Erfrischend anders

Der Begriff “Frozen Yoghurt” geisterte schon mehrfach durch von mir gelesene kulinarische Artikel, als neuster Modetrend auf dem Food-Markt aus den U.S.A. Da ich nun seit ein paar Tagen auch ein kleine Eismaschine mein Eigen nenne, probiere ich sie doch einfach mal aus.
Das Rezept ist denkbar einfach. Die Eismaschine sollte nach Vorschrift vorbereitet sein.

Kalt ist es in dem Behälter. Der Joghurt ist auch kalt und wird einfach hinein gegeben. Es ist ein 1,8%-iger.

Und dann heißt es rühren, rühren, rühren. Gut, dass so eine Eismaschine ein Rührwerk dafür hat.

Irgendwann wird die Joghurtmasse fest. Oder fester. Wie man auch will. Es sieht jedenfalls schon wie Eis aus.

Ein kleine fruchtige Note dazu kann nicht schaden. Himbeeren oder Brombeeren kann man gut zwischendurch direkt hinein geben, man kann aber auch ein paar Preiselbeeren zum Schluss oben rauf die Sache krönen lassen.

Hm. Erfrischend, säuerlich, fruchtig. Dieses Eis in den Tiefkühler zu stellen zum Nachkühlen, ist keine gute Idee; es wird dann ein Block. Frisch aus der Eismaschine und dann schnell verzehrt ist viel besser. Wer es doch süßen möchte, sollte es mit Läuterzucker probieren (Wasser und Zucker 1:1 mischen, aufkochen und abkühlen lassen) oder vielleicht mit einem Fruchtsirup.

Püree aus der Tüte

Die schönen Bilder in der Werbung sind doch immer wieder verlockend. Und wie schön gerade auch sogenannte Nahrungsmittel dargestellt werden. Ein ganz aktiver (auch in der Werbung) Joghurt aus der Functional-Food-Kollektion wirbt mit seinem neuen Fruchtpüreeanteil. Das haben andere auch schon probiert, überzeugt haben die Fruchtpüreetoppings nicht.
Auch hier entzaubert ein Blick auf die Zutatenliste die vermeintlich hohe Qualität des Produkts. In der Kirschvariante haben wir Joghurt, 8% Fruchtzubereitung, Zucker und das Probiotikum. Knapp 10 g Fruchtzubereitung befindet sich im Becherchen.  Ein Teelöffel Fruchtaufstrich/-konfitüre bringt eine ähnliche Menge auf die Waage. Neben dem Kirschpüree (Was sollte sich sonst in einer Fruchtzubereitung befinden als ein Püree? – Definiere lebensmittelrechtlich den Begriff Püree!) sind Zucker, Fructose, färbende Konzentrate aus Früchten und natürliche Aromen enthalten.
Über letztere habe ich mich hier schon ausgelassen, andere Begrifflichkeiten sind dort auch erklärt. Über Fructose schrieb ich hier schon. Was bleibt also von dem in der Werbung versprochenen Fruchtpüree? Vielleicht ein halber Teelöffel pro Becher. Und die Erkenntnis: Belogen wurden wir nicht, aber wesentliche Informationen wurden vorenthalten. Naja, das wundert aber auch nicht, ist doch die zeitliche Länge und damit der informatorische Gehalt eines Werbespots begrenzt.
Meine Theorie: Wer sich mit normalen ungewaschenen Händen einen Finger voll Kirschkonfitüre aus dem  Glas angelt und das dann in einen Becher Naturjoghurt rührt, tut vermutlich ähnlich gutes für seine Verdauung. Vergleiche dazu die Artikel über die Darmflora und Probiotika bei Wikipedia.

