Arme Würstchen, runder Fisch und flaches Schwein – mediterran

Es ist mal wieder Zeit, sich an ein vegetarisches(!) Ersatzprodukt heranzuwagen. Ich betone das vegetarisch deswegen ausdrücklich, weil es nicht nur den Makel hat (um das mal vorweg zu nehmen), dem carnivoren Vorbild in keinster Weise das Wasser reichen zu können. Diesmal sterben sogar Tiere für das Produkt. Zugegeben, nicht so viele, als wenn sie direkt verarbeitet werden, aber so ein Huhn, dass nur zum Eierlegen lebt, stirbt auch irgendwann (bzw. wird getötet). Ein Punkt mehr, irritiert über die Grundidee „Ersatzprodukt“ zu sein.

Vegetarische Wiener auf blauem Teller mit SenfWir sehen ein vegetarisches Wienerle, auf Basis von Hühnereiweiß. Oder genauer: Hühnereieiweiß. Oder noch genauer: Aus Eiklar, getrocknet. Immerhin 8%. Mehr ist nur Wasser und Rapsöl. Zusammen mit anderen Bestandteilen ist das Würstchen also gut für die Verdauung. Der hohe Balaststoffanteil mittels Methylcellulose und Flohsamenschalen in Verbindung mit dem Wasser spricht für sich. Da kann sich manches Weißmehlerzeugnis eine Scheibe von abschneiden.

Vegetarische Wiener auf blauem Teller mit SenfEin großer Freund darmfreier Würstchen bin ich übrigens nicht. Natürlich ist es schwer, ein vegetarisches oder gar veganes Material zu erfinden, dass diesen Knack beim Anbiss erzeigt. Allerdings tut hier auch die Wurstmasse ihren Anteil daran, dass es vergebliche Liebesmüh wäre, noch eine knackige Hülle darum zu zaubern. Die Konsistenz ist – vornehm ausgedrückt – sowohl  beim Kalt- wie beim Warmverzehr eigentümlich. Man könnte es fast originell nennen, fehlt mir doch wirklich jeder Vergleich. Die Balaststoffträger bringen leider überhaupt keine Struktur ins Produkt, dass zwar eine gewisse Bissfestigkeit aufweist, aber ansonsten recht weit weg ist von einem Fleischgefühl.

Angebissene vegetarische Wiener auf blauem Teller mit SenfDer Anbiss sieht zwar ein bisschen strukturiert aus, im Mund merkt man aber schnell: da ist nix. Wobei es geschmacklich eigentlich ging. Wie so eine halbwegs gelungene Dosenwiener, nur in Trockenlagerung, der typische Wurstwassergeschmack ist aber trotzdem in Ansätzen vorhanden. Was aber auch nicht für das Produkt spricht. Gut, dass es nur die letzten Reste aus dem Senfbecher waren, die ich hier für das Foto zusammengekratzt habe, ansonsten wäre es schade um ihn gewesen.

RundumMeeresfrucht

Kann man eigentlich mediterran essen gehen, ohne bei einem Italiener oder Griechen einzukehren? Oder in den jeweiligen Ländern kulinarischen Urlaub zu machen? Die einen sagen so, die anderen so. Wichtig ist nur die Erkenntnis, dass es sie noch gibt. Die guten Produkte.

Erinnern darf ich an meine letzten Versuche mit Calamari. In einer Tiefkühltruhe entdeckte ich endlich mal eine Variante, die aus echten Tintenfischringen bestand. An der verzehrtauglichen Aufbereitung muss ich zwar noch etwas arbeiten (nicht nur deswegen kein Bild), aber die schmeckten trotzdem und vor allem: Die hatten Geschmack. Und Konsistenz. Manchmal lohnt es sich doch, etwas mehr Geld für Qualität auszugeben.

Sonntagmittag

Das gilt übrigens auch für das Mittag in einer Gaststätte. Aber wenn man da den richtigen Griff gemacht hat, springt einem das Essen förmlich in den Mund. Mit dieser Überleitung aus dem Überleitungsmuseum Tutow kommen wir zu diesem Teller:

Saltimbocca (mit Serrano Schinken und Salbei ummanteltes Schweinefilet) auf cremigem Safran-Risotto und gebratenem BlumenkohlZugegeben: Rein aus der Ansicht hätte ich es vielleicht nicht erkannt, aber jeder kann ja Saltimbocca (italienisch für „spring in den Mund“) machen, wie er will. Solange die Signiture-Eigenschaft irgendwie erhalten bleibt. In dem Falle umhüllte Schinken und Salbei eine Scheibe vom Schweinefilet, was sich auch recht gut machte. Unten drunter hatten wir einen Spiegel vom Risottoreis und irgendwo dazwischen sehr heißen und demzufolge frisch gebratenen Blumenkohl. Wirklich sehr heiß. Seehr heiß. Aber lecker.

Saltimbocca (mit Serrano Schinken und Salbei ummanteltes Schweinefilet) auf cremigem Safran-Risotto und gebratenem BlumenkohlDas Fleisch war zart und saftig, der Risotto schön schlotzig, der Schinken knusprig und der Salbei … Wie ist Salbei? Würzig? Aromatisch? Na, ihr wisst schon. Alles gut. Kann man essen. 😉