Kulinarisch-philosophische Strategie mit Steak

An dieser Stelle möchte ich mal über Preise und den Umgang mit ihnen in der Gastronomie philosophieren. Allerdings etwas anders, als ihr vielleicht vermutet. Zwei Gedanken vorneweg: Qualität hat ihren Preis, was nicht nur die Produkte sondern auch die Arbeitmit ihnen betrifft. Und: Nicht alles, was teuer ist, muss unbedingt gut sein.

Wenn ihr in einem Restaurant auf der Karte ein Gericht entdeckt, dass ihr unbedingt schon immer mal probieren wolltet, oder wo diese Aussage auf einen wesentlichen Bestandteil zutrifft, aber der Preis des Essens recht weit oberhalb dessen liegt, was ihr sonst normalerweise esst, was macht ihr dann?

Variante 1: Volles Risiko. Ihr prüft sicherheitshalber mehr oder weniger heimlich, ob ihr es euch ausnahmsweise mal leisten könnt und bestellt es einfach.

Variante 2: Ihr bestellt Euch etwas bazahlbareres von der Karte, das in Teilen dem teuren Gericht nahe kommt (Hauptbestandteil, Zubereitung o.ä.) und orpft damit, ob die Küche es perfekt zubereiten kann. Sollte das gelingen, habt ihr das Vertrauen zur Küchenmannschaft aufgebaut, und besucht das Restaurant in nächster Zeit nochmal und bestellt dann das teure Gericht.

In den letzten Jahren habe ich zweimal vor genau diesem Problem gestanden, mich immer für die 2. Variante entschieden und noch nie ein sehr teures Hauptgericht bestellt. In beiden Fällen handelte es sich um Steakvariationen, einmal um ein Flank-Steak und einmal um ein Dry-Aged-Entrecôte am Knochen. Im ersten Fall fand ich nichts vergleichbares preiswerteres auf der Karte, so dass ich recht frei wählte, was in einer kulinarischen Katastrophe endete. Beilage: in Butter geschwenkte Würfel von Wurzelgemüse: das Gemüse knackig roh, die Butter verbrannt. So sollte das bestimmt nicht.

Normales Entrecôte oder auch Rib-Eye-Steak gibt’s ja häufiger, aber auch hier gibt es solche und so’ne, und auch die Zubereitung kann tricky sein. Leider kam es auch nicht optimal auf den Tisch und so habe ich mir die teure Variante bisher erspart.

Wie komme ich eigentlich auf das Thema?

Sonntagmittag

Es gab Steak. Rib-Eye-Steak.

Rib-Eye-Steak auf Austernbilzen und Zucchini mit KartoffelpürreeDa kam ein ordendliches Stück Fleisch auf den Tisch, das auf Sprossen, Zucchinihalbscheiben und Austernpilzen zu liegen kam. Dazu gab es etwas Kartoffelbrei. Das Steak war auf den Punkt gegrillt und vor allem nicht überwürzt, wie ich es vor einiger Zeit anderswo erlebte. Man hatte ordentlich was zu kauen, vor allem, wenn man mit dem Messer nicht geschickt umging und doch ein etwas zu großes Stück absäbelte, aber alles in allem war es dann doch das, was Steakliebhaber wollen: saftig, fleischig, aromatisch aus sich selbst heraus.

Zuvor gönnte ich mir noch ein kleines Carpaccio.

Carpaccio.Auch wenn es hier fast unter dem Grünzeug verschwindet, war es trotzdem sehr delikat. Hat man sich durch das junge, leicht vignaigrettierte Blattgrün gekämpft, das übrigens mit ein paar Parmesanchips lecker ergänzt wurde, kam man auf eine Handvoll entbehrlicher Cashewkerne und dann das zartrosa Rinderfilet in dünnsten Streifen.

Carpaccio.Was ich übrigens sehr schön fand, war die leichte Marmorierung der Filetscheiben, die da fast in nature auf dem Teller lagen und nicht – wie ich auch schon erlebt habe – in irgendeiner Zitronen-Essig-Öl-Soße ertranken (von der Menge und vom Geschmack her). Da kann sich mancher (Pseudeo-)Italienier mal ein Beispiel dran nehmen.

