oder: Wenn das Bäckchen das Filet streichelt.
Fangen wir doch mal – ganz unorthodox – mit dem negativen an. Es ist wunderschön, wenn eine gastliche Stätte, die nicht nur über einen Raum, sondern auch eine Terrasse verfügt, beides in Betrieb haben kann, um Besucher mit allerlei lukullischem zu verwöhnen. Wenn der sich aber immer mal wieder bemüßigt fühlt, durch den Gastraum zu staksen, und sei es nur, um an der gegenüberliegenden Seite zu wenden und wieder zurück zu gehen, kann es den einen oder anderen Gast beim Essen schon stören.
Apropos Essen: Das war dann doch von ausgesprochen guter Qualität und präsentierte sich in Form eines zarten Ochsenbäckchens in aromatischer Rotweinsoße sowie auf der gegenüberliegenden Tischseite als gebratenes Seehechtfilet mit Kartoffel-Spinat-Roulade als Sättigungsdreingabe. Die Ofentomaten mit Pestovignigrette oder das Bohnendreierlei passen zu ihren jeweiligen Gerichten. Am besten – wenn auch von einem etwas verliebten Koch, naja, es ist Frühling – war noch der Fisch, schienen alle anderen auf dem Tisch stehenden Leckerbissen bei der Zubereitung auf diesen gewartet zu haben.
Als Vorspeise gab es frischen, gemischten Salat an wohlschmeckendem Dressing, wobei sich bei der Preisbildung eine kleine Unlogik eingeschlichen haben könnte. Die Frage an den geneigten Leser wäre, welcher wohl der teurere wäre: der mit 3 Scheiben gebeiztem Lachs an Honig-Senf-Dill-Soße oder der mit sechs frisch gebratenen Großgarnelen auf einem cremig-würzigen Frischkäseklecks (jede Meeresfrucht hatte ihren eigenen). Die rhetorische Frage unterstellt, was wir bereits vermuten.
Da Vorspeise und Hauptgericht so dimensioniert waren, dass noch das Dessert den Platz in der Genießer Bäuche fand, verschwanden dort noch zum allgemeinen Wohlgefallen ein erfrischendes Joghurtmousse mit einer Kugel Kirscheis (auf der Karte stand zwar Erdbeereis, aber das Kirscheis war mir letztendlich lieber) und eine ähnlich, dort aber laut Plan kirscheisaufgepeppte Créme Brülée aus Glas und Schale.
Ein Wort noch zum Service: zu viel. Was nicht heißen soll, dass er aufdringlich gewesen wäre. Das Maß der Aufmerksam- und Umsichtigkeit war sehr in Ordnung, auch wenn man den Eindruck nicht los wurde, in einem Lehrausbildungsbetrieb zu sein, was aber nichts negatives heißen soll. Aber wenn sich im Verlauf des Essens vier Servicekräfte um einen kümmern, von denen die späteren nicht wissen, was die vorher bedienenden als Bestellung aufgenommen haben, passt das nicht ganz in das an sonsten sehr ordentliche Bild.
Zusammenfassend kann man sagen, dass ich zum einen nicht das erste Mal im Stolper Fährkrug gut gegessen habe und es auch nicht das letzte Mal gewesen sein wird. An einem lauen Sommerabend kann ich mir auch und vor allem die Terrasse mit Blick über die vorbeifließende Peene als sehr gemütlichen Verweilort vorstellen, in der Hoffnung, die Stolper haben eine gute Patentlösung gegen die dann sicher vielzählig vorbeikommenden Mücken.
Schlagwort: Lecker
Nicht aus der Schüssel, aber lecker
Eine niveauvolle Gastwirtschaft vernünftig zu betreiben, so dass nicht nur die eigenen Ansprüche sondern auch die der Gästze erfüllt werden, ist nicht jedermann gegeben. Aber es gibt viele Hilfsmittel und Möglichkeiten, der Tätigkeit rund um die Bewirtung und Unterhaltung eine Struktur zu geben, so dass der Wirt Höchstleistungen vollbringen kann und die Gäste glücklich und satt am späten Abend gehen und am besten am nächsten Tag gleich wiederkommen.
