So ein kleines bisschen schlecht ist mir gerade. Aber das gute „schlecht“, das zwar lecker war, aber zu viel. Und dann bin ich noch selbst schuld … Aber das Dessert musste dann auch sein, da die heutige sonntagnachmittägliche Kaffeepause ausfiel. Wobei: Käffchen gab’s. Aber, der Reihe nach.
Wo fange ich an? Beim verkorksten Abendbrot am Donnerstag? Da habe ich mich auf Twitter schon ausgelassen. Siehe also dort. Der Freitagabend brachte dann einen kleinen Lichtblick in Form von kleinen Kaltreisröllchen eines bestimmten Händlers, die ich gar nicht so schlecht finde. Aber die kenne ich auch schon länger und bei mir sammeln sich schon die beigelegten Stäbchen, da ich der Einfachheit doch lieber zur Gabel greife. Stellt sich nur die Frage, warum da immer zwei Paar Stäbchen drin sind … 😉 Diesmal fand ich noch ein kleines Extra: eine kleine Packung Kaltreisröllchen, die unter dem Label „vegan“ gleich daneben lag im Kühlregal. Wobei mich anfangs eher das ungewohnt farbige Reisröllchen darin lockte, dass da vegan drauf stand, bemerkte ich erst später.
Wenn es nicht so hoffnungslos überwürzt gewesen wäre, hätte ich das vegane „Sushi“ durchaus gut gefunden, allerdings war die dortige Wasabi-Simulation doch sehr viel schärfer als bei den normalen Kaltreisröllchen, und auch die Happen wiesen viel zu viel Geschmack aus. Es gibt so viele Möglichkeiten, leckere Happen vegan zu gestalten, warum da dann noch „Lachssimulanten“ und anderes nachgebaute Zeug drauf/drin sein musste, wird sich mir nie erschließen. Reis, Gemüse, Seetang, Algen, … der Möglichkeiten hätte es so viele gegeben. Aber nein! Ersatzprodukte und überwürzt. Das muss nochmal überdacht werden.
Nach meinem ausgiebigen Samstagsfrühstück startete ich entspannt in die zweite Tageshälfte. Zuvor hatte mich ein Anruf ein wenig aus dem Konzept gebracht: Vattern rief an und vermeldete, dass wir am Sonntag erst in der zweiten Mittagssschicht dran wären. Vorteil: Sonntag kein Wecker. Nachteil: Der Rest des Sonntag wird nicht nach Standardprogramm ablaufen können. Aber, wir sind ja flexibel, wobei sich die entsprechende gute Variante erst „in process“ herausstellte.
Aber zurück zum Samstag. Beim Einkaufen hatte ich ein für mich neues Produkt entdeckt, dass sich „Bratgnocchi“ (oder so ähnlich) nannte. Die gab es in zwei „Geschmacksrichtungen“, will sagen: Füllungen, wobei ich mich ein wenig wundere, wie man diese kleinen Gnocchi (sie waren kleiner als normale) auch noch füllen kann. Ich bin diesem Geheimnis nicht weiter nachgegangen, aber verschoben ist ja nicht aufgehoben, die zweite Sorte lagert noch im Kühlschrank.
Da ich mich keine puren Gnocchi machen wollte, habe ich ca. 10 cm (Thüringer) Knackwurst (mit Knoblauch) aus ihrer Pelle befreit und ein wenig in der Pfanne angebraten. Die Pelle mit ihren anhaftenden Resten kamen klein gehackt ebenfalls mit in die Pfanne. Ein paar Tropfen Öl beschleunigten das Braterlebnis und die gefüllten Kartoffelteigbällchen nahmen dies auch dankbar zur Kenntnis. Da alles etwas trocken aussah, schnibbelte ich schnell noch ein paar Rispentomaten mit in die Pfanne, was zum abgebildeten Ergebnis führte.