KW26 – Lecker, Wild, Birne, Käse und komische Flüssigkeiten

Fangen wir doch mal mit dem Wilden an … 😉
KaktusblüteJa, der Kaktus blüht. Und die Stiele bis zu den Blüten sind auch immer länger geworden. Und das trotz – früher schon erwähnter – Null Hinwendung meinerseits. Natur ist schon faszinierend.

Fasziniert war ich beim Einkaufen auch von einer Flasche einer besonderen Flüssigkeit.

Geheimnissvoller GlasinhaltObwohl das Marketing beim Etikett alles versucht hat, dass ich das Ding nicht kaufe, ist es dann doch wegen eines Wortes erst im Einkaufswagen, dann im Kühlschrank und erstmals auch am Samstagmittag nach dem Frühstück in einem Glas gelandet. Um es kurz zu machen: Die Farbe versprach mehr, als der Geschmack hergab, auch wenn die Aromatik groß und breit auf der Flasche stand (und das Kaufargument darstellte). Aber wer mit Apfelkorn groß geworden ist, sollte nix mit Himbeeren herstellen, das kann schief gehen.

Birne mit GorgonzolaWo wir gerade bei Obst sind. Wie sagte doch Loriot einmal so schön (oder so ähnlich): Ein Birnenessen ohne Gorgonzola ist möglich, aber sinnlos.

Der Sonntag krönte eine anstrengende Woche und da ist es schön, dass wir mal richtig gut essen gingen. Das Wetter war für ein schattiges Plätzchen mit Blick auf sonnenbeschienende Gegend genau das Richtige und so gönnte ich mir mal wieder ein Carpaccio.

Carpaccio vom Useriner DamwildrückenSehr positiv – neben dem guten Geschmack – war hier übrigens, dass der Gast sein Carpaccio selber in Öl und Essig ertränken konnte, was ich natürlich nicht gemacht habe. Ein paar Tropfen und es wurde ein Hochgenuss. Der Rucola-Berg war übrigens nicht so groß, wie er aussieht, er hatte sehr viele stützende Tomatenhälften unter sich, deswegen wirkt er nur so hoch. 😉

Als Hauptgericht gab es eine gefüllte Nudel, genauer gesagt, eine Conchiglioni, oder doch eine Conchiglie, oder eine Conchiglie monstera.

Ragout vom Wildschwein mit Champignons in der Nudelschale auf buntem GemüseAuf der Karte war sie als Nudelschale bezeichnet. Sie beinhaltete ein Ragout vom Wildschwein mit Pilzen und einem Klecks Preiselbeerkonfitüre, unten drunter lag Gemüse. Sehr gelungen.

Ragout vom Wildschwein mit Champignons in der Nudelschale auf buntem GemüseDie Idee ist schön, die Zubereitung war lecker … Aber mit einem Schmorgericht kann man ja eigentlich fast nichts falsch machen, wenn man die Würzung nicht komplett verhaut oder einfach die Zutatenliste überfrachtet. War es aber nicht. Alles super. Und bevor ich es wieder vergesse: das „Alles super“ schließt ausdrücklich den Service mit ein. Kann man immer mal wieder hingehen (haben wir schon öfter gemacht, wird es auch wieder geben).

