Ein paar freie Tage zu haben, ist doch immer wieder mal was feines. Nun gut, die ersten Tage des kleinen Urlaubs waren planmäßig eher ein Arbeitsurlaub: Es gab noch einige private Sachen zu erledigen. Außerdem fühlte ich mich mal wieder wie ein Student kurz vor der Prüfung, wenngleich ich mein Gewissen aber nicht durch lernen beschwichtigen konnte. Letztendlich ist es der lange herbeigesehnte Höhepunkt einer Reihe von Ereignissen, die ich ggf. mal hier auswerten werde, wenn ich aus dem Glückstaumel des Bestehens oder dem Ärgernis des Nichtbestehens herausgetreten bin.
Aber freie Tage bieten die Möglichkeit des früheren Einkaufens und damit auch den Besuch meines Lieblingsfleischers. Nach 18 Uhr (meine sonst normale Zeit des Einkaufens) ist der nämlich immer schon geschlossen. Angeregt durch einen Tweet kam ich auf die Idee, mal wieder Hackepeter zu erstehen. Über Sommer und bei größerer Außenhitze mache ich das nicht, und so boten auch die kühlen Umgebungstemperaturen eine gute Möglichkeit.
Leider war ich nicht mehr in Übung 😉 und habe mich etwas verwürzt. Oder nicht gut genug umrührgeknetet. Kann auch sein. Aber lecker war es trotzdem. Immerhin habe ich die Zweibelwürfel gut in die Hackmasse eingearbeitet, man sieht sie kaum noch. Aber eine ganz andere Frage drängt sich dabei auf:
Eine Frage, die eigentlich als “Nutella-Frage” in die sozialen Medien eingegangen ist und die ich auch schon beackert habe: Mit Butter oder ohne. Oder gar mit etwas anderem? Auf den in Schnittchen geschnittenen Dinkelspitz (eine Art Baguette, nur eben aus Dinkel, wurde durch den Bäcker neben dem Fleischer feilgeboten), ist der aromatische Anteil der Butter am Gesamtgeschmack recht klein. Was aber auch an meiner leichten Überwürzung gelegen haben könnte. Ich fürchte, ich muss da noch mal eine Testreihe machen. 😉
Aber lecker war’s. Nach der langen Zeit seit dem letzten Mal.
Apropos lange Zeit. Irgendwie durchfuhr mich vor längerer Zeit mal der Wunsch, eine Silz-Dall-Gurke zu verspeisen. Und jahaa: Ich weiß, dass das Salz-Dill-Gurke heißt, milchsauer vergoren und u.a. mit Dill gewürzt ist. Nicht so lasch wie viele Gewürzgurken, aber in kleinen Dosen gut genießbar. Allein: Je mehr ich die Sauerkonservenregale einiger Lebensmitteleinzelhändler frequentierte, desto weniger wurde ich fündig. Mittlerweile habe ich welche gefunden, hatte aber vorher auch schon mal bei einer potenzieller “Ersatzdroge” zugegriffen: Dill-Schnitten. Leider erwies sich das Produkt als Fehlgriff. Natürlich wusste ich, dass das “nur” Gewürzgurken in Scheiben mit einem nennenswerten Dill-Anteil sind und keine Salzgurken. Aber trotzdem waren sie enttäuschend. Von der Konsistenz her völlig übergart (also sehr weich), dafür war vom Dill wenig zu spüren. Aromatisch wurde er aber durch übermäßigen Zucker ersetzt. Alles in allem also kein Produkt, dass ich nochmal kaufen werde. Schade eigentlich. Es hätte im Ansatz recht gut werden können. Mein Versuch, durch Kühlung einen Unterschied im Vergleich zum vorratschrankwarmen Produkt herzustellen, schlug sich nur ein wenig auf’s Süßempfinden nieder. Die Scheiben blieben labsch.
Sonntagmittag
Hurra, ich bin 12 Jahre alt! Wobei dieser Satz in mehreren Ebenen nicht stimmt. Spätestens dadurch, dass ich die DDR noch bewusst selbst erlebt habe (offenbar nur anders als manche anderen), steht fest, dass mein kalendarisches 12. Lebensjahr schon eine Weile zurück liegt. Mein kulinarisches Alter war aber – wenn auch etwas klischeebesessen – am Sonntag 12.
Nudeln mit Ketchup und “Bärentatzen”. Sie hießen die Teile bei uns früher. Hergestellt aus Bockwurst, kunstvoll eingeschnitten und dann sanft gebraten. Und ja: Es war eine Bockwurst meines Lieblingsfleischers und es ist die beste Bockwurst, die man hier in der Gegend für Geld kaufen kann und die ich kenne.
Die Bockwurst wurde in drei etwa gleich große Stücke zerschnitten. Die Stücke wurden dann der Länge nach halbiert und ein wenig an den Enden eingeschnitten. Braten. Fertig. Die Nudeln wurden gekocht, anschließend entwässert und dann so lange mit Ketchup übergossen, bis sie schön ummantelt aus dem Topf kamen. Etwas Hitze unterm Topf erwärmte den Ketchup zusätzlich.
Das ganze ist übrigens ein Gericht, dass ich als Kind so nie gegessen habe. Nudeln mit Ketchup sind mir wirklich erst als Erwachsener vor einigen Jahren ins Bewusstsein geraten. Zu Hause gab es sowas nicht. Das könnte unter anderem daran liegen, dass Ketchup auch eher ein seltenes Produkt war. Der Werderaner Ketchup war Bückware. Aber als guter DDR-Bürger mochte ich ihn auch nicht. Bis heute nutze ich Ketchup eher selten, aber wegen eines Fehlkaufs hatte ich plötzlich 2 Flaschen davon im Kühlschrank. Nungut, das Problem hat sich damit erledigt. Die vorher halbleere ist jetzt leer.
Es gibt noch einen Grund, dass ich das Gericht zu Kinderzeiten so nicht gegessen haben kann: Die Nudeln sind aus Vollkorn, was ja auch eher eine neumodische Erfindung ist, zumindest auf den allgemeinen Erfahrungshorizont bezogen. Die Bärentatzen sind sind aber eine echte Erinnerung an früher …
Apropos modern. Nach aktuell gültigen Lebensmittelklischees fehlt dem Gericht auf jeden Fall noch was grünes. Das hatte ich aber dazu. Zumindest beim Essen.
Die aktuellen (mittlerweile beendeten) British Open im Snooker boten mit der ersten Finalrunde das Rahmenprogramm. Und wenn das nichts grünes ist, weiß ich auch nicht. 😉