KW 18/19 – Sammelsurium mit viel Fisch und kaltem Kaffee

Paradox ist, wenn ein Urlaub mit einem sehr arbeitsreichen Wochenende beginnt. Aber so war es, und es würde sich auch für den interessierten Lesenden auflösen, wenn ich Details verbreiten würde … Passiert aber nicht. Aber die Folgen sind klar. Dieser Artikel wird – nicht nur – aus dem Grund, dass es letzten Sonntag keinen gab, etwas länger. Und chronologisch wird’s auch nicht.
Greifen wir also in das Füllhorn des Erlebten und präsentieren: Bratkartoffeln mit Hering.
Bratkartoffeln, saurer HeringDie Bratkartoffeln sind natürlich selbst gemacht (okayyy, die Kartoffeln habe ich nicht selbst gezüchtet und angebaut). Diesmal gab es die Variante aus rohen Kartoffeln. Die geschälten und gewürfelten Erdäpfel kommen mit etwas Fett in eine nur mäßig erhitzte Pfanne, wo sie mit Salz und Pfeffer unter einem Deckel erstmal garen können. Aber aufpassen! Sie bräunen dabei auch schon leicht an. Deswegen ab und zu durchschwenken. Sind die Kartoffeln gar, kommt der Deckel runter und die Hitze wird erhöht, dabei knuspern sie langsam auf. Nicht zu viel umrühren. Kurz, bevor die Bratkartoffeln fertig sind, kommt noch etwas Butter und klein geschnittene Zwiebel dazu. Wenn die angebräunt ist, kann angerichtet werden.
Die Heringe hatte ich etwas saurer erwartet, aber es war “nordische Art”, die dann eher auf süß-sauer reflektiert. Geht man nach dem Geschmack, sind die Filets in Zuckersirup mit einer Spur Essig mariniert … Aus dem gleichen Hause gibts auch Bismarck-Heringe und eingelegte Bratheringe (letztere hatten wir hier schon ein paar mal). Die sind besser. Es gibt aber auch noch weitere Sorten, die schon im Kühlregal so aussehen, als ob sie nicht gut wären (es sind auch meist die, die immer rumstehen, weil sie keiner kauft). Also bleiben sie auch dort.
Alles in allem ein einfaches Mittag, bei dem man aber den Kartoffeln ihre Zeit geben sollte. Wer mag die schon al dente?
Apropos al dente. Das wird ja eher bei Pasta angestrebt.
Spaghetti KochenSpaghetti kochen muss ich wohl nicht erläutern. Außer der Hinweis, dass sie wirklich kochen sollten (wie jede andere Pasta auch), dann klebt sie auch nicht zusammen.
Pasta kochenVor allem zum Anfang muss man dann aber aufpassen, dass sie nicht überkocht. Deswegen gibt es die alte Regel: Pro Person 100g Pasta, 10g Salz in 1 l Wasser kochen in einem (mind.) 2 l Topf.
Tomaten, Salz, Pfeffer, KnoblauchIn der kleinen Pfanne schmelzen in etwas Öl 2 klein geschnittene Tomaten mit etwas Salz, Pfeffer und Knoblauch. Das sah dann 5 Minuten später so aus:
Tomaten, Salz, Pfeffer, Knoblauch + 5 MinutenDort hinein sollten die Meeresfrüchte. Die hatte ich als “Salat” gekauft, sie lagen also in einer Vignaigrette, die ich abgoß. Sie hatten dadurch aber eine leicht säuerliche Geschmacksrichtung, die ich mit einer Prise Zucker (gehört sowieso in eine Tomatensoße) auszugleichen versuchte.
Na, und die Pfanne war jetzt einfach zu klein, um das Frutti di mare, die Soße und die Pasta aufzunehmen, also goß ich das Nudelwasser ab und sammelte alles im Topf.
Spaghetti, Tomatensoße. MeeresfrüchteEinmal gut durchrühren und abschmecken.
Pasta pomodori frutti di mareDas Anrichten ist dann mit dem unfallfreien Befüllen des Tellers fast erledigt.
Pasta pomodori frutti di mareSehr reichhaltige Spaghetti Frutti di Mare (auch wenn es nicht ganz so aussieht), aber es gab wirklich mit jedem Habs auch ein Meeresgetierstück (Tintenfisch, Muschel, Shrimps, …) und als die Pasta weg war, lag immer noch was zum Genießen auf dem Teller.
Der letzte Sonntag brachte mich an einen Ort, zu dem ich eigentlich so schnell nicht wieder hin wollte. Aber ich bin dabei ja (fast) immer Vatterns Auswahl “ausgeliefert”. Er hat zwar von mir eine Liste mit möglichen Zielen, aber wenn er für uns etwas reservieren will und dabei auf Vollbelegungen stößt, greift er dann doch auf Standards zurück. Naja. auf dem Weg dahin habe ich meinen Unmut recht deutlich zur Kenntnis gegeben. 😉 Die Pointe der Geschichte ist übrigens, dass das Restaurant mittlerweile von seiner “Notkarte” auf seine normale Speisekarte umgestellt hat, ergänzt durch die saisonale Spargelkarte.
Zander, Spargel, Salzkartoffeln, "Hollandaise"Der Klassiker in der Variante für Fischesser. Die Filets waren Zander. “Knusprig” gebraten. Naja. Geschmacklich waren sie aber in Ordnung. Die Spargel waren auf den Punkt und auch gut geschält (was auch nicht selbstverständlich ist). Die Schärfe der Messer passte gut zum Gemüse, es ließ sich wunderbar teilen. In dem Zusammenhang passte also alles. Die zur Zeit irgendwie und auch anderswo unvermeidliche Grilltomatenperle ergänzte die Salzkartoffeln. Alles in allem ein ansprechendes Gericht auf gängigem, durchaus leckerem Niveau.
Diesen Sonntag ging es dann mal wieder etwas weiter weg (ICH hatte ausgesucht). Den Ort kannte ich aber noch nicht, wir waren das erste mal dort. Aber die Geografie klang vielversprechend. Immerhin: Laut Navi auf Basis von Google Maps ist der Ort mit dem Auto direkt nicht zu erreichen. Openstreetmaps war da schlauer …
Peene, Richtung DemminWenn wir was können bei uns in der Gegend, dann ist es Landschaft. Das Wasser heißt hier Peene und fließt gemächlich durch die Gegend. Selbst Boote, die gegen den Strom unterwegs sind, brauchen nicht wirklich viel Mehraufwand. Es gibt auch ein Fährboot, dass die beiden Ufer miteinander verbindet, teils im 10-Minuten-Takt (vermutlich je nach Andrang). Hätte man drei von den Fährbooten, bräuchte keins mehr fahren, dann käme man auch so von einem zum anderen Ufer. 😉 Allerdings müsste man den Weg öfters mal frei machen. Der Verkehr längst des Flusses war durchaus sichtbar (1 kleine Flusskreuzfahrt, mehrere Privatboote, ein paar Segelboote (mit Motorantrieb) usw. in der Zeit, wo wir dort waren.
Peene, Richtung Kummerower SeeIch bin nicht so ganz geografiefest, aber das Wasser hinter der Weide am Horizont könnte schon Kummerower See heißen.
Gebratener Aal mit Bratkartoffeln und GurkensalatWenn ein Laden schon “Aalbude” heißt, dann kommt auch Aal auf den Tisch. Drei schöne Stücke gebratener Aal mit Bratkartoffeln und Gurkensalat. Der Aal war trotz Zitronenscheibe recht knusprig, zumindest an den Stellen, wo die Frucht nicht lag. Wobei, nach der Logik hätte die Zitrone auch auf den Bratkartoffeln liegen müssen … Es scheint also auch ohne Zitrone zu gehen, dass etwas nicht knusprig ist. Geschmacklich war aber alles Okay auf dem Teller. Service war auch sehr nett und freundlich, war aber auch einiges los. Nur komisch, dass die Getränke länger gebraucht haben als das Essen … Nungut, man soll nicht überall etwas hineininterpretieren.
Apropos Getränke. Ich hatte die Karte – dank Internet – schon vorher konsultiert und bei den “Aperitif” etwas interessantes gefunden, dass hier im Blog auch schon mal in mehreren Beiträgen Thema war. Als “*** Tipp nonalcoholic” fand ich einen Eiskaffee mit Tonic. Hier erlebte ich jetzt allerdings DEN Kontrast zwischen Wunsch und Wirklichkeit.  Für den Wunsch greife ich mal ins Bildarchiv und finde das hier:
Mit Tonic Water aufgefülltDas Ergebnis mehrerer Versuche, ein mal von Torsten Sträter mehrfach erwähntes Getränk nachzuempfinden. Was wie eine dünne Cola aussieht, ist ein kalter, gefilterter Kaffee auf einigen Eiswürfeln, der dann mit Tonic Water aufgefüllt wurde. Das Bild ist schon etwas älter, leider hatte ich kein Tonic im Haus, sonst hätte ich das frisch zubereitet. Dann stände der fertige Drink auch nicht auf der alten, sondern schon auf der neuen Kaffeemaschine. 😉
So etwas stelle ich mir unter einem Aperitif auch vor, vor allem, wenn er in der Reihe mit Prosecco, Himbeerprosecco (mit Himbeeren!), Aperol Spritz, Mango-Erdbeer-Spritz und anderen Getränken steht. Auf den Tisch kam das:
Eiskaffee mit TonicBestehend aus Tonic, Eiskaffee (unbekannter Konsistenz), Vanillineis und Sahnehaube. Die kleine Waffel hatte ich vor dem Fotografieren schon geklaut. Sicher: Kaffee mit Vanilleeis und Sahne, ggf. noch mit irgendwas aufgegossen, ist auch ein Eiskaffee. Aber füllt man sowas mit Tonic auf?? Wobei: Orangensaft mit Vanilleeis heißt ja “Kalter Engel” oder so, die Variante mit Sanddornnektar ist auch sehr lecker. Und eine Cola mit Vanilleeis habe ich auch schon mal gesehen. Naja, was weiß ich schon. Geschmeckt hat es trotzdem, obwohl der Tonic völlig unterging. Aber als Aperitif?
Als Digestif  gab’s dann noch einen leckeren Cappuccino und den Ausblick wie auf dem oberen Landschaftsbild. Die knatternd dieselnde Fähre störte nur wenig. Wer mit Google Maps da hin fährt, braucht die Fähre. Dann kommt man auf der anderen Flusseite an. Navis auf Basis OSM finden auch einen trockenen, wenn auch schmalen Weg durch die wiedervernässten Moore. 😉

Sammelsurium am Sonntag

Die einfachen Sachen …
Wurstbrot nach J.M.Sehr frei nach Jochen Malmsheimer ein Wurstbrot. Wer nicht weiß, auf was ich anspiele, suche beim Videospeicherer der Wahl nach “Jochen Malmsheimer Wurstbrot” und genieße dieses Kabinettstück der Kleinkunst.
Wurstbrot nach J.M.Mein Wurstbrot ist nicht ganz Original Malmsheimer. Die fingerdicke Butter habe ich mal etwas reduziert, das “Graubrot” ist “Mischbrot” (was wohl fast synonym ist) und das Cervelat ist Wacholdersalami. Das beigefügte “Klarwasser” ist eine leichte Schorle. Aber sonst ist es fast wie das Original. 😉
Dieses rustikale Abendbrot folgte einer ungewohnten Kaffeepause am Nachmittag, die erstmals seit langer Zeit ohne meine geliebtes Stück Himbeer-Buttermilchcreme-Schnitte stattfand. Beim Sonntagsbäcker wurden vor meiner Nase 4 Stück davon gekauft. Die letzten vier. Nunja. Dafür war das Mittag davor heute mal wieder richtig schön.
Zu Anfang gab es ein Süppchen.
Fischsuppe, leckerEine wundervoll leckere Fischsuppe, die nichts für diejenigen ist, die keinen Dill mögen. Krabben, Muscheln (klein und groß), Fisch, Fenchel (knackig) und Garnelen muss man auch mögen. Wenn das der Fall ist, bekommt man ein fast schon Hauptgericht köstlichster Speise. Ich habe sie wirklich sehr genossen.
Da ich die Suppengröße kannte (bei einem Familiengeburtstag im gleichen Lokal hatte sie ein Anverwandter), gab es als eigentliches Hauptgericht nur eine Kleinigkeit, die sich beim ersten Anblick als riesig herausstellte.
Mediterraner FlammkuchenDer Teig war aber hauchdünn und so war dieser mediterrane Flammkuchen weit weniger mächtig als es anfangs wirkte. Jetzt kenne ich auch den Unterschied zwischen mediterranem Flammkuchen und Pizza, aber das erschließt sich auch aus dem Bild. Das Ding war wunderbar knusprig, die Tomaten saftig (und anfangs etwas heiß), der Rucola – auf meinen Wunsch hin – etwas übersichtlicher als wohl üblich. Super. Ein rundum gelungenes Mittag. Die Qualität hätte ich gern öfter.
Apropos. Nachzutragen bleibt noch der Sonntag vor einer Woche. Ich sage nur “Tortenplatte”.
Groooße FischplatteDer Hauptteller war mal wieder groß wie eine Tortenplatte, nur, dass diesmal die begleitenden Bratkartoffeln sogar in einer extra Schüssel nebenher serviert werden mussten. Der Fisch war nicht mal schlecht. Lachs, Wels und noch ein Stück, dessen ich mich nicht mehr erinnere (Zander oder Rotbarsch), dazu die leidige Zitrone und auf dem fettesten Fisch noch die Kräuterbutter … Der Salat war interessant. Eine Mischung aus grünem Salat mit etwas Dressing und fertigem Krautsalat. Die Idee ist gar nicht mal so schlecht. Die Bratkartoffeln waren nicht schlecht, die habe ich in den letzten Wochen anderswo schon schlechter gehabt. Aber auch besser. Der Service war anfangs ein wenig unkoordiniert, man könnte auch sagen: verpeilt. Aber das gab sich im Verlauf des Essens.

Tage 79 bis 83 (08.01. bis 12.01.2020)

Italien – Das Land der frischen Küche und der Minestrone, wo die Zitronen, die Tomaten, die Oliven, Zucchini, Auberginen, der Paprika, Artischocken, Knoblauch, Zwiebeln, Spinat, Bohnen, Brokkoli, Romanescu, aber auch Sellerie und Möhren wachsen. Begleitet wird das Ensemble von Lollo Rosso, Lollo Bianco, Rucola, aber auch Basilikum und Salbei sind nicht zu vergessen.
All das gab es in dem italienischen Restaurant, dass Vattern und ich heute besuchten nicht. Wobei das nicht ganz stimmt. Rucola gab es natürlich. Und auch Spinat war vertreten und die unvermeidliche Tomatensoße auf den Pizzen und bei einigen Pastagerichten. Aber ansonsten gab es nur zwei Gerichte, bei denen nach der Menükarte ein nennenswerter Anteil Gemüse erwartet werden könnte. Ein Fisch (kein Lachs), der an Spinat gereicht werden sollte, und ein Entrecôte, zu dem es Gemüse gab. Irgendwo war noch etwas weiterer Spinat in der Gorgonzola-Soße verkocht, aber ansonsten: Still ruhte der See. Achso, die vegetarische Pizza darf ich nicht vergessen. Immerhin. Aber es geht mir ja nicht darum vegeratisch zu essen, es geht um einen maßgeblichen Gemüseanteil.
Um wenigstens etwas Grünzeug zu bekommen, musste ich mir dann als Vorspeise ein Carpaccio bestellen (natürlich nur deswegen.

So hatte ich dann mein Portion Rucola schon mal dabei. Der Hauptgang war dann Sünde pur, zumal in dem Hause die Spaghetti Frutti Di Mare nicht mit einer Tomatensoße gereicht werden.

Immerhin gab es aber zwei halbierte Cocktail-Tomaten und ein Sträußchen Petersilie. Die Soße, obwohl eben nicht die Tomatensoße, war aber trotzdem irgendwie genial und passte wunderbar zum Gericht. Der aromatische Schwerpunkt lag bei Knoblauch und Dill. Nur der hohe (kostendrückende) Anteil Surimi an den Meeresfrüchten störte ein wenig, hatte dieses gepresste und gefärbte Fischeiweiß doch in der Zubereitung eine fast streichfähige Konsistenz, die einen ungewohnten Kontrast zu den wunderbaren aldenten Spaghetti war.
Dies ist ja nicht die erste Restaurantkarte, die durch einen gewissen Gemüsemangel auffällt. So überlege ich gerade, ob es nicht von einem der bekannten Dosenvertreiber sowas wie ein Zigarrenetui gibt, dass man sich in die Innentasche der Jacke stecken kann und in dem einige Notfallmöhren mitgeführt werden können. Nur mal so als Idee.
Achja, da fällt mir doch noch was anderes ein. Das italienische Restaurant war nicht die erste Wahl für diesen Sonntag. Eigentlich solltes es woanders hingehen. Nur leider … WENN EIN RESTAURANT SCHON EIN KONTAKTFORMULAR MIT RESERVIERUNGSMÖGLICHKEIT INS NETZ STELLT, DANN SOLLTE MAN DIE E-MAIL-ADRESSE, WO DAS DANN AUFLÄUFT, AUCH MAL ABFRAGEN BZW. DARAUF REAGIEREN!
Heute Abend wird noch experimentell vorgekocht, davon dann sicher die nächsten Tage mehr. Die letzten Tage waren wieder geprägt vom Willen, sich an die Richtlinien zu halten und von einzelnen Missetaten. Letztere sind vor allem nach dem Wochenendeinkauf zu verzeichnen, der natürlich die Möglichkeit bot, weniger sinnvolle Speisen zu erwerben. Zur Erklärung sei aber erwähnt, dass dies meist Produkte sind, die ich in der angebotenen Form noch nicht kenne und gern mal ausprobieren möchte (siehe EKW). Meist stellt sich aber heraus, dass ich sie nicht nochmal einkaufen werde, es also einmalige Sünden bleiben.
So hatte der Fleischer meines Vertrauens eine – zumindest für mich – neue Leberwurst, die einen gewissen groben Eindruck machte. Und ich liebe grobe Leberwurst. Der Test verlief dann weniger erfreulich, da sie weniger grob war als erwartet. Auch fand ich die Würzung nicht so gelungen. Die gab es eines Abends auf zwei Scheiben Dinkelvollkornbrot. Hinterher knabberte ich noch zwei Möhren, wenigstens etwas Gemüse.
Durch die TV-Werbung schon einige Zeit in meinem Bewusstsein, aber immer doch wieder nach hinten geschoben, war ein Sauermilchkäse. Das ist die Kategorie, in die auch Harzer Käse gehören. In besagter Werbung kam er mir immer etwas quarkig rüber, sprich: er hatte einen weißen Kern, der – lt. Werbung – typisch zu sein schien und den ich aber nicht mag. Aber offensichtlich reift auch der Käse noch nach; der, den ich in meinem Kühlschrank hatte, war durch (also voll gereift und null quarkig). Und man kann ihn auch essen. Nur schmecken diese Käse dann besonders gut, wenn sie auf einem weißen Brötchen mit Guterbutter liegen, was den eigentlich sündenfreien Genuss stark versündigt. Zella Wie.
Ansonsten gab es noch gebackenen Rotbarsch mit einem leckeren Kohlrabi-Romanescu-Gemüse und Salzkartoffeln, einen Sauerkrauttopf mit Gemüse, wenigen Kartoffel stücken und magerem Eisbeinfleisch (Vattern hatte gekocht und abgegeben) und das übliche Skyr-Himbeer-Haferflocken als Frühstück. Alles mit Vor- und Nachteilen: der Rotbarsch war in einer dicken Panade, ein Frühstück fiel wegen Havariemorgen aus und am Sonnabend kam der Zeit plan auch völlig durcheinander. So heißt es, sich wieder am Schlüppi zu reißen und sich wieder mehr den Richtlinien zu nähern. Immerhin ist morgen abend wieder Treff mit der Ernährungsberatung.

84 Meilen weg am Meer

Jules Verne hätte es vermutlich besser beschreiben können, allerdings darf man sich bei ihm sicher sein, dass es so, wie es aufgeschrieben steht, vielleicht doch nicht gewesen ist. Manchmal sind es nur kleine Formulierungsänderungen und man weiß nicht, ob man noch in einer Nacherzählung Käpt’n Nemos Erlebnissen lauscht oder es doch platter Naturalismus ist, der einen da umweht.
Apropos umwehen: Der späte Nachmittag – so spät, dass es auch schon der frühe Abend hätte sein können – ließ des Autors Nase mit einer frischen Brise umfächeln. Es war echte frische Meeresluft, war er doch an einem Ort, der mit freilaufendem, teils aber auch vereistem Meerwasser umgeben war. Der Blick ging weit hinaus übers Wasser bis zu einer Insel im weiten und weißen Meer. Es war (wie im) Vilm (schlechtes Wortspiel – der säzzer). “Ungemütlich” wäre das Wort der Wahl bei der Beschreibung der Situation gewesen, so wandte er sich der Luke seines mit großem Namen versehenen U-Bootes zu, schloss sie hinter sich, so dass die Unbilden des Wetters draußen blieben, und tauchte ab in die Welten rüganer Kulinarik.
Für Klaustrophoben ist der Eingangsbereich sicher nichts, aber durch ihn muss man nunmal durch, um in den Gastraum zu kommen, der dann allerdings wieder durch eine gewisse Weite, aber auch Verwinkeltheit auffällt. An der Tür klebt noch ein Verbotsschild, dass Fotografieren untersagt. Deswegen gibt es auch keine Essensbilder. 😉 Leute mit Platzangst könnten das Restaurant des Hotels Nautilus auf Rügen doch als etwas beklemmend befinden, die Küche ist aber durchaus den Blick auf die Speisekarte wert.
Unterstellt man dem Koch mal eine gewisse Wetterfühligkeit – es war ja wirklich etwas kalt draußen – und den damit verbundenen Wunsch, seinen Gästen nach alter Sitte etwas gutes zu tun, erklärt sich vielleicht die Eigenheit der vorspeislich genossenen Soljanka, aus der dem Esser nur ein Fettauge entgegen blickte. Für mehrere war dann einfach zu viel des guten Salamifetts oben drauf, dass es sich selber in mehrere Augen teilen konnte. Andere Suppen waren allerdings besser, so dass man da mal an einen auffülltechnischen Missgriff denken könnte. Was allerdings ein wenig verwunderte war die Geschwindigkeit, mit der die Vorsuppen auf den Tisch kamen; gefühlt war zwischen ausgesprochener Bestellung und der Lieferung kaum Zeit vergangen.
Wer bei seinem Lieblingsitaliener schon mal “Spagetti frutti di mare” genossen hat, weiß, was ihn erwartet: letztendlich auf der Rechnung ein Wert von um die 8 Euro. Für das “Dreierlei aus dem Meer” bezahlt man auf bzw. in dem U-Boot 12,85 €, was es dann allerdings auch Wert ist. Das einzige, was eventuell auszusetzen wäre, ist das Fehlen ganzer Spagetti auf dem Teller, was die Verspeisung im italian style (= Gabel dreht Spagetti auf) erschwerte. Aber die Scampis waren auf den Punkt gegart, der Sepia war kein Gummi und die Muscheln lecker.
Wer also mal Schnepelfilet probieren möchte oder wissen will, was Macairekartoffeln oder Eskolrialgemüse sind, dem sei das Nautilus bei Putbus in der Nähe von Wreechen empfohlen. Seelachs, gratiniert mit Rahmsauerkraut ist übrigens auch lecker.