Vorweihnachtliches Vorgeplänkel

Bevor wir zum Sonntagsessen kommen ein paar einleitende Bemerkungen. Heute möchte ich mal nicht den Fragen nachgehen, warum es keine/kaum vegane/vegetarische Ersatzprodukte in Bioqualität gibt oder warum es kaum selbstbewusste vegetarische/vegane Produkte gibt, die eben kein Nachbau irgendeines Fleischproduktes sind. Natürlich könnte man jetzt ein Selleriepüree als Aufstrich im Glas mit einer Leberwurst in gleicher Verpackung vergleichen, aber das Selleriepüree will auch keine Leberwurst sein, sondern ein Selleriepüree. Mehr davon! Ob es jetzt unbedingt Selleriepüree sein muss …

Und solche Produkte gibt es, wenige, aber selbst beim Discounter findet man das: letztendlich Gemüse als Aufstrich. Ich habe neulich mal sowas entdeckt, eingepackt und gekauft. Der Test folgt noch. Als ich das Produkt zuhause genauer betrachtete, blieb mir doch nur der Hand-an-die-Stirn-Schlag. Immerhin, und das sei positiv vermerkt, es ist bio und vegan. Aber es ist im Glas. Ich weiß ja nicht, wo es hergestellt und abgefüllt wird, aber für das Transportgewicht gibts schon mal ein Minus. Darüber hinaus ist es bis 2024 haltbar. Heißt: Es ist steril und damit tot. Schade ums Biogemüse. Allerdings scheint doch noch etwas Leben drin zu sein. 2024 gilt natürlich nur, solange ich das Glas geschlossen halte. Sobald ich es öffne, muss ich den Inhalt quasi sofort* verzehren. Bleibe ich also auch bei diesen Produkten bei meinen 1-Belag-Abendbroten.

Sonntagsmittag

Sonnig war’s. Der Nebel der vorangegangenen Nacht in Verbindung mit den frostigen Temperaturen zauberte überall Reif an die Vegetation, was zauberhaft aussah. Hinzu kam ein Glitzern auf den beschneiten Flächen, als ob jemand Diamanten großzügig über Felder und Weiden verteilt hätte. Schöööön. Außerdem blendete mich die Sonne derart beim Essen, dass ich die ganzen Kalorien gar nicht sehen konnte, was aber auch positiv zu bewerten ist. Es erklärt aber auch so ein bisschen die verblendeten Fotos.

Gänsebrust, böhmische Knödel, Rotkraut, BohnensalatUnter der verzwirbelten Scheibe Orange fand sich eine angenehme Portion Rotkraut, dem wohl ein wenig Pflaume beigegeben war, geschmacklich ging das allerdings ein wenig unter. Das Kraut war aber gut und ich hatte nicht das Pech, auf eine Nelke zu beißen. Top also. Die Soße zur Gänsebrust gehört auch zu den leckeren Varianten, die ich schon erleben durfte, nur das blasse Weißbrot hätte man doch etwas antoasten können .. ähm … hust … ähm … ach so … räusper … das hieß Knödel böhmischer Art, so so. Trotzdem.

Gänsebrust, böhmische Knödel, Rotkraut, BohnensalatIrgendwo las ich heute ein Rezept für Entenkeule, die erst souz vide gegart und dann nur noch aufgeknuspert wurde, wenn ich mich richtig erinnere, unterm Grill. Das wäre auch noch eine Idee für die Gänsehaut gewesen. Allerdings war die Brust schon auf einem sehr guten Garpunkt, wenn der noch etwas mehr Hitze bekommen hätte, wär’s trocken geworden. Ich nörgel also ein wenig rum, wobei das ganze doch eigentlich recht stimmig war. Die Knödel nahmen die gute Soße gut in sich auf, das Kraut dazu, die Gänsebrust auch, das waren schon sehr angenehme Bissen …

Und wenn sich die Gaststätten (ich meine damit mehrere) endlich abgewöhnen, für ihre Kaffeevollautomaten „Cappuccinomilch“ zu nehmen, und dafür die normale Hemme-Milch, dann wird auch der Cappuccino am Ende noch ein vollkommener Hochgenuss (und das ohne Bauschaum als Haube).

