Sommerzeit. Sommerzeit ist Grillzeit. Oder auch Hamburgerzeit. Am besten vom Grill. Meinen habe ich noch nicht rausgeholt, insofern kommt die gute alte Eisenpfanne zum Einsatz, die gibt die besten Ergebnisse. Und zur Not könnte man die auch auf den Grill stellen. Aber wir fangen klein an.
Mit ein paar Schalotten und ein paar Knoblauchzehen geht’s los.
Die werden in Scheiben geschnitten. Oder Ringe, wie man auch immer möchte. Es muss nicht sonderlich fein, aber auch nicht zu grob sein.
In der Pfanne schmilzt etwas Butter.
In der Butter werden Schalotten und Knoblauch sanft angegart. Es kann zwar ruhig etwas bräunen, muss es aber nicht.
Salz, Pfeffer und etwas Paprikapulver geben geschmacklich etwas Wums mit.
Nebenbei darf nicht vergessen werden, die Pfanne gut aufzuheizen. Das dauert trotz Induktion ein bisschen. Schööööööööön heiß.
Die Gewürze werden gut untergerührt und alles brät so ein wenig vor sich hin.
Wenn die Zwiebel fast weich, aber noch ein wenig al dente ist, wird der Pfanneninhalt mit etwas Aceto Balsamico abgelöscht.
Als Ausgleich für die Säure kommt auch noch etwas Zucker, Honig oder Agaven-Dicksaft dazu. Dann wird alles noch etwas köcheln gelassen.
Die Soße in der Pfanne sollte etwas dicklicher werden, gern fast wie Sirup, aber nicht so zähflüssig.
Hat der Pfanneninhalt die passende Konsistenz, kommt die Pfanne vom Feuer und zum Erhalt der Wärme ein Deckel drauf.
In die heiße Eisenpfanne kommt etwas geeignetes Öl.
Dann kommt das Steak hinein und wird sehr kräftig angebraten.
Spritzschutz nicht vergessen.
Das kann ruhig richtig rauchen aus der Pfanne. Wenn sich auf beiden Seiten eine Kruste gebildet hat, kommt das Fleischstück zum Weitergaren in den auf 80°C vorgeheizten Ofen. Zeit, den Rest vorzubereiten.
Brötchen aufschneiden ist nun nicht die große Kochkunst, aber man sollte darauf achten, dass die Unterseite eine halbwegs waagerechte Schnittfläche aufweist, sonst kippt was, weil wir ein wenig stapeln werden.
Auf die Unterseiten kommen ein paar Tomatenscheiben.
Zeit, das Fleisch aus dem Ofen zu holen. Herrlich.
Ist das nicht ein Anblick! Da möchte man fast gleich so reinbeißen. Das Steak ist butterzart.
Das Steak in Tranchen schneiden, die wunderbare Färbung bewundern und dann auf die Brötchenhälften legen.
Darauf kommt etwas geputzter Feldsalat. Ich mag den einfach.
Auf die Brötchenoberseiten kommt der Pfanneninhalt.
Dann wird alles zusammengeklappt und ein wenig gepresst. Immerhin soll man ja auch noch abbeißen können.
Sieht das nicht lecker aus? Schmeckt auch so.
Habe ich vergessen, das Gewürze zu beschreiben? Nein. Bis auch die Prise Salz, die ich noch auf die Tomatenscheiben gegeben habe. Ansonsten schmeckt der Burger auch so. Weil die Zutaten gut waren und alle allein auch schmeckten.
Monat: Juni 2016
Quer durchs Land
Manchmal hat man ja so Ideen, oder einfach nur irgendwas in Kühl- und Vorratsschrank und muss versuchen, daraus was zu machen. Um das Resümee vorweg zu nehmen: Es hatte viel Interessantes, aber ein paar Sachen würde ich anders machen, käme ich auf eine vergleichbare Idee. Wobei es nicht an der Idee lag, sondern an der Verfügbarkeit der Zutaten.
