Der, die, das

Deutsch ist eine doch recht weitläufig benutzte Sprache. Je nach Definition und Zählung gibt es wohl weltweit knapp 100 Millionen Muttersprachler, die des deutschen mächtig sind. In sechs europäischen Ländern und in Südtirol ist es Amtssprache, genau wie es eine der Amtssprachen der EU ist. In weiteren Ländern ist es National- oder sonst auch anders bezeichnete offizielle Sprache. Bei dieser Verbreitung kann es gern mal regional unterschiedlich ausgebildete Wortformen und Grammatiken geben.
Nehmen wir zum Beispiel mal das österreichische und das deutsche Deutsch. Werden zum Beispiel Melanzani, Kiawas und Paradeiser, ggf. noch mit ein paar Paprika, verkocht, weiß der Österreicher, es gibt sowas ähnliches wie Ratatouille. Der Deutsche guckt erstmal “Hä?” und lässt sich aufklären, dass da (in der gleichen Reihenfolge des Auftretens) Auberginen, Zucchini und Tomaten verwandt wurden. Aber auch nur das Geschlecht eines Wortes ist regional unterschiedlich üblich. Der Laptop oder das Laptop, der Blog oder das Blog, die Cola oder das Cola?
Womit wir endlich beim Thema wären. Eine bekannte österreichische Getränkefirma, die in ihren Werbespots auffällig “das Cola” betont (was übrigens durchaus richtig ist, vor allem in südlichen Gefilden des deutschen Sprachraums), hat demzufolge auch eine entsprechende koffeinhaltige Limonade herausgebracht. Irgendwie scheint es gerade Mode zu sein, den etablierten Limo-Herstellern etwas entgegensetzen zu wollen. Positiv zu vermerken bei diesem Getränk ist u.a. die Nichtverwendung von Phosphorsäure, die sonst in Cola durchaus als üblich zu bezeichnen ist.
Der Hersteller dieses bestierten Getränks versucht, Cola als natürliches Getränk hinzustellen. Neben der üblichen Dreieinigkeit Wasser, Zucker, Kohlensäure sowie als färbender Zusatz Karamellzuckersirup kommt noch Geschmack in Form von Pflanzenextrakten dazu. Galgant, Vanille, Senfsamen, Koffein aus Kaffeebohnen, Limette, Kolanuss, Kakao, Süßholz, Zimt, Zitrone, Ingwer, Cocablatt, Orange, Ackerminze, Pinie, Kardamom, Muskatblüte, Nelke und Zitronensaftkonzentrat sind diesmal die Bestandteile, mit denen Colageschmack simuliert werden soll. Interessant sind ggf. die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten zum Mitbewerber.
Die gute Mitteilung zuerst: Die Senfnote ist so dezent, dass man sie eigentlich nicht mitbekommt. Weitaus mehr machen sich die Zitrusfrüchte bemerkbar, und das sogar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen wirkt das Getränk im Glas leicht gelblich-orange verfärbt, andererseits schmeckt es auch eher wie eine Mischung aus Cola, Cola-Orange-Mix und Zitrus-Cola. In der Nase bleibt dabei noch ein wenig Vanille-Cola hängen. Letztendlich gibt es zwar DEN Cola-Geschmack sowieso nicht, aber die Red Bull Cola kann man durchaus trinken, wenn man Wert auf die Zitronenscheibe im Glas legt und unbedingt viel Geld für ein Image ausgeben möchte. Zu viel sollte man aber auch davon nicht trinken. Auch, wenn das Cola ca. 10% weniger Energie enthält als vergleichbare Getränke, ist es immer noch recht viel.

