Streuselkuchen und Salami – die es beide nicht waren, und: 2 P.S.

Manchmal habe ich einen Anflug von Gnädigkeit oder Altersgelassenheit oder irgendwie sowas und möchte den veganen/vegetarischen Ersatzprodukten eine Chance geben. Meine Strategie dabei ist (ihr werdet es bereits bemerkt haben), sie nicht als Ersatz- sondern als eigenständiges Produkt zu verstehen. Aber manchmal machen es einem die Hersteller dabei wirklich schwer.

Vegane Salami auf BrötchenAktuell habe ich mich mal an eine vegane Salami auf Basis von Weizen gewagt. Auf der Packung stand auch noch “Feinschmecker Art”. Meine Finger weigern sich fast, das Wort Feinschmecker in Verbindung mit dieser veganen Salami zu schreiben. Aber fangen wir doch sachlich an. Wer das Wort Salami auf die Verpackung schreibt, muss es sich gefallen lassen, auch mit einer Salami verglichen zu werden. Die große Gemeinsamkeit ist offenbar, dass man sie in Scheiben schneiden und auf ein gebuttertes Brötchen legen kann. Dann hört es aber schon auf. Wobei, der Vergleich ist auch aus anderen Gründen schwierig.

Die Vielfalt, in der die klassische Salami auftritt, macht einen Vergleich willkürlich. Nehmen wir als Referenz eine luftgetrockenete italienische Salami, eine deutsche Mettwurst (zum Begriff komme ich gleich nochmal), eine Schlackwurst, eine ungarische Salami oder eine spanische Chorizo? Allen gemeinsam ist ihre Eigenschaft, eine Rohwurst zu sein, die durch Reife, teilweise durch Räuchern haltbar gemacht wurde. Daher auch der Begriff “Dauerwurst”. Und es gibt sie auch als Kochsalami, vermutlich von der Basis her eine Salami, die aber zur Brühwurst wurde. Aussehen und Konsistenz sprechen eher für einen gutmütigen Vergleich mit einer Kochsalami, wobei ich in dem Aspekt neulich mal eine Schinkenwurst hatte, die eher nach der vSalami aussah. Oder umgekehrt. Von der klassischen Rohwurst-Salami hat hat sie nichts. Was am letzten Wort der Produktbeschreibung liegen könnte: “Veganes Erzeugnis nach Art einer Salami auf Basis von Weizen, gegart” (Hervorhebung von mir).

Das Produkt besteht im wesentlichen aus Wasser, begleitet von 34% Weizengluten, Rapsöl, Aroma, Sonnenblumenprotein, Farbe aus Karotte, Paprika, Rettich und karamelisierter Karotte, Salz, 2% Weizenmehl, Bambusfasern, Gewürze, Traubenzucker, geräuchertes Kochsalz. Fällt Euch da was auf? Mir ja, und das nicht erst beim Lesen, sondern schon beim Probieren. Aroma auf Platz 4 von 15. Das ZEUCH IST VÖLLIG ÜBERAROMATISIERT!! Und ich habe es sogar noch eine Weile belüftet, bevor ich es gegessen habe. Das Aroma erschlägt einen schon beim Öffnen der Packung. Ist die Rezeptur in der Coronazeit entstanden bei erkranktem und von Geschmacklosigkeit betroffenem Testpanel? Anders kann man es sich nicht erklären.

Vegane Salami auf BrötchenIm Nachhinein tat mir ein wenig das gebutterte Brötchen leid, dass diese “Wurst” tragen musste. Aber es war nur ein einfaches. Zu meinem Amüsement noch ein Satz von der Verpackung: “Ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern”. Bei der intensiven Aromatisierung auch völlig unnötig. Mit dem zarten, tiefen Aroma einer wunderbaren luftgetrocketen Salami hat dieses Produkt absolut nix, aber auch gar nix zu tun. Will man dieses mit der Schneide eines Skalpells vergleichen, ist die vegane Salami eine Axt oder eine benzinmotorbetriebene Kettensäge.