Angefangen hat alles mit ein paar rohen Kartoffeln, die in grobe Würfel geschnitten wurden. Eine Art Bratkartoffel war schon das Ziel, aber eben nicht nur. Das lag vor allem daran, dass noch anderthalb Matjesfilets ihrer Verzehrung harrten. Dazu gibt man ja gern mal Zwiebeln oder eine Remoulade mit Apfel. Andererseits kennt man hier in der Region auch „Himmel und Erde“, eine Kombination aus Apfel und Kartoffel. Eher mit saurem Fisch, aber auch mit Kartoffeln, Spiegelei, roter Beete kombiniert der Norddeutsche Labskaus zur kulinarischen Erbauung.
Die gedanklichen Zuflüsse sprudelten reichlich, allein, es haperter an den Zutaten. Aber fangen wir an: Wie Kartoffelwürfel gebraten werden, findet sich hier im Blog mannigfaltig. Zum Anfang muss da die Hitze noch nicht so groß sein, dafür empfiehlt sich ein Deckel auf dem Bratgeschirr: Der Erdapfel muss ja auch noch garen. Dazu kam er mit etwas Fett in die Pfanne. Halbgar wurde der Deckel entfernt, Salz, Pfeffer, Paprika und andere Gewürze nach Belieben und Vorlieben hinzu gegeben. Nachdem das alles einmal alles gut durchgemischt wurde, kamen dann die ähnlich gestalteten Apfelwürfel hinzu.
Das mag ungewohnt erscheinen, aber wider Erwarten schmeckt die Kombination recht gut und wird ja auch nicht das erste Mal zubereitet. Der Apfel war übrigens ein knackiger Braeburn.
Im gemischten Zustand fallen die Apfelstücke fast nicht mehr auf. Aber die Kombination mit der Kartoffel ist so schlecht wirklich nicht. Was natürlich nicht vergessen werden darf, ist die Zwiebel.
Die kommt dazu, wenn die Kartoffel und der Apfel fast gar sind. Abschließend wird noch mit etwas Salz abgeschmeckt. Eine Kleinigkeit erwärmte sich übrigens noch in einer zweiten Pfanne, aber das ist ja ein trivialer Vorgang.
Es gibt da eine Kombination von „Surf ’n‘ Turf„: Meeresfrüchte mit Rindfleisch, gern in Nordamerika angeboten. In Anspielung an den schon erwähnten Labskaus gibt es hier Matjes und erwärmtes Corned Beef. Rote Bete fehlt aus meinem Blickwinkel nicht wirklich, aber ein Spiegel- oder vielleicht besser ein pochiertes Ei hätte dem ganzen die Krone aufgesetzt. Vermutlich wäre aber ein sauer Hering auch die bessere Wahl gewesen, der Matjes brachte doch sehr viel Würze mit. Naja, und die Kombination Kartoffel und sauren Fisch kennt man ja auch als wohlschmeckend.
Ein kleiner Tipp: Corned Beef ist sicher nicht jedermanns Leibspeise, zumal es da durchaus welche gibt, die einen komischen Gewürzbeigeschmack haben. Findet man aber welche ohne, dann kann man die Scheiben einer Packung durchaus mal vorsichtig in Pfanne oder Topf rührend und sanft erhitzen. Ein wenig Flüssigkeitszugabe schadet nicht, so dass alles richtig schlotzig wird. Etwas Brühe ist da wohl hilfreich.
Fassen wir zusammen: Apfel-Bratkartoffeln sind lecker und passen auch zu Sülze, Corned Beef kann man schmelzen und als Beilage servieren, ein flüssiges Ei hätte dem ganzen gut getan. Außerdem wäre der saure Hering besser gewesen als der gesalzene. Aber so haben wir fast halb Norddeutschland auf dem Teller. Fehlt nur noch ein Korn als Verdauungshilfe.
