Schuster, Leisten, Hühner, Nüsse und anderer Quark

„Immer wieder mal was Neues“ denken sich vermutlich auch diverse Hersteller von Nahrungsmitteln. So auch ein bekannter Abfüller von Fruchtsäften und abgeleiteten Getränken, alles keine Durstlöscher, aber als Genussmittel immer mal wieder gern genommen. Mir fiel da neulich ein Fruchtsaftgetränk in die Hände, dessen Beschriftung eine interessante Mischung vermuten ließ. Zu produkttypischen knapp 70% Zuckerwasser kamen auch noch 11% Mangomark und 5% Maracujasaft, um das Wort „Passion“ aufs Etikett drucken zu können. Apfelsaft brachte noch Fruchtigkeit und Süße dazu. Vor dem Wort Passion steht auch noch ein zweites, was nicht unbedingt eine gute Idee gewesen zu sein scheint. Das Getränk nennt sich vollständig „Vanilla Passion“.

Warum keine gute Idee? Geschmacklich war es so la la, aber der Duft aus dem Trinkglas war ein wenig grenzwertig. Das künstliche Vanillearoma in Kombination mit den Früchten ließ alles etwas muffig riechen. Der Zuckergehalt kratzte dazu ein wenig im Hals, was aber auch an einer dezenten Erkältung meinerseits gelegen haben kann. Immerhin lieferte das Getränk ein wenig Vitamin C, war das doch als Antioxidationsmittel Ascorbinsäure zugesetzt.

Fazit: verzichtbar.

Übrigens: Für’s Sonntagmittag habe ich stundenlang gekocht, zum großen Teil schon am Vortag. Wobei das nicht ganz korrekt war, aber irgendwie doch stimmig. Die Aufzeichnung des letzten Snookerfinales vom Freitag bot die richtige Länge, um nach dem ersten Aufkochen etwas Leckeres dezent unterm Siedepunkt zu garen und in den Framepausen nach dem aktuellen Stand der Speise zu schauen oder weitere Zutaten beizugeben. Es wurde zwar nicht das, was als Name auf der Packung der Hauptzutat stand, aber Zitronenfalter falten ja auch keine Zitronen.

Was für ein Quark?!

Beim Wochenendeinkauf fiel mir im Kühlregal eine Quarkzubereitung ins Auge, die mich interessierte. Nur muss ich jetzt sehr mit der Formulierung aufpassen, dass der richtige Sinn rüberkommt. Beim „Quarkgenuss“ (Basis war eine Quark-Joghurt-Mischung) interessierten mich nicht unbedingt die geschmacksgebenden Zutaten (so viel, dass das maßgeblichen Anteil hat, ist es vermutlich sowieso nicht) sondern die Aromastoffe. Die hatte ich im Sommer schon mal bei einem Softeis erlebt und fand sie gut gelungen. Nicht unbedingt, dass sie dem Namen entsprochen hätten, aber der Geschmack an sich war in Ordnung. Ihr kennt das vielleicht mit dem Wassermelonenaroma, das einigen Produkten begeben ist, und das nicht wirklich nach Original-Wasermelone schmeckt, aber durchaus eine interessante Aromatik hat. Ähnliches gilt für Cola-Aroma in Lutschbonbons oder Weichgummis, die an Cola klassisch auch nur entfernt erinnert.

Beim Quark war es übrigens Bratapfel-Aroma. Die paar Alibi-Apfel-Stückchen sind ja zu so einem Geschmack gar nicht fähig, schon gar nicht im Kontext mit aromatisch säuerlichen Quark und Joghurt. Wer schon mal probiert hat, mit Natur-Quark und selbst gekochter Konfitüre sowas wie Fruchtquark nachzubauen, wird sich gewundert haben, welche Mengen Fruchtaufstrich man braucht, um das hinzubekommen. Da fehlen die fruchtfremden Aromastoffe, egal ob „natürlich“ oder nicht. Deswegen: Ich mag die Aromen, die unter dem Namen „Bratapfel“ verwendet werden, ein echte Bratapfelquark braucht vermutlich eine Mischung von Quark zu Bratapfel von 4:1 oder 3:1, was aber dann die quarkige Konsistenz zerstören würde. Irgendwas ist ja immer.

