Auch andere können Kartoffelbrei und Vanillepudding

Natürlich getrennt. Das muss gesagt werden. Kartoffelbrei mit Vanillepudding wäre doch etwas zu extravagant. Wobei ich neulich ein Gericht irgendwo sah, das nannte sich Bratkartoffeln mit Eiersalat. Und der wesentliche Unterschied im Eiersalat zu gängigen Varianten war, dass er etwas gröber geschnittenes Ei enthielt.

Ich war zum Essen eingeladen und durfte als kleine Überraschung für die Ausgebende das Lokal aussuchen. Es wurde ein gastlicher Ort, den ich schon laaaange auf dem Schirm hatte, aber in den letzten Jahren nie verwirklichte. Vor Ewigkeiten, da war der Betreiber noch an anderem Orte tätig, war ich einige Male Gast und gern begeistert. Nun die Kontrolle nach 10 Jahren:

Sonntagmittag

Um es vorweg zu nehmen: Begeisterung ist nach wie vor angesagt. Auch wenn sich die Karte und die Örtlichkeit gewandelt hat, ist vieles noch genauso aktuell, wie damals geschrieben.

Ochsenbacke mit Portweinsoße, Rahmwirsing, Röstzwiebel-Kartoffel-StampfEigentlich ein Klassiker, den es auch anderswo gibt: Ochsenbacke in Portweinsoße mit Rahmwirsing und Röstzwiebel-Kartoffelstampf. Jedes auf seine Art wundervoll. Butterzarte Ochsenbacke, die geschmolzenen Sehnen darin, das leckere Kartoffelstampf mit den Röstzwiebeln, der Rahmwirsing … Habe ich anderswo alles auch schon mal gegessen, aber nirgends so gut.

Ochsenbacke mit Portweinsoße, Rahmwirsing, Röstzwiebel-Kartoffel-StampfUnd damit es nicht zu perfekt klingt: ein wenig hab ich mir die Zunge verbrüht. Das war doch alles sehr heiß. Und das Stampf wartete offensichtlich ein wenig auf die Backe. Noch ein paar Minuten mehr, und es hätte eine Kruste bekommen. Aber das tat dem Gesamteindruck keinen Abbruch, sondern machte es eher menschlich. Und auch – mein Lieblingsthema – alles in einer vernünftigen Portionsgröße. Da passte dann noch ein Dessert hinterher.

Creme Brûlée mit Heidelbeersorbet und MangopüreeLangsam mag ich dieses Crème brûlée-Zeugs immer mehr. Der kleine „Vanillepudding“ mit der Knusperkruste und – hier – ein schönes Heidelbeersorbet, dazu mit etwas Mangopüree. Da der Pudding natürlich keiner war, sondern eine Bayrisch Creme, gab es ihn hier wenigstens auch nicht in einer High Protein Version (diese Supermarktmode ist hoffentlich bald vorbei; aber wenn ich mir vorstelle, wann die auf diese Salted Caramel-Schiene aufgesprungen sind, wird das mit dem High Protein-Zeugs noch eine Weile andauern). Der Karamell-Kruste spürte man ihre frische Zubereitung an, konnte man doch eine gewisse kleine Restwärme erspüren. Naja, Knusper und Geschmack sprachen auch dafür.

Creme Brûlée mit Heidelbeersorbet und MangopüreeDas Sorbet wirklich sehr schön. Sehr. Es ist wirklich schade, dass ich den Laden so lange nicht auf der aktiven Liste hatte, das muss sich ändern.

Wasser: Sprudelnd, fließend, herkunftgebend

Dass wir zu viel Zuckerwasser in uns hineinschütten und dabei recht viel Plastikabfälle erzeugen, ist wohl mittlerweile allen bekannt. Ein Hersteller eines sich alternativ gebenden Produktes hat in dem Zusammenhang den Begriff „Sugarplastic“ gefunden, der den Wahnsinn gut zusammenfasst und anklagt. Natürlich wird dann das eigene Produkt als problemlösende Alternative in den Focus geschoben und auf den ersten Blick ist es das auch: Wer nicht pures Leitungswasser trinken mag (oder wem es auf Dauer zu langweilig schmeckt), wirft eine Tablette hinein, die dem Wasser allerlei Gutes hinzufügt, ohne es mit Zucker zu belasten. Ich habe mal knapp 15 € investiert und mir zwei Packungen (=Geschmacksrichtungen) gekauft.

Waterdrop auf EierkartonFür einen anständigen Größenvergleich habe ich sie mal auf einer 10er Eierverpackung drappiert. Irgendwie fand ich die Streichholzschachtel, die ja sonst als Standardgrößenobjekt gern genommen wird, nicht. Sehr groß sind die Packungen nicht.

Viel Platz im Waterdrop-PaketWas aber nicht sagt, dass sie auch wirklich voll sind. Die jeweils für 12 Portionen á 0,5 l dosierten „Drops“ nahmen nur etwa 2/3 der Füllmenge ein.

Waterdrops in EinzelhaltungIn dem Pappkarton befanden sich dann 12 einzeln verpackte Würfel, die sich dann – in Wasser gelöst – zu einem geschmackvollen Getränk verwandeln sollen.

Waterdrops einzeln, nacktSo sehen also gesunde Früchte aus, wenn man sie in Würfelform presst. Muss man wissen.

Wasser im GlasDas ist übrigens ein Glas Wasser, entnommen dem hiesigen Wasserversorgungssystem. Es hat also eine gute Grundmineralisierung, hat viel Kalzium für die Knochen und allerlei andere gute Sachen wie Magnesium und Kalium mit dabei.

Waterdrops im GlasDort hinein kam der Drops, fing an zu sprudeln und löste sich langsam auf. Laaangsam. Also laaaaaaangsam.