Ohne Nase trotzdem lecker
Ohje, die Überschrift trotzt mal wieder vor Anspielungen, vor allem im Zusammenhang mit einem Satz, der auch gleich noch kommt; nur: Eigentlich ist die Aussage – für sich genommen – natürlich ausgemachter Stumpfsinn, da mensch den meisten Geschmack und damit die Leckerness mit der Nase aufnimmt. Aber dieses Opfer in der Aussage musste mal in Kauf genommen werden. Und es wird nicht das einzige bleiben.
Wir betrachten die Anfangssituation. Im Topf befindet sich etwas Letscho. Das kann man natürlich selber machen. Aber es gibt vereinzelt auch ganz gute fertige mit kurzer Zutatenliste aber viel Paprika drin. So eins ist das hier. Die Pfanne ist noch kalt, aber das ändert sich schnell.
Der Vorteil bei Induktion ist ja, dass man die Zieltemperatur eingeben kann. Ich weiß nicht, ob das bei jedem Induktionsfeld so ist, aber bei den beiden, die ich hatte, war/ist es so. Die 240°C, die da gerade angezeigt werden, sind der höchste Wert, der geht. Natürlich ginge es auch, nur die Leistung zu regulieren, aber über die Temperatur gibt es doch ein kleines bisschen mehr Sicherheit, dass nichts passiert.
Nun gilt es abzuwarten, bis die Pfanne auch wirklich heiß geworden ist. Oder – wie Shrek sagen würde – „wirklich, wirklich“ heiß.
Spätesten, wenn man das Öl hinein tut, weiß man, ob die Pfanne richtig heiß ist und ob man das richtige Fett genommen hat. Hocherhitzbar sollte es sein, was extra vergine Olivenöl oder kaltgepresstes Rapsöl schon mal ausschließt. Genau wie Butter. Diese kann man bei niedrigen Temperaturen und zur Geschmacksgebung verwenden, aber nicht zum Steak braten. Da muss das Fett heiß – hot – chaud sein. Wer hier Angst vor Fettspritzern u.ä. hat, sollte sich Schutzmaßnahmen ausdenken, aber auf keinen Fall die Pfanne nicht so heiß machen.
Ein „Trick“, um Fettspritzer zu vermeiden, ist die sparsame Verwendung des Fettes und ein gründliches Trockentupfen des Fleisches. So komisch es klingt, aber gerade die hohe Hitze hat auch einen Anteil daran, dass es nicht spritzt: Wenn kein Fleischsaft austreten kann, kann der auch nicht zu Spritzern führen. Man kann dann auch noch handelsübliche Schutzmaßnahmen ergreifen.
Das Gitter hat zwei wesentliche Aufgaben: Fettspritzer vermeiden und den Koch daran zu hindern, frühzeitig immer wieder das Fleisch zu bewegen oder anzupacken oder gar umzudrehen. Ein gutes Steak wird in der Pfanne genau einmal umgedreht. Ein wenig – nicht viel – Geduld ist da schon vonnöten, aber wenn sich auf der Unterseite eine schöne Kruste gebildet hat, passiert genau das.
So soll es sein. Nun bleibt das Fleisch nochmal genauso lange in der Pfanne, damit sich auf der anderen Seite auch schöne Röstaromen bilden können. Anschließend wandert das Stück in den auf ca. 80-90°C vorgeheizten Ofen zum Ruhen, Garen und Entspannen. Wer es gern rare mag, kann sich das auch schenken und das Fleisch nur einige Zeit in Alu-Folie einwickeln und ruhen lassen.
Was macht man nun mit der Pfanne, in der sich noch ein paar Röstaromen verstecken? Erstmal wird die Hitze herunter genommen, so dass nichts verkohlen kann. Und dann …
… kommen ein paar kleine, gekochte Kartoffeln dazu und werden angebraten, wobei man mit etwas Butter die Röstaromen vom Pfannenboden lösen kann.
Die Kartoffeln werden noch gewürzt (Salz, Pfeffer, Paprika, …) und sind allein schon lecker. Da braucht man nichts weiter dazu. Aber da gab es noch ein kleines Töpfchen mit heiß gemachtem und etwas einreduziertem Letscho und im Ofen ruht auch noch was. Also wird erstmal angerichtet.
