Manchmal hat man ja so Gedanken, was man gern mal machen möchte. Nur macht man es dann nicht, weil man nicht nerven will, oder Angst hat. Oder was auch immer. So spiele ich mit der Idee, beim nächsten Essengehen mal mit der Anspielung auf die heimischen Bauern bzw. die heimische Land- und Forstwirtschaft mit die Gerichte der Karte empfehlen zu lassen, die mit einem möglichst hohen Anteil Zutaten aus heimischer, regionaler Erzeugung daherkommen. Da ich aber schon weiß, wo es das nächste mal hingeht … Ich werde es nicht tun. Ich bin eben doch ein Schisssack. 😉
Aber in einer Gaststätte sitzen und durch die Gegend grinsen. Idealerweise passiert das nach einem guten Essen, manchmal aber auch schon davor. So wie neulich. An einem Tisch in meiner Blickrichtung sitzt ein älteres Paar, sie – wie immer – ein wenig feiner angezogen als er, und bekommen ihr bestelltes Essen. Was es genau war, habe ich nicht gesehen, aber er hatte offenbar ein Gericht erwischt, bei dem extra Soße in einer begleitenden Sauciere gereicht wurde (das Wikipedia-Bild trifft genau, was ich meine). Er verteilte einen Teil davon auf dem Teller und streifte den anhängenden Schlusstropfen mit seiner Gabel vom Soßengefäß ab. Vielleicht nicht ganz stilecht, aber halbwegs elegant. Als er einige Zeit später wieder zur Sauciere griff und sich Soße nachgab, schaute er sich, das Soßenkännchen noch in der Hand, kurz verstohlen ein wenig prüfend um, um anschließend den Resttropfen schnell von der Tülle abzulecken. Es blieb wohl in der direkten Umgebung unbemerkt, selbst seine Frau war zu beschäftigt auf den Tellerinhalt fokussiert, um diesen kleinen Fauxpas mitzubekommen. Seine Blicke – Ausdruck absoluter Unschuldigkeit – waren einfach nur süüüß. Dass ich die Szene bemerkt hatte, blieb ihm offenbar verborgen. 😉 Es hob meine Stimmung aber merklich und ich musste immer wieder ein wenig lächeln, wenn ich in die Richtung des Tisches sah …
Sonntagmittag
Das letzte Gericht hat wahrscheinlich einen recht hohen Regionalanteil. Man erkennt es unter anderem sogar am Namen der Gerichte. Zumindest bei der kleinen Vorspeise, die ich mir mal wieder gönnte. Leider war das letzte Mal schon so lange her, dass ich gleich darüber hergefallen bin, mir fiel zu spät ein, dass ich das ja noch fotografieren wollte.
Deswegen ist dieses Damwildcarpaccio schon ein wenig angeknabbert. Neben vielen anderen positiven Dingen, die man über diesen Teller sagen kann, ist die Speise nicht in einer Vignigrette ertrunken, wie ich es auch schon anderswo erlebt habe. Essig und Öl standen griffbnereit dabei, aber ich esse sowas ja nicht, um Vignigrette zu essen, es kommt mir auf die anderen Zutaten an, natürlich vor allem das Fleisch an. Die dezente Rucola-Auflage und die anderen Sachen hatten genau das richtige Maß und ich war sehr glücklich, mir diese kleine Vorspeise bestellt zu haben.
Als Hauptgericht gab es Königsberger Klopse. Die letzten sind noch nicht so lange her, aber die waren ein guter Antrieb dafür, es anderswo nochmals zu probieren. Und es gab den Klassiker, schön mit Rote Bete und Kartoffelstampf. Aber doch wieder ganz anders.
Auf einem heißen Teller lag ein Carpaccio von Roter Bete, darauf fanden sich 4 Klopse, die mit einer schönen, wenn auch geringquantifizierten (es war wenig) Soße überdeckt waren, rundum dann ein paar Kügelchen zarten Kartoffelstampf. Lecker.
Wirklich eine schöne Idee und auch noch gut zubereitet. Da passte alles. Eine schöne Gelegenheit, nach dem Verzehr hinterher am Tisch zu sitzen und wohlig vor sich hinzugrinsen.