Herbstliche Trilogie – Teil 1

Mal sehen, wie viele Teile meine “Herbstliche Trilogie” wohl bekommen wird. Konrad Beikircher fasste seinerzeit auch mehrere seiner Programme zu einer rheinischen Trilogie zusammen, und waren es am Ende 12 oder 16 Teile? Egal*. So viel wird es bei mir nicht, denn der Winter naht und die Feiertage werfen ihre Schatten voraus.

Intermezzo

Gelegentlich bin ich auch mal für etwas Werbesprech empfänglich. Vielleicht nicht auf die Art und Weise, wie sich die Absender erhoffen. Aber wenn auf einem Produkt “Neue Rezeptur” steht oder etwas vergleichbares, ist meine Neugier geweckt, was sich die Hersteller denn jetzt wieder haben einfallen lassen, um bei noch billigerer Produktion den Kunden noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, was ja ein allgemeines Grundprinzip ist.

Diesmal war etwas “Jetzt noch LECKERER! und sowas lockt natürlich. Zumal ich Produkte aus vergleichbarer Produktion und sehr ähnlichem Anliegen schon mit eher unterdurchschnittlichen Ergebnissen für mich getestet hatte. Dieses Mal fiel mir ein “Veganes Erzeugnis nach Art einer Leberwurst mit Apfel und Zwiebel auf Basis von Erbsen, gegart” in den Warenkorb und ich war neugierig. Die Kombination von Leberwurst mit Äpfel und Zwiebeln ist klassisch, habe ich das hier im Blog auch schon mal gezeigt. Leberwurstbrötchen, belegft mit Apfel- und Zwiebelwürfel, die in der Pfanne angebraten wurdenHier also eine schöne grobe Leberwurst, belegt mit in der Pfanne gebratenen Apfel- und Zwiebelwürfeln auf einem frischen Brötchen. Lecker.
Leberwurstbrötchen, belegft mit Apfel- und Zwiebelwürfel, die in der Pfanne angebraten wurdenDass ich mich von meiner Vorliebe für grobe Leberwürste bei dem noch leckereren Produkt werde verabschieden müssen, war mir schon klar. Aber man soll ja tolerant sein. Allein nur: Dem Produkt ging noch mehr ab. Aber immerhin auch das erbswurstige, was ich noch bei anderen Produkten bemängelt hatte. Und Erbsen bildeten auch hier die Basis. Oder auch nicht.

Es war erstaunlich, wie ein Produkt, dass zu 20% aus Zwiebeln besteht, so wenig nach Zwiebeln schmecken kann als der Brotaufstrich. Und auch die 11% Äpfel ergingen sich in einer leichten fruchtigen Süße, die aber auch vom Zucker herrühren konnte, der selbstverständlich im Produkt vertreten ist. Soweit ein wenig Kaffeesatzleserei, was thesauriert das Lesen der Zutatenliste beschreiben sollte. Immer wieder ein interessantes Verfahren. Eigentlich müsste man alle Produkte in den Supermärkten und Diskountern mit der Zutatenliste nach vorn in die Ladenregale stellen.

Das Öffnen der Packung offenbarte eine leicht rosane Masse, die ihre Farbe von Rettich, Karotten und Paprika hatte. Auch das in der Zutatenliste als letztes aufgeführte Raucharoma war deutlich zu spüren. Abgesetzt hatte sich ein wenig Rapsöl – ich hoffe, dass es das Rapsöl war – und waberte tröpfelnd am Rand durch den Becher. Wäre es kalt gepresst, hätte es den Gesundheitsaspekt des Produktes noch weiter verbessert. Ansonsten war u.a. Inulin enthalten, das präbiotisch gut für unseren Verdauungstrakt ist. Drei Proteine sorgen für ein weiteres Gesundgefühl. Und Ballaststoffe sind auch noch drin, Citrusfasern und Erbsenfasern stehen dafür. Ich vermute mal, dass diese zusammen mit dem Inulin und der Stärke konsistenzbildend beteiligt sind, was aber spätestens im doch sehr schleimigen Mundgefühl versagt. Aber wer’s mag. Das “natürliche Aroma” und die Gewürze brachten außerdem keinen Lebergeschmack zustande, so dass das Produkt als Ersatz für Apfel-Zwiebel-Leberwurst eigentlich auf kompletter Strecke versagt, dabei aber recht gesund zu sein scheint. Wenn man auf in Wasser eingerührten Proteinpulvern steht. Die zugesetzten Proteine von Erbse, Sonnenblume und Ackerbohne sind hochverarbeitete und isolierte Substanzen, die mit ihrer Ursprungspflanze nur noch den Namen gemein haben und mit einer gesunden Nahrung aus Erbsen, Sonnenblumenkernen und Ackerbohnen nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Vielleicht hätte ich doch keine Butter drunter schmieren sollen. Aber der Wasseranteil ist natürlich positiv zu bemerken – wir sollen ja alle viel trinken. Und als Hauptbestandteil dieses Brotaufstrichs sei das natürlich lobend erwähnt.