Ein weißer Teller.
Das Steak drauf.
Noch etwas Salz aufs Steak. Wer mag, kann auch pfeffern.
Dann die Bratkartöffelchen mit dazu.
Und abschließend das Letscho. Und fertig ist das Z-Steak, dessen Name, der nicht genannt werden darf. So ist es eben ein Steak mit Letscho und Bratkartoffeln.
Und, wie es sich für ein Steak gehört – ihr habt es vielleicht erkannt: es ist ein Rumpsteak – ist es schön rosa geworden. Und saftig ist es auch. Es war auch herrlich zart, aber das sieht man hier ja nicht so. In die Lücke auf dem Teller zwischen Letscho und Kartoffeln könnte man noch ein kleines Salatbouquet platzieren. Aber wir wollen ja nicht übertreiben.
Normalerweise wird zum Letscho eher ein Schnitzel gereicht, aber ich finde, da verliert doch die Panierung doch etwas, wenn es mit der feuchten Soße zu lange und früh in Berührung kommt. Deswegen hier mal die Steakvariation des Gerichtes, dessen Name nicht genannt werden darf. 😉 Zumal Steak mit Letscho eindeutiger ist als das, was einem anderswo unter dem Namen, der nicht genannt werden darf, angeboten wird. Das geht ja bis in zu einem Belag aus eingedickter Soljanka …
Jägerschnitzel – in edel, gesamtdeutsch, mit amerikanischem Einschlag
Beim Thema Jägerschnitzel trennen sich die Deutschen, das geht soweit, dass die Angelegenheit schon mal vor Gericht landete. Aber das kommt dabei heraus, wenn Gerichtsnamen nicht standardisiert sind. Und wenn man das dann im Grenzgebiet bestellt, kommt die Lotterie, ob es eine panierte Jagdwurstscheibe mit Tomatensoße auf Nudeln ist oder ein Schnitzel mit Pilzsoße und Sättigungsbeilage. Versuchen wir eine Fusion und das dann auch noch in Edel.
Auf dem Bild sehen wir einige der Grundzutaten: Oben grob geschnittene Pfifferlinge, unten die gewürfelte Zwiebeln und rechts zwei Flanksteaks. Letztere sind gar nicht so einfach zu bekommen, zumindest hierzulande. Der grillverrückte Ami kennt die Stücke schon eher. Es ist ein Teil der Rinderbrust. Zubereitet werden kann es wie ein Steak (heiß anbraten, nachziehen lassen), nur beim Schneiden muss man aufpassen. Aber da kommen wir noch drauf.
Heiß anbraten. Dazu braucht es eine hocherhitzbare Pfanne. Eisen oder Edelstahl sind da eher gut für geeignet. Ich mach das dann auch gern auf meiner Induktionsplatte, die hat schnell ordentlich Energie in die Pfanne gepumpt.
Eine zweite Pfanne wird auch erwärmt, das muss aber nicht ganz so heiß sein. Es geht nur darum, Zwiebeln anzubraten und dann die Pilzsoße zu bereiten.
In die sehr heiße Pfanne kommt hocherhitzbares Öl, raffiniertes Öl oder Butterschmalz.
Dort drin werden dann die Steaks – ganz naturell – angebraten. Da das spritzen könnte …
… kommt schnell ein Spritzschutzgitter drüber. Dieses verhindert auch, dass der Koch allzu viel in der Pfanne herumrührt. Einfach nur ordentlich anbraten lassen, es darf sich Kruste bilden, deswegen bitte auch die Hitze halten.
Nach ein bis zwei Minuten sollte das Fleisch nach dem Umdrehen so aussehen. Gitter wieder drüber und die andere Seite ankrusten lassen.
Etwas Fett kam auch in die andere Pfanne, damit die Zwiebeln angebraten werden können.
Unter den Flanksteaks wird nun die Hitze reduziert. Man könnte sie auch in einen vorgewärmten Ofen stellen (ca. 80°C).