Die Power der Erkenntnis

Die menschliche Darmflora besteht aus mindestens 500 bis 1000 unterschiedlichen Arten von Mikroorganismen, deren Zusammensetzung und Auswahl von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann. Warum es für diese interne Mikrokulturwelt förderlich ist, genau eine Art von diesen Mikroben von außen oral zuzuführen, wird ein ewiges Geheimnis der Functional-Food-herstellenden Industrie sein.
Der kundige Leser wird erahnen, dass es hier um einen aufgepeppten und teuer verkauften Joghurtdrink geht, der vermutlich genauso wertvoll ist wie ein, nur einen Bruchteil davon kostender Naturjoghurt, der mit einem Löffel Fruchtkonfitüre oder -aufstrich verfeinert wurde. Jetzt gibt es diese Fläschchen übrigens nicht nur in normaler Fruchtaromaausstattung, sondern auch lt. Werbung mit extra Power und richtig viel Vitamin C aus der Acerola-Kirsche.
Werfen wir einen Blick auf die Zutatenliste: Joghurt, entrahmte Milch (also verdünnter Joghurt – der Herdnerd), Zucker, Fruchtsaft aus Konzentrat, Traubenzucker, natürliches Aroma und das zugesetzte Probiotikum. Ein Fläschchen (= 100 g) schlägt mit 75 kcal zu Buche, handelsübliche Cola liefert bei gleicher Menge 44 bis 46 kcal. Ok, ein Teil der Energie kommt vom Fett und Eiweiß im Joghurtdrink. Vergleichen wir also auch noch den Kohlenhydrat- bzw. Zuckeranteil pro 100 g: Trinkjoghurt 12,6/12,3 g – Cola 11,5/11,4 g. Huch, da ist in Cola auch weniger drin.
Natürliches Aroma ist ein schöner Begriff. Nur muss ein natürliches Erdbeeraroma nicht aus Erdbeeren, ein natürliches Pfirsicharoma nicht aus Pfirsichen oder ein natürliches Vanillearoma nicht aus Vanille hergestellt sein. Natürlich sind die Aromen auch, wenn sie aus Schimmelpilzen, Zedernholzöl, Abfällen der Zellstoff-Produktion u.a. stammen.
Wo wir gerade von Früchten reden: Der Fruchtsaft der Zutatenliste ist noch genauer definiert: Ananas-, Pfirsich-, Orangen-, Erdbeer- und Acerolasaft. Alle Säfte sind aus Konzentraten hergestellt, was heißt, dass alle Zutaten, die zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands (also vor der Konzentratherstellung) unerlässlich sind, nicht weiter deklariert werden müssen. Dazu gehört natürlich das entzogene Wasser, und vielleicht ja auch ein paar Stoffe, die gut wasserlöslich sind, oder so empfindlich, dass sie den Konzentrationsprozess nicht überstehen. Vitamin C könnte so ein Stoff sein – wasserlöslich und hitzeempfindlich. Da würde es mich nicht wundern, wenn sich im Joghurtdrink letztendlich künstlich erzeugtes Vitamin C befindet.
Der besprochene Trinkjoghurt enthält lt. Packung 1,5 g Acerolasaft, in dem sich dann 22,5 mg Vitamin C befinden. Der Saft einer halben Zitrone in der Cola erbringt etwa den gleichen Wert. Oder ein schönes Zwiebelmettbrötchen. In vielen Zwiebelmett-Produkten ist Vitamin C (=Ascorbinsäure =E300) ein beliebtes Antioxidationsmittel.
Etwa so groß gedruckt wie die Zutatenliste findet sich noch ein ganz wichtiger und nicht zu wenig hervorzuhebener Satz auf der Verpackung: “Unsere Empfehlung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise.” Stimmt! Dazu würde es aber reichen, diesen Satz im Supermarkt auf der Verpackung zu lesen. Kaufen und trinken sind nicht notwendig (außer für den Hersteller). Der Abfüller des Produktes steht übrigens in Belgien, Polen und Spanien wäre auch noch möglich gewesen. Es ist doch erstaunlich, was man alles aus einem Etikett erfährt.