KW21 – Die schöne Zeit ist vorbei, ab morgen wieder Alltagskulinarik

Tja, die schöne Zeit ist vorbei. Mein Urlaub neigt sich seinem Ende entgegen, morgen heißt es wieder, zumindest unter der Woche einen regelmäßigen Tagesablauf zu haben. 😉 Kulinarisch waren die letzten drei Wochen etwas weniger ergiebig als ursprünglich angedacht, aber wer weiß, was in der Zeit im arbeitsstellennahen Einkaufscenter so an Neuigkeiten entstanden ist.  *starrguckenlangsamrotanlaufenunddannlosprustenvorLachen*
Dafür gab’s heute mal wieder einen Besuch in meinem momentanen Lieblingsrestaurant. Dort habe ich dann, weil einer allein ja nicht reicht, einfach zwei unterschiedliche Salatteller bestellt und mit Genuss verzehrt.
CarpaccioSpinat-Ricotta-Gnocchi auf Ratatouille-GemüseEine Frage: Ist das ein hiesiges Phänomen oder gibts das anderswo auch: Ohne kalte Grilltomate ist ein Teller nicht vollständig? Oder hatte die hiesige DEHOGA eine Grilltomatendirektive ausgegeben? Oder ist das ein Zeichen für die Mitglieder eines geheimnisumwitterten kulinarischen Geheimnetzwerks? Die Kuliminaten? Die Freikochenden?
Sorry, ich krieg mich schon wieder ein. Zumal das wirklich ein – eigentlich kein – Jammern auf hohem Niveau ist. Außerdem soll es von meiner Fotografierunfähigkeit ablenken, da ich es offensichtlich nicht fertigbringe, leckere Speise, die übrigens keine Salatteller sind, adäquat abzubilden.
Wer genau hinsieht, wird feststellen, dass auf dem oberen Bild ein Carpaccio abgebildet ist. Verziert wurde mit Rucola, Parmesan, Oliven, scharfen Sprossen. Der große Vorteil gegenüber anderen, die ich aß: Das zarte Rindfleisch wurde nicht in Öl, Essig, Zitronensaft u.ä. ertränkt. Das gab es in einer kleinen Menage zum Selberversauen, worauf ich natürlich verzichtete. Dafür gab es am Schluss auch nix zum Aufstippen für’s Brot. Ist eben nix perfekt, aber selbst schuld. 😉
Auf dem unteren „Salatteller“ befinden sich übrigens zarte Spinat-Ricotta-Gnocchi auf Ratatouille-Gemüse. Ich habe da mal etwas von dem Grünzeug oben beiseite geräumt.
Ratatouille-Gemüse unten drunterLecker. Kann man wirklich gut essen, stammt aus dem „leichten“ Teil der Karte und war genau das richtige nach der Vorspeise. Ich verließ die gastliche Stätte jedenfalls genauso gut genährt wie gelaunt und sehr zufrieden. Und wenn man wirklich etwas kritisches anmerken möchte, dann vielleicht die leichten Diskrepanzen, die es immer mal zwischen der Menükarte im Haus und der im Internet gibt. Dabei ist das Ändern der Papierversion doch aufwendiger als die im Netz. Eigentlich.
Schauen wir mal, wo es am nächsten Sonntag hingeht …
Unter der Woche bin ich mal der Frage nachgegangen, warum die Teewurst eigentlich Teewurst heißt. Und voller Erstaunen, es ist der gleiche Grund, warum Bierwurst Bierwurst und Bockwurst Bockwurst heißt. Und mit den jeweiligen Inhaltsstoffen hat es nix zu tun, ähnlich wie beim Babyöl.
Teatime mit TeewurstEin anderer Blog (werbung) kam mir zwar mit seiner Veröffentlichung zum Thema zuvor, aber so kann ich mir die Detailrecherche sparen. Im Gegensatz zum dortigen Artikel, der die feine Version der Teewurst feiert, bin ich eher Verfechter der groben Fassung und bin damit vermutlich auch nicht allein. Wenn ich mir mal wieder welche kaufen will, gibt es in den regionalen Supermärkten und Discounter immer nur die feine (oder die mit grünem Pfeffer – brrrr *schüttel*). Da muss man schon Glück haben oder eben verzichten. Was in dem anderen Artikel (werbung) als „herrlich cremig“ beschrieben wird, empfinde ich im allgemeinen als eklig schleimig. Aber so hat eben jeder seins. Wenn ich mal auf die dort erwähnte vegane Variante stoße, werde ich die gern auch mal probieren, fürchte aber auch hier einen verstärkten Schleim-Effekt.
Teatime mit TeewurstIm Trinkglas ist übrigens wirklich Tee, genauer ein Darjeeling Earl Grey mit einem Schuss Milch. Ich mag das so. Die Teewursthappen kann man übrigens wirklich gut dazu essen, auch zur klassischen Teatime. Wer im Besitz eines Toasters ist, kann die senkrecht aufgeschnittenen Brötchenscheiben auch gern noch etwas aufknuspern. Es muss nicht immer Kuchen sein.

