Sonntag, 28.06.2020

Eigentlich sollte es heute ja ganz woanders hingehen, aber da war voll und so fanden wir uns des Mittags in einem Biergarten wieder, der einem der renommierteren Häsuer der Stadt angehört. Mit übersichtlichen Speisekarten – aber trotzdem guter Auswahl – schön abwaschbar in Klarsichtfolie. Aber so ist die Zeit.
Bei der Auswahl schwankte ich ein wenig zwischen einigen Gerichten, und ich überlegte, ob es wohl die Möglichkeit gäbe, einige der Bausteine, die sich auf der Karte fanden, frisch neu zu kombinieren, aber letztendlich habe ich es gelassen und es auch nicht bereut.
Schweinebäckchen in Bratenjus an Peterslilienkartoffeln und GemüseSchweinebäckchen mit einem schönen Bratenjus, frisches Gemüse und Petersilienkartoffeln erfreuten das Auge und nicht nur das. Und es blieb auch noch ein wenig Platz für ein kleines Dessert.
Limetten Crème brûlée mit knackiger Kruste und Erdbeere
Es ist schließlich nicht jeden Tag Sonntag. Und da ich dazu einen halben Liter Mineralwasser trank, durften es doch ein paar schnelllösliche Kohlenhydrate zum Ende hin sein. 😉
P.S.: Irgendwann habe ich mich im Zusammenhang mit den Portionsgrößen in Gaststätten schon mal darüber aufgeregt, dass es zwar vielerorts auch kleinere Portionen gibt, diese aber unter dem Titel “Seniorenportion” laufen. Und so alt fühle ich mich eigentlich noch nicht … Im heutigen Restaurant hatten sie einen anderen Namen gefunden, aber ob ich darunter etwas bestellt hätte … ?
Damenportion
Warum nennt man – ganz grundsätzlich – das Kind nicht beim Namen? “Kleine Portion”? Oder ist noch ehrlicher und verkauft die Senioren- oder Damenportionen als normale Portion und das, was sonst auf dem Teller landet als “für den großen Hunger” (oder als “gesundheitsgefährdent viel”)?
Wobei, die Portion heute war wohl bemessen und keine “Damenportion”. Da kann man das Haus auch mal loben für richtige und sinnvolle Portionierung!

Zwischen den Jahren (27. bis 29.12.2019)

Die letzten Tage verliefen relativ unspektakulär bzw. irgendwo im Nirgendwo zwischen dem guten Bereich der Richtlinientreue und alten Gewohnheiten. Immerhin bin ich kurz davor, meinen alten Wok auszugraben, mit dem man ja auch gemüsige Speisen relativ schnell zubereiten kann. Nur das Geschnippel vorneweg ist manchmal etwas nervig, aber dazu gibt es ja Gemüsehobel. Noch ruht er aber tief im Schrank, nicht ohne Grund. Neben einigen Vorteilen hat der Wok auch diverse Nachteile, die modernes Kochgeschirr meist nicht mehr hat. Letztendlich besteht er aus einem Holzgriff, dem Verbindungsstück zwischen Griff und Wok und eben der großen Garschüssel, die aus einem Stück stabilem Eisenblech besteht, dass in Form gezogen (oder wie auch immer) wurde. Und dieses Eisenblech ist das Problem. Das Ding ist nicht spülmaschinentauglich und muss quasi nach Gebrauch sofort gereinigt und eingeölt werden, sonst kann man ihm beim Zerrosten zugucken. Das macht seine Anwendung ein bisschen aufwendiger. Ich besitze zwar mittlerweile auch einen gußeisernen und antihaftbeschichteten, der steht aber gaaaanz woanders, wo ich ihn nicht so einfach abziehen kann. Nunja, da kann ich also noch ein wenig drauf rumkauen.
Neben allerlei auf Vollkornbrot und geknabbertem Gemüse (und auch etwas Obst) hinterher, versuchte ich mich auch in einer Art Stampfkartoffeln mit Gemüse und Ei schon drin. Das kann ich so nicht weiterempfehlen und sehe da die klassische Zubereitung von bspw. Selleriestampf (Kartoffel-Sellerie-Mischung), auch gern ergänzt durch anderes geeignetes Wurzelgemüse o.ä. und separater Zuführung von Spiegel- oder Rührei als bessere Alternative.
Kommen wir zum Sonntagmittag, dem traditionellen Gaststättenbesuch mit Vattern. Grundsätzlich gab es auf der Karte eine Reihe von Gerichten, die neben einem guten Eiweißträgeranteil auch Gemüse verzeichneten. Das Verhältnis ist natürlich nicht wirklich richtlinienkonform, selbst wenn man die “Salatbeilage” wohlwollend mitzählt. Aber ich habe auch schon so lange keine Kroketten mehr gegessen, da freut man sich doch darauf.

