Sonntagmittag
Manchmal überkommt es einem ja doch beim Lesen einer Speisekarte. So wie mir unlängst. Da stand “Ragout fin” auf dem Menü und ich konnte gerade noch denken: ‘Das hab ich ja schon Eeeeewigkeiten nicht mehr gegessen.’ Und dann stand auch noch “hausgemacht” davor/dahinter. Und da ich wusste, dass die Hauptgerichte eine angenehme Größe haben, dachte ich als nächstes: ‘Bestellste.’
Da ich manchmal auch tue was ich mache und es noch eine Reihe von Seitenaspekten gab, die das Vorhaben begleiteten, stand dann alsbald ein Ragout fin vor mir. Es war gut. In einer Gaststätte hatte ich das wirklich – gefühlt seit DDR-Zeiten – nicht mehr gegessen. Ein paar Mal gabs zwischendurch zwar die Dosen- bzw. Glasware aufgewärmt zu Hause, wobei das aber auch ein Würzfleisch gewesen sein könnte. Wobei es ganz wichtig ist zu betonen, dass ein Würzfleisch kein Ragout fin und ein Ragout fin kein Würzfleisch sind. Es gibt Ähnlichkeiten, aber der große Unterschied ist die Fleischsorte und die Herkunft (ähnlich wie die Unterscheidung zwischen Döner und Gyros).
Ragout fin kommt, wie der Name schon sagt, aus der klassischen deutschen Küche. Manche sagen auch Berliner Küche. Diverse Teile vom Kalb werden gegart und unter einer hellen Mehlschwitze vereinigt. Etwas Huhn oder ein fein gedünsteter Champignon darf auch noch dabei sein. Würzfleisch ist die “Wir hatten doch nichts”-DDR-Version, in der das Kalb- durch Schweinefleisch ersetzt wurde. Sicher könnte man auch weitere Unterscheide herausarbeiten, zumal es Würzfleisch in hell und dunkel gibt, was nicht nur an einer angebrannten Mehlschwitze liegt.
Das hier servierte Ragout fin wurde übrigens durch ein Fläschchen Dresdner Worchestersauce begleitet. Die einzig wahre.
Als Hauptgericht gab’s drei grüne Heringe an Bratkartoffeln und Salat. Das “grün” bezieht sich übrigens nicht auf das Grünzeug auf dem Fisch noch auf eine grüne Verfärbung desselben.
Grün kommt von “frisch, jung, unreif”.
Den Bratkartoffeln sieht man, wie lecker sie waren. Und der Salat war knackig.
Alles in allem ein gut abgestimmtes Gericht, dass mal wieder die Feinmotorik ein wenig herausfordert. Für Fischstäbchenesser ist das nichts, gilt es doch, den Fisch selbst auseinander zu nehmen. Grätengefahr inklusive. Aber die sind entweder gut sichtbar oder auch so zart, dass man sie gut mitessen kann. Kauen ist da umso wichtiger. Wobei der Fisch natürlich schön zart ist. Und saftig. Aber das Kauen geht trotzdem gut.