Manchmal kommt einiges zusammen – Wild gegessen und gejammert, auf hohem Niveau

Da hat sich heute mal eine Situation ergeben, persönliches Interesse traf auf interesante Angebote und im Hinterkopf ein Austausch über’s Thema. So ergriff ich die Chance und aß Leber zum Mittag. Nicht das erste mal am aufgesuchten Orte, aber das letzte ist schon etwas her, irgendwas war da …
Wildleber, Röstzwiebeln, KräuterstampfDrei große Stücken Wildleber, vermutlich Wirdschwein, könnte aber auch Damwild gewesein sein. Dazu etwas leckerste Soße, Kräuterstampfkartoffeln und Röstzwiebeln. Und ein Petersiliendreiblatt. Meine Vitamin B12-Speicher sind wieder aufgefüllt und sehr angenehm wars auch. Und schön zubereitet.
saftige WildleberDie Leber war sehr schön saftig und zart und wenn der JaBB nicht so weit im Süddeutschen wohnhaft wäre, ich hätte ihn einladen können, dass er mal was richtig tolles aus Innereien probieren könnte. 😉
Bei der Vorspeise zeigte sich leider, dass in der langen Auszeit doch noch ein paar Fertigkeiten einschlafen waren.
Wildcarpaccio, versteckt unter RaukeWas sich hier wie ein Salatteller geriert, ist ein leicht übersäuertes Wildcarpaccio, bei dessen Vinaigrette ein bisschen weniger Essig mehr gewesen wäre. Der feine Geschmack des sowieso nur hauchfeinen Fleisches ging da leider völlig unter. Und bei meiner „Vorliebe“ für Rauke hätte davon auch etwas weniger dabei sein können, aber das kann man ja keinem vorwerfen. Wenn ich öfters da wäre, was sich kulinarisch lohnen würde, dann hätte es sicher weniger geben, aber nur wegen des Carpaccios 40 km fahren, da stimmen dann doch auch Aufwand, Nutzen und Ökologie nicht. 😉
Am nächsten Sonntag freue ich mich schon auf roten Fisch. Und es ist kein Seelachersatzsimulation.

Sonntag, 17.05.2020

Es ist schön, wenn man wieder irgendwo essen gehen kann und nicht nur auf die eigene Kreativität und die eigenen Fähigkeiten zurückgeworfen ist. Und da mir heute mal nach einer bestimmten Vorspeise war, dachte ich, zum Hauptgericht etwas kleines zu nehmen. Naja, man soll nicht denken, wenn man noch nichts gegessen hat. Aber letztendlich war es lecker und prima, was will man mehr?!
Carpaccio, angegessenBeim Carpaccio war ich so heißhungrig, dass ich anfangs ganz vergaß, ein Bild zu machen. Deswegen fehlt auch schon eine Tomate (gegrillt, aber kalt, und irgendwie mariniert) und die obere linke Ecke des eigentlich recht runden Gerichtes. Neben Parmesan und dem unvermeidlichen Rucola (ich arbeite mich langsam ran an das Kraut) wurde diese Variante nicht in Essig oder Zitronensaft ertränkt (das hätte man gern selbst tun können, es gab separat Balsamico an den Tisch), mit ein wenig Sauerrahm gab es einen kleinen Säurekick, der so angenehm dezent war, dass der feine und sonst gern im Essig untergehende Fleischgeschmack hier sehr schön heraus kam.
Zum Hauptgericht gab es dann etwas schwäbisch angehauchtes: Flammkuchen, der eine wichtige Frage aufwarf:
Flammkuchen mit Pilzen und Serrano-SchinkenWas war zuerst da, der Teller oder das Gericht? Beides schien füreinander gemacht worden sein. Der Kenner sieht natürlich sofort, dass es kein „echter“ Flammkuchen ist, Serrano-Schinkeb, Pilze, Frühlings- und gewürftelte Zwiebeln gehören in der Mischung nicht auf den Klassiker. Nichtsdestotrotz war es eine leckere Zusammenstellung und der hauchdünne Teig hat sicher keinen großen Anteil an meiner heutigen Kohlenhydrataufnahme. 😉
Wäre der Teig am Rand nicht so schön knusprig gewesen, man hätte es Dürüm-like aufrollen und aus der Hand essen können. So mühte man sich ein kleines bisschen durch den delikaten „Pappteller“ (wie mein Gegenüber bemerkte), aber man soll ja sowieso nicht so schnell essen. Jammern auf hohem Niveau.
 