Noch ‘ne Cola

Ceylonzimt, Bergamotte, Cardamom, Ingwer, Orangenblüte, Vanilleschote, Coriander, Limettenschale, Cassiazimt, bittere Pomeranze, Kalmus, Nelke, Zitwerwurzel, Lavendelblüte, Johannisbrot, Ysopkraut, Veilchenwurzel, Muskatnuss – Was man doch so alles braucht, um so ein bisschen Chemie nachzubilden. Nur wird sich der geneigte Leser fragen, was es da zu mischen gilt? Aus gegebenem Anlass habe ich erstmal nur die etikettierten pflanzlichen Extrakte aufgezählt.
Spätestens, wenn noch die Hauptzutaten dazu kommen, dürfte vielen das Ergebnis klar sein, auch wenn die o.g. Ingredienzien erst etwas irritieren: Wasser Glucose-Fruktose-Sirup, Zucker und Getränkegrundstoff. ‘Ah!’, werden manche denken, es ist eine Limonade. Gibt es Chai jetzt auch als Limo? Mitnichten, schaut man sich den Getränkegrundstoff genauer an: Pflanzen-Extrakte, Koffein aus Colanuss, Tee und Kaffee, natürliches Aroma, Farbstoff E150d, Kohlensäure und – Trommel und Tusch – Phosphorsäure.
Nun sollte es klar sein, dass es sich um eine Cola zu handeln scheint. Das ist insofern ganz richtig, als dass das Wort auch vorn auf dem Etikett steht. Oben drüber steht auch noch Club-Mate. So dürfte das Getränk ausreichend beschrieben sein. Was leider nicht auf dem Etikett oder im Internetangebot des Herstellers steht, sind die Nährwerte, orientiert am Geschmackserlebnis dürften die einer normalen Cola entsprechen.
Die Süße ist aber auch der einzige Vergleich, den man mit “normaler” Cola ziehen kann. ähnlich wie die neulich besprochene Bionade-Cola ist auch dieses Getränk nichts für denjenigen, der den originalen Geschmack sucht. Wer mal was anderes trinken möchte, der ist aber beim Mate-Exemplar eher zu Hause als anderswo, zumal man zur Geschmacksbeschreibung durchaus andere Cola’s zum Vergleich heranziehen kann. So erinnert mich das Aroma an eine Mischung aus Club-Cola mit einem gewissen, wenn auch nicht allzu großen Teil an Cherry-Cola. Die Dominanz der Kirsche tritt in den Hintergrund, zugunsten des Club-Cola (die nichts mit Club-Mate zu tun hat) eigenen Geschmacks.
Gut gekühlt ist sie wie alle guten koffeinhaltigen Limonaden lecker trinkbar, bei Zimmertemperatur ist sie wie die anderen einfach nur penetrant süß. Als Durstlöscher stellt sie also keine Alternative zu Wasser (ggf. mit einem Spritzer Fruchstsaft) da.

Prost Cola(?)

Manchmal gehe ich ja nicht ohne Folgen einkaufen. So sprang diesmal eine neue Cola in meinen Einkaufswagen, die von einem Hersteller kam, der bisher eher für kultige Limonaden bekannt ist war. Als alter Colatrinker musste ich sie natürlich probieren, und ich muss zugeben, dass ich positiv überrascht war.
Das “Biologische Erfrischungsgetränk mit natürlichem Koffein” fällt durch eine Reihe positiv zu bewertender Besonderheiten auf. Zum einen enthält die Zutatenliste (und damit hoffentlich auch das Getränk) keine Phosphorsäure, wie sie in vielen anderen Varianten des Getränkes als Säuerungsmittel vorkommt. Andererseits scheint auch der Zuckeranteil angenehm niedrig zu sein: Immerhin hat die Bio-Cola etwas mehr als halb so viele Kalorien wie die Originale 42 zu 26 kcal).
Malz, Malzextrakt, grüner Kaffeebohnen-Kräuter-Extrakt und Holundersaft sorgen neben “natürlichem” Aroma für Geschmack und Farbe. Wo es geht, sind die Zutaten alle Bio. Wasser, Kohlensäure und die regulierenden Carbonate gibt es nunmal nicht biologisch. Eigentlich hat die Cola nur einen Nachteil: Sie schmeckt nicht nach Cola.