Das Bild zeigt geschmorte und damit wirklich butterzarte Schweinebäckchen, die man mit einem Löffel hätte zerdrücken können. Das weiße sind Schwarzwurzeln.
Den Rest des Tages (zumindestens die kulinarischen Teile) befand ich mich dann im Weißmehlrausch. 😉 Deswegen möchte ich auch gar nicht weiter drauf eingehen. Es bot mir aber die leckere Basis für eine noch leckere Käsespezialität, die ich mal wieder im Kühlregal entdeckt hatte: Einen Camembert aus 100% Ziegenmilch. Und ich hatte eine gute Reifestufe erwischt. Der Kern war bei Zimmertemperatur sehr dicht dran, gerade so nicht flüssig zu sein, dafür schmolz er im Mund dahin und ließ das Brötchen als Träger in seiner Sündigkeit vergessen machen … Wenn ich jetzt nur noch wüsste, in welchem Laden ich den Käse gekauft hatte, ich würde doch glatt nochmal hingehen. Und Käse kaufen.

Spaghetti alla Carbonara – möglichst dicht dran

Natürlich weiß ich nicht, wie ihr Eure Nudeln in Schinken-Sahne-Soße nennt, kommt aber genau das auf den Tisch, dann ist es auch genau das. Wenn man ein wenig in die Gerichte eintaucht, ertrinkt man nicht in der Soße und lernt, dass Spaghetti alla Carbonara eigentlich was völlig anderes ist. Mir fällt da der Vergleich mit Pulver- und richtigem Cappuccino ein. Oder besser: Der Vergleich von Cappuccino und (deutscher) Kappudschino. Letzteres ist eine Tasse Kaffee mit Schlagsahnehaube. In der Österreichischen Kaffeehauskultur gibt es dafür einen mir gerade entfallenen Namen.
Soll heißen: Nudeln in Schinken-Sahne-Soße und Spaghetti alla Carbonara sind zwei anerkannte Pasta-Gerichte, haben aber nix miteinander zu tun. Und das schöne: der italienische Klassiker ist in der Zubereitung eigentlich einfacher. Man braucht nur Timing, Spaghetti, Ei, Parmesan und Guanciale – luftgetrocknete Schweinebacke. Sollte die der Fleischer eures Vertrauens diese nicht ständig anbieten, empfiehlt sich ein Blick ins Netz oder ein Spezialitätenladen. Oder Parmaschinken. Geht auch. Laut des Rezepts des größten deutschen italienischen Kochs auf Twitter nimmt er auch den Schinken.
Wie es aber der Zufall so will, habe ich Guanciale im Haus. Ein hiesiger Supermarkt hat gepökelte, aber nicht luftgetrocknete Schweinebacke fast ständig im Sortiment, vielleicht sollte man sich mal im Lufttrocknen probieren.
Guanciale - luftgetrocknete, gepökelte Schweinebacke
In der kalten(!) Pfanne präsentiert sich die Schweinebacke. Und sie soll angeschnitten werden.
Guanciale - luftgetrocknete, gepökelte Schweinebacke, angeschnitten
Der Anschnitt ist vollbracht. Man beachte (auch schon auf dem ersten Bild) den würzigen Mantel. Spätestens auch durch die Verwendung des Kantenstücks erübrigt sich fast jede weitere Würzung.
ausgelassene Guanciale, Parmesan, Ei, Spaghetti
Nachdem die ganze Schweinebacke die Pfanne verließ, wurde diese sanft, aber nachhaltig erhitzt und mit etwas Olivenöl benetzt. Dort hinein kommen die Backensteifen. Bereits vorher sind die Spaghetti ins Wasser gekommen. Sie zu kochen dürfte der langandauernste Vorgang bei diesem Rezept sein. Aber die Speckstreifen in der Pfanne können auch eine Weile ruhen, wenn sie fertig sind. Dazu kann man die Hitze unter der Pfanne auf null reduzieren.
knusprig ausgelassene Guanciale - luftgetrocknete, gepökelte Schweinebacke
Die Backe ist ausgelassen und wartet in der heißen, aber nicht mehr weiter mit frischer Wärme (die Platte unter der Pfanne ist natürlich noch restwarm) versorgten Pfanne auf die Spaghetti.
kochende Spaghetti
Sind die al dente, geht der Rest eigentlich schnell.
Spaghetti in die Pfanne
Die Spaghetti kommen mit einem guten Schuss Kochwasser in die Pfanne.
Parmesan dazu
Darauf folgt der geriebene Parmesan …
Eigelb dazu
… und die Eigelb. Spätestens jetzt darf unter der Pfanne keine große Hitze mehr sein. Wir wollen schließlich kein Rührei. Alles wird gut und innig vermengt.
Pfeffer nicht vergessen
Etwas Pfeffer hat noch nie geschadet. Auch der wird mit untergeschwenkt.
Spaghetti alla Carbonara
Und schon ist das einfache und doch so leckere Gericht auch schon fertig. Verschiedenen Quellen zufolge dürfte das dem alten Original (wenn es denn das überhaupt gibt) von Spaghetti alla Carbonara doch mit am nächsten kommen. Ein paar Kräuter vollenden ggf. den Genuss. Guten Appetit.
P.S.: Nur mühsam konnte ich mich zurückhalten, ein paar Cocktailtomatenviertel mit in die Pfanne zu werfen, schließlich sollte es doch so original wie möglich sein. Sie hätten dem Gericht noch einiges mitgegeben und es frischer gemacht. Aber dann wäre es auch keine “alla Carbonara” mehr gewesen.
P.S.II: Wie jeder gute italienische Klassiker stammt auch dieser zwar aus Italien, aber die USA haben doch mitgemischt. Wo haben die ihre Finger mal nicht im Spiel? 😉

Süßer Schweinelachs á la Teriyaki

Was macht er dann da schon wieder? Die Frage stellt sich, vor allem, wenn man ein Bild mitten aus einem Prozess heraus, gezeigt wird.
Zwei Pfannen auf dem Herd
In der rechten Pfanne garten zwei klein geschnittene Petersilienwurzeln und eine gewürfelte kleine Fenchelknolle in etwas Butter unter Verwendung von Salz und Pfeffer und unter einem Deckel, nachdem sie erst etwas angebraten waren. Das Grüne der Fenchelknolle ist gerade eben erst dazu gekommen.
Das Fett in der rechten Pfanne ist aus ein paar Scheiben geräucherter Schweinebacke ausgelassen. Darin liegen zwei Lachsstücke, die vorher ein paar Stunden in Teriyaki-Soße mariniert wurden.
Lachs braten
Beim Braten ist aufzupassen, dass nichts verbrennt, die Hitze unter der Pfanne ist nicht sehr groß. Schon die Schweinebackenscheiben wurden sanft ausgelassen.
Lachs auf Fenchel-/Petersilienwurzel-Gemüse
Natürlich werden die ausgelassenen Scheiben der Schweinebacke nicht entsorgt, die gibt es als ein paar Chips mit zum Essen. Ein paar Tropfen Frischkäse in der Pfanne wären sicher auch noch eine Idee gewesen, um eine etwas soßigere Konsitenz zu erreichen. Kann man machen, muss aber nicht.
Das ganze Essen wirkt durch die Petersilienwurzel und auch durch die Teriyaki-Soße etwas süßlich. Man kann zum Ausgleich ein paar Tropfen Essig oder vielleicht auch schon in früherer Phase etwas trockenen Weißwein dazu geben.
Irreführender Titel? Lachs in Schwein gebraten ist Schweinelachs. 😉