Essen auf Felge

Kennt ihr diese Floskel mit dem “Essen auf Felge”? Das ist keine Art der Präsentation oder der Garnierung mittels Fahrrad- oder Autoersatzteilen, es ist eher eine Anspielung auf die Konsistenz eines Essens, dass man auch ohne Zähne essen könnte, ggf. also ohne die dritten über der “Felge”. Sowas gab’s heute Mittag. Wobei, auch wenn es bisher nicht so klingt, ist es durchaus positiv gemeint. Zumal es auch nicht ganz stimmt: Das Gemüse hatte durchaus noch ein wenig Biss … Also gings doch nicht ganz ohne die Beißerchen, egal, ob eigene oder schon käuflich erworbene.

Geschmorte Rinderbacke auf Wurzelgemüse und KartoffelpüreeZu Möhren, Sellerie und drei Nockerln Kartoffelpüree gesellten sich ein paar Scheiben einer wunderbar zart geschmorten Rinderbacke. Würzig, lecker, ein Genuss. Die schöne Soße darf natürlich auch nicht vergessen werden. Das wirklich knackige war der Salat davor. Und ich würde vermutlich noch sehr viel mehr jubeln – nicht zu unrecht – wenn ich nicht am gestrigen Sonnabend bereits ähnlich konsistent gegessen hätte. Aber ich war bei der Speisenauswahl wohl noch nicht so ganz wach. 😉 Was zwar auch nicht sein kann, brauchte es doch eine gute 3/4 Stunde, bis wir beim Restaurant angekommen waren.

Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass ich diese Woche einen interessanten Artikel über das Kauen gelesen habe. Dass die Essenszerkleinerung im Mund wichtig ist, wissen wir ja eigentlich. “Gut gekaut ist halb verdaut” spricht auch schon der Volksmund. Jeden Bissen – so die Empfehlung – soll man 32 Mal kauen … Nur: Wer macht das schon? Und wenn nicht, warum nicht?

Wird das Essen ausgiebig gekaut, kommt der Rest der Verdauung besser mit dem Speisebrei, der weiter unten ankommt, zurecht. Außerdem erschöpft das längere Kauen und wir essen weniger, was den meisten gut tut. Nur macht bei vielen Speisen diese Vorverarbeitung keinen Spaß, meist, weil entweder die Konsistenz ein andauerndes Kauen nicht wirklich zulässt oder der gute Geschmack nur ein paar Mal kauen durchhält und wir dann eine nichtssagende Masse im Mund haben. Dass das bei industriell hergestellter Nahrung eher passiert als bei selbst erstellter, ist nicht nur Klischee, sondern stimmt meist wirklich.

Aber – so der aktuell gelesene Artikel – das Kauen hat noch einen anderen Nebeneffekt: es steigert den energetischen Grundumsatz unseres Körpers um bis zu 15%. Oder anders herum: Bis zu 15% der zugeführten Energie wird allein fürs Kauen schon wieder verbraucht, was bei vielen durchaus auch wieder als sinnvoll anzusehen ist. Nebenbei bemerkt: Vor längerer Zeit las ich mal, dass Kauen auch die Hirnleistung verbessert, da die Kaubewegungen die Durchblutung unseres Gehirns verbessern.

Es lohnt sich also auf vielerlei Hinsicht, sich Nahrung zuzuführen, bei der ein ausreichendes Kauen eine Weile andauert und auf mehreren Ebenen (Geschmack, Konsistenz, …) Spaß macht. Und wenn es mal nichts zum Kauen gibt, dann sollte das mindestens so gut sein wie das oben abgebildete, so dass der Genuss auch ohne Kauen Spaß macht.

 

2 Gedanken zu „Essen auf Felge“

  1. Interessant zu wissen – obwohl es sich jeder logisch denkende Mensch eigentlich hätte denken können. 🙂
    Der Artikel ist durchaus interessant, aber eine Erhöhung des Grundumsatzes von gerade mal 10% wenn dieser nur bei gerade mal etwas mehr als einem Kilokalorien liegt. Das wäre aus meiner Sicht im normalen Leben absolut zu vernachlässigen und hat höchstens einen akademischen Wert. 😇 Gutes Kauen ersetzt eindeutig keinen Sport oder Bewegung.
    Aber einer guten Verdauung mag es auf jeden Fall zuträglich sein, das steht natürlich außer Frage. Habe mir – um ehrlich zu sein – nie Gedanken darüber gemacht und die meisten Sachen wohl eher gedankenlos herunter geschlungen. Nahrungsaufnahme ist ja häufig eher ein automatisierter Prozess. Daher danke für die Anregung, ich werde mich in Zukunft versuchen mehr auf das Kauen zu konzentrieren. Ob ich natürlich auf 4,5 Stunden wie Schimpansen oder gar 6,6 Stunden wie Orang Utans komme bezweifle ich. 😁

    1. Vermutlich nur, wenn du auch das gleiche (fr)isst wie die Affen. Und, wie gesagt: Kauen verbessert auch die Blutversorgung im Gehirn und damit die Denkleistung.
      Und 10% sind schon viel. Wenn ich mir manchmal die Börsenberichterstattung ansehe und dann bei 3 oder 5% Wertminderung gleich von Kurssturz und “schwarzer Freitag” gemurmelt wird … 😉

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