Essen KW 39 – Neuseeland, DEHOGA, Portionen

Nächsten Sonntag fällt das Essen übrigens aus. Ich arbeite an dem Tag ausnahmesweise mal und weiß noch nicht, wann das wirklich absolviert ist. Und bei so viel Unwägbakeit … Ich könnte mich mal schön selber bekochen, dafür fehlte in der letzten Zeit ein wenig die Muße. Aber an einem Sonntag, an dem ich auch noch extra früh aufstehen muss … Die Chance ist gering. Ich hatte lange kein Pizzaservice mehr. Na, mal sehen.
Heute gab es Lamm. Grundsätzlich erstmal nicht schlecht. Es war auch gut zubereitet, schön rosa, leckere Soße, schöne Pommes. Von der Seite alles prima.
Neuseeländische Lammfilets, mediterranes Pfannengemüse, PommesWas da auf dem Teller einherkam, was schon lecker. Handwerklich gut zubereitet. Filets auf den Punkt, das Gemüse schön angebraten, die Pommes gut gewürzt und knusprig.
Relativ unabhängig vom aktuellen Essen, aber von einer auch hier wiedergefundenen Grundtendenz, habe ich vor längerer Zeit mein schönes Sonntagsfrühstück auf den Samstag-„morgen“ verlegt. Da habe ich Zeit und Gemütlichkeit und keiner „zwingt“ mich, ein paar Stunden später schon wieder Mittag zu essen. Rein mengenmäßig wäre das doch sehr ungesund.
Dagegen ist das heutige Mittag doch eher meinen Ernährungsrichtlinien entsprechend, viel Gemüse (unter den Filets), mageres Fleisch, Möhren, Weißkraut, Bohnen als Salatbeilage obendrauf, Glas Wasser dazu. Nur die Pommes waren dann eher was für die Seele. 😉 Aber: Auch wenn es auf dem Bild nicht so aussieht: Warum sind da 5 (in Worten: fünf) Filets auf dem Teller? (Unter dem zweiten Filet von links liegt noch ein zweites.)
Warum müsste man eine „Seniorenportion“ oder „Damenportion“ bestellen, wenn man ein Mittag in vernünftiger Quantität haben möchte? Ich bin weder Senior noch Dame, was soll ich da bestellen? Wir sind alles keine schwer arbeitenden Menschen mehr, die 2000 kcal allein mit einer Mahlzeit aufnehmen müssen! Bei uns sind 2000 kcal das Tagessoll! Zugegeben, das Essen oben hat vermutlich keine 2000 kcal. Aber knapp 4-stellig wäre die Zahl schon?

Liebe DEHOGA,
als gute Fee, die Ihr ja für das Gastgewerbe seid, kann ich doch mal drei Wünsche an Euch äußern:

  1. Schulungen für Eure Mitgliedsunternehmen, damit sie der Verantwortung an der Gesundheit Ihrer Gäste nachkommen können. Nicht umsonst warnt schon die DLG, nicht zu oft Essen zu gehen. Gebt ihnen Werkzeuge und Wissen an die Hand, ihre Kreativität in der Entwicklung von Gerichten in Richtung „sinnvoll“ zu schwenken.
  2. Dreht doch bitte das Prinzip „Seniorenportion“ um. Ich wäre eher für einen Großen-Hunger-Aufschlag. Also nicht für 2-3 Euro weniger eine kleinere Portion, sondern für 2-3 Euro mehr eine größere.
  3. Grundsätzlich kleinere Portionen haben auch noch mehr Vorteile, auch für die Wirtsleute: Mehr Umsatz durch mehr verkaufte Vorspeisen und Desserts. Allerdings, wenn ich mir manche Karten so ansehe: Bitte noch eine Schulung für schöne Desserts. Bei den unterentwickelten Dessertkarten kein Wunder, dass sich nicht mehr Gäste kleinere Hauptgerichte Wünschen, weil die möglichen Desserts nicht locken.

Das diese Wünsche erfüllbar sind, zeigen bereits einige, wenige Gaststätten. Es geht also. Und gesunde Gäste sind auch gute Gäste. Mastgäste sterben früher und bescheren langfristig keinen Umsatz.
Mit freundlichen Grüßen

Der Herdnerd

P.S.: Bitte kommt jetzt nicht mit dem Argument, dass die Gäste doch bei zu großen Portionen die Reste drauflassen können, damit die Wirtsleute auch mal siehen, dass die Portionen zu groß sind. So viele Rückläufer gibt es nicht. Das funktioniert auch so nicht. Ihr kennt doch die Menschen: Das bezahlen wir, das wird alles hinein geschaufelt, auch wenn es uns hinterher schlecht geht.