Waterdrop fertigEinige Minuten später. Und Prost.

Man darf das entstandene Getränk natürlich nicht mit einem Glas Wasser vergleichen, in das ein kleiner Schuss Direktsaft gegeben wurde – das ist übrigens ein Getränk, dem ich öfter zuspreche und das damit wohl tief in mir drin doch als Referenz genommen wurde.

Eins muss man den kleinen Würfeln lassen: Sie sind praktisch. Die beiden Packungen sind noch knapp ein Jahr haltbar und sind eine gute Reserve, falls mir mal der Saft oder die Limo für meine Schorlen ausgeht. Ansonsten:

  • Inhaltsstoffe 👎 (viel Unnatur)
  • Verpackung 👎 (wenig, aber doch zu viel)
  • Geschmack 👎 (künstlich, teilweise wie frisches Wischwasser)

Sonntagmittag

Der brachte einen kleinen Ausflug – man muss eben Gelegenheiten auch mal nutzen. Wir waren an einem Ort, den Google Maps (als Navi) nicht findet und selbst dann keine Route berechnet, wenn man den Parkplatz am Zielort direkt als Routenendpunkt antippt. Erfreulicherweise gibt’s ja auch noch andere Systeme auf Android, die das wesentlich besser machen.

Das Ess-Erlebnis ließ mich ein wenig verwundert zurück. Das lag weniger am Essen selber, das war in Ordnung. Aber einige Begleitumstände waren dann doch ungewohnt.

Gebratener Zander auf Wirsinggemüse mit KartoffelstampfEs gab Fisch, hier in Form von Zanderfilets, die auf einem Rahmwirsing ruhten. Dazu ein Klecks Kartoffelstampf naturell. Die Portionsgröße fand ich recht angenehm, sah ich doch andere Teller auch ohne Senioren-Option üppiger belegt. Manchmal muss man eben auch Glück haben.

Gebratener Zander auf Wirsinggemüse mit KartoffelstampfDie schöne Optik des Fischs spiegelte sich auch in seiner kulinarischen Qualität wieder. So verließ ich später den Ort des Geschehens angenehm gesättigt, aber doch mit einem Fragezeichen über der Stirn.

Es war die Dramaturgie des Ereignisses, die mich überraschte. Nicht qualitativ, sondern eher quantitativ. Der Ablauf war der (mit kleinen Variationen) übliche: Betreten des Lokals, Tischzuweisung, Platznahme, Kartenempfang, Getränkebestellung, Getränkelieferung und Essensbestellung, Essenslieferung, Essensaufnahme, Geschirrabräumung und Digestif-Bestellung, Digestif-Genuss, Bezahlen, Verlassen des Lokals. So weit, so gut. Nun habe ich es zwar nicht mittels irgendeines Zeitmessers genau erfasst, aber die erste Wartespanne (Getränkebestellung/-lieferung) war an sich halbwegs normal, aber gefühlt länger als die zweite Wartespanne (Essensbestellung/-lieferung). Letztere war so kurz, da habe ich bei McDrive schon sehr viel länger auf mein „Essen“ gewartet. Lassen wir es mal für eine gut organisierte Küche sprechen.

Ochsenbäckchen (12.10.2019)

Sonne auf dem Teller, was will man eigentlich mehr?! Nunja, wenn es nur Sonne gewesen wäre, hätte ich mir doch noch was zum Essen dazu bestellt, hier kam aber der gefüllte Teller und wurde dann von der Sonne beschienen. Nicht zu unrecht übrigens.

Unter dem Gesichtspunkt der neuen Ernährungsregeln, die ich mir auferlegt habe (mit fachlicher Unterstützung) geht das Gericht übrigens schon in die richtige Richtung. Nicht 100%ig, aber immerhin. Wenn man den Teller in der richtigen Reihenfolge leer macht. Ein Ochsenbäckchen in drei Tranchen lagen auf einer schönen Portion Wirsingkohl, drüber ein paar Möhrenstreifen. Nebenbei gab es auch noch etwas Bratensoße. Und da die Kartoffeln – hier in Form von Stampfkartoffeln mit Einlage – so halb positiv zu bewerten sind, hätte ich mir ohne schlechtes Gewissen nach Fleisch und Kohl auch den halben Stampf zu Gemüte führen können. Da ich vorweg aber schon an meiner Maracuja-Schorle genippt hatte (geht gar nicht, nur hinterher erlaubt) ist es dann doch der ganze geworden. War sowieso egal, da ich bereits andere Regeln missachtete. 😉 Aber wenn’s schmeckt.

Wirsingkohlroulade (08.03.2019)

Die Woche verabschiedet sich mit einem freundlichen „Wirsing!“ (lautmalerisch schelmisch für Wiederseh’n!). Hier in Form einer Wirsingroulade mit Salzkartoffeln und Rohkost.

Die Kartoffeln waren trotz ihres Namens nicht für die gute Mineralstoffversorgung zuständig, aber irgendein Zubereiter im Rouladenumfeld muss gerade verliebt sein. Aber es ist ja auch Frühling.
Die Rohkost, fein gehackter „rosa Salat“ (formely known as Rotkohl), war auch wieder aufgehübscht.

Offensichtlich hat der Hersteller dieses Essens noch ein paar Mandarinendosen im Vorrat. 😉
Wieder haben wir bei der gesamten Mahlzeit den Effekt, dass das Auge nicht unbedingt mitisst, Zunge und Gaumen meldeten durchaus Wohlgefallen.
Mal sehen, was die nächste Woche so bringt. Vom Namen her könnte ich es zwar schon benennen, aber die Größe der Text-Bild-Schere ist ja das spannende.