Die Strategie, fleischliche Genüsse nachzubauen, um die Klimabilanz der Bevölkerung zu verbessern, halte ich nach wie vor für einen Irrweg. Das funktioniert nicht. Es scheint zwar der einfachere Weg, auf bekannten Produktbezeichnungen aufzusatteln und die neuen, meist sehr viel höher verarbeiteten Produkte zu verkaufen. Aber die Hersteller haben offensichtlich nicht das Selbstbewusstsein, die Chance zu ergreifen, mit weitaus geringer verarbeiteten Zutaten wirklich leckere Aufstriche zu produzieren, die auch eine vernünftige Konsistenz haben. Zumal sie nicht ihre eigenen fleischlichen Produkte als Referenz nehmen sollten, sondern gute, handwerkliche Ware. Außerdem müssten die “Ersatzprodukte”, so, wie sie zur Zeit angeboten werden, sehr viel günstiger sein. Die Zutaten rechtfertigen jedenfalls nicht den Preis. Es wird nur Image verkauft.

Sonntagmittag

Manchmal ist es lustig. Das Restaurants ihre Speisekarte ins Internet stellen, ist nach wie vor nicht selbstverständlich. Mein Lieblingsrestaurant macht es zwar, versteckt sie aber recht geschickt. Wenn man auf der Startseite auf “Restaurant-Karte” klickt, landet man auf einer 404-Seite der Unerreichbarkeit. Dort ist allerdings auch ein Link auf die Restaurantkarte drauf, der dann aber stimmt. 😉 Und so wusste ich bei meinem letzten Besuch, dass sie große Teile der Karte umgestellt hatten *freu*. Ein paar bewährte Standards gibt’s ja immer, aber die herbstlichen Gerichte und auch die kleinen Änderungen auf der “normalen” Karte machen neugierig. Ich werde mich vermutlich als Fanboy outen müssen und an dieser Stelle schon mal ankündigen, dass in den nächsten (4?) Wochen hier nur die Gerichte eines Restaurants besprochen werden. So viele interessante Gerichte habe ich gefunden und hoffe, sie alle probieren zu können, bevor sie wieder von der Saisonkarte verschwinden.

Beim Start wurde es wild. Medaillons vom Hirschrücken - rosa gebraten - mit wildem Brokkoli, nussigem Kartoffelpüree und Wild-Preiselbeerjus

Medaillons vom Hirschrücken, saftig und angenehm bissfest, wilder Brokkoli und nussige Stampfkartoffeln, begleitet von einem aromatischen Wild-Preiselbeerjus. Einfach nur lecker. Wobei ich bei der Lektüre der Karte noch überlegte, was wohl das nussige am Kartoffelstampf sein könnte. Nussbutter zum Beispiel, fände ich auch interessant.

Medaillons vom Hirschrücken - rosa gebraten - mit wildem Brokkoli, nussigem Kartoffelpüree und Wild-Preiselbeerjus

Aber nein. Manchmal können fragen auch reicht einfach beantwortet werden. Wer aufs Bild schaut, sieht es: Auf dem sehr angenehmen Kartoffelstampf thronen noch ein paar Nüsse. Auf dem ersten Blick sicher ungewohnt, aber langsam gewöhne ich mich auch an Nüsse im Essen. Und hier passten sie gut dazu.

Und weil alles nicht so mächtig war (wie man es leider bei anderen Gaststätten zu oft findet), war auch noch Platz für ein Dessert. Nach meiner letzten nicht so prickelnden Erfahrung mit dieser Art Süßspeise anderswo, hier mal wieder eine schöne Variante.