Samstagabend

Wenn sowieso gerade etwas auf dem Herd vor sich hin köchelt, dass auch ein wenig Rauchwürze vertragen kann, sollte man das auch nutzen. Und so gab es gebrühte Knacker im Brötchen zum Abendbrot. Da ihr euch das selbst visualisieren könnt, hab ich mir das Bild mal erspart. Zumal das regionale Produkt (60 km zählt doch noch als regional?) zwar eine optimale Erwärmung widerspiegelte, aber die Rezeptur nicht ganz den Erwartungen entsprach. Legen wir den Mantel des Schweigens – oder umfeldgerecht – die Kochschürze des Schweigens darüber.

Sonntagmittag

Ganz oben schrieb ich ja schon von einem Kratzen im Hals, und der Wochenendeinkauf trieb mir dann die passenden Zutaten in die Hände. Die hatten die Form eines halben Frikasseehuhns und eines Bundes Suppengrüns. Lecker Suppe stand auf dem Plan, und die mache ich gern aus Frikasseehuhn. Die sehr großen Tiere gibt’s auch halbiert und so ein halbes Huhn hat 1,2 kg. Die ehemalige Anwärterin auf den Titel „Verdiente Legehenne des Volkes“ braucht zwar immer ein wenig länger bis zur Verzehrgarung, aber die Brühe …!!! Aber ich hatte ja auch die Länge eines Best-Of-9-Snookerspiels Zeit, irgendwas bei über zweieinhalb Stunden … Was allein aber nicht wirklich reichte, aber da eine neue Qualifikationsrunde gerade gestartet ist und man dort auch mal Spielende sieht, die man sonst nicht so oft auf den Schirm bekommt, gab es genug zum Durchbingen. Insgesamt stand das Huhn am Samstagabend fast 4 Stunden gerade so nicht köchelnd auf dem Herd und am Sonntag auch nochmal eine Weile. Aber dann: 

Hühnersuppe mit KritharakiSind wohl ein bisschen viel Kritharaki geworden, zumindest auf dem Teller. Aber das kommt dabei heraus, wenn der letzte Arbeitsschritt dann doch etwas aufwändiger wird. Brühe in einen zweiten Topf abschöpfen, darin die Nudeln garen, und dann alles auf einem Teller wieder vereinen, wobei das Huhn noch etwas auseinander genommen werden muss. Ich koche die Nudeln deswegen nicht im großen Topf mit, da ich die immer nur bei der Portion dabei mache, die auch gerade gegessen wird. Liegt die Nudel zu lange in der warmen Brühe, wird daraus gern mal ein herzhafter Nudelpudding mit aufgequollener Teigware. Lecker, aber im schlimmsten Fall recht trocken. 

Hühnersuppe mit KritharakiZur Erstellung der Brühe. Erst kam der Vogel ins kalte Wasser, das dann einmal aufgekocht und dann sanft knapp unter dem Simmern gehalten wurde. Salz, Pfefferkörner, Piment, Lorbeerblatt, Knoblauchzehe, eine Spur Chili und die grob zerteilten Zwiebeln kamen dann zeitnah mit dazu. Seeehr viel später folgte dann das Suppengemüse, damit es am Ende der Garzeit genießbar bleibt. Im konkreten Fall nach fast 3 Stunden Knappuntermsimmern. Diese großen Legehennen brauchen eine Weile. Aber die Brühe wird super. 

Hühnersuppe mit KritharakiDie kann man in Flaschen Abfüllen und in der Apotheke verkaufen. Oder wie ich es in SoMe schrieb: „Lecker gehaltvolle Hühnersuppe zum Sonntagmittag. Reinsten Elixier. Zur echten Wiederbelebung reichts zwar nicht, aber zum Zombie würde man Tote schon kriegen. 🍲 🥣😜“

Wie habe ich das doch irgendwo in diesem Internet gerade erst gelesen: 
„Die eierlegende Eierlegende hatte ein Eierlegende.“ Aber hier wurde noch was gutes draus. 

Dessert

Ihr kennt sicher diese quadratische Schokolade mit den ganzen Haselnüssen drin. Naja, zumindest steht’s so drauf. Sowas gibt’s auch ohne Schokolade aber mindestens genauso viel Zucker, der allerdings karamellisiert ist. Das läuft dann unter Haselnusskrokant. Schweinesüß, aber ich mag Haselnüsse sehr. Auch in Karamell. 

Quadratisches HaselnusskrokantUnd da ich kommende Woche sowieso einen Zahnarzttermin habe, erlaube ich es mir mal. 😉 

Quadratisches Haselnusskrokant, SchnittflächeProbiert. Haken dran. Reicht. 

Streuselkuchen und Salami – die es beide nicht waren, und: 2 P.S.

