendwo eine „Landwurst“ mit dem Untertitel „wie in der guten alten Zeit“ imd dachte mir: ‚Na, die nimmste mal mit und auseinander.‘ Aber wie groß war meine „Enttäuschung“, dass sich die Zutatenliste bei der heimischen Lektüre als angenehm übersichtlich herausstellte. Die Wurst war eine Mischung einer geräucherten Salami mit der Fleischvorbereitung einer Krakauer, also mit großen Fleischstückchen und wenig Füllmaterial. Ich ließ sie noch ein paar Tage rumhängen und erfreute mich ihrer und ihrer 7 Zutaten dann als Snack beim Snooker gucken. Wirklich lecker, aber leider Aktionsware und demzufolge beim nächsten Einkauf sicher nicht mehr verfügbar.

Ebenfalls entdeckt und positiv überrascht haben mich grüne Flips aus Erbsen. Von der Form her Erdnussflips nicht unähnlich, hatten diese ein leichtes Erbsaroma und waren „nur“ leicht salzig (was der ausgelobten Geschmacksrichtung entspricht). Da bin ich mal gespannt, ob es die auch mal in anderer Aromatik gibt. Ich könnte mir sehr gut eine gewisse Meerrettichschärfe in der Kombination vorstellen, hatte ich doch auch mal eine Phase der Wasabierbsenexzesse, getrocknete Erbsen, die mit einer Teighülle im Wasabi-Style – ähnlich entsprechenden Erdnüssen – ummantelt waren. Die Erbsflips zeichnen sich übrigens auch durch eine übersichtliche Zutatenliste aus, neben Erbsen und Salz sind nur 2 weitere Zutaten drin. Super.

Sonntagmittag

Das Sonntagsessen hatte natürlich ein paar mehr Zutaten, ist es aber auch komplexer zusammengesetzt. Frisches mediterranes Gemüse, in der Pfanne angeröstet, dazu in heißem Öl gebackene Kartoffelstäbchen, eine edle Kräuterknoblauchsauce und das unvermeidliche Salatbouquet mit feinen, aus dem Hinterhofgarten frisch geernteten Blattsalaten und Kräutern verfeinert … Das alles ist aber nur die Begleitmusik zu ein, zwei edlen Lammfilets, die aus 19000 km Entfernung extra für mich eingeflogen wurden … aber ich träume wohl.

Gegrilltes Lammfilet mit Kräuterknoblauchsoße, frisches mediterranes Pfannengemüse, SalatbeilageUm dem mediterranen Pfannengemüse ansichtig zu werden, musste man erst etwas Fleisch essen.

Gegrilltes Lammfilet mit Kräuterknoblauchsoße, frisches mediterranes Pfannengemüse, SalatbeilageIch hatte übrigens eine kleine Portion bestellt – die Karte bot Kinder- und Seniorenportionen an, obwohl ich keiner dieser Zielgruppen wirklich angehöre. Aber ich war mit Vattern da, also war die Klassifikation als Kind gesichert und die angepasste Bestellung wurde akzeptiert. Allein, sie kam nicht in der Küche an.

Gegrilltes Lammfilet mit Kräuterknoblauchsoße, frisches mediterranes Pfannengemüse, Salatbeilage5 (in Worten: fünf) Lammfilets aus Neuseeland, eine große Portion Pommes eine ebensolche Portion Pfannengemüse und ein kleiner Haufen Kraut-, Möhren- und Bohnensalat unter der Orangenscheibe.

Die Aufbereitung der Tiefkühlware erfolgte fachgerecht, die drei Becher mit den Salaten, wie man sie in jeder beliebigen Kühltheke kaufen kann, wurden unfallfrei geöffnet und jeweils ein Löffel voll auf dem Teller platziert. Alles kam wohltemperiert beim Gast an, das Fleisch war saftig, die Pommes heiß und knusprig. Nichts, was man nicht anderswo genauso hätte bekommen können. Aber die Convenience-Koordinierungsstelle der DEHOGA scheint gut zu arbeiten, so dass man das Gericht eben nicht woanders in der Nähe nochmal bekommt. 😉

Gegrilltes Lammfilet mit Kräuterknoblauchsoße, frisches mediterranes Pfannengemüse, SalatbeilageSo ging der Teller übrigens wieder zurück in die Küche zur inhaltlichen Entsorgung. Schade drum. Aber ich schätze mal, dass wäre der Anteil gewesen, den ich nicht bekommen hätte, wenn ich die bestellte kleine Portion erhalten hätte. Es ist schließlich nicht meine Aufgabe, mir wegen einer falschen Übermittlung mengenmäßig den Magen zu verrenken. Da half auch die ganze joviale Vertraulichkeit (so viel Körperkontakt zu einem Service hatte ich lange nicht mehr, und das eine Mal, wo es doch mehr gab, war es Sex) nichts.

Und letztendlich stellt sich die schon im letzten Artikel aufgeworfene Frage: Welches Gericht muss ich von der Speisekarte wählen, um heimischen Bauern beim Umsatz zu helfen?