Vanille-Crème Brûlée mit Waldbeerenkompott und Joghurteis Das Schöne an dieser zarten Cremé mit Karamellhaube ist, dass sie seit längerer Zeit auf der Karte steht, aber immer wieder anders aussieht. Es ist zwar immer Eis und Frucht dazu, aber das variiert eben ständig. Toll. Vanille-Crème Brûlée mit Waldbeerenkompott und JoghurteisDiesmal war es übrigens ein erfrischendes Joghurteis und ein Waldfruchtkompott.

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*) Der Wikipedia-Artikel spricht von 11.

Tag 34 und 35 (23.11. und 24.11.2019)

An dieser Stelle bereue ich so ein wenig, dass ich “Tagesberichte” mache und die dann auch noch durchnummeriere. Okay, manchmal fasse ich zwei Tage zusammen, aber sie sind eben trotzdem so transparent, dass man sieht, ob ein Tag fehlt. Den gestrigen Sonnabend würde ich nämlich gern unter den Tisch fallen lassen. Nicht, dass ich großartig gesündigt hätte. Weißmehlbrötchen mit grober Leberwurst, Kartoffelstampf mit Schnitzel “Wiener Art” und zum Abendbrot eine Tüte Chips mit Rotwein aus dem Tetrapak. Nein, das habe ich alles nicht gemacht. Was diese Phantasie aber mit der Wirklichkeit zu tun hatte, war ihr Gehalt an Gemüse. Da hing ich ja schon am Freitag etwas in den Seilen, behalf mich aber mit einem krautsalatüberladenen Dürüm. Das Frühstück am Sonnabend ging auch noch (Vollkornbrot mit Eiersalat und etwas Obst danach), über den Rest schweigen wir. Und das, obwohl ich auch noch groß einkaufen war und zum Abend wenigstens hinreichend viel Auswahl beim Gemüse im Haus hatte. Eigentlich sogar zu viel. Das schlechte Gewissen hat sie wohl in den Einkaufskorb gelegt. Nun muss ich sehen, wie ich derer Herr werde.
Der Sonntagmittag erwies sich als sehr erfreuliches Ereignis. Ich konnte mir beim Genießen des abschließenden Cappuccinos ein wohliges Wohlfühlgrinsen nicht verkneifen. Ich war so zufrieden, dass ich über kleine Mängel sehr wohlwollend hinweg sah; das wäre ein Jammern wirklich auf sehr hohem Niveau gewesen.

Die leckere Gänsebrust lag auf einem üppigen Rosenkohlbett und begleitet wurde diese durch einen nussigen Kartoffelstampf (eben Kartoffelstampf mit ein paar Nüssen drin) und einer kleinen “Fruchtschnitte” – sehr apfelig, die wunderbar zur Gänsebrust passte. Den beigestellten Backpflaumenju hätte ich beinahe völlig ignoriert, aber er verfeinerte den Kartoffelbrei aufs angenehmste.

Der Rosenkohl war fast noch die Krönung des ganzen Gerichtes. Frisch, wunderbar gewürzt, auf den Punkt gegart und so leuchtend grün … Da aßen Auge und Gaumen gleichzeitig mit allen Freuden.
Schwer, das Niveau über den Tag zu halten. Aber wer es nicht versucht … 😉 Ein Lammlachs harrte meiner, den ich in der Pfanne schnell und heiß und kräftig anbriet. Anschließend kam er in Ruheposition auf einen Teller. In den Bratensatz kam etwas Butter, eine kleingeschnittene Schalotte, eine Zehe Knoblauch und vorblanchierte Stangenbohnen, grob geschnippelt. Als das sich wunderbar verband, kam auch noch kleingeschnittener roter Paprika dazu. Alles gut durchschwenken und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Das Fleischstück kam zum Nachwärmen wieder oben rauf und dann war das Abendbrot eigentlich schon fertig.

So muss ein Abendbrot aussehen, dann klappt’s auch mit dem Abnehmen. Hoffentlich. 😉 Nicht dokumentiert, da ungünstig im Licht am Esstisch, ist der wunderbare Garpunkt des Fleisches. Rosa war es, wie aus dem Lehrbuch. Manchmal klappt’s eben doch. 😉