Manchmal habe ich einen Anflug von Gnädigkeit oder Altersgelassenheit oder irgendwie sowas und möchte den veganen/vegetarischen Ersatzprodukten eine Chance geben. Meine Strategie dabei ist (ihr werdet es bereits bemerkt haben), sie nicht als Ersatz- sondern als eigenständiges Produkt zu verstehen. Aber manchmal machen es einem die Hersteller dabei wirklich schwer.

Vegane Salami auf BrötchenAktuell habe ich mich mal an eine vegane Salami auf Basis von Weizen gewagt. Auf der Packung stand auch noch „Feinschmecker Art“. Meine Finger weigern sich fast, das Wort Feinschmecker in Verbindung mit dieser veganen Salami zu schreiben. Aber fangen wir doch sachlich an. Wer das Wort Salami auf die Verpackung schreibt, muss es sich gefallen lassen, auch mit einer Salami verglichen zu werden. Die große Gemeinsamkeit ist offenbar, dass man sie in Scheiben schneiden und auf ein gebuttertes Brötchen legen kann. Dann hört es aber schon auf. Wobei, der Vergleich ist auch aus anderen Gründen schwierig.

Die Vielfalt, in der die klassische Salami auftritt, macht einen Vergleich willkürlich. Nehmen wir als Referenz eine luftgetrockenete italienische Salami, eine deutsche Mettwurst (zum Begriff komme ich gleich nochmal), eine Schlackwurst, eine ungarische Salami oder eine spanische Chorizo? Allen gemeinsam ist ihre Eigenschaft, eine Rohwurst zu sein, die durch Reife, teilweise durch Räuchern haltbar gemacht wurde. Daher auch der Begriff „Dauerwurst“. Und es gibt sie auch als Kochsalami, vermutlich von der Basis her eine Salami, die aber zur Brühwurst wurde. Aussehen und Konsistenz sprechen eher für einen gutmütigen Vergleich mit einer Kochsalami, wobei ich in dem Aspekt neulich mal eine Schinkenwurst hatte, die eher nach der vSalami aussah. Oder umgekehrt. Von der klassischen Rohwurst-Salami hat hat sie nichts. Was am letzten Wort der Produktbeschreibung liegen könnte: „Veganes Erzeugnis nach Art einer Salami auf Basis von Weizen, gegart“ (Hervorhebung von mir).

Das Produkt besteht im wesentlichen aus Wasser, begleitet von 34% Weizengluten, Rapsöl, Aroma, Sonnenblumenprotein, Farbe aus Karotte, Paprika, Rettich und karamelisierter Karotte, Salz, 2% Weizenmehl, Bambusfasern, Gewürze, Traubenzucker, geräuchertes Kochsalz. Fällt Euch da was auf? Mir ja, und das nicht erst beim Lesen, sondern schon beim Probieren. Aroma auf Platz 4 von 15. Das ZEUCH IST VÖLLIG ÜBERAROMATISIERT!! Und ich habe es sogar noch eine Weile belüftet, bevor ich es gegessen habe. Das Aroma erschlägt einen schon beim Öffnen der Packung. Ist die Rezeptur in der Coronazeit entstanden bei erkranktem und von Geschmacklosigkeit betroffenem Testpanel? Anders kann man es sich nicht erklären.

Vegane Salami auf BrötchenIm Nachhinein tat mir ein wenig das gebutterte Brötchen leid, dass diese „Wurst“ tragen musste. Aber es war nur ein einfaches. Zu meinem Amüsement noch ein Satz von der Verpackung: „Ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern“. Bei der intensiven Aromatisierung auch völlig unnötig. Mit dem zarten, tiefen Aroma einer wunderbaren luftgetrocketen Salami hat dieses Produkt absolut nix, aber auch gar nix zu tun. Will man dieses mit der Schneide eines Skalpells vergleichen, ist die vegane Salami eine Axt oder eine benzinmotorbetriebene Kettensäge.

Auf den Begriff Mettwurst wollte ich noch zurückkommen. Er hat was mit dem Pfannkuchen gemeinsam. Es gibt Orte, da ist das eine Art dicker Crepé, anderswo ein in Fett gebackener Hefeteigballen („Berliner“), der nach dem Backen mit Marmelade – Witzbolde tun auch gern Senf hinein – gefüllt wird. Ähnlich ist es mit der Mettwurst (die nicht mit Mettenden zu verwechseln ist, die anderswo auch Knacker heißen). Ich kenne Mettwurst als große, gereifte Dauerwurst, die beim Fleischer an der Rückwand hinterm Tresen an der Wand hing. Da hängen anderswo auch die auf gleiche Art hergestellten Salamis, dort in der Gegend wird dann gern auch Teewurst als Mettwurst bezeichnet. Zwiebelmett ist wieder was ganz anderes, das macht ja eher was auf frisch (was es natürlich nicht ist). Ich verbinde mit dem Wort Salami eher die luftgetrockneten Varianten, Mettwurst ist eine ungetrocknete Salami im Querschnitt von ca. 10 cm. Jochen Malmsheimer hat es in seinem legendären Stück über das Wurstbrot besungen.

