Erinnert ihr euch noch ans Räuchern? Fisch, Fleisch, Wurst, Käse, Salz, … Die Liste ist lang von Sachen, die man Räuchern kann. Heutzutage wird hauptsächlich des Wohlgeschmacks wegen geräuchert, aber eigentlich war es wohl mal eine Konservierungsmethode.
Mit Freuden und auch mit ein wenig Wehmut erinnere ich mich beispielsweise an eine fangfrisch geräucherte Forelle, die mir – noch rauchwarm – zum Verzehr gebracht wurde, und ich habe sie verschlungen. Der Wehmut kommt daher, dass ich sowas vermutlich nie wieder essen werde. Es fehlt einfach an Leuten in meiner Umgebung, die das noch machen.
Hier wurde wirklich auch nur aus Geschmacksgründen geräuchert, die Ergebnisse des Vorgangs waren für den sofortigen Verzehr bestimmt. Aber wenigens war es noch richtiger Rauch. Ich sah auch schon mal einen Fleischereihandwerksbetrieb, der sehr froh darüber war, seine Räucherwaren nicht mehr klassisch zu räuchern, da das zu einem Schließen der Fleischerei geführt hätte. Er behandelt die entsprechenden Produkte nur noch mit sogenanntem Flüssigrauch. Da geht es dann wirklich nur noch um den Geschmack.
Vermutlich ist der Konservierungsgedanke, den ich mit dem Räuchern verbinde, auch nicht direkt verknüpft. Es ist wohl eher der Trocknungsprozess, der damit verbunden ist, der die Lebensmittel haltbar macht. Man denke an luftgetrocknete Schinken oder Salamis, die – handwerklich korrekt hergestellt – lange offen rumhängen und dabei nicht verderben sondern reifen. Ansonsten braucht es mich auch nicht zu wundern, dass heutzutage so ziemlich alles, was geräuchert angeboten wird, gleichzeitig auch gekühlt und vakuumiert gelagert wird. Geeignete Stücke hänge ich zwar auch gern noch einige Zeit in meiner Küche zum Reifen auf, dafür ist aber auch nicht jedes Stück geeignet. Bleibt höchstens die Frage, ob die Lebensmittelindustrie bei der Zutatenkennzeichnung gezwungen ist, zwischen Rauch (vom Räuchern) und Flüssigrauch zu unterscheiden. Der Verdacht liegt nahe, dass vieeeles nur einer Flüssigrauchbehandlung unterzogen wurde und kaum noch etwas wirklich im Rauch hängt. Letzteres dauert länger und ist umständlicher, ist also teurer und einer industriellen Herstellung eher nicht förderlich.
Gerade auch Bacon scheint so ein Produkt zu sein, dass man nicht guten Gewissens als geräucherten Speck verkaufen kann, dazu ist es viel zu labberig. Aber nur mal kurz in Salz und Flüssigrauch getaucht ist ihm als wesentliche Funktion die des zu bratenden Scheibe für’s Spiegelei zugeordnet worden und der Verwender wundert sich, dass kurz nach dem Einlassen des Bacons in die Pfanne nur noch noch halb so große Streifen übrig sind. Das typische Verhalten von aufgeblasenem Schweinebauch, der ohne Reifezeit an den Kunden abgegeben wird. Das heißt aber auch, dass der geneigte Kunde gleich zu rohem, frischem Schweinebauch, etwas Salz und dem Raucharoma greifen kann und sich selbst sowas herstellt. Allerdings klingt Schweinebauch viel fettiger als Bacon und das Image ist auch nicht so gut.
Wie komme ich drauf? Die Woche hatte ich sowohl einen geräucherten Saibling vom Markt und ein wenig Bacon vom Discounter. Letzteren kann man – zumindest bei Eigenmarken – wohl wirklich vergessen. Geschmacksfrei, ohne Konsistenz und billig. Der Fisch ging, war aber gut gekühlt angeboten worden.
Sonntagmittag
Es geht doch nichts über eine perfekte Organisation und Koordination. Blödsinn kommt eben erst dann dabei heraus, wenn die Perfektion oder die Kommunikation wegfällt. So ging es aus Gründen zweimal hintereinander in ein Steakhaus, wenn auch nicht ins gleiche. Eine Freundin der Familie, die uns ab und zu gern begleitet, wünschte sich aus Anlass eines Anlasses diesen Ausflug und so galt es, durch geschickte Essensauswahl ein möglichst großen Abstand zum Gericht vor einer Woche hinzubekommen. 😉 Natürlich bieten gute Steakhäuser auch immer Gerichte ohne Steak an. Und so griff ich mal zu was völlig anderem:
Als der Teller samt begleitender Schüssel auf den Tisch kam, lagen noch zwei kleine Tütchen mit drauf. Die Erstidee, dass es schön ist, dem Gast zu überlassen, ob er die Rippchen noch etwas nachschärfen möchte, zerstob schnell bei genauer Betrachtung. Diese führte zu einem Beiseitelegen und einer abschließenden Anwendung am Ende des Genusses. Anfangs hätte ich vielleicht nur etwas Zitronenaroma mittels eines Papiertuches auf den Spare Ribs verteilt. 😉
Die Pommes waren übrigens richtig gut. Ein schöner Beleg dafür, dass man sie einfach nur in eine Friteuse wirft und dann auf den Teller schüttet oder eben richtig gut drauf achtet und sie dann – sehr viel seltener, aber hier – fast perfekt in Würzung und Gargrad zum Gast bringt.
Die Spare Ribs waren recht üppig. Offensichtlich konnte sich der Wirt nicht zurückhalten, einen auf dicke Hose zu markieren. Aber „1000G Spare Ribs“ sieht auf einer Speisekarte eben doch richtig geil aus. Nun ist der Knochenanteil zwar grundsätzlich recht hoch, aber auch der Fleischanteil war angenehm. Vielleicht hätte ich meinen Salatteller nicht schon vorher leerfuttern sollen, eine kleine Erfrischung zwischendurch für den Gaumen wäre eine gute Idee gewesen. Die „rauchige Barbecue Marinade“ erwies sich als würzige Süßspeise, hier hätte ein pikanter Dip positive Wunder bewirkt. Konsistenz und Gargrad waren sehr gut abgepasst, aber so ein Kilogramm Rippchen beschäftigt einen schon eine Weile, und da fehlte in der Zeit doch ein wenig die Abwechslung, die die Pommes allein nicht boten. Stellt sich also für’s nächste mal die Frage, ob man in einer „Seniorenportion“ dann nur eine Rippe bekommt (hätte auch gereicht) oder ich den einen Strang doch ins zitronige Erfriscungstuch hätte einwickeln sollen. 😉 So gab es aber was zum Mitnehmen und das Abendbrot war gesichert.