Auf den Begriff Mettwurst wollte ich noch zurückkommen. Er hat was mit dem Pfannkuchen gemeinsam. Es gibt Orte, da ist das eine Art dicker Crepé, anderswo ein in Fett gebackener Hefeteigballen (“Berliner”), der nach dem Backen mit Marmelade – Witzbolde tun auch gern Senf hinein – gefüllt wird. Ähnlich ist es mit der Mettwurst (die nicht mit Mettenden zu verwechseln ist, die anderswo auch Knacker heißen). Ich kenne Mettwurst als große, gereifte Dauerwurst, die beim Fleischer an der Rückwand hinterm Tresen an der Wand hing. Da hängen anderswo auch die auf gleiche Art hergestellten Salamis, dort in der Gegend wird dann gern auch Teewurst als Mettwurst bezeichnet. Zwiebelmett ist wieder was ganz anderes, das macht ja eher was auf frisch (was es natürlich nicht ist). Ich verbinde mit dem Wort Salami eher die luftgetrockneten Varianten, Mettwurst ist eine ungetrocknete Salami im Querschnitt von ca. 10 cm. Jochen Malmsheimer hat es in seinem legendären Stück über das Wurstbrot besungen.

Sonntag(nach)mittag

Manchmal ist es schon komisch mit den Augen. 😉 Aber die Story fängt anders an. Wenn man mit medizinischer Unterstützung sein Gewicht reduziert (ich hatte es neulich schon mal erwähnt), muss man sein Verhalten flexibel an die Gegebenheiten anpassen. Die Abnehmspritze greift relativ rigoros in das Verhalten des Körpers auf Nahrung ein, das muss man geschehen lassen und dabei nicht an alten Gewohnheiten festhalten. Die Geschichte mit den 3 oder 5 Mahlzeiten am Tag wird obsolet, es gibt dann Tage, wo ich abends zwei belegte Brote/Brötchen esse, bei der letzten Hälfte wird mir beim Anblick schon ein wenig schlecht, aber über den Tag habe ich nur getrunken und am Nachmittag einmal mit ein wenig Schokolade einen kleinen Hänger überwunden (weil ich auf eine richtige Mahlzeit keinen Bock hatte). ICH WEIß: Über die Inhalte kann man streiten, an der Qualität des Essens arbeite ich noch. Gerade, wenn man so wenig isst, muss das, was man isst, gut sein. Ganz so weit bin ich noch nicht. Und das Beispiel ist auch ein Extremfall (wenn auch kein einzelner). Normalerweise gibts dann doch ein kleines Mittag (so spät es geht und die Kollegen es zulassen) und abends dann das Äquivalent eines belegten Brötchens. Dazu noch etwas snackfähiges Obst oder Gemüse und ich platze fast. Der Wirkstoff schlägt voll zu und ich lasse es zu. Es bleibt aber auch fast nix anderes übrig. Wenn ich dann am Wochenende etwas mehr Muße zum Essen habe, ist mir spätestens am Samstagabend so vollfressschlecht, dass ich am Sonntag fast gar nichts esse. Oder ich passe eben auch und gönne mir doch am hl. Sonntag etwas feines.

Was die Spritze übrigens nicht ändert, ist das Einkaufsverhalten. Da muss dann der Kopf mitarbeiten. Aber was man schon mal gekauft hat, muss dann irgendwann auch mal verbraucht werden. In der Hoffnung, es ist dann nicht überfällig oder verdorben. Leider hat sich mein Bio-Müll-Kontingent durch Verderb doch ein wenig erhöht in der letzten Zeit, aber das Einkaufsverhalten passt sich mittlerweile an und alles wird gut.

Wenn man also nur noch eine “große” Mahlzeit am Tag isst, aber auch “alte” Vorräte abbauen will, dann ist irgendwann auch der Streuselkuchen mal dran, den ich im Augenwinkel im Tiefkühlfach schon öfters gesehen hatte. Also gab es diesen Sonntag eine süße Hauptmahlzeit. Dachte ich. Bis ich den “Streuselkuchen” zum Auftauen aus dem Frost nahm. Der Streuselkuchen:

Streuselkuchen oder?Kenner von Tiefkühlkost werden die Verpackung vielleicht erkannt haben. Was da so streuselig aussieht, ist was ganz anderes.

Fischfilet mit einer Champignon-KnusperkrusteHiermit möchte ich ausdrücklich nicht auf den marginalen Unterschied zwischen Bild und Wirklichkeit hinweisen. Überhaupt nicht …
Ich bin ja flexibel, habe fix eine Kartoffel geschält, sie gegart, gequetscht, leicht bemilcht und bebuttert und dann neben den Fisch gegeben.

Fischfilet unter Knusperkruste mit Champignons und StampfkartoffelnVielleicht hätte ich den Belag zwischendurch beim Garen auflockern sollen?