Das Getränk für die ganz coolen (ergänzt)

  • Rotwein: 14-18°C (je leichter, desto kälter)
  • Weißwein: 8-12°C (je leichter, desto kälter)
  • Pils:8-10°C
  • Roséwein: 7-9°C
  • Sekt: 6-8°C
  • Cola: 3°C

Stiftung Warentest hat unlängst mal einige Fakten zur einem der Lieblingsgetränke weltweit zusammengetragen: Wir tranken 2012 fast 42 l Cola pro Person und Jahr und das Getränk selber ist 127 Jahre alt. Am 28. Juni 1887 bestätigte das Patentamt die Ursprungsrezeptur von Coca-Cola, deren Namen sich aus zwei der wichtigsten Bestandteile ableitete: COCAin und die Kola-Frucht. Heutzutage ist v0n beidem aber nichts mehr drin.
Rund um die koffeinhaltige Limonade ranken sich einige Gerüchte, Geschichten und Bilder. Gerade auch das Siegel “erfrischend” ist bei der zuckerhaltigen Plörre vermutlich wirklich nur bei 3°C Trinktemperatur gegeben, aber die Cola als solches steht doch eigentlich für zwei wesentliche Eigenschaften: zuckersüß und koffeinhaltig.
Als Light-Produkt gibt es diese Verwerfung guten Geschmacks ja schon länger, aber unlängst ist auch noch die Zero-Version als koffeinfreie Variante auf den Markt gekommen: “Echter Geschmack – Zero Zucker – Zero Koffein” heißt es auf dem Etikett. Da ich noch dabei bin, das Getränk auf 3°C zu bringen, sei ein Blick auf die Zutatenliste gestattet: Wasser (kastriert, also kein Mineralwasser), Kohlensäure, E150D (=Ammoniumsulfit-Zuckercouleur), Phosphorsäure, Süßstoffe, Aroma, Natriumcitrat. Hmmm, lecker. 😐
Irgendwie liest sich das Rezept für OpenCola – sowas gibt es auch – irgendwie besser.
Geschmacklich bleibt die neue Cola auf dem Niveau der minderen Erwartung. Es ist eben ein Light-Getränk, dem man das – entgegen der Aussage der Werbestrategen – immer noch anschmeckt. Die Süße durch Süßstoff ist eben immer noch eine andere als die von Zucker, nicht nur feine Zunge bemerken den Unterschied. Es stellt sich als vorteilhaft heraus, die Cola möglichst kalt zu trinken. Der Süß-Reiz ist temperaturabhängig und fällt bei 3°C entschieden weniger auf als bei Zimmertemperatur. Dort ist die braune Brühe eigentlich ungenießbar. Kälte ist das Mittel der Genusshilfe. Wobei immer noch eins gilt: Geschmacklich geht nichts über eine richtige Cola.

Die fetten Jahre sind vorbei

Dieser Spruch wurde sichtbar, als ich meine erste bewusste Berührung mit der neuen Süße namens Stevia hinter mich gebracht hatte. Er prankte auf der Rückseite eines Cola-Etiketts.
Was mich ein bisschen wunderte war die Zutatenliste, die neben Steviol Glykosid trotzdem Zucker auswies, und das an der gleichen Stelle wie bei klassischer Cola auch. Die ebenfalls veröffentlichte Nährwerttabelle brachte dann aber genauere Aufklärung. In der 0,33-l-Flasche fanden sich nur 16 g Zucker statt der üblichen 32 g, und auch die Zahl beim Brennwert war mit 20 kcal nur halb so groß wie sonst bei den großen Markenherstellern.
Geschmacklich war die Cola in Ordnung, allein der Stevia-Zusatz rechtfertigt nicht unbedingt ihren Preis. Das mag aber auch nicht an der neuen Süße liegen, auch die anderen Produkte aus gleichem hause sind eher edelpreisig angesiedelt. Vielleicht können die Herren Hampl und Wiegert doch noch eine bürgerliche Version ihres Getränks auf den Markt bringen.
Großer Vorteil der Stevia-Cola im Gegensatz zu den selbst gemischten Halblightcola: Der typische Süßstoffgeschmack ist nicht enthalten.

Cola halblight

Das Problem ist bekannt: Cola ist zu zuckrig, Light- oder Zero-Cola schmeckt nicht. Da stellt sich die Frage, warum noch keiner auf die Idee gekommen ist, die Vorteile beider zu verbinden: der weiche runde Geschmack des Originals und die Kalorienfreiheit des kunstsüßen Produktes.

Die Frage ist einfach zu beantworten: Es geht nicht. Die penetrante Süßstoffsüße ist selbst bei einem Mischungsverhältnis von 1:1 noch so dominant, dass es sich nicht lohnt.