Zu den glasig angebratenen Zwiebeln kommen die Pilze.
Hier sieht man übrigens rechts unten, dass die Flanksteaks auf 100°C eingestellt sind, auch ien Vorteil von Induktion, dass man sowas kann. Dieses Bild gibt aber noch ein Rätsel auf. Wie bekommt man den Anbratrest der Steaks, der sich auf dem Pfannenboden befindet, in die Pfifferlingssoße? Ganz einfach:
Einmal schnell die Pfannen wechseln. Zum Warmhalten reicht die andere Pfanne, die Pilzsoße wird in der Edelstahlpfanne weiter bearbeitet.
Neben Salz, Pfeffer und etwas Knoblauch kommt auch ein guter Schuss Sahne in die Pfanne. Das war ein halber Becher (ca. 125 ml)
Die Sahne wird eingekocht, bis sie eine soßenähnliche Konsistenz erhält. Dann wird abgeschmeckt.
Kommen wir zum Flanksteak. Schön zu sehen auf dem Bild ist die Faserung. An der sollte man sich unbedingt orientieren.
Quer zur Faser in relativ dünne Scheiben geschnitten wird es ein zarter und saftiger Genuss. Es empfiehlt sich die Anwendung eines scharfen Messers.
Zart und saftig und lecker. Ich habe es letztendlich gar nicht gewürzt, da es genug eigenen Geschmack mitbrachte.
Nun wird angerichtet.
Die Soße und das Fleisch habe ich mal außerhalb des Ringes verteilt.
In den Ring kommen die Nudeln (kleine Anspielung an das Ost-Jägerschnitzel).
Mit etwas Vorsicht wird der Ring nach oben abgezogen. Guten Appetit.
Lecker. Der Käse oben drüber ist verzichtbar, aber es hätte ihn auch gern geben können, zumal das Fleisch nichtmal gesalzen ist. Aber das ist wohl so eine Eigenheit des Flanksteaks: Es hat Geschmack. Von selber.
Geplatzte Träume
Kennt ihr das auch: Irgendwann und irgendwo habt ihr mal eine Spezialität kennengelernt, aber eben nur vom Namen und/oder Aussehen her, und nun wollt ihr das mal formvollendet probieren; es gib aber wenig Möglichkeiten, an eine möglichst originalnahe Version heranzukommen? Mir geht das mit Pastrami so.
Der Begriff ist mir schon mehrfach untergekommen, und ich las auch schon vereinzelt in Kochblogs was über die Herstellung, die, wenn man es wohl ganz richtig machen will, gar nicht so einfach ist. Bzw. schon einfach, aber zeitaufwendig. Wenn man denn die nötigen Möglichkeiten der Zubereitung hat. Auch daran scheitert es gern.
Spätestens, seit ich mal Anthony Bourdain in genau dem Manhattaner Deli ein Pastrami-Sandwich essen sah, in dem auch die berühmte Orgasmus-Szene aus „Harry und Sally“ spielte, will ich auch … Pastrami essen. Irgendwo wurde auch mal erklärt, wie man Pastrami herstellt, wobei der verlinkte Artikel eher wenig darüber berichtet. Niedrigtemperaturgaren im Smoker ist wohl das mindeste, was heute für ein gutes Pastrami nötig ist. Frisch aufgeschnitten zwischen zwei gute Brotscheiben, Senf, saure Gurke oder was man auch immer noch dazu macht …
Als reisefauler, provinzieller Genießer ist man da aufgeschmissen. An ein gutes Pastrami zu kommen, ist wahrscheinlich beinahe unmöglich, ohne mal über seinen Schatten zu springen. Natürlich bietet die hiesige Lebensmittelhandelslandschaft gelegentlich mal unter dem – um es vorweg zu nehmen – damit vergewaltigen Namen „Pastrami American Style“ ein Rindfleischprodukt an, das in der Form, so hoffe ich inständig, mit dem Original maximal die Idee und den Produktionsansatz gemein hat, aber die Form, wie sie beim Verbraucher ankommt, diesen Gedanken pervertiert.