Sonntag (Tag 118)

Fangen wir mal wieder mit etwas Kultur an. Es könnte als Ablenkung gemeint sein. 😉

Das ist übrigens ein aktuelles Bild, heute Mittag beim Heimkommen nach einem recht guten Mittag geschossen. Irgendwie scheint der Frühling im Anzug zu sein.
Aber zum restaurantgestützten sonntäglichen Mittag. Das kleine Streitgespräch bei der Heimfahrt (das übrigens nichts mit dem Mittag zu tun hatte) führte zu einer Kapitulation meinerseits. Nächsten Sonntag gibt’s wieder mal Zander. Mit Petersilienstampf. Eine Kapitulationsbedingung ist aber, dass das, wenn das Püree wieder nach Tüte schmeckt, der definitiv letzte Besuch in der Gaststätte sein wird.
Das heutige Mittag war vom Klischee her schon mal gut, und nicht nur das. Es bewahrheitete sich auch. Um auf meinen Gemüseanteil zu kommen, nahm ich einen kleinen Rucola-Salat als Vorspeise. Dass sich da jetzt ein Rehcarpaccio drunter versteckte, konnte ja niemand ahnen … 😉 Wobei mal gesagt werden muss, dass Carpaccio doch auch immer ein Augenbescheißerle ist. Es wirkt auf den ersten Blick immer recht viel, aber durch die hauchdünne Darreichung der Filetscheiben waren da vermutlich keine 80 g Fleisch auf dem Teller. Zumal ein Teil des roten, was da zu sehen ist, halbierte Tomaten sind.

Zum Hauptgericht gab es Kotelett vom Lavastein. Das Gemüse (2 Varianten) und die Beilage (4 Varianten) waren wählbar, so dass ich mich für Schwarzwurzeln mit Radieschen und einem kleinen Salat entschied. Serviettenknödel, Wedges oder Käseknödel waren irgendwie etwas weiter von meinen Richtlinien entfernt. Dabei lernte ich: Man kann offensichtlich auch Radieschen heiß machen. Wirklich gegart waren sie nicht, was aber wohl gut so war.

Das Kotelett vom Mecklenburger Freilandschwein war angenehm klein, aber dann doch auch recht dick. Mit sowas muss man umgehen können. Der kleine Beilagensalat kam in einem gebackenen Teigdingens auf den Teller, der praktisch geschmacksfrei war, selbst dort, wo das Dressing doch ein wenig eingezogen war. Was ansonsten nicht die Eigenschaft des Dressings war. Etwas Bratensoße ergänzte das Fleisch und es war gut so. Nun wird Schweinefleisch im allgemeinen „durch“ serviert, aber bei diesem doch sehr fettarmen Stück ist der Übergang von „durch“ zu „dröch“ eine Sache von Sekunden. Womit ich jetzt nicht sagen möchte, dass das Kotelett trocken war. Aber es war durch, mit Sicherheit.

Ansonsten wirkte sich nur die gute Erziehung mal wieder etwas negativ aus. So verbot sich selbstverständlich, dass man den schon gut mit dem Messer abgekratzten Knochen auch noch in die Hand zu nehmen und final abzuknabbern … Aber das ist auch wieder Jammern auf hohem Niveau. Ansonsten war alles wieder sehr lecker und wir waren sicherlich nicht das letzte mal dort.
Zum Abend gab es endlich mal wieder selbst erkochtes. Diesmal zumindest etwas, was es aber nur diesen Abend gab, es wurde also nicht vorgekocht und nur der Rest verspachtelt. Wobei: irgendwas in der Art wird es vermutlich morgen nochmal geben.

Auch wenn’s irgendwie komisch klingt: Aber in der Pfanne habe ich zuerst etwas Butter in einem Schuss Sonnenblumenöl angebraten.

In meiner großen Mikrowellentasse befindet sich das Bratgut. In die vorher noch leere Tasse hatte ich etwas Paprika und Pfeffer gegeben und dann mit Kartoffelstärke vermischt. Dann habe ich zwei Maishähnchenbrüste in mundgerechte Stücke zerschnitten und oben drauf gelegt. Die Tasse hat einen leidlich dicht schließenden Deckel, den ich dann oben drauf applizierte und alles gut durchmischte. Das Ergebnis ist auf dem Bild zu sehen.

Die Stücke kamen in die nicht zu stark erhitzte Pfanne und brutzelte eine Weile vor sich hin, bevor ich sie umdrehte.