Fischfilet unter Knusperkruste mit Champignons und StampfkartoffelnFür Industrieware war es geschmacklich nicht schlecht, wobei die Kombination von Fisch und Pilzen vielleicht etwas gewagt war. Aber warum nicht. Der Fisch war saftig, die Knusperkruste nur im Ansatz ganz wenig knusprig, der Pilz kam aber geschmacklich gut raus. Streng nach Packungsaufdruck zubereitet. Die geschälte Kartoffel wurde in der Mikrowelle gegart (natürlich in einem MW-geeigneten Gefäß, leicht feucht), mit Salz, Pfeffer und Muskat gewürzt, etwas Milch und Butter dazu und dann gequetscht. Fertig.

P.S.: Liebe Lidl’s/Kania’s, wenn ihr schon Bio-Produkte eindost (im konkreten eure Weinblätter mit Reis), dann zerstört sie nicht auf dem Weg zum Kunden. Zerstören heißt in dem Fall: Übergart nicht den Inhalt. Der Reis ist eine leicht strukturierte Matschepampe. Schrecklich. Und so schade um die teueren Bio-Zutaten, wenn ihnen jeder kulinarische Wert geraubt wird.

P.S.II: Liebe Granini’s, ich mag ja “Die Limo”, hole sie mir gern. Aber bleibt bei den Ursprüngen und verwendet keine Aromen! Auch nicht bei den Zero-Varianten. Nehmt den Original-Saft, auch wenn dadurch ein paar Kalorien mehr in die Flasche kommen. Bei Zero geht es darum, keinen separaten Zucker zuzusetzen. Zucker, der über die Früchte mitkommt, ist okay. Die Aromen (konkret: das Mango-Aroma) schmecken so abschreckend künstlich, das ist nicht euer Qualitätsniveau.

Alles schmeckt besser, wenn man es mit Käse überbackt

Ein altes Klischee? Ein stimmiges Klischee? Und dann auch noch das Wort “Alles” in dem Satz in der Überschrift. Hmmm. Vermutlich muss man aber wenigstens Käse mögen, damit die Aussage überhaupt stimmen kann.
Käseschicht auf ...?Was hier wie eine große Schale mit Vanillepudding aussieht, ist eine Auflaufform, die zum einen noch ein paar Minütchen länger im Ofen hätte bleiben können und zum anderen einfach nur vorher mit ein paar Scheiben Käse abgedeckt wurde. Der stiftelne Einsatz eines Messers vorneweg wäre vermutlich eine gute Idee gewesen. So erweist sich die “Käsekruste” als geschlossene Käsedecke, die das drunter aber gut verbirgt.
Käseschicht auf ...?Bei den Beulen bin ich mir nicht ganz sicher, wo die herkommen. Sicher spielte die Hitze im Ofen eine entscheidende Rolle, aber vielleicht auch die Löcher, die im kalten Zustand in den Käsescheiben enthalten waren. Oder es sind nur ein paar Abdrücke des leicht stückigen Untendrunters.
Da ist noch Suppe drunterDas Drunter ist übrigens eine leicht carnivorisierte Gemüsesuppe. Kartoffeln und Möhren – klein geschnitten – bildeten die Basis, auch etwas Lauch und eine Zwiebel sind anwesend. Das wurde alles in einen Topf geschnibbelt, mit Salz und Pfeffer versetzt, mit Majoran, Thymian, Cayennepfeffer, Knoblauch ergänzt und soweit mit Wasser aufgefüllt, dass es fast bedeckt war. Alles wurde einmal aufgekocht und dann so lange sanft simmern gelassen, bis die mehlig kochenden Kartoffeln anfingen zu zerfallen. Ein Kartoffelstampfer unterstützte den Vorgang der Bindung ebenso wie zwei Esslöffel Frischkäse mit Meerrettich, der dann auch geschmacklich noch was mitgab.
Apropos Geschmack: Die leichte Carnivorisierung bestand aus einer zerpflückten, gut geräucherten, groben Mettwurst, die so weich war, dass ein Scheibenschneiden nicht wirklich Ergebnisse zeigte. Beim Kochvorgang zerfiel die Wurst sowieso, verteilte sich und ihren Rauchgeschmack in der ganzen Suppe. So sollte es auch werden.
Schnittkäsescheiben auf einem Auflauf werden eine geschlossene Decke, die schlecht bräunt. Vermutlich wäre die Draufgabe von etwas Parmesan durchaus förderlich gewesen. Allein mit einem Löffel kommt man durch die Schicht gut durch. Durch die doch etwas flüssigere Unterlage war ein Schneiden auch nicht so einfach. Aber geschmeckt hat’s, und das ist das wichtigste. Wie man es sinnvoll in den Mund bekommt, kann jeder selber ausprobieren.