Die Gnocchi hatten eine sahnige Schinkennote (auf der Packung stand was von Carbonara), also passte das mit der Knackwurst ganz gut. Auch die Tomate erfrischte und aromatisierte den Pfanneninhalt aufs beste, so dass dies eine durchaus gut essbare Speise wurde. Die Kräuter taten ihr übriges. 😉
Apropos Knackwurst
Warum heißt diese Wurst eigentlich so? Okay, die Pelle knackt ein wenig, wenn man abbeißt, aber der weiche, fast schmierfähige Inhalt, ist alles andere als knackig. Und bei diesem Produkt einer oberpfälzer-thüringischen Fleischerei fiel diese Eigenschaft besonders auf. Sowas weiches hatte ich unter dem Namen „Knackwurst“ lange nicht mehr gehabt. Vermutlich hätte ich sie nach dem Kauf gleich auspacken und in der Küche zum Nachreifen hinhängen sollen, allein, auf die Idee bin ich nicht gekommen. Die nächsten Tage werde ich mal sehen, ob sich diese „Qualität“ nur auf die abgepackte Discounterware bezieht, oder auch für den Filialverkauf zutrifft, komme ich doch regelmäßig an einer solchen vorbei.
Ohne auf die Details eingehen zu wollen, meinen Sonntag galt es dank des späten Mittags umzubauen. Einiges, was ich sonst erst nach dem Mittag tat, zog ich auf den späten Morgen vor, anderes fielen dann einfach mal aus. Dazu gehörte meine geliebte Kaffee- und Kuchenpause am Nachmittag, deren Zeitpunkt vom Fernsehprogramm vorgegeben wird, da ich dazu eine bestimmte Sendung guckte. Diese verschob sich meinetwegen auch nicht nach hinten, also musste eine Lösung her. Und eine Stunde nach einem Gaststättenessen schon wieder Kuchen in sich hineinstopfen, wäre wohl auch nicht richtig gewesen …
Ziemlich genau anderthalb Stunden später als sonst holte ich Vattern ab, um mit ihm Richtung Mittagsversorgung zu fahren. Als wir ankamen, wirkte der Laden gut gefüllt, aber wir hatten ja reserviert, und so fand sich dann noch ein Tisch. Der Service hatte ordentlich zu tun, schien der Andrang auch für die 2. Schicht recht groß zu sein. Mehrere größere Gruppen waren versorgt oder harrten noch ihres Essens, eine kam auch erst nach uns ins Haus.
Und nein, ich habe nicht schon wieder Roulade mit Rotkohl gegessen. Die weißen Kohlrabi-Stücke entpuppten sich als die bestellten Knödel, und die „Brocken“ in der Mitte waren geschmorte Ochsenbäckchen. Sehr lecker, sehr zart. Das Rotkraut schön schlotzig, die Knödel ein Convenience-Produkt. Das flutschte alles gut in den Magen.
Manchmal frage ich mich ja, warum es in Gaststätten so wenig Schmorgerichte gibt. Sicher, die Vorbereitung braucht Zeit, allerdings passiert die irgendwann an einem der Vortage und das meiste passiert von allein, indem das Gargefäß in aller Ruhe im Ofen überdauert. Danach wird portioniert und bei einer Bestellung muss die Portion nur aufgewärmt werden. Außerdem gibts sowas vorbereitet sicher auch im Fachhandel. Da muss die DEHOGA dann koordinierend eingreifen, nicht, dass zwei Gaststätten plötzlich das selbe Gericht auf der Karte haben und vor den Gast stellen. 😉
Da der nachmittägliche Kuchen ausgeplant war, der Dessertmagen aber noch etwas wollte, hab es dann noch einen Nachtisch, der zum oben aufgeführten Gesamtzustand führte. Apfelstrudel mit Eis. Ein Klassiker. Diesmal kam übrigens keine gefüllte Apfel-Blätterteig-Tasche auf den Tisch, sondern etwas, was wirklich wie eine Scheibe vom Apfelstrudel aussah. Schön in der Mikrowelle aufgewärmt, was den Teig (bei den Blätterteigtaschen passiert das auch immer) eine gummiartige Konsistenz verleiht. Es ist meine kleine lukullische Perversion, dass ich es genau so am liebsten mag. So verzehrte ich das Apfeldessert mit der Vanilleeiskogel mit Genuss und war glücklich. Und satt. Sehr satt.