Sonntag(nach)mittag

Manchmal ist es schon komisch mit den Augen. 😉 Aber die Story fängt anders an. Wenn man mit medizinischer Unterstützung sein Gewicht reduziert (ich hatte es neulich schon mal erwähnt), muss man sein Verhalten flexibel an die Gegebenheiten anpassen. Die Abnehmspritze greift relativ rigoros in das Verhalten des Körpers auf Nahrung ein, das muss man geschehen lassen und dabei nicht an alten Gewohnheiten festhalten. Die Geschichte mit den 3 oder 5 Mahlzeiten am Tag wird obsolet, es gibt dann Tage, wo ich abends zwei belegte Brote/Brötchen esse, bei der letzten Hälfte wird mir beim Anblick schon ein wenig schlecht, aber über den Tag habe ich nur getrunken und am Nachmittag einmal mit ein wenig Schokolade einen kleinen Hänger überwunden (weil ich auf eine richtige Mahlzeit keinen Bock hatte). ICH WEIß: Über die Inhalte kann man streiten, an der Qualität des Essens arbeite ich noch. Gerade, wenn man so wenig isst, muss das, was man isst, gut sein. Ganz so weit bin ich noch nicht. Und das Beispiel ist auch ein Extremfall (wenn auch kein einzelner). Normalerweise gibts dann doch ein kleines Mittag (so spät es geht und die Kollegen es zulassen) und abends dann das Äquivalent eines belegten Brötchens. Dazu noch etwas snackfähiges Obst oder Gemüse und ich platze fast. Der Wirkstoff schlägt voll zu und ich lasse es zu. Es bleibt aber auch fast nix anderes übrig. Wenn ich dann am Wochenende etwas mehr Muße zum Essen habe, ist mir spätestens am Samstagabend so vollfressschlecht, dass ich am Sonntag fast gar nichts esse. Oder ich passe eben auch und gönne mir doch am hl. Sonntag etwas feines.

Was die Spritze übrigens nicht ändert, ist das Einkaufsverhalten. Da muss dann der Kopf mitarbeiten. Aber was man schon mal gekauft hat, muss dann irgendwann auch mal verbraucht werden. In der Hoffnung, es ist dann nicht überfällig oder verdorben. Leider hat sich mein Bio-Müll-Kontingent durch Verderb doch ein wenig erhöht in der letzten Zeit, aber das Einkaufsverhalten passt sich mittlerweile an und alles wird gut.

Wenn man also nur noch eine „große“ Mahlzeit am Tag isst, aber auch „alte“ Vorräte abbauen will, dann ist irgendwann auch der Streuselkuchen mal dran, den ich im Augenwinkel im Tiefkühlfach schon öfters gesehen hatte. Also gab es diesen Sonntag eine süße Hauptmahlzeit. Dachte ich. Bis ich den „Streuselkuchen“ zum Auftauen aus dem Frost nahm. Der Streuselkuchen:

Streuselkuchen oder?Kenner von Tiefkühlkost werden die Verpackung vielleicht erkannt haben. Was da so streuselig aussieht, ist was ganz anderes.

Fischfilet mit einer Champignon-KnusperkrusteHiermit möchte ich ausdrücklich nicht auf den marginalen Unterschied zwischen Bild und Wirklichkeit hinweisen. Überhaupt nicht …
Ich bin ja flexibel, habe fix eine Kartoffel geschält, sie gegart, gequetscht, leicht bemilcht und bebuttert und dann neben den Fisch gegeben.

Fischfilet unter Knusperkruste mit Champignons und StampfkartoffelnVielleicht hätte ich den Belag zwischendurch beim Garen auflockern sollen?

Fischfilet unter Knusperkruste mit Champignons und StampfkartoffelnFür Industrieware war es geschmacklich nicht schlecht, wobei die Kombination von Fisch und Pilzen vielleicht etwas gewagt war. Aber warum nicht. Der Fisch war saftig, die Knusperkruste nur im Ansatz ganz wenig knusprig, der Pilz kam aber geschmacklich gut raus. Streng nach Packungsaufdruck zubereitet. Die geschälte Kartoffel wurde in der Mikrowelle gegart (natürlich in einem MW-geeigneten Gefäß, leicht feucht), mit Salz, Pfeffer und Muskat gewürzt, etwas Milch und Butter dazu und dann gequetscht. Fertig.

