Das Weihnachtsfest liegt, ihr werdet es bemerkt haben, in diesem Jahr komplett auf dem Wochenende. Da fängt man natürlich an zu grübeln, ob es nicht evtl. doch am 2. Feiertag, der ja dann der Sonntag ist, eine geöffnete Gaststätte gibt oder man den Traditionen fröhnt … Wobei es ja keine echten Traditionen sind, sind sie doch im ständigen Wandel begriffen.
Krame ich mal tief, tief in meinem Gedächtnis, so ist das Grundsätzliche in der Speisenabfolge zu den Feiertagen doch halbwegs traditionell. Es beginnt Heiligabend-Mittag und endet am 2. Weihnachtsfeiertag. Dann hört die Tradition aber auch schon auf. Wann es mit dem Spinat und dem Spiegelei am Mittag des 24.12. anfing, weiß ich nicht mehr, aber so machen wir es jetzt schon länger. Da es aber so ein einfacher Standard ist, habe ich vor lauter Weihnachtsvorfreude das Foto vergessen. Aber wie Tk-Spinat mit etwas Salz, Pfeffer, Muskat und angebratenen Speckwürfeln, Salzkartoffeln und Spiegelei aussieht, kann sich jeder denken.
Früher, also ganz früher, gab es wohl auch Kartoffelsalat mit Würstchen nach der Bescherung. Aber irgendwann wurde ich „erwachsen“ und war demzufolge Silvester nicht mehr zu Hause, wo es traditionell einen Silvesterkarpfen gab. Also wurde der eine Woche nach vorne verlegt und kam dann lange Jahre als Weihnachtskarpfen am Heiligen Abend auf den Tisch. Bis heute.
So sah er dieses Jahr aus. Das mit dem Gemüse ist neu. Die Idee hatte Vattern irgendwo aufgeschnappt. Es ist etwas vorgegart und harrt auf dem gebutterten Backblech aus, nachdem ein wenig Salz, Pfeffer und Olivenöl darüber verteilt wurde. Der Fisch ruht traditionell auf ein paar Speckstreifen, ist gesalzen und mit ein wenig Butter belegt. Fast ganz naturell.
Nach einer guten halben Stunde bei 180°C im Ofen sieht das Blech dann so aus:
Die Lichtverhältnisse hatten sich in der Zeit auch etwas geändert. Sorry für die Bildqualität. Vattern konnte es nicht abwarten und hat sogar schon etwas am Fisch rumgeschnippelt (die Seitenlinie). Naja, dem Genuss anschließend hat es nicht geschadet. Herrlich. Und auch das mit dem Gemüse war eine tolle Idee. Inklusive der einen halbierten Kartoffel, vom Mittag übrig geblieben, die den Ofenaufenthalt noch mitgemacht hatte. Früher gab es statt des Gemüses Ofenbaguette dazu. Wie ich seit Heiligabend weiß, ist das verzichtbar.
Der 1. Weihnachtsfeiertag gehört dem Festschmaus. In frühster Kindheit gab es meistens Kaninchen. Das Tier hoppelte den ganzen Sommer im Garten herum und kam dann am 25.12. meist mit Rosenkohl und Kartoffeln auf den Tisch, nachdem es auch etwas Soße abgegeben hatte. Irgendwann schwenkten wir dann auf anderes Getier um. Dieses Jahr gab es folierte Ente. Ich erspare Euch mal die Verpackungsorgie, die ein hiesiges Restaurant betrieb, um uns und sicher auch noch anderen Kunden die halbe Ente fast fertig ins Haus zu bringen. Einem riesigen Karton mit Wärmeisolierung entnahm ich dann vier Beutel, in denen sich Rotkraut, Soße, Kloßteig und die gefüllte halbe Ente befand (inwiefern eine halbe Ente noch gefüllt sein kann). Außerdem lag eine Zubereitungsanleitung dabei, auf der die Weihnachtsgrüße vom Koch noch selber unterschrieben waren. Meine Hochachtung. Da hofft man aber, dass nicht zu viele Kunden von dem Angebot gebraucht gemacht haben.
Die Ente kam in den Ofen, Rotkraut und Soße ins Wasserbad. Der Kloßteig wurde geformt und dann auch siedendem Salzwasser übergeben. Nach 20 Minuten war alles fertig.
Soße war reichlich, die Ente ausreichend, und auch die Klöße und das Kraut bekamen wir nicht komplett vertilgt. Alles war lecker und wenn ich mich an den Aufwand der letzten Jahre erinnere … Wir kommen nächstes Jahr wieder, wenn’s das Angebot nochmal gibt.