______________________

*) binnen 3 Tagen

Tag 34 und 35 (23.11. und 24.11.2019)

An dieser Stelle bereue ich so ein wenig, dass ich „Tagesberichte“ mache und die dann auch noch durchnummeriere. Okay, manchmal fasse ich zwei Tage zusammen, aber sie sind eben trotzdem so transparent, dass man sieht, ob ein Tag fehlt. Den gestrigen Sonnabend würde ich nämlich gern unter den Tisch fallen lassen. Nicht, dass ich großartig gesündigt hätte. Weißmehlbrötchen mit grober Leberwurst, Kartoffelstampf mit Schnitzel „Wiener Art“ und zum Abendbrot eine Tüte Chips mit Rotwein aus dem Tetrapak. Nein, das habe ich alles nicht gemacht. Was diese Phantasie aber mit der Wirklichkeit zu tun hatte, war ihr Gehalt an Gemüse. Da hing ich ja schon am Freitag etwas in den Seilen, behalf mich aber mit einem krautsalatüberladenen Dürüm. Das Frühstück am Sonnabend ging auch noch (Vollkornbrot mit Eiersalat und etwas Obst danach), über den Rest schweigen wir. Und das, obwohl ich auch noch groß einkaufen war und zum Abend wenigstens hinreichend viel Auswahl beim Gemüse im Haus hatte. Eigentlich sogar zu viel. Das schlechte Gewissen hat sie wohl in den Einkaufskorb gelegt. Nun muss ich sehen, wie ich derer Herr werde.
Der Sonntagmittag erwies sich als sehr erfreuliches Ereignis. Ich konnte mir beim Genießen des abschließenden Cappuccinos ein wohliges Wohlfühlgrinsen nicht verkneifen. Ich war so zufrieden, dass ich über kleine Mängel sehr wohlwollend hinweg sah; das wäre ein Jammern wirklich auf sehr hohem Niveau gewesen.

Die leckere Gänsebrust lag auf einem üppigen Rosenkohlbett und begleitet wurde diese durch einen nussigen Kartoffelstampf (eben Kartoffelstampf mit ein paar Nüssen drin) und einer kleinen „Fruchtschnitte“ – sehr apfelig, die wunderbar zur Gänsebrust passte. Den beigestellten Backpflaumenju hätte ich beinahe völlig ignoriert, aber er verfeinerte den Kartoffelbrei aufs angenehmste.

Der Rosenkohl war fast noch die Krönung des ganzen Gerichtes. Frisch, wunderbar gewürzt, auf den Punkt gegart und so leuchtend grün … Da aßen Auge und Gaumen gleichzeitig mit allen Freuden.
Schwer, das Niveau über den Tag zu halten. Aber wer es nicht versucht … 😉 Ein Lammlachs harrte meiner, den ich in der Pfanne schnell und heiß und kräftig anbriet. Anschließend kam er in Ruheposition auf einen Teller. In den Bratensatz kam etwas Butter, eine kleingeschnittene Schalotte, eine Zehe Knoblauch und vorblanchierte Stangenbohnen, grob geschnippelt. Als das sich wunderbar verband, kam auch noch kleingeschnittener roter Paprika dazu. Alles gut durchschwenken und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Das Fleischstück kam zum Nachwärmen wieder oben rauf und dann war das Abendbrot eigentlich schon fertig.

So muss ein Abendbrot aussehen, dann klappt’s auch mit dem Abnehmen. Hoffentlich. 😉 Nicht dokumentiert, da ungünstig im Licht am Esstisch, ist der wunderbare Garpunkt des Fleisches. Rosa war es, wie aus dem Lehrbuch. Manchmal klappt’s eben doch. 😉