Leicht angebräunt und fast knusprig zeigten sich die umgedrehten Fleischstücke. Auch auf der zweiten Seite erfuhren sie dann die gleiche Hitzebehandlung. Sie sollten gut gebräunt, mussten aber nicht unbedingt durch sein.
Die Hälfte habe ich dann rausgenommen und durch eine halbe Tüte Zuckerschoten ersetzt, denen ich nochmal etwas Butter mitgab.

Alles wurde gut durchgeschwenkt und das Gemüse gut angebraten.

Links das durchgeschwenkte, rechts und unten das beiseite gestellte. Gibts dann vermutlich morgen, wobei ich die Schoten halbieren werde. Aus Gründen.
Damit wäre das Abendbrot eigentlich fertig. Neulich habe ich ja mal „man kann alles mit Käse überbacken“ getestet. Solcherart von Sprüchen gibt es einige.

Was sich da auf dem Löffel befindet, stammt aus einem Glas mit der Aufschrift „Sauce Hollandaise“. Das hatte ich beim Ausverkauf eines Internetshops wegen Schließung erworben, was garantieren sollte, dass ich es mir nie wieder kaufe. Testen wir also heute: Alles schmeckt besser, wenn man Sauce Hollandaise ranmacht.

Nochmal gut durchgeschwenkt und angerichtet.

Wobei „angerichtet“ sehr euphimistisch ist. Ich habe den Pfanneninhalt auf einen Suppenteller geschüttet. Anfangs fürchtete ich, ich hätte mich beim Salz ein wenig vertan, aber das legte sich wohl auf dem Weg zur Verspeisung. Ansonsten hätte es den Spruch gegeben: Das hiesige Wasserwerk möchte sein Wasser auch los werden … Aber so erübrigt sich das.
Die Hollandaise zeichnet sich durch einen spürbaren Zitronensaftgehalt aus, was eine sehr säuerliche Note zur Folge hatte. Sagen wir mal so: Für ein Dressing ist der Buttergehalt zu hoch, aber sie ist durchaus verzehrbar und brachte etwas Frische ans Essen. Genau das, was man von einer Hollandaise erwartet. 😉

Tage 79 bis 83 (08.01. bis 12.01.2020)

Italien – Das Land der frischen Küche und der Minestrone, wo die Zitronen, die Tomaten, die Oliven, Zucchini, Auberginen, der Paprika, Artischocken, Knoblauch, Zwiebeln, Spinat, Bohnen, Brokkoli, Romanescu, aber auch Sellerie und Möhren wachsen. Begleitet wird das Ensemble von Lollo Rosso, Lollo Bianco, Rucola, aber auch Basilikum und Salbei sind nicht zu vergessen.
All das gab es in dem italienischen Restaurant, dass Vattern und ich heute besuchten nicht. Wobei das nicht ganz stimmt. Rucola gab es natürlich. Und auch Spinat war vertreten und die unvermeidliche Tomatensoße auf den Pizzen und bei einigen Pastagerichten. Aber ansonsten gab es nur zwei Gerichte, bei denen nach der Menükarte ein nennenswerter Anteil Gemüse erwartet werden könnte. Ein Fisch (kein Lachs), der an Spinat gereicht werden sollte, und ein Entrecôte, zu dem es Gemüse gab. Irgendwo war noch etwas weiterer Spinat in der Gorgonzola-Soße verkocht, aber ansonsten: Still ruhte der See. Achso, die vegetarische Pizza darf ich nicht vergessen. Immerhin. Aber es geht mir ja nicht darum vegeratisch zu essen, es geht um einen maßgeblichen Gemüseanteil.
Um wenigstens etwas Grünzeug zu bekommen, musste ich mir dann als Vorspeise ein Carpaccio bestellen (natürlich nur deswegen.

So hatte ich dann mein Portion Rucola schon mal dabei. Der Hauptgang war dann Sünde pur, zumal in dem Hause die Spaghetti Frutti Di Mare nicht mit einer Tomatensoße gereicht werden.

