Manchmal muss man eben suchen

Der Sucher kulinarischer Genüsse in der Region hat es manchmal auch schwer. Diesmal waren wir zu dritt unterwegs. Reuterstädtisch ging es diesmal über Bundesstraßen Richtung Süden, aber das Glück war uns nicht hold. Im ursprünglich geplanten Restaurant hing ein Zettel an der Tür: Wegen Büffettauslieferung warmes Essen erst ab 19 Uhr (es war noch 2 Stunden bis dahin). Das nächste hatte noch Winterferien bis 21.03., so fiel mir eine Empfehlung ein, die schon länger auf der to-eat-Liste stand.
Die Fahrt dahin war etwas abenteuerlich, wurde man durch das Navi über einige Nebenstraßen einer mecklenburgischen Kleinstadt in eine lange Sackgasse gelenkt. Aber der Weg war richtig, plötzlich fiel der Name des Ziels in des Fahrers Augen. Ein Parkplatz war schnell gefunden, der Gastraum konnte geentert werden. Ein Tisch fand sich schnell, rückblickend würde ich sagen, dass sich durchaus eine vorherige Reservierung lohnen würde, vor allem zu Zeiten, an denen sowieso viel los ist.
Die Speisekarte war angenehm übersichtlich: eine Handvoll Vorspeisen, zwei Suppen, zwei Pasta- sowie ein paar Fisch- und Fleischgerichte, bei denen man sicher immer etwas findet. Selbst eine Dessertauswahl stand zur Verfügung. Wir teilten das Essen unter uns auf, und harrten des kulinarischen Entertainments. Jeder nahm eine Vorspeise, ein Hauptgericht und auch gleich das Dessert. Bei den Getränken kam der erste kleine Servicetest mit dazu: Eine Schorle, die so nicht auf der Karte stand.
Der Rest dieses Artikels wird langweilig. Die frisch gebratenen Garnelen auf dem Salat zur Vorspeise waren auf den Punkt gegart, die beiden Suppen erschlossen sich spätestens ab dem zweiten Löffel und stimulierten mit Wohlgeschmack und Nachvollziehbarkeit ihrer namensgebenden Bestandteile die Zunge der Esser. Selbst das beigelegte Brot war eine Wucht. Die als Hauptgericht gereichte Pasta war wie sie sein sollte und lecker, die Maishähnchenbrust saftig, das beigelegte Gemüse auf den Punkt und die grünen Schupfnudeln passten zum Cranberry Jus wie das Rote zum Grünen bei der Ampel. Als drittes im Bunde kamen geschmorte Ochsenbäckchen auf den Tisch, deren Zartheit in Zusammenhang mit dem Rotweinjus und den Kräutersaitlingen sowie dem kleinen Kartoffelgratin hervorragend mundeten.
Der rote Faden des wirklich sehr guten Essens fand im Dessert seinen krönenden Abschluss. Egal, ob das Vanilleeis mit Beerenfrüchten, der gratinierte Ziegenkäse mit Feigensenf oder die Cremé Brûlée mit einem selbstgemachten Sorbet daneben. Man kann alles unter einem Sammelbegriff zusammenfassen: Perfekt. Man müsste wirklich sehr stark suchen, um hier irgendwelche Mängel zu finden. Da half auch kein Blick auf die Tische der anderen Gäste. Was man dort zu sehen bekam, wie zum Beispiel ein Rumpsteak, schien alles auf dem gleichen hohen Niveau der Küche zu liegen.
Aber der Service. Wenn es denn überhaupt etwas zu bemängeln gab, dann das: Die Zeitspanne zwischen dem Servieren der abschließenden koffeinhaltigen Verdauungshelfer und der nächsten Aufmerksamkeit unserem Tisch gegenüber war etwas zu lang. (Da mussten wir jetzt ganz schön suchen, um überhaupt etwas zu finden.) Ansonsten kam das, was wir erlebten, dem sehr nahe, was man unter dem Begriff perfekter Service verstehen kann. Müßig, es an den vielen angenehmen Kleinigkeiten festzumachen, die passiert bzw. nicht passiert sind, aber auch genau so sein sollten. Selbst die kleine Fallen, die wir aufbauten, wurden bravourös gemeistert. Leere Getränkegläser wurden gesehen und die Nachbestellung aufgenommen, mit dem Abräumen des Salattellers entschwundene Besteckteile wurden ersetzt, zwischen Hauptgericht und Dessert wurde nach einer kleinen Pause sowie nach dem Dessert nach einem Kaffeewunsch gefragt und zum Abschluss-Espresso kam selbstverständlich das Wasser. Auch während des gesamten Essens war die Aufmerksamkeit auf die Gäste gerichtet, was sich u.a. darin ausdrückte, dass die Bedienung selbst beim Dessert noch wusste, wer was bestellt hatte und nicht nachfragen musste.
Aber irgendeinen Fehler musste das Restaurant Leddermann in Waren doch haben, wenn schon nicht beim Service und auf der Speisekarte, dann doch vielleicht im Sanitärbereich. Aber auch hier durfte ein Niveau erlebt werden, dass selten ist und bisher in der Geschichte dieser kleinen Restaurantkritikrubrik noch nicht vorgekommen ist. Der Ausflug in die Specker Straße 71 in Waren lohnt sich immer, eine Reservierung vorher aber sicher auch.

Sche…, ist das gut

Dass die einfachsten Gerichte eben doch die besten sind, wenn nur die Zutaten stimmen, habe ich hier schon öfter thematisiert. Aber manchmal gibt’s auch Fertigprodukte, mit denen das passieren kam. Diesmal ist es eine südeuropäische Variante von Pellkartoffeln mit Quark.
Wenn man durch die Kühlregale mit den Milchprodukten schweift, sollte man einen Moment beim Tzatziki verweilen. Dort gibt es eine Sorte, die laut Zutatenliste wirklich nur aus Naturjoghurt, Gurke, Knoblauch, Olivenöl und Salz besteht. Das ist der richtige, aber man braucht nochwas.
Festkochende Biokartoffeln werden gewaschen und geputzt, dann halbiert, mit etwas Rapsöl umhüllt, gesalzen und mit etwas Rosmarin bestreut. Das alles gibt man in eine Auflaufform oder ein anderes geeignetes Gefäß, mischt es dort drin ggf. auch durch und stellt es bei ca. 180°C in den Umluftofen, bis die Kartoffeln gar und leicht gebräunt sind. Das dauert je nach Dicke der Stücke etwa 30 Minuten.
Abschließend kommt ein Suppenlöffel zum Einsatz, der von der Spitze aus zu einem Drittel mit dem Tzatziki befüllt wird. Die Backkartoffel wird in mundgerechte Stücke zerteilt, eins davon kommt mit auf den Löffel. Im Mund abgeladen ergibt das eine Geschmacksexplosion sondersgleichen. Ich bin hin und weg. Deswegen gibt es nicht mal ein Bild. Wenn ich mal das Tzatziki selber mache, liefere ich ein Foto nach.

Dem Zaren sein Olivenhain

Da kann man doch so richtig schön in kulinarischen Phantasien schwelgen. Vertieft in geistreiche Gespräche lustwandelt der Genießer, vielleicht auch noch mit einem klaren kalten Wodka in der einen und einem passenden Amuse Gueule – ein luftgetrockneter Speck zum Beispiel – in der anderen Hand, durch einen russischen Olivenhain. Und wenn dann noch ein Braunbär mit einem Olivenzweig im Maul auftaucht, kommt irgendwie alles durcheinander. Die Vorstellung ist doch etwas holprig … Wenn dann noch eine in Kalk gegossene Figur eines Badejungen dekorativ im Hintergrund herumsteht, ist das Tohuwabohu perfekt. Aber irgendwo ist da auch das Ende eines roten Fadens zu sehen, an dem es jetzt zu ziehen gilt, um Ordung ins Chaos zu bekommen.
Ein kleiner Ausflug mit Freunden führte in eine der vielen touristischen Hochburgen des Landes, also weg aus Neubrandenburg. Uns zog es mal wieder ans Wasser, genauer auf ein von diesem Medium umflossenen Eiland. Küste bei SellinDie größte heimische Insel lockte zu einem winterlichen Ausflug an die vereiste Ostseeküste, zu Seebrücke, Möwen, entfernten, aber im Dunst verschwundenen Kreidefelsen und vielfältiger Gastronomie. Es ist schon erstaunlich, dass in einer einzigen Straße so manchen Ostseebades mehr kulinarische Angebote zu finden sind als in manchen Oberzentren. Aber das soll nicht das Thema sein. Das Ostseebad Sellin – Rügenkenner haben es sicher schon am Foto erkannt – bietet da so mancherlei, auch außerhalb der internationalen Dreieinigkeit aus Pizzeria Mamma, Taverna Akropolis und Restaurant „Peking Pagode“. Und wenn man dann noch auf der Karte den Satz findet: „In unserem Restaurant verwenden wir grundsätzlich keine Fertig-Produkte. Unser gesamtes Speisenangebot wird in „Handarbeit“ von unserem … Koch und seinen Helfern zubereitet und frisch für Sie angerichtet.“, dann darf man durchaus gespannt sein.
Entsprechend übersichtlich war die Speisekarte. Aber, um es mal vorweg zu nehmen, es ist gut so. Kommt man zu einer nicht ganz üblichen Essenszeit, hat man die Chance, an einem der Tische Platz zu finden, die nicht mit Stühlen, sondern mit Couch und Sesseln bestückt sind. Es ist zwar nicht ganz einfach, auf diese Weise gut zu essen, aber so zu sitzen, mit einem Wodka oder einem Glas heißen grusinischen Tees bedacht, und durch die Weltgeschichte zu philosophieren, hat definitiv was. Von den weiten gedanklichen Reisen kommt man aber immer wieder gern ins Restaurant zurück, spätestens, um Getränke nachzuordern. Von allein kommen diese leider nicht.
Und dabei sind wir auch schon beim Service angekommen, der ist an sich sehr höflich und zuvorkommend, das eine oder andere nette Wort wechselte die Besitzer, und nach der ersten Getränkelieferung begann das kulinarische Abenteuer mit einem „за здоровье„, womit endgültig klar wird, dass es uns diesmal in ein russisches Restaurant verschlagen hat. In den Gläsern fand sich zu dem Zeitpunkt übrigens Kwas, was man durchaus mal trinken kann, wenn einem Roggenbier schmeckt. Freunde des Malzbieres werden sich ein wenig an dieses erinnert fühlen, das russische ist aber nicht so pappig süß wie das deutsche, was ein wenig wundert, erinnert man sich an den lieblichen Krim-Sekt. Aber die Krim ist ja auch Ukraine und nicht Russland. Aber ich schweife ab.
Der Ostseebesuch hatte uns doch ein wenig ausgekühlt, so freuten wir uns auf eine wärmende Suppe. Zweimal Fleischsoljanka und ein Borschtsch kamen wahrhaft dampfend auf den Tisch und schmeckten hervorragend. Der Eindruck, das oben wiedergegebene Zitat aus der Speisekarte stimme, verstärkte sich positiv. Der Borschtsch enthielt viel klein geschnittenes, aber nicht zerkochtes Gemüse und natürlich rote Beete. Die Soljanka wusste mit Oliven als Einlage zu überraschen, war aber vermutlich näher am imaginären Original als alles, was man sonst unter dem Namen angeboten bekommt.
Die Suppe im Bauch waren wir gerüstet für eines der russischsten Gerichte, das einem einfällt, wenn man an Essen in diesem großen östlichen Land denkt: Pelmeni. Jetzt könnte man darüber sinnieren, dass wohl irgendwie jede kulinarische Region so etwas im Angebot hat: schwäbische Maultaschen, italienische Ravioli, Wan Tan oder Dim sum im fernen Osten usw. usw. Man könnte aber auch sagen, dass diese kleinen saftigen Dinger, die man besser ungeschnitten essen sollte, da sonst die ganze Flüssigkeit aus dem Inneren verlustig geht, einfach nur lecker sind. Da muss man eher aufpassen, dass man sich nicht mit einer Unzahl den Magen vollstopft. Eine Idee wäre es, wenn nicht nur jeweils ein Dip dazu ausgewählt werden könnte, aber wenn man sich am Tisch einig ist und jeder bestellt einen anderen, gehts ja auch. Die Pelmeni kommen aber abgezählt auf Tellern zum Gast, so dass man, wenn man die kleine Portion nahm, durchaus noch Platz für ein Dessert hat. Bei dessen Bestellung konnten wir dann auch gleich noch Getränkenachschub ordern, wobei auch hier Sonderwünsche (ein beliebiger Saft aus der Karte als große Schorle) anstandslos geliefert wurden.
Das Dessert hieß übrigens genau so wie das Restaurant „Чай ковский“. Ob das jetzt nach dem Ort oder dem Komponisten passierte, wurde mit diesem Eisteller wunderbar beantwortet. Hochwertiges Erdbeereis, ungesüßte Schlagsahne und eine aus Sahneeis und mit Schokoladenauflage geformte Violine sprachen Bände und mundeten vorzüglich. So kann man das Restaurant „Tschai kowski“ in der Pension Tatjana im Ostseebad Sellin auf Rügen durchaus empfehlen, auch für mehrfache Besuche. Wenn man die Karte im Nachhinein liest, gibt es doch noch ein paar Gerichte, die man genießen möchte. Für Neulinge und Unentschlossene stehen übrigens auch zwei Menüs bereit, die zweimal quer durch die Karte führen. Zum Schluss gab es übrigens noch einen Wodka mit Birkensaft, aber da muss man aufpassen. Der geht nicht aufs Haus, sondern auf die Rechnung. Unüblich, aber angemessen.
Achja, eins noch: Der sogenannte Abschlusstest. Diesmal mit Russischer Schokolade und Tee aus dem Samowar? Oder doch ein Gläschen Krimskoje? Nein! Auf der Karte fand sich auch ein Espresso und nach dessen Bestellung hörte man einen Automaten Kaffeebohnen mahlen und mit Wasser und gehörigem Druck durchfeuchten. Selten habe ich meinen espressotrinkenden Gegenüber mit derart erstauntem Gesicht gesehen wie beim Servieren dieses italienischen Heißgetränkes. Das kam nämlich formvollendet in einer russisch anmutenden Espressotasse (mit Goldrand), und es gab ein kleines Schälchen Zucker sowie ein Gläschen Wasser dazu. Damit standen übrigens drei Behältnisse mit Zucker auf dem Tisch. Bereits zur Grundausstattung des Möbels gehörten Behältnisse mit weißem Würfelzucker und braunem Krümelkandis, jetzt kam noch weißer Kristallzucker dazu, am besten passend zum kleinen Schwarzen. Man merkt schon, dass das Tschai kowski auch ein Teehaus ist.
Wer also einen Ausflug auf Rügen plant, der sollte auch mal das russische Restaurant in Sellin besuchen. Es gibt eigentlich nur zwei Manko, ein kleines und ein großes. Das kleine: Wer nach dem ersten noch ein zweites Getränk möchte, muss selber aktiv werden und es bestellen. Das große: Bei allem Respekt, aber die Webseite ist grottig.

Unverhofft lecker – Ein Klassiker neu interpretiert

Eigentlich wollte ich mir nur was schnelles zu Essen machen. Und da ich gleiches oder ähnliches schon hier im Blog hatte, dachte ich mir, geht es auch ohne Kamera. Aber dann kam die Erkenntnis, dass einige Zutaten nicht im Haus waren und andere sich aufdrängten. Also wird mal versucht, wie das schmeckt, die Bilder kann man ja auch wieder löschen und niemand würde je erfahren, dass da mal was schief gegangen ist …
Konrad Beikircher hat mal ein Programm unter dem Namen „Himmel un Ääd“ auf CD pressen lassen. Da gehts zwar im wesentliche ums rheinische, aber „Himmel und Erde“ gibt es in der einen oder anderen Form in vielen Regionen; normalerweise versteht man darunter eine eher breiige Masse aus Kartoffeln und Äpfeln bis hin zu Stampfkartoffeln und Apfelmus. Aber warum nicht auch mal Braten?
Bratkartoffeln und Apfelstücke
Da die Kartoffeln vor der Zubereitung noch roh waren, kamen sie etwas früher in die Pfanne und wurden unter dem Deckel und in ein wenig Rapsöl vorgegart und -gebräunt. Unterdessen schnitt ich einen sehr säuerlichen Apfel (in dem Fall einen sehr grünen Granny Smith) in Viertel, verleibte mir davon eins direkt ein und ein anderes teilte ich in kleinere Stücke. Es hätte auch ruhig ein halber Apfel sein können. Die gab ich dann mit in die Pfanne. Alles wurde noch mit Salz und Pfeffer gewürzt.
Alles bräunt
Nun werden die Kartoffeln weiter gebräunt (ohne Deckel) und auch die Apfelstücke können etwas Farbe nehmen. EIne Spur Butter schadet der Pfanne ebenfalls nicht, desgleichen eine Spur Chili oder Rosenpaprika. Sind die Kartoffeln gar, die Äpfel leicht angebräunt, wird abgeschmeckt und angerichtet.

Brat-Himmel-und-Erde mit Schweinskopfsülze und Remoulade

Dazu gibt es etwas Schweinskopfsülze mit ein paar Klecksen Remoulade. Und es ist wirklich erstaunlich, wie gut das alles zusammen schmeckt. Am besten übrigens wenn man versucht, gleichzeitig von allem etwas auf die Gabel zu bekommen. Da hilft ein wenig Architektur und die Burger-Idee.
So schmeckt es am besten
Und wenn dann durch die Hitze der Kartoffel die Sülze leicht ins Schmelzen kommt, die cremige Remoulade mit der fruchtigen Säure des Apfels sich vereinen und alles zusammen den Mund passiert, bekommen die Geschmackspapillen einen Orgasmus. Guten Appetit.
P.S.: Eigentlich hat nicht wirklich was gefehlt an dem Gericht. Aber ein paar Zwiebelwürfel, gern auch von der Schalotte, die zu den Kartoffelscheiben und den Apfelstücken mit in die Pfanne gekommen wären, hätten allem vielleicht noch eine weitere Stufe nach oben geben können. Ich hatte nur keine mehr im Hause …

Wo das Pferd beim Essen auf den Teller … guckt

Ist es wirklich interessant, Pferden beim Essen zuzuschauen? Nun ja, vielleicht ist die Frage auch nur missverständlich bzw. uneindeutig gestellt. Wagen wir also einen zweiten Versuch: Ist es wirklich interessant, beim Essen Pferden zuzuschauen? Warum nicht, solange sie nicht undeklariert auf den Teller kommen. Man muss übrigens kein Pferdefreund sein, um auf der schönen Insel Usedom gut zu essen, aber es könnte durchaus etwas helfen.
Usedom, Deutschlands sonnenscheinreichste Insel, lädt mittlerweile mit allerlei Attraktionen Urlauber und Erholungssuchende zu sich ein. Das ganze Brimborium ist für Naturliebhaber nicht unbedingt erforderlich, findet er doch in der Gegend selbst genug erkundens- und genießenswertes (noch). Die touristischen wie kulinarischen Hochburgen scheinen auf der südlichen Inselhälfte konzentriert zu sein, Heringsdorf, Ahlbeck, Bansin, Koserow werden gern und oft aufgezählt. Mitnichten! Auch der Norden bietet Labsal und Zerstreuung auf allerlei Niveau, wenn man nur rechtzeitig von der B111 nach links abbiegt, hat man die Insel über Wolgast erreicht.
Gängiger Punkt für dieses Abbiegen ist der Abzweig in Bannemin, wo einen die Straße schnurstracks nach Trassenheide leitet; aber auch schon der vorher liegende Abzweig nach Mölschow führt, dortselbst eine Modellbahnausstellung streifend, mitten in den Ort. Verlässt man diesen in nördlicher Richtung, wird man links der Straße eines Reiterhofes gewahr, der aber nicht nur Pferden Kost und Logis bietet, sondern auch Reitern und anderen Menschen, deren Versuch zu reiten den Tierschutz auf den Plan rufen könnte, dies zu unterbinden, Atzung und zeitweise Wohnung verheißt.
Das Hotel-Restaurant empfängt den Gast dreigeteilt. Hat man die Rezeption rechts hinter sich gelassen, wird man vom hellen und freundlichen Hauptraum erwartet, von dem ein etwas dunkler wirkender Gastraum und ein lichtdurchfluteter Wintergarten abzweigen, der naheliegenden Ausblick auf spielende Kinder und Pferde sowie weiterliegenden auf Landschaft ermöglicht. Das Erscheinen des Gastes bleibt vom Service nicht unbemerkt, so dass man zügig, aber ungehetzt, mit Speisekarte und Sitzplatz versorgt ist. Der Menüplan verspricht gutbürgerliches, die Online-Variante ist aber nicht aktuell.
Aufmerksamkeit ist eine der Qualitäten, die man dem Service positiv attestieren kann. Er hat sogar einen eigenen Charme, den man aber erlebt haben muss, um ihn wirklich zu begreifen, Worte allein reichen dafür nicht. Vor allem die Hotelgäste werden ihn spüren können, reine Restaurantgäste können ihn höchstens erahnen (die Gefahr für’s Missverstehen besteht). Lässt man sich drauf ein, macht es aber Spaß, so umsorgt zu werden. Leere Getränke wurden bemerkt und auf Nachfrage erneuert, Speisen wurden zielgenau abgesetzt.
Womit wir beim wichtigsten Thema wären. Die vorspeisliche Fischsuppe war lecker, die unvermeidliche Soljanka – diesmal in einer nichtsauren Variante – ebenso. Da fiel es nicht schwer, das leicht angealterte Salatblatt im Beilagendreierlei mit dem Tomatenachtel und der halber Gurkenscheibe zu übersehen. Zu den Hauptgerichten gab es Bratkartoffeln der etwas rustikaleren Art: gröber als gewohnt geschnitten, aber dadurch nicht minder wohlschmeckend, wenn sie einen Moment länger in einem geeigneten Bratwerkzeug mit weniger Fett verweilt hätten, um die angenehme Knusprigkeit zu erreichen, die ihnen eigen sein sollte, egal, wie sie geschnitten sind. Die selbstgemachten sauren Bratheringe können genauso empfohlen werden wie die Kutscherpfanne und die anderen auf der Karte vorhandenen Gerichte.
Während es bei anderen Restaurants ein Überfluss an Rucola gab, schwabbten hier zwei Ingredienzien – wenn auch nicht ganz so viel – über ein gutes Maß hinaus. Das Salatbouquet bekam einen so ordentlichen Schuss fruchtiges Dressing, dass Teile des Hauptgerichtes davon in Mitleidenschaft gezogen wurden. Was aber den Koch bewog, den Feldsalat beim Brathering auch noch mit einem Kaviar zu verzieren, wird sein Geheimnis bleiben, ging dieser unter der Vinaigrette geschmacklich völlig unter. Weniger ist eben doch manchmal mehr, das bezieht sich auch mal wieder auf die Menge der Sättigungsbeilage. Der zweite Überfluss lag in anderen schwarzen Kügelchen. Zur Würze sind Piment und Pfeffer sowohl bei Suppen als auch würzigen Bratheringen wichtig; auf des Gastes Teller bzw. in seiner Schüssel haben sie aber nichts zu suchen, kann ein unbeabsichtigter Biss darauf doch den gesamten Genuss vermiesen.
Aber dies waren auch nur Details, die den sehr angenehmen Gesamteindruck nur unmerklich verschlechterten. Zumal der Service DEN Abschlusstest mit Bravour bestand, fast ein wenig wider Erwarten, dafür aber zu umso größerer Freude. Die das Essen finalisierende Bestellung lautet: ein doppelter Espresso und ein Cappuccino. Klingt einfach, aber wirklich richtig bekommt man das nur selten. Im Reit- und Freizeithotel Friesenhof kurz hinter Trassenheide kam dieses stärkende Doppel in umfassender Perfektion auf den Tisch, nur die Schokolade an einem der beigelegten Kekse war ein wenig angeschmolzen. Irgendwodran muss man schließlich rumnörgeln. 😉

Trau keinem Navi

Es war einmal ein Samstag im Juni, die Sonne lacht, die Temperaturen waren angenehm, über den blauen Himmel trieben ein paar ungefährlich weiße Wölkchen. Genau das Wetter, um mal an seine Grenzen zu gehen (bzw. zu fahren), den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen und nicht nur das Leben, sondern auch die wunderschöne Gegend zu genießen. Der Weg führte nicht nur an diversen Seen der mecklenburgischen wie auch der Feldberger Seenlandschaft vorbei, sondern in Carwitz auch zu einem fruchtig-leckeren Blutorangeneis und einem Schoko-Vanille-Softeis, dass beim Schlecker wunderbarste Erinnerungen an seine Jugend auslöste.
Wer beim spontan vor Ort beschlossenen kulinarischen Ziel aber zum Navi greift, um es zu erreichen, wird sich des Eindruckes nicht erwehren können, dass mindestens ein Geländewagen notwendig wird, um später den Heimweg zu bewältigen. Glaubt man den elektronischen Orientierungshilfen zu viel, landet man auf diversen Waldwegen, die zwar auch dahin führen, wohin man will, aber doch Zweifel in eine baldige Rückkehr aufbauen. Deswegen rate ich zu den unten angegebenen Routentipps.
Ausblick
Diesen Ausblick hatte übrigens der Autor dieser Zeilen von seinem Sitzplatz aus. Wem jetzt ein Gedanke nach paradiesischen Verhältnissen durch den Kopf geht, der hat nicht völlig unrecht. Auf der Terrasse sitzt man wirklich sehr angenehm, Teile sind sogar überdacht. Und wen die Muße packt, der kann sich an das klare Wasser des Sees stellen, um Fische und Wasserwanderer beim Schwimmen zu beobachten. Der Ort ist wirklich so idyllisch, dass selbst Handynetze ihren Dienst versagen und man sich in aller Ruhe den leiblichen Genüssen widmen kann, nur begleitet durch das Zwitschern der Vögel, das Rauschen eines nahe gelegenen Wehrs und dem Klappern gelegentlich vorbei radelnder Touristen.
Ein großes Plus sei gleich zum Anfang dem Service ausgesprochen. Während man anderswo gern mal nach seinem ersten Getränk dann doch verdurstet, wurde hier der Gast aufmerksam umsorgt. Leere Gläser wurden sehr zügig bemerkt und auch auf Sonderwünsche wurde eingegangen. Der einzige kleine Schatten, der die Situation verdunkelte, scheint bei dem Bild fast ein Paradoxon zu sein, aber auch hier – wie leider in weiten Teilen der regionalen Gastronomie – hat es sich noch nicht herum gesprochen, dass zu dem guten Espresso, den es gab, eigentlich auch immer ein kleines Glas Wasser gereicht wird.
Wo wir gerade beim Wasser sind: Wenn man die klein geschnittenen Wurstreste des Frühstückbüfetts – zum Restaurant gehört auch ein kleiner Hotelbetrieb – mit heißem Wasser überbrüht, noch etwas Gemüse sowie saure Gurke reinschnippelt („Was die Säure angeht, schmeckte es nach reingekipptem Weckwasser des Gurkenglases.“ – der Esser) und alles aufkocht, wird das noch lange keine gute Soljanka. Nichts gegen die Wurstschnippel, aber „Hähnchenbrühe“ war noch nie die Basis einer guten Suppe. Da sollte am Rezept gefeilt werden. Und ob der Scampispieß mit Salatbouquet und Toast für 4,80 € wirklich in ein solches Restaurant gehört, bleibt auch eine offene Frage. Wobei, eigentlich nicht. Die Antwort lautet: Nein. Für den Preis kann man das Gericht – auch wenn es nur eine kleine Vorspeise ist – nicht in der Qualität anbieten, die dem Rest der Speisen zu eigen ist.
Wie definiert der geübte Kulinariker die perfekte Bratkartoffel? Knusprig in heißem Fett gebratene vorgekochte Kartoffelscheiben, mit etwas Zwiebel, Speck und ein paar Gewürzen verfeinert – dies sollte einer guten Beschreibung nahe kommen. In einer Zeit, in der auch bei mir die Genussreife noch nicht sehr ausgebildet war, versuchte ich mich mal an diesen Fast-Fertig-Bratkartoffeln, die in Alu-Tüten verpackt und vakumiert auf ihre Zubereitung warten. Bei diesen fiel mir ein Fehlaroma auf, dass ich ob seiner Herkunft bzw. seines Entstehens nicht genau einsortieren kann. Einen Hauch davon durchzog auch die gebratenen Erdäpfel auf meinem Teller, der ansonsten durchaus lecker gefüllt war. Aber man muss ja bei einem nächsten Besuch keine Bratkartoffeln nehmen. Der Reis als Beilage ist da durchaus besser.
Satt wird man aber auf jeden Fall. Das drückt sich auch in der sehr kurzen Dessertkarte aus, die wegen der Portionen des Hauptgerichtes nicht gebraucht wird. Da lässt man sich abschließend doch lieber den schon oben erwähnten Espresso oder einen Cappuccino kommen, die mit ihrem kräftigen Aroma und ihrem Koffein die Verdauung befördern und den Schwung auf einen kleinen Waldspaziergang mitbringen. Der führt übrigens u. a. an einem Grenzpfosten zwischen dem Großherzogtum Mecklenburg und Preußen vorbei, als kleines geschichtsträchtiges Schmankel. Grenze ist da übrigens heute noch, nur die Länder heißen anders.
Die Zufahrt zur „Krüseliner Mühle“/“Krüseliner Seeschänke“ sollte übrigens über mecklenburg-vorpommersches Gebiet erfolgen. Der brandenburgische Weg ist selbst und gerade für das Auto eher beschwerlich, wobei es im klassischen Sinn befestigte Straßen sowieso nicht gibt. Wer in sein Navi Koordinaten eingeben kann, nutze diese: 53.267189 N, 13.416102 E; die guten haben auch eine Gaststättenliste drin, die findet den naturnahen Ort auch. Aber achtet bei der Routenführung darauf, dass ihr über Orte namens Mechow oder das dann doch brandenburgische Beenz fahrt und nicht über Thomsdorf! Habt ihr einen Geländewagen, dürfte das aber dann auch egal bzw. eine Herausforderung sein. Frei nach dem Motto: Allradantrieb ist, wenn Du dort lang fährst kannst, wo Dich der ADAC nicht mehr retten kann.

Was kleines zum Knabbern

Sicher, man kann sie sich auch aufs Brot legen, aber wie jede gute Salami schmeckt sie in der größten Not auch ohne. Nachfolgende fand ich in den Auslagen eines hiesigen regionalen Fleischers, der sie auch selber hergestellt hatte. Vielleicht tat ihr auch gut, dass sie ein wenig schon rumlag und dadurch leicht luftgetrocknet war. So sei zu empfehlen: Rindersalami.
Rindersalami von Torney
Sie sieht etwas unscheinbar aus, auf dem Bild erst recht, waren die Lichtverhältnisse beim Fotografieren eher suboptimal. Aber gibt es nicht viel unscheinbare Würste deutschlandweit, die dafür umso leckerer sind. Hier ist das der Fall.
Ein Tipp an den Fleischer: So lassen und vorsichtig lufttrocknen. Nachkaufprognose: Sicher.

Grünes Licht für gutes Essen

Die Situation könnte im Moment nicht eigentümlicher sein. Wobei, anderswo ist es völlig normal. Sehen wir uns zum Beispiel Berlin an. Um zum Beispiel von Spandau nach Schönefeld zu kommen, fährt man als erstes auf eine Bundesstraße, von dort auf eine Autobahn und dann wieder auf eine Bundesstraße, um ggf. anfangs und endlings diverse Nebenstraßen zu passieren. In einer mecklenburgischen Kleinstadt ist es zur Zeit recht ähnlich. Um zum Beispiel vom Neuen Markt zum Alten Markt zu kommen, fährt man eine Landstraße, eine Bundesstraße, eine Autobahn, wieder eine Bundesstraße und dann eine städtische Straße lang.
Aber das ist nicht das einzig besondere in diesem Ort. Touristisch recht gut erschlossen und entsprechend gut gelegen – die angesprochene städtische Straße führt praktisch über einen See – lohnt nicht nur der eine oder andere Spaziergang, auch die Einkehr lohnt durchaus. Dafür steht unter anderem ein italienisches Restaurant zur Verfügung, dass in vielerlei Hinsicht durchaus positiv aufzufallen weiß. Ein gefühlt vielköpfiges Team, vom Patrone bis zur Azubi(e)ne, kümmert sich aufmerksam und zuvorkommend um die Gäste. Das scheint sich aber schon herumgesprochen zu haben. Will man zu einer Zeit dort essen, wo andere auch gern essen gehen, empfiehlt sich eine Reservierung. Aber hier wird ermöglicht, was nur zu ermöglichen geht, und wenn der Patrone seinen Stammplatz verlassen muss, weil er – der Platz – für Gäste gebraucht wird.
In einer Zeit, wo man sich fast fragen kann, wie sie so schnell auf den Teller kam, stand die Vorspeise zusammen mit einem kleinen Gruß aus der Küche auf dem Tisch: Carpaccio. Zart und rosa, mit ebenso hauchdünn geschnittenen Champignonscheiben belegt, fand man das Rinderfilet unter einem Mount Rucola, der so hoch war, dass die Spitze beinahe vereist und beschneet aussah. Es waren dann aber doch „nur“ Hobelspäne Parmesans. Das Restaurant scheint über einer Rauke-Mine errichtet worden zu sein, huschten doch während des gesamten Essens ungezählte Salatschalen mit Rucola in den Gastraum. Eine davon konnte genauer untersucht werden und siehe da, unter dem Rucola fanden sich durchaus noch andere salatwürdige und ausgewiesen frische Zutaten.
Die Hauptgerichte entsprachen den Erwartungen, was in dem Zusammenhang als Positivum zu vermerken ist. Das Steak war auf dem gewünschten Punkt, die dazu gereichte Soße lecker und der – Hatte ich ihn schon mal erwähnt? – Rucolasalat knackig. Auf der anderen Seite erwiesen sich die Spagetti frutti di mare ebenfalls als besser als der bisher erlebte Durchschnitt. Was ebenfalls positiv auffiel: Im Gegensatz zu anderen Restaurants verdurstet man hier nicht. Oben schon einmal positiv erwähntes Serviceteam hatte auch die Augen auf den Gläsern, so dass hier, als vom Einblick her der Boden sichtbar wurde, die nachfraglich bestätigte Neufüllung erfolgte. Hier deutet sich aber auch das kleine Manko des Restaurants an: Die Getränkepreise scheinen sich eher an der oberen Grenze des Üblichen zu orientieren. Durstig sollte man also nicht hingehen. Hungrig geht schon: Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt hatte, aber es gibt Berge von Rucola …
Bei den hoffentlich ansteigenden Temperaturen wird die Nutzung der Terrasse des Restaurants umso interessanter, hat man doch von dort einen schönen Blick über den Malchower See. Womit das Rätsel über die Stadt auch gelöst ist: Malchow. Durch eine Baumaßnahme an einer Drehbrücke hat die Umleitung zwischen Alt- und Neustadt die oben erzählte Form. Nähert man sich der Inselstadt von Waren aus, ist der Weg antscheiden unkomplizierter. Hinter der Tankstelle in Richtung Malchow abbiegen, das Kopfsteinpflaster und dann den Damm über den See genießen und spätestens an dessen Ende einen Parkplatz suchen, das „Don Camillo“ ist dann gleich das erste Haus auf der linken Seite.
Immer dem grünen Leuchten des Rucolas nach …

84 Meilen weg am Meer

Jules Verne hätte es vermutlich besser beschreiben können, allerdings darf man sich bei ihm sicher sein, dass es so, wie es aufgeschrieben steht, vielleicht doch nicht gewesen ist. Manchmal sind es nur kleine Formulierungsänderungen und man weiß nicht, ob man noch in einer Nacherzählung Käpt’n Nemos Erlebnissen lauscht oder es doch platter Naturalismus ist, der einen da umweht.
Apropos umwehen: Der späte Nachmittag – so spät, dass es auch schon der frühe Abend hätte sein können – ließ des Autors Nase mit einer frischen Brise umfächeln. Es war echte frische Meeresluft, war er doch an einem Ort, der mit freilaufendem, teils aber auch vereistem Meerwasser umgeben war. Der Blick ging weit hinaus übers Wasser bis zu einer Insel im weiten und weißen Meer. Es war (wie im) Vilm (schlechtes Wortspiel – der säzzer). „Ungemütlich“ wäre das Wort der Wahl bei der Beschreibung der Situation gewesen, so wandte er sich der Luke seines mit großem Namen versehenen U-Bootes zu, schloss sie hinter sich, so dass die Unbilden des Wetters draußen blieben, und tauchte ab in die Welten rüganer Kulinarik.
Für Klaustrophoben ist der Eingangsbereich sicher nichts, aber durch ihn muss man nunmal durch, um in den Gastraum zu kommen, der dann allerdings wieder durch eine gewisse Weite, aber auch Verwinkeltheit auffällt. An der Tür klebt noch ein Verbotsschild, dass Fotografieren untersagt. Deswegen gibt es auch keine Essensbilder. 😉 Leute mit Platzangst könnten das Restaurant des Hotels Nautilus auf Rügen doch als etwas beklemmend befinden, die Küche ist aber durchaus den Blick auf die Speisekarte wert.
Unterstellt man dem Koch mal eine gewisse Wetterfühligkeit – es war ja wirklich etwas kalt draußen – und den damit verbundenen Wunsch, seinen Gästen nach alter Sitte etwas gutes zu tun, erklärt sich vielleicht die Eigenheit der vorspeislich genossenen Soljanka, aus der dem Esser nur ein Fettauge entgegen blickte. Für mehrere war dann einfach zu viel des guten Salamifetts oben drauf, dass es sich selber in mehrere Augen teilen konnte. Andere Suppen waren allerdings besser, so dass man da mal an einen auffülltechnischen Missgriff denken könnte. Was allerdings ein wenig verwunderte war die Geschwindigkeit, mit der die Vorsuppen auf den Tisch kamen; gefühlt war zwischen ausgesprochener Bestellung und der Lieferung kaum Zeit vergangen.
Wer bei seinem Lieblingsitaliener schon mal „Spagetti frutti di mare“ genossen hat, weiß, was ihn erwartet: letztendlich auf der Rechnung ein Wert von um die 8 Euro. Für das „Dreierlei aus dem Meer“ bezahlt man auf bzw. in dem U-Boot 12,85 €, was es dann allerdings auch Wert ist. Das einzige, was eventuell auszusetzen wäre, ist das Fehlen ganzer Spagetti auf dem Teller, was die Verspeisung im italian style (= Gabel dreht Spagetti auf) erschwerte. Aber die Scampis waren auf den Punkt gegart, der Sepia war kein Gummi und die Muscheln lecker.
Wer also mal Schnepelfilet probieren möchte oder wissen will, was Macairekartoffeln oder Eskolrialgemüse sind, dem sei das Nautilus bei Putbus in der Nähe von Wreechen empfohlen. Seelachs, gratiniert mit Rahmsauerkraut ist übrigens auch lecker.

Mit der flotten Biene ins Ausflugslokal

Das klassische Ausflugslokal scheint doch eher ein Auslaufmodell zu sein. Das wundert nicht, ist doch das Geschäft mit dem Ausflug eher ein Saisongeschäft, von dem es sich schlecht leben lässt. Außerdem ist der Ausflug selbst auch nicht mehr das, was er mal war, was das Betreiben dazugehöriger Lokale auch wieder unwahrscheinlich werden lässt. Tuckerte man mit einem Dampfer zum Beispiel über den Tollensesee oder schwang sich auf den Drahtesel, war man in ein bis zwei Stunden in Nonnenhof, trank seine Brause, aß sein lauwarmes Würstchen, nahm einen Kaffee zu sich oder inhalierte noch ein Stück Kuchen. Man genoss noch ein wenig die Natur und machte sich wieder auf den Heimweg.
Heutzutage schwingt man sich eher mal in sein Auto, fährt ein bis zwei Stunden durch die Gegend und landet auch wieder am Wasser. Man stellt das Auto ab, vertritt sich ein wenig die Füße am sandigen Strand oder der Seebrücke, erkundet vielleicht auch noch den Ort, wo man dort ist, und kehrt dann in eine Gaststätte oder in ein Restaurant ein, dass einen in seinen Bann gelockt hat. Das hat dann mit „Ausflugslokal“ nichts mehr zu tun, auch die Zeit von Bockwurst mit Limo sind erfreulicherweise vorbei.
In angenehmer Atmosphäre wird man sehr freundlich empfangen, Tische stehen bereit, Stühle ebenso. Von den meisten kann man durch die großen Glasfenster auch wunderbar aufs Meer schauen. Die Speisekarte wird gereicht, und auch auf die Tagesgerichte – zwei Menüs und eine Suppe – wird verwiesen. Trotz angenehmer Übersichtlichkeit ist die Karte vielfältig, so findet man sicher was. Der Tipp: Als Vorspeise mal die Tagessuppe probieren. Ihr Vorteil scheint zu sein, dass sie frisch zubereitet wird. Im konkreten Fall war es eine Soljanka, deren Fleisch durch die fehlende Tiefkühllagerung nicht fasrig zerfroren war und dessen Gemüse noch Substanz hatte. Der zerkaute Piment enthielt seine geballte Würzigkeit.
Was die Vorsuppe andeutete, wurde im Hauptgericht bestätigt. Natürlich sind Nudeln mit Tomatensoße und Einlage oder Ofen-Lachs mit Stampfkartoffeln keine hohe Küche, aber auch sie wollen handwerklich korrekt zubereitet werden, was auf das vorzüglichste gelang. Nudeln al dente, Stampfkartoffeln lecker, das richtige Maß Soße mit dem richtigen Maß Würze, Garnelen weich ohne Anflug von Gummi, Lachs saftig und Service immer aufmerksam aber nicht aufdringlich. Was will man mehr?
Ein Wort auch noch zu den Portionen: Wenn der Gast nach Vorspeise und Hauptgericht ohne schlechtes Gewissen über ein Dessert nachdenkt, weil dies den guten Eindruck eigentlich nur noch abrunden kann, dann hat die Crew in der Küche ihre Aufgabe perfekt erledigt. Hier werden nicht unnötig mittelprächtige Voll- oder Halbconveniencen auf den Teller gehäuft, sondern gute Produkte zu einer angenehmen Mahlzeit vereint. Eigentlich hat das Restaurant des Hotels Seebrücke in Lubmin nur einen wesentlichen Nachteil: Man kann nicht pointiert drüber lästern.