Hauchdünn geschnittene gegarte/gekochte Rinderbrustscheiben, die man kaum auseinander bekommt. Das mag an der Dünne der Scheiben liegen; wenn sich aber zwischen den gerade auseinandergezogenen Scheiben dünne, schleimartige Fäden ziehen, so ist das alles andere als appetitlich. Sieht man sich die Bilder auf den Wiki-Artikeln an, ist da nix mit Schleimigkeit, aber das ist eben der Vorteil des frisch aufgeschnittenen gegenüber dem in Plaste gepressten Imitaten.
Vielleicht wäre eine dezentere Verwendung von Triphosphaten und Natriumascorbaten anzuraten. Außerdem wollen auch Gewürzextrakte (und ggf. auch Gewürze) richtig dosiert sein. Der Packungsinhalt hat ein Fehlaroma (oder Überaroma) nicht genauer zu definierender Herkunft, das mir aber auch schon bei Corned Beef, Sülze, Aufschnitt oder anderen Produkten aufgefallen ist. Aber nicht bei jedem Hersteller, es gibt also auch eine vernünftige Nutzung der auslösenden Substanz. Das einzige, was ich nicht geschmeckt habe, ist das Rindfleisch. Und gerade die verwendete Rinderbrust ist doch eigentlich recht aromatisch.
Zweimal steht auf der Verpackung das Wort „Spitzenqualität“. Ich möchte nicht die Qualität des Produktes einschätzen, bevor es in die Verpackung kam. Bei dem, was ich aber dem Laden entnommen habe, gilt der Hinweis: Man soll nicht alles glauben, was geschrieben steht.
Bajuwarisch-baltisch-mediterrane Koch“kunst“
So, mal sehen, ob ich es noch kann, das mit der Fotolovest… ähm … *hüstel* … Fotokochstory. 😉 Es läuft zwar mal wieder auf das hinaus, was ich hier schon öfters gemacht habe, aber diesmal vielleicht etwas detaillierter, mit Fehlerkorrektur, kleiner Varianz und zur Anregung, selber kreativ zu werden.
Diese Sphenfarbige Flüssigkeit in Topf ist Olivenöl, das langsam erwärmt wird. Immerhin ist das Gemüse noch nicht geschnitten, also hat es Zeit.
Apropos Gemüse. Tomaten und ein paar Paprika, die schon mal bessere Zeiten gesehen hatten, liegen bereit. Die Tomaten kamen übrigens aus Barth, soweit also das baltische in der Überschrift.
Vor dem Kleinschnippeln stellt sich noch eine Gewissensfrage: Möchte/kann man einen Pürierstab benutzen oder nicht? Für die Freunde der feinen, pürierstabfreien Küche sei als Variante erwähnt: Paprika mit dem Sparschäler von der Haut befreien und kleiner würfeln.
Was auf dem Schneidbrett unnötig Platz weg nimmt, kommt schon mal in den Topf. Der ist ja noch nicht sooooo heiß.
Auch bei den Tomaten gilt die Pürierstabfrage. Die Antworten lauten: Vierteln und Blütenansatz entfernen oder brühen, abschrecken, pellen und dann klein schneiden. Bitte das Innere nicht weg tun.
Auch die Tomatenviertel landen im Topf, unter dem die Hitze langsam etwas erhöht werden kann.
Salz und Pfeffer geben dem Topfinhalt schon mal ein wenig was mit.
Wer mag, kann eine Chilischote mit hinein tun. Dann sollte ggf. aber immer mal abgeschmeckt werden, wann der gewünschte Schärfegrad erreicht ist und die Schote wieder entfernt werden sollte.
Der Topfinhalt wird nochmal gut umgerührt …
… und mit einem Deckel versehen. Nun kann alles mit kleiner Hitze langsam vor sich hin köcheln. Und wer genau hinguckt, sieht auf diesem Bild auch mal wieder den Koch.
Mit dem Fotoapparat in der Hand. Das eine „Eselsohr“ ist übrigens die Küchenlampe.