Immerhin gab es aber zwei halbierte Cocktail-Tomaten und ein Sträußchen Petersilie. Die Soße, obwohl eben nicht die Tomatensoße, war aber trotzdem irgendwie genial und passte wunderbar zum Gericht. Der aromatische Schwerpunkt lag bei Knoblauch und Dill. Nur der hohe (kostendrückende) Anteil Surimi an den Meeresfrüchten störte ein wenig, hatte dieses gepresste und gefärbte Fischeiweiß doch in der Zubereitung eine fast streichfähige Konsistenz, die einen ungewohnten Kontrast zu den wunderbaren aldenten Spaghetti war.
Dies ist ja nicht die erste Restaurantkarte, die durch einen gewissen Gemüsemangel auffällt. So überlege ich gerade, ob es nicht von einem der bekannten Dosenvertreiber sowas wie ein Zigarrenetui gibt, dass man sich in die Innentasche der Jacke stecken kann und in dem einige Notfallmöhren mitgeführt werden können. Nur mal so als Idee.
Achja, da fällt mir doch noch was anderes ein. Das italienische Restaurant war nicht die erste Wahl für diesen Sonntag. Eigentlich solltes es woanders hingehen. Nur leider … WENN EIN RESTAURANT SCHON EIN KONTAKTFORMULAR MIT RESERVIERUNGSMÖGLICHKEIT INS NETZ STELLT, DANN SOLLTE MAN DIE E-MAIL-ADRESSE, WO DAS DANN AUFLÄUFT, AUCH MAL ABFRAGEN BZW. DARAUF REAGIEREN!
Heute Abend wird noch experimentell vorgekocht, davon dann sicher die nächsten Tage mehr. Die letzten Tage waren wieder geprägt vom Willen, sich an die Richtlinien zu halten und von einzelnen Missetaten. Letztere sind vor allem nach dem Wochenendeinkauf zu verzeichnen, der natürlich die Möglichkeit bot, weniger sinnvolle Speisen zu erwerben. Zur Erklärung sei aber erwähnt, dass dies meist Produkte sind, die ich in der angebotenen Form noch nicht kenne und gern mal ausprobieren möchte (siehe EKW). Meist stellt sich aber heraus, dass ich sie nicht nochmal einkaufen werde, es also einmalige Sünden bleiben.
So hatte der Fleischer meines Vertrauens eine – zumindest für mich – neue Leberwurst, die einen gewissen groben Eindruck machte. Und ich liebe grobe Leberwurst. Der Test verlief dann weniger erfreulich, da sie weniger grob war als erwartet. Auch fand ich die Würzung nicht so gelungen. Die gab es eines Abends auf zwei Scheiben Dinkelvollkornbrot. Hinterher knabberte ich noch zwei Möhren, wenigstens etwas Gemüse.
Durch die TV-Werbung schon einige Zeit in meinem Bewusstsein, aber immer doch wieder nach hinten geschoben, war ein Sauermilchkäse. Das ist die Kategorie, in die auch Harzer Käse gehören. In besagter Werbung kam er mir immer etwas quarkig rüber, sprich: er hatte einen weißen Kern, der – lt. Werbung – typisch zu sein schien und den ich aber nicht mag. Aber offensichtlich reift auch der Käse noch nach; der, den ich in meinem Kühlschrank hatte, war durch (also voll gereift und null quarkig). Und man kann ihn auch essen. Nur schmecken diese Käse dann besonders gut, wenn sie auf einem weißen Brötchen mit Guterbutter liegen, was den eigentlich sündenfreien Genuss stark versündigt. Zella Wie.
Ansonsten gab es noch gebackenen Rotbarsch mit einem leckeren Kohlrabi-Romanescu-Gemüse und Salzkartoffeln, einen Sauerkrauttopf mit Gemüse, wenigen Kartoffel stücken und magerem Eisbeinfleisch (Vattern hatte gekocht und abgegeben) und das übliche Skyr-Himbeer-Haferflocken als Frühstück. Alles mit Vor- und Nachteilen: der Rotbarsch war in einer dicken Panade, ein Frühstück fiel wegen Havariemorgen aus und am Sonnabend kam der Zeit plan auch völlig durcheinander. So heißt es, sich wieder am Schlüppi zu reißen und sich wieder mehr den Richtlinien zu nähern. Immerhin ist morgen abend wieder Treff mit der Ernährungsberatung.