Der 2. Feiertag lief dann doch etwas anders ab als ursprünglich geplant. Aber so ist das Leben. Deswegen gab es das Essen – traditionell was leichtes mit Fisch – erst am Abend. Auch hier erstmal der Satz mit „früher“: Früher gab es Kochfisch, meist einen ganzen Zander, der in einem hinreichend großen Topf in gewürztem Wasser gegart wurde. Aus dem Wasser entstand dann noch eine weiße Soße. Ich fand die Soße immer sehr lecker, leider vergaß ich zu fragen, wie sie erstellt wird. Und heutzutage versuche ich mich in unterschiedlichen Varianten. Dieses Jahr: Ein kleines Glas Fischfond und ein kleiner Becher Kochsahne reduzieren ein wenig bei Hitze im Kochtopf, etwas Senf, u.a. für die etwas säuerliche Note, war auch mit anwesend. Dann kam noch etwas Fischgewürz dazu. Zur Bindung rieb ich eine halbe rohe Kartoffel hinein, ließ alles nochmal aufkochen. Kräuter dürfen auch nicht fehlen. Petersilie, Schnittlauch, Dill waren meine Wahl (und im Tk-Schrank verfügbar). Dann habe ich das aufgetaute Fischfiletstück in die Soße gelegt und bei sanfter Hitze gar ziehen lassen. Da es oben etwas raussah, habe ich es auch noch gewendet.
Auf dem Teller mit den Salzkartoffeln sieht es etwas unscheinbar aus, aber dass ich Optik und Essen gut zusammenbringe, habe ich ja nie behauptet. Essensbilder mach ich aber trotzdem weiter. 😉
Der kulinarische Schnellabriss des Weihnachtsfestes 2021 ist damit erledigt. Erwähnt werden dürfen noch etwas Stolle am Nachmittag und ein paar kleine Häppchen am Abend. Frohes Fest gehabt zu haben.
Monat: Dezember 2021
KW50 – Konträres
Diese Woche gibt es einiges zu berichten, auch wenn es alles nur Kleinigkeiten sind. Aber manchmal ist man ja schon froh, wenn wenigstens das passiert … 😉 Und ich bin mir nicht so ganz sicher, womit ich anfangen soll und womit aufhören … Und eigentlich müsste ich auch noch etwas „nachrecherchieren“ … ja, ich weiß, dass dieses Wort schwachsinnig ist. Aber auch schön. Also los.
Twitter. Da bin ich ja auch vertreten. Sogar doppelt. Einmal als ich und einmal als hiesiger Hausherr. Klingt komisch, ist aber so. Und als Leser dieses Nachrichtendienstes erfährt man auch viele Meinungen und auch ab und an was neues. So las ich etwas über einen Haferdrink, den ich so noch nicht kannte, und da ich ihn beim Wocheneinkauf plötzlich vor mir stehen sah, nahm ich ein Paket mit und testete ihn. Zimmerwarm schmeckt er übrigens nicht. Aber das muss nichts heißen. Zimmerwarm schmeckt mir auch keine Milch. Entweder kalt oder heiß. Und kalt gings, aber das ist nicht das einzige Kriterium.
Als Milchkaffeebasis hatte ich die Produkte anderer Hersteller auch schon probiert und ohne grob pauschalisieren zu wollen, kann man die Ergebnisse – und da ordnete sich auch dieser Drink ein – zusammenfassen in: Wer Muckefuck mag, wird auch diese Mischung lieben. Zugegeben: von allen Haferdrinks, die ich bisher hatte, hat dieser den Kaffee am wenigsten vermuckefuckt. Allerdings werden die Zutatenlisten auch irgendwie immer länger.
Grundsätzlich bleibt die philosophische Frage, was eigentlich der perfekte Haferdrink ist: ein kernig schmeckendes Getränk, das seine Herkunft nicht verbirgt und ein eigenständiges Produkt ist, oder eine Milchalternative, die versucht, ihrem Vorbild in allerlei Eigenschaften immer näher zu kommen. Beide Wege werden beschritten, im breiten Consumerbereich hauptsächlich der zweite, im Bio- und Direktvertriebsmarkt auch der erste. Nur, welcher ist der bessere? Die Freunde der Milchalternative müssen vermutlich immer mit dem Makel leben, dass ihre Produkte immer industrieller und die Zutatenlisten immer länger werden. Die Liebhaber des echten Haferdrinks haben ein neues Grundprodukt für die Küche und fürs Leben in die Hand bekommen, was man daraus machen kