Sonntag (15.12.2019)

Normalerweise freue ich mich ja auf die Sonntagsausflüge mit Vattern in irgendein Restaurant der Region. Heute kam dann noch eine gewisse Gespanntheit dazu. Das letzte Mal, dass ich im für heute ausgewählten war, ist schon etwas her. Wer tief gräbt (oder diesem Link folgt), kann da schon mal was finden. Aber seither ist Zeit vergangen und alles entwickelt sich. Wie ich gestern schon andeutete: Ich freue mich auf was gutes, befürchte aber das Gegenteil.
Und als ich die riesigen Teller an den Tisch kommen sah, … Aber die Portionen waren in sehr angenehmer Größe. Es war viel Platz für Deko-Grünzeug. Was aber durchaus positiv zu verstehen ist.

Der Teller war nicht überladen, man konnte wunderbar drauf Arbeiten und die Aromen genießen. Ein kleines Highlight bildete das kleine Salatbouguet mit dem herrlich fruchtigen Himbeerdressing. Die Kartoffeln waren auf den Punkt gegart, das Sößchen war auch sehr lecker. Und der Zander (ja, ich hatte mal wieder Zander) war fast so gut wie er aussieht. Etwas mehr auf der Hautseite gebraten, dafür etwas weniger auf der anderen … Aber ich jammere schon wieder auf hohem Niveau.
Ebenfalls positiv zu vermerken ist die spürbare Gemüseauswahl. Nun war dieses Gericht eins, das genau so auf der Karte stand. Man hätte sich aber auch das eine oder andere selber zusammenbauen können. Dafür standen Karotten-Fenchel-Gemüse, Birnen-Steckrüben-Gemüse und Karotten-Sellerie-Gemüse zur Verfügung. Frische Champignons und Rotweinzwiebeln in Marsala könnte man auch noch mitzählen. Diese Beilagen gab es zu verschiedenen Steaks und anderem Fleisch, waren aber auch bei den Karten-Gerichten präsent, auch wenn sich das Karotten-Fenchel-Gemüse auch unter dem Fenchel-Möhren-Gemüse tarnte.
Den Zander begleitete übrigens das Birnen-Steckrüben-Gemüse, dass man als Wruken-Birnen-Gemüse hätte auch doppelt verkaufen können. Kleiner Scherz. Sicher ein bisschen viel Obst wegen der Richtlinien, aber ich hatte sowieso nicht vor, ein Dessert zu nehmen, also alles gut. Leider erwies sich das Gemüse als derartig schlecht zubereitet, dass ich eigentlich nur davor warnen kann. Birne und Wruke waren gerade etwas erwärmt, aber von irgendeiner Form der Garung war weit und breit nichts zu bemerken. Wer sowohl Birnen als auch Steckrüben kennt, weiß, dass sie gegart und angeröstet wunderbare Aromen entfalten können. Hier nicht. Das lag aber nicht nur daran, dass sie nicht gegart wurden. Sie schmeckten durchaus nach etwas: nach altem, ranzigen, überhitztem Butterfett. Hunger sowie der Zwang, Gemüse essen zu sollen, trieben es aber doch rein. Ein Vergnügen war das nicht.
Der Abend harmonierte mich dann wieder mit den Aromen der guten Küche. Diesmal war ich es aber selber, der hier etwas einfaches, aber doch geschmackvolles zubereitete. Und das auch noch mit frischer Butter in einer sauberen Pfanne. Es geht also, und sollte in Hotelküchen eigentlich auch gehen.

In der Butter und unter einem Pfannendeckel ließ ich sanft ein paar Blumenkohlrößchen garen und leicht anbräunen. Eine fein zerteilte rote Spitzpaprika kam hinzu sowie Salz und Pfeffer. Als der Blumenkohl al dente gegart war, hatte ich drei Eier verschlagen und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss gewürzt. Die Masse kam dann mit in die Pfanne und durfte stocken. Damit das auch oben geschah, habe ich wieder den Deckel geschlossen und alles in Ruhe (= mit wenig Hitze) garen lassen.

Ein paar Schnittlauchröllchen grünten alles nach oben hin ab. Und es zeigte sich zusätzlich, dass ich doch zu recht einen Pizzateller besaß. Normalerweise bin ich nicht so der große Pizzafreund. Wenn es alternativen gibt, nehme ich meist die. Und zur Zeit sowieso. Aber das Blumenkohl-Paprika-Omelett passte wunderbar da rauf und konnte mit Wonne verspeist werden. Etwas Obst gleich hinterher füllte das Karma-Konto noch weiter auf.

2 Gedanken zu „Sonntag (15.12.2019)“

  1. Hey lieber Dirk! ich hoffe Du hattest auch schöne Weihnachten! Bei Dir gibt es ja viel neues im Blog derzeit, ich kam noch gar nicht dazu alles zu lesen. Deine Kochpraxis gefällt mir aber sehr sehr gut, und auch an diesem Tag hätte mir das Blumenkohl- Omelett besser gefallen als der Zander aus dem Hotel. Eigentlich schmeckt mir selbstgekochtes Essen sowieso immer viel besser. Dies mal dahingestellt, aber.. Birnen- Steckrübengemüse? Das wäre in meinen Augen eigentlich eine Kohlehydrat- Beilage ( aka Sättigungsbeilage ) aber kein Gemüse! Schade dass das geschmacklich so danebengegangen ist , denn der Teller sah ansonsten eigentlich recht nett aus. Aber während der Weihnachtszeit ist wohl in der Küche viel Betrieb und daher eher mechanische Abarbeitung von Aufgaben angebsagt als besondere Sorgfalt in Bezug auf Geschmackliche Rafinesse, vor Allem bei den Beilagen. Obwohl ich natürlich in den letzten Jahren schon eine große Besserung in der Gemüseauswahl der Gastronomie im Allgemeinen bemerke, ist dies eben immer noch und nach wie vor nur die Beilage, und die Eiweißkomponente ist der Hauptakt des Theaters. Auf Ihn wird der größte Wert gelegt und das wird sich hier bei uns wohl auch nicht ändern. Deshalb esse ich ja auch kaum auswärts, und wenn dann beim Inder oder Asiaten. Ich esse halt eher 70% Grünzeug, 30% Eiweiß. Das klappt leider nicht im abgelegenem urtümlichen Fränkischen Wirtshaus. Und auch in der gehobenen Gastronomie wird es schwierig: Denn da kosten 3 Portionen extra Gemüse plus 2 Salate mehr als ein Hauptgericht. Sich wirklich nach eigenen Ayurvedischen, oder Paleo oder Veganen Vorstellungen zu ernähren ist und bleibt schwierig in Deutschland , weil Gemüse als Nahrungsmittel einfach noch nicht den Stellenwert hat , den es in anderen ( südlichen ) Ländern schon immer besitzt. Das ist kein Vorwurf an die Gesellschaft, sondern einfach nur eine Analyse der Gegebenheiten. Früher ( seeehr viel früher ) war ja auch harte körperliche Arbeit angesagt, die viele Kohlehydrate erfordert..das ist aber schon lange nicht mehr so, nur kapiert es keiner. Darum ist hierzulande die obligatorische Zusammenstellung einer Malzeit immer noch : Eiweiß, Kohlehydrate… und dann eine Gurkenscheibe als Deko. Wurstbrot… Sowas gibt es in Asien gar nicht. Ich finde das hier bei uns auch nicht schlimm, denn an dieser Stelle bin ja ich der Exot der es anders möchte. Da habe ich kein Recht zu meckern. Ich freue mich eher über kleine Anzeichen des Nachdenkens die man immer öfter bemerkt.

    1. Eiweiß und Kohlenhydrate kannste ohne großen Aufwand überall bekommen, egal ob Bäckerimbiss oder Restaurant. Selbst die klassische Currywurst mit Pommes Schranke ist da ein typisches Beispiel. Deine symbolische „Gurkenscheibe“ ist dann die Tomate im Ketchup. Deine Analyse der Gesellschaft teile ich, würde sie ihr aber trotzdem zum Vorwurf machen. Aber bei einem Kartoffelland wie Deutschland wird man die Kohlenhydrate nicht straffrei von den Tellern verbannt bekommen. Das dürfte eine ähnliche Diskussion werden wie die mit dem Tempolimit und dem befürchteten Stellenabbau bei den Autoherstellern, wenn es eingeführt werden würde. Man sieht es beispielsweise an der schwachen französischen Autowirtschaft. Dort gibts ja ein Tempolimit, was die Autowirtschaft so schwächt, dass sie eine deutsche Autofirma aufkaufen musste, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. 😉
      Die Steckrüben waren in dem erwähnten Gemüse schon in der Überzahl, sonst wäre es ja eher ein Kompott geworden. Aber andererseits sieht man hier – wie an vielen anderen Gemüsen auch – dass die Menschheit nicht an Energielosigkeit wegen Kohlenhydratmangel wegsterben wird, wenn man die „Sättigungsbeilagen“, die nicht lange sättigen, weglässt. In Gemüse sind noch genug drin.

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