Dolce Vita á la kleiner Geldbeutel

Der Italiener Euer Wahl hält, wenn er denn gut ausgewählt ist, eine Reihe leckerer Speisen und Getränke bereit. Meist gibt es neben einer Handvoll Spezialitäten des Hauses – man muss sich ja von den anderen unterscheiden – auch eine Reihe Standards. Klassiker hat die Küche der Apenninen-Halbinsel eien ganze Reihe hervorgebracht, wobei die Quellen meist nicht das ganze Land, sondern bestimmte Regionen sind. Und im schlimmsten Fall liegt die Region dann noch nicht mal in Italien.
Antipasti, Minestrone, Caprese, Pizza, Pasta, Risotto, Ossobuco, Saltimbocca, Mortadella, Pancetta, Salami, Gelato, Tiramisù, Zabaione – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. In Venedig wird die Entstehung einer Spezialität verortet, die es so lange noch gar nicht gibt. In einer Bar, wie sie italienischer nicht heißen könnte, wurde irgendwo um 1950 Uhr das Carpaccio erfunden. Gut gekühltes, rohes Rinderfilet wurde in hauchfeine Scheiben geschnitten, auf einem Teller angerichtet und mit Salz und Pfeffer eine Weile im Kühlschrank mariniert. Im Original wird mit der „Universalsoße“ aus Harry’s Bar das ganze ergänzt, heutzutage wird auch gern mit einer Vinaigrette  und etwas Parmesan angemacht.
Gehe ich erstmals in ein italienisches Restaurant, bestelle ich mir gern das Carpaccio und anschließend ein Pastagericht, komme ich öfter, werden auch die anderen Angebote auf der Karte interessant. So einfach das Rindfleischgericht auch aufgeschrieben ist, so schwierig ist es, den Gast damit wirklich zufrieden zu stellen. Frisches Rinderfilet gehört nicht zu den preiswerten Zutaten, aber sein feiner Geschmack kann einfach durch ein Zuviel an anderen Aromen durch Soße und andere Beilagen überlagert werden. Das richtige Maß zu finden, ist die Kunst des Küchenchefs. Es gibt aber hinreichend viele, die das schaffen.
Schade ist nur, dass deutsche Discounter unter dem Namen der Klassiker gern mal Produkte auf den Markt werfen, die die Originale in ihrem Ruf eigentlich nur schaden können. cpva1So fand ich unlängst eine Plastikverpackung, auf der „Carpaccio“ drauf stand, im Kühlregal. Wochenlang haltbar spricht es nicht dafür, dass frisches Rinderfilet in der Packung ist. Auf der Vorderseite finden sich auch noch Worte wie „Gourmet“, „Parmesansplitter“, „Olivenöl“ und „erstklassige Zutaten“.
Die Rückseite ist wie immer sehr viel interessanter: Das durch die Packung sichtbare „Fleisch“ stellt sich als „Rindfleischzubereitung“ heraus. Im größeren Text findet sich noch  „umgerötet“, im Kleingedruckten dann: Natriumascorbat, Natriumnitrit und Kaliumnitrat sowie Natriumlactat. Man möge mich berichtigen, aber „umgerötet“ und die beiden  „nitr“-Worte deuten auf Pökeln hin. cpva2Wir haben hier also sterilisiertes 91%iges Rindfleisch, von dem nicht sicher ist, aus welchem Teil des Tieres es stammt, das obendrein auch noch mit Zutaten versehen wurde, die in ein normales, erstklassiges Carpaccio nicht gehören.
„Erstklassige Zutaten … garantieren … höchsten Genuss.“ Ich will nicht bezweifeln, dass die Zutaten für das Produkt erstklassig waren, schade nur, dass davon nichts beim Kunden ankommt. Das Fleisch ist nicht ganz so zart, wie man es gewöhnt sein darf, wobei die riesigen und hauchdünnen Flatschen schon recht locker sind. Optisch erinnern sie an überdimensionale Lachsschinkenscheiben, fast in der Form des Rindersaftschinkens. Oder anders herum: Rindersaftschinken scheint ein gekochter Schinken zu sein; wenn er ein Rohschinken wäre, dann sähe vermutlich sein Fleisch so aus wie bei diesem „Carpaccio“. Das Olivenöl war in Ordnung, die Parmesanbrösel sehr bröselig. Alles in allem kann man sagen: Mit der Restaurant-Variante hat das Ding nix zu tun. Es wird Zeit, dass auch der Begriff vor Missbrauch geschützt wird.