P.S.: Liebe Lidl’s/Kania’s, wenn ihr schon Bio-Produkte eindost (im konkreten eure Weinblätter mit Reis), dann zerstört sie nicht auf dem Weg zum Kunden. Zerstören heißt in dem Fall: Übergart nicht den Inhalt. Der Reis ist eine leicht strukturierte Matschepampe. Schrecklich. Und so schade um die teueren Bio-Zutaten, wenn ihnen jeder kulinarische Wert geraubt wird.

P.S.II: Liebe Granini’s, ich mag ja „Die Limo“, hole sie mir gern. Aber bleibt bei den Ursprüngen und verwendet keine Aromen! Auch nicht bei den Zero-Varianten. Nehmt den Original-Saft, auch wenn dadurch ein paar Kalorien mehr in die Flasche kommen. Bei Zero geht es darum, keinen separaten Zucker zuzusetzen. Zucker, der über die Früchte mitkommt, ist okay. Die Aromen (konkret: das Mango-Aroma) schmecken so abschreckend künstlich, das ist nicht euer Qualitätsniveau.

Verpasste Chancen

Unter dem Label „Limonade“ werden eine Reihe industriell hergestellter Getränke erzeugt, die mit erfrischender Durstlöschung bzw. mit gesunder Ernährung so wenig zu tun haben wie nur irgendwas. Sicher: Es mag ein paar positive Ausnahmen geben, die sind dann aber meist elitärer, als sie es normalerweise sein müssten. Aber auch die Massenhersteller bringen immer mal wieder was neues heraus, dass man sich wohlwollend ansehen kann.
So hat jetzt eine große Saftmarke drei Limonaden auf den Markt geworfen, die die Chance auf eine positive Erwähnung beim Herdnerd hätten. Als Orange+Lemongrass, Pink Grapefruit+Cranberry und Limette+Zitrone sollen sie das Käufer- und Trinkerherz erfreuen und natürlich auch die Zunge zu Freudensprüngen hinreißen. Allein, vermutlich im Bestreben, doch wieder so massentauglich wie möglich zu werden, wird der mögliche eigene Charakter und ggf. das positive Image doch wieder um Längen verfehlt.
Was positiv auffällt, sind die hohen Anteile von Fruchtsaft in den Limonaden. Mindestens 18% bei Orange und Grapefruit, mindestens 10% bei Limette sind zu verzeichnen. Da können sich die Mitbewerber aber eine dicke Scheibe abschneiden. Gesüßt wird mit Rohrzucker; das allerdings wieder in einem Maße, dass den bisherigen Vorteil ins Gegenteil verkehrt. Die Limetten+Zitronen-Variante hat dadurch mehr Kalorien als eine herkömmliche Cola (oder ein herkömmlicher Orangensaft).
Rohrzucker hat eine eigentlich positive Eigenschaft. Sicher, er ist genauso Träger sinnloser Energie wie normaler Haushaltszucker, aber er besitzt außer seiner Süße eben noch einen Eigengeschmack. Und da bei der Zugabe des Rohrzuckers zu den Limos eben doch übertrieben wurde, schmeckt man in einem Fall sogar den Rohrzucker raus, womit ich nicht nur die Süße meine. Bei Zimmertemperatur sind die drei Limos beinahe ungenießbar süß, im kalten Zustand – unser Geschmacksempfinden für Süße ist temperaturabhängig – geht’s. Das soll erfrischend sein?
Neben dem Übermaß an Zucker gibt es dann noch ein paar kleine Fauxpas: Der Hersteller konnte sich nicht zurückhalten, auch noch zusätzlich zu aromatisieren. Lemongras liegt zum Beispiel nur als Aroma aber nicht als echte Zutat vor. Dafür sind in der Limo sogar noch konzentrierter Mandarinen- und Grapefruitsaft enthalten. Immerhin. Alle anderen namensgebenden Zutaten sind auch nochmal als Aroma vertreten.
So hat Granini mit Die Limo zwar einen schönen Ansatz, aber die Ausführung lässt noch zu wünschen übrig. Einfach mal die Hälfte des Zuckers weglassen. Das kann doch nicht so schwer sein. Ich trinke doch auch schon seit Jahren Fruchtschorlen aus Saft im Verhältnis 1:4, die sind doch lecker. Auch kalt.