Das heutige Mittagsgericht hätte ich auch gut gefunden, wenn da nur zwei Filets, etwas weniger Gemüse und ein Hauch weniger Pommes auf dem Teller gewesen wären. Aber warum muss das nur immer alles so üppig sein?!
Achja. Eins noch. Offensichtlich gibt es in Mecklenburg-Vorpommern keine Schaf- oder Ziegenzucht. Demzufolge gibt es auch keine hiesigen Lammfilets. Und Torfrock hat uns seinerzeit auch belogen, denn offensichtlich gibt es bspw. in Ostfriesland auch keine Schafe, die die Dämme „verzieren“. Das nächstgelegene Land für Lammfilets ist, wie ich heute gelernt habe, Neuseeland …
 
 

Auf dem Rückweg zur Routine (02.01. bis 05.01.2020)

Die letzten Tage waren auch wieder eine Mischung aus Richtlinientreue und Ausnahmen. Während das Frühstück noch im Rahmen war (Skyr/Quark, TK-Erdbeeren, Haferflocken) und selbst am Sonnabend (bisher unüblich) durchgezogen wurde, kam am Donnerstag und Freitag das Mittag jeweils etwas früh (schon 4 Stunden nach dem Frühstück, war aber inhaltlich noch richtliniennahe (Dürüm und Cesarsalat)). Den freien Freitagfrühabend nutze ich für einen kleinen Wochenendeinkauf, der leider ein paar kleine Sünden mit in den Einkaufswagen packte. An den kalten Milchmischgetränken kam ich noch gut vorbei, aber die angebotenen Krabbenchips mussten es dann doch sein. Zum Ausgleich waren aber auch ein Blumenkohl, ein paar Datteltomaten, zwei Sharon, drei gelbe Paprika u.ä mit im Beutekorb.
Der Konsumweg führte mich auch an meinem Lieblingsfleischer vorbei, von dem auf jeden Fall die Bockwurst mit in den Warenkorb gehört. Leider sprang mich von der frischfleischigen Seite nicht wirklich was an (wobei sie wieder schöne Dry-aged-Steaks da hatten, aber Steak hatte ich gerade erst) und eigentlich suchte ich eher was, dass ich als eine Art Geschnetzeltes zum Gemüse in die Pfanne hauen konnte. Da ich aber auch noch nicht wusste, wann ich am Herd stehen würde, schied auch das wundervoll aussehende Hackfleisch aus und so nahm ich doch nur noch drei (frisch) befüllte Becher mit, davon eine Neuheit. Später mehr dazu.
Sonnabend kam es dann zu einer Art Resteverwertung, zumindest, wenn man die eine Bowu, die ich mich hart zurückgenommen hatte zu essen, auch schon als Rest bezeichnen möchte. Auslöser war aber der (ehemals) frische Rosenkohl, den ich seit vor Weihnachten hütete und nun endlich verbrauchen wollte. Ein halber Becher saure Sahne (auch schon seit dem 1. Weihnachtstag offen) bereicherte das Essen.
Der Rosenkohl. wurde in ein wenig Salzwasser al dente vorgekocht. Dann zerfloss in der mäßig heißen Pfanne ein wenig Butter mit Rapsöl, in dem eine kleingescheibelte Schalotte ihr Wesen trieb. Die Bockwurst hatte ich ein wenig zerschnitten (Kinderbesitzer werden die „Tatzen“ erkennen). Sie wurden ebenfalls angebraten. In den Pfanneninhalt aus geschmolzenen Schalotten und Tatzen rührte ich die saure Sahne und ergänzte alles mit dem noch warmen Rosenkohl. Alles etwas durchschwenken und miteinander Aromen austauschen lassen. Fertig. Natürlich wurden sowohl der Rosenkohl wie auch die in Butter gegarten Zwiebeln mit Pfeffer und Salz gewürzt. Soll ja auch schmecken.

Diese Bockwurst liebe ich ja. Am liebsten pur. Aber man kann sie auch gut verarbeiten. Und wenn man sie eben wie hier der Länge nach drittelt, dann quer halbiert und an jedem Ende der Stücke mit zwei Einschnitten versieht.

Die saure Sahne wäre entbehrlich gewesen. Aber sie musste weg. Normale Sahne wäre eher eine Idee, aber die ist ja auch fettiger. Gibt dann aber die bessere Soße. Außerdem mal wieder gelernt: Saure Sahne vor dem Einrühren erstmal kräftig durchrühren, sonst wird’s flockig. Das bekommt man zwar durch viel rühren auch wieder weg, aber vorher macht’s einfacher.
Als ich am Freitagspätnachmittag einkaufte, fiel mir eine schöne Leckerei ins Auge, die ich bei meinem Fleischer noch gar nicht kannte. Bereits in seinen Plasteschalen abgefüllt lag da was in der Auslage und warf Fragen auf. Auf dem Deckel prankte nämlich die Werbung des Hauses:

Da konnte ich mir doch die Frage nicht verkneifen, in welchem Stall denn der Inhalt aufgezogen worden ist.

Schöne Riesengarnelen in einer leckeren Cocktailsauce … Da konnte ich nicht widerstehen und musste mir eine Packung kaufen. Und sie waren köstlich. Wenn ich bei einem der nächsten Besuche feststelle, dass sie die Dinger auch in einer Aioli oder zumindest in einer Knoblauchmajonäse (nicht unbedingt nur in Knoblauchöl) anbieten, gehe ich nicht wieder aus dem Laden raus, bevor ich alle aufgegessen habe. 😉
Bei den Garnelen versündigte ich mich noch gleich ein zweites Mal, da ich mir doch ein Brötchen dafür kaufte. In der Kombination sind sie einfach nicht zu schlagen. Zu Hause angekommen, Einkäufe weggeräumt und dann Abendbrot gemacht. Ich sach ma so: Eine gute dreiviertel Stunde nach dem Einkauf saß ich selig lächelnd (oder vermutlich eher grenzdebil grinsend) und dem Geschmack nachspürend auf meiner Couch und freute mich …
Für einen zweiten Becher (nicht mit Garnelen) erwarb ich natürlich noch ein selbstmarketingfreies Vollkornbrot (also eins ohne Körner), auch, um mich wieder den Ernährungsrichtlinien zu nähern. Diesmal wurde natürlich auch hinter- aber vor allem vorher gegrinst. Überlegte ich doch, ob der Eiersalat nun schon in der Pfanne war, oder ob ich ihn noch anbraten müsse. 😉

Der hatte natürlich den gleichen Deckel. Den dritten Becher (mit ebendiesem Deckelaufdruck) leere ich dann heute Abend. Da passt es wenigstens ein bisschen: Fleischbrät ist nunmal wesentlicher Bestandteil des Fleischsalates. Da werde ich aber viel Gemüse noch dazu knabbern müssen, um die Sünde wieder auszugleichen. Und: Ja, ich weiß, dass das „brät“ in Fleischbrät nichts mit Braten zu tun hat.
Oben Bockwurst, eben Fleischbrät, dann die Eier und die Garnelen in Soßen unbekannter Zusammensetzung … Da gibt’s einen bösen Blick von der Ernährungsberatung. Wurst und Brät wegen des hohen Gehaltes ungünstiger Fette, die Soßen auch deswegen, aber auch wegen eines meist recht hohen Anteils an Zucker. Aber ein wenig Sünde muss auch sein.
Apropos Sünde. Wenn sie – nicht die Sünde, sondern die Ernährungsberatung – den Teller des Sonntagmittags sieht, kollabiert sie. 😉 Nein, so schlimm nicht, aber zum bösen Blick kommen dann noch rollende Augäpfel dazu. Und das völlig ohne Grund! Naja, fast.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich diesmal etwas passendes aus der Karte herausgefunden habe. Offensichtlich waren wir in einem Restaurant, bei dem Gemüse keinen sehr hohen Stellenwert hat. Dass ein Gericht mal irgendwo zu Hälfte aus Gemüse besteht, wage ich kaum noch zu hoffen (vegetarische Gerichte mal außen vor gelassen, denen mangelt es meist am Eiweißanteil, dafür umso mehr Kohlenhydrate). Aber so, wie das Gericht auf den Tisch kam, sah es wirklich sehr sündig aus. Wobei der leckere Klecks Stampfkartoffeln eine sehr angenehme Übersichtlichkeit hatte.

Die gesamte Fläche unter dem in Eihülle gebratenen Kap-Seehecht-Filet war mit Grillgemüse belegt, das erst sichtbar wurde, nachdem man etwas vom Fisch gegessen hatte. Surprise, Surprise. Alles kam heiß und wohlschmeckend auf den Tisch. Mit einer Ausnahme: Der Teller war nur heiß, gekostet habe ich ihn nicht, was die Beurteilung seines Wohlgeschmacks verhinderte.
Aber am Ende saß ich doch wieder selig grinsend auf meinem Stuhl, genoss noch meinen Cappuccino und erfreute mich daran, gut gegessen zu haben.