„Kaltreisröllchen“ = Sushi. Verstehe. 😉
Ich selbst habe nur einige wenige Male in Großstädten wie Hamburg oder Berlin mal Sushi gegessen, bei mir in der Provinz zu kindheits- und Jugendtagen hatte sich das kalter Fisch mit Reis nie wirklich durchsetzen könne. Internationale Küche bestand da hauptsächlich aus griechischer, italienischer, jugoslawischer und später vielleicht auch mal aus westlich angepasster chinesischer Küche (die von Vietnamesen oder Koreanern serviert wurde). Aber an ein japanisches Restaurant kann ich mich nicht erinnern, das war der deutschen Landbevölkerung wohl zu exotisch. 😋 Daher halte ich mich aus der Diskussion über vegetarisches oder echtes Sushi eher raus…
Zu den Gnocchi sag ich lieber nichts, da konnten auch die Rispentomaten wenig retten. Für mich erscheint es immer noch recht trocken, aber der Eindruck mag täuschen.
Bei deinem Sonntagsgericht sieht man sofort, dass es sich hier um Convienence-Knödel handelt. An Kohlrabi hatte ich nicht gedacht, obwohl sie ähnlich blass sind, aber selbst wenn man fertigen Knödelteig aus dem Kühlregal nimmt sind sie deutlich farbintensiver, das sieht mir eher nach Kochbeutel aus – und ich spreche da aus Erfahrung. Würde ich in einer Gaststätte nicht erwarte. An den Schweinebäckchen oder den Rotkraut gibt es aber visuell nichts auszusetzen.
Aufgewärmter Blätterteig ist natürlich so eine Sache. Bei Teigprodukten schmecken sie frisch zubereitet erfahrungsgemäß am besten, wenn man sie jedoch aufwärmt (vor alle in der Mikrowelle) werden sie entweder etwas matschig oder – wie du es beschreibst – gummiartig. Kein wirklicher Genuss. Hier wäre es besser sie kurz im echten Ofen noch mal aufzubacken, das kommt deutlich näher an den frischen Geschmack heran – aber die Mühe machen sich die meisten Gaststätten leider nicht.
Deiner These dass es zu wenig Schmorgerichte in Gaststätten gibt kann ich – abschließend – allerdings nicht folgen. Gerade Schmorgerichte lassen sich leicht ohne großen Qualitätsverlust aufwärmen, daher bieten sie sich eigentlich besonders zur Massenversorgung an. Einem Minutensteak merkt man deutlicher an dass es aus der Mikrowelle kommt also einer Rinderroulade. und auch da spreche ich aus Erfahrung, da ich ja gerne mal auf Vorrat koche und viel aufwärme. 🙂
Den Begriff Sushi habe ich bewusst nicht gewählt, weil ich mal unterstelle, dass das, was ich da hatte, mit richtigem Sushi wenig zu tun hat, leider fehlt mir da der Vergleichsmaßstab.
Trockene Gnocchi? Laut Packung sollte man die nur Braten und Essen. DAS wäre dann trocken.
Seit ich mal einen TV-Beitrag über Vorkochfirmen für Gaststätten, selbst auf Sterne- und/oder Haubenniveau, gesehen habe, bin ich bei vielen Gerichten relativ sicher, dass sie aus fertigen Bestandteilen zusammengestellt sind, die in der Küche nur noch aufgewärmt werden. Immerhin muss das dann noch auf dem Teller dekorativ dargeboten werden. Der Koch vom Essenszubereiter zum Tellerdesigner.