Sind denn gar keine Zwiebeln mit dabei? Doch. Die hatte ich aber am Anfang vergessen. Deswegen werden sie jetzt nachbereitet. Also alles, was jetzt erstmal in der kleinen Pfanne passiert, hätte auch als erstes im Topf passieren können/sollen.
Auch hier wird wieder Öl erhitzt.
In dem Öl werden die Zwiebelstückchen angeschmurgelt. Auch hier gilt wieder: Feinere Küche, feineres Schnittbild. 😉
Sind die Zwiebeln leicht angebräunt, wird die Mitte der Pfanne freigeräumt.
Dort hinein kommt ein Klecks Tomatenmark …
… der mit edelsüßem und Rosenpaprika bestreut wird.
Diese Mischung wird etwas angeröstet …
… und anschließend mit dem restlichen Pfanneninhalt vermischt. Hat man dies als ersten Schritt im Topf gemacht, kommen jetzt die kleingeschnittenen Gemüse da rauf und alles wird gut durchgerührt.
Apropos Topf. In den habe ich keinerlei Wasser getan, Das hat sich alles beim sanften Köcheln gebildet.
Der Topfinhalt wird bei der Gelegenheit nochmal gut durchgerührt …
… und dann mit dem Pfanneninhalt vermischt. Das gibt zusätzlichen Geschmack, zusätzliche Schärfe und ein wenig Bindung.
Alles gut durchrühren und durchkochen lassen.
Dazu kommt der Deckel wieder drauf und alles köchelt leise vor sich hin.
Ab und an sollte beim Umrühren auch mal geschmeckt werden, ob die gewünschte Schärfe erreicht ist.
Ist das der Fall, sollte die Chilischote entfernt werden.
Die Freunde der feinen Küche gucken sich dieses Bild mal nicht an. Diesen Arbeitsschritt brauchen sie auch gar nicht zu machen. Allein durch das Köcheln und das Umrühren sollte sich irgendwann eine ebene, vielleicht noch leicht stückige Soße bilden. Alle anderen nehmen für diesen Effekt den Pürerstab. Je stabiler am Anfang die Pelle der Gemüse, desto länger wird jetzt püriert.
Fertig. Abschmecken nach Wahl ist natürlich angesagt. Oder einfrieren. Oder eben weiter mit arbeiten, aber dann den Deckel wieder rauf machen. Sollte man es noch leicht vor sich hin köcheln lassen, blubbt das ordentlich, was zur Renovierung der Küche führen könnte.
Also Deckel nicht vergessen.
Die Nudeln kochen nach Vorschrift.
In die geputzte Pfanne kommt neben etwas Öl die gewünschte Einlage. Ob das jetzt, wie hier, Spanferkelhalskasslerstücke sind (in mund-/löffelgerechte Stücke geschnitten, bajuwarische Anspielung) oder etwas anderes, bleibt dem Koch überlassen: Chorizostückchen, Bratwurststückchen, Bratenreste, Zwiebelmett, Mettendenstückchen, Fischwürfel, Würstchenschnibbel, Hackepeter, Tartar, Silberzwiebeln, Gurken- oder Zucchiniwürfel, usw. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Der Pfanneninhalt wird soweit angebräunt, wie es sinnvoll erscheint.
Dann kommen die Nudeln …
… und die Soße darüber. Die Reihenfolge ist natürlich auch andersherum möglich (und sinnvoll). Praktisch ist übrigens auch, wenn man eine hinreichend große Pfanne hat, in der man alles auch gut vermischen kann.
Dies wurde jetzt erst auf dem Teller gemischt, was den beschmutzten Rand erklärt. Und da die Soße sooo gut ist, wollte ich sie auch nicht durch ein schnödes Tuch wegputzen. Wozu ist am Speisenende dem Menschen die Zunge gegeben? 😉
Eine Zugabe von Parmesan wäre denkbar, Er mildert ggf. auch die etwas zu hohe Chilischärfe. Guten Appetit.