Essen mit Ausblick (28.07.2029)

Morgen beginnt der Ernst des Lebens, die Tage bekommen Struktur und auch die Mittagsversorgung wird wieder standardisiert. Der Urlaub ist zu Ende. Und weil das Wetter zum Abschluss so schön war, kann man sich ja mal was mediterranes gönnen. Mit passendem Ausblick.

Ein verstecktes touristisches Kleinod, das so klein gar nicht ist. Es ist einer der tiefsten Seen der Region (mindestens), ist fast 11 km lang (Blickrichtung) und 2 km breit und sein Grund liegt unterhalb der Meereshöhe. Für alle Bootfahrer wichtig: Der See ist nur auf dem Landweg erreich- und verlassbar. Nobody is perfect.
Grillgemüse, Gnocchi und Garnelen bildeten den Hauptteil meiner Mittagsspeise. Dazu schon erwähnter Ausblick. Was will man an einem solchen Sonntag mehr?!

Da kann man genüsslich auf dem Teller rumstochern und hat eigentlich immer was leckeres auf der Gabel. Und über mehr mochte ich dann auch nicht nachdenken.

Becheressen ohne Zimt

Außer der Reihe gibt’s heute mal Essen aus einem Becher. Das wird öfter passieren, wenn der Essenslieferant wieder out ist, da es einige Anbieter im nebenstehenden EKZ gibt, die Essen in der Form verkaufen.

Kleingehacktes als Topping, irgendwas mit Tomaten, Kürbiskernen, Weißkäse u.a. Darunter exotisches. Ich rühre mal um:

Bulgur mit irgendwas soßigem und Curry und Hähnchenbrocken und Obst und Gemüse. Ich hab’s mir mitbringen lassen, und lasse da dem Mitbringer gern etwas freie Hand.
Nun bin ich nicht so der große Curryfreund, aber es war lecker. Fruchtig, deutliche Currynote aber nicht scharf. Der Bulgur war gut, das Topping frisch. Ich hab’s das erste Mal gegessen und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

Aufgewärmt und aufgewertet

Sagte der Chefarzt zu seinem Gefolge, als sich eine etwas korpulentere Patientin, die sich offensichtlich ein wenig in ihn verliebt hatte, besonders neckisch und lustig verhielt, nachdem die Visite beendet war: „Schon lange nicht mehr so viel ausgelassenes Fett gesehen …“

VOR dem Einkaufen etwas vernünftiges auf den Tisch zu bringen, ist meist nicht einfach. Aber manchmal hat man Glück und kann eine edle Grundzutat mit Kochresten, Balkonernten und Tiefkühlreserven schwungvoll kombinieren. Da ich anfangs nicht unbedingt dran dachte, das hier zu verarbeiten (manchmal will ich auch einfach nur was essen), fehlen ein oder zwei Bilder der Ausgangssituation.
In einer kleinen Pfanne schmelze ich ein paar Stückchen (auf dem Bild sind sie zu sehen) original italienischen „Lardo al Rosmarino“, was – profan ausgedrückt – auch nur Speck mit Rosmarin ist. (Aber manchmal muss man sich auch mal was gönnen, wenn man sonst solche Produkte eher versucht zu vermeiden.) Ist der gut angebräunt, kommen ein paar halbierte Cocktail-Tomaten (vom Balkon) hinzu. Alles wird dann mit eingelagertem Grillgemüse, dass nur noch aufgewärmt werden muss, aufgefüllt.

Dem Tiefkühler entnahm ich zwei Doradenfilets, die der Einfachheit halber dampfgegart wurden.

Ins Wasser kam etwas Knoblauchsalz und eine Gewürzmischung, die neben Salz im wesentlichen Rosmarin und Zitronenschale enthielt. Mit ihr wurde auch der noch gefrorene Fisch bestreut.

Nach ein paar Minuten in der heißen feuchten Luft ist der Fisch aufgetaut und gegart. Dann kann auch schon angerichtet werden.

Und schon ist das Diner for two fertig. Leider habe ich nur einen Präsentationsteller. Die andere Portion wurde von einem Zwiebelmuster mit Genuss verspeist. Guten Appetit.

Achja: Natürlich kann man das Grillgemüse auch frisch machen. Aber ich hatte hiervon noch was übrig.