Und so kommt es immer wieder neuen Formen der Organisation eines Restaurants. Klassisch natürlich die in sich geschlossene Küche mit ihren Arbeitsbereichen, der Gastraum, teilweise ergänzt durch eine Bar, und für das gute Wetter vielleicht auch noch eine Terrasse. Zur vollständigen Ausstattung gehören dann auch noch die sanitären Einrichtungen. Je nach Platzangebot im umhüllenden Gebäude kann es hier zu durchaus kurios zu nennenden Situationen kommen: Sanitärräume auf der anderen Wegseite, Küche eine oder mehrere Etagen unter dem Gastraum, mehrere Gasträume oder Restaurants, die aus der gleichen Küche bedient werden, Klo im Keller, offene Küche direkt im Gastraum usw. usf. Die Kunst des jeweiligen Betreibers ist es, die Servicefunktionen richtig zu beschriften, dass es zu keinen Irritationen kommt. Verwendete Abkürzungen sollten da eindeutig und allgemein gängig sein. Anglizismen oder denglische Ausdrücke sind zu überlegen.
Das hier zu besprechende Esserlebnis brachte gerade auf dem erwähntem Gebiet neue Erkenntnisse. Kommen wir aber erstmal zum wesentlichen: zum Essen. Salopp zusammengefasst lässt sich sagen: Es gab Fleisch. Das ist bei einem Steakhaus als üblich anzusehen. Die Größe des Gastraums ließ die Strategie des Kochs, eher weniger steakfähige Fleischsorten, dafür aber gute und gut zu vollendende, auf die Karte zu setzen, zumindest sinnvoll erscheinen. So fehlen exotische und damit meist auch nicht gut gehende Fleischsorten auf der Karte. Die verschiedenen Teile vom Rind, vom Schwein und vom Huhn kommen in einer sehr guter Qualität auf den Tisch, der man auch die sehr gute Rohware noch nachspüren kann. Wer selbst schon mal ein Entrecôte oder ein Rib Eye Steak vom Discounter – sowas gibt es manchmal wirklich – in der eigenen Küche zubereitet hat, der weiß, dass spätestens das Fettauge geschmacklich nach hinten losgehen und bei billligen Industrierindern gern mal talgig oder noch schlimmer schmecken kann.
Nicht so im erwähnten Steakhaus. Das Fleisch, dass die Essgesellschaft auf ihren Tellern hatte, fand allgemein Anerkennung. Die Beilagen, die im Baukastensystem jeweils zum Fleischstück dazu gewählt werden, boten auch kaum Anlass zur Kritik, wenn man mal von einer durch den Service „geografisch“ falsch zugeordneten Soße absieht, die irgendwie ihren Empfänger dadurch nicht erreichte, aber nur kurz vermisst wurde.
Wobei wir damit beim Thema Service wären. Das gute Bild, dass durch die richtige Dosis Aufmerksamkeit und Beflissenheit aufgebaut wurde, bekam zwischendurch ein paar kleine Fehlstellen, die zum sonstigen höheren Niveau des Hauses nicht ganz passen wollen. Nicht wissen könnend, was kommende Gäste alles zu sich nehmen werden, waren die Plätze mit jeweils einer Gabel und einem Messer eingedeckt. Die Frage stellt sich, wie der Service mit der Situation umgeht, wenn ein Gast eine Vorspeise nimmt. Variante 1 wäre, ein passendes Vorspeisenbesteck „mitzuliefern“ oder vor der Vorspeise nachzulegen. Da das nicht passierte, wurde Variante 2 umgesetzt. Der Gast nahm zur Vorspeise das bereitliegende Besteck und für das Hauptgericht kommt dann ein neues. Aber bitte nicht vom nebenstehenden, nicht genutzten, aber eingedeckten Tisch.
Der Service kommt übrigens mit den vollen Tellern immer aus einer Tür, die abgekürzt beschriftet ist, was vermutlich – ganz denglisch – Wirtschaftscenter heißt. Mit etwas Phantasie käme ich auch noch auf „well cooking“, was dann gutes Kochen heißen sollte. Da die Sprache der Küche ja eher das französische ist, versuche ich es mal mit „wallon cuisine“, bezogen auf die Küche der Wallonie, die für ihre Fleischzubereitungen auf dem Grill so berühmt ist. Aber alle Spekulation hilft nichts, das „WC“ an der Tür, aus der der Service mit dem guten Essen kommt, heißt doch water closet und bringt doch komische Gedanken mit sich. Da sollten die Betreiber des Cayenne noch dran arbeiten.
Wandelgang auf Messers Schneide
Schnell serviert und schnell gegessen, das sollte man mit Gerichten tun, die Kiwi und Milchprodukte kombinieren. Vor allem im Dessertbereich kann sowas passieren. Aber der Fruchtzauber, der mein heutiges Abendbrot sahnig krönte, war geschickt zusammengestellt. Die bunt zuckerbestreuselte Sprühsahne konnte die drei Eiskugeln darunter nur schwer ergänzen, deren eine Kugel, ein sehr leckeres aromatisches exotisches Fruchtsorbet, menüabschließend das Mahl vollendete. Darunter fand sich, abgetrennt durch eine Schicht Melonenstückchen die Kiwijulienne. So konnte nichts passieren, keine Bitternis trübte den Genuss.
Aber zäumen wir nicht das Pferd von hinten auf. Ein kleiner Tagesausflug durch die süd-mecklenburg-vorpommersche und nordbrandenburgische Landschaft mit kleinen Abschweifungen in die (Ost-)Vergangenheit zweier mittlerweile Anfangvierziger und der Beobachtung durch einen gegenwärtigen (West-)Endteen brachte drei hungrige Mägen ins Seehotel Heidehof in Klein Nemerow. Man hört ja mittlerweile viel gutes aus der Einrichtung. Die Speisekarte erweist sich als übersichtlich, was die Auswahl der Gerichte trotzdem nicht vereinfacht. Auf der Webseite des Hauses gibt es Auszüge aus der Karte zu sehen. Da wünscht man sich ggf. volle Information und Aktualität.
Denn: Das Essen lohnt den Ausflug allemal. Der Hirsch war rosa, zart und saftig, die Kräutersaitlinge auf dem Punkt und das Kartoffel-Pastinaken-Püree eine Sünde wert (Hauptsache, Frank liest das hier nicht). Die Vorsuppe war ein Gedicht mit Biss, die Einlage brachte eine willkommene knackige Note hinein. So beendete ein beinahe vollkommenes Mahl, finalisiert mit fach- und sachgerechten Espressi und Cappuccini, einen ereignis- und erinnerungsreichen Tag.
Wieso kam im letzten Satz das Wort „beinahe“ vor? Der Facebookseite entnehme ich, dass das Restaurant gerade erst aus einem Betriebsurlaub erwacht ist. Ich vermute mal, dass in der Zeit die Heizung in den Räumen nach unten geregelt war, so dass alles im Haus etwas auskühlte. Das betraf vor allem auch die Teller, was zur Folge hatte, dass alles, was heiß auf dem Tisch zu sein hatte, zwar mundgerecht temperiert war, aber auch gern einen Hauch wärmer hätte sein können. Da machte sich der lange Weg von der Küche zum Gast doch bemerkbar, auch wenn er vom Restaurantleiter gekonnt und zügig zurückgelegt wurde. Aber es war auch ein kühler Abend, in den nächsten Wochen und Monaten wird es draußen auch wärmer.
P.S.: Ein technischer Gedanke zum Schluss. Das oben verwendete Wort Kiwijulienne kann die Rechtschreibüberprüfung meines Browsers nicht, ein Rechtsklick auf das Wort Ejakulieren als alternativen Wortvorschlag. Nur mal so. 😉
Realfood vom besten
Licht ist manchmal etwas, was in Restaurants nicht so zahlreich ist. Aber es ist auch nicht so gut, wenn es zu grell leuchtet, kann man so doch seine Konzentration auf die kulinarischen Erlebnisse richten. Das Fotografieren wird da natürlich schwierig. Ich habe es trotzdem versucht.
Ein Sesambagel, zwei hausgemachte Soßen, roter Chicorée, Feldsalat, Cornichons, Tomatenscheiben und eine hochwertige Hackfleischscheibe. Ein paar Kartoffelspalten als Beilage. Hmmmm.
Das ist das Gegenteil von Fastfood, also von fast Essen. So ein bisschen erinnert das an den Burger, die in der Grillepisode von EiTV hergestellt wurde. Da die Karte des Restaurants, in dem ich diese Leckerei genossen habe, täglich wechselt, bräuchte ich es eigentlich nicht benennen, wer weiß, wann es mal wieder Hamburger im Essen fassen gibt. 😉
Das Auge isst mit
Manchmal kaufe ich ja auch rein nach optischen Gesichtspunkt ein. Das Brot ist aber auch lecker, einfach nur mit Butter … Knackige, aromatische Kruste, weiches Inneres … Mmmmhhh. *schwärm*
Hatte ich erwähnt, dass ich Brote, wo eins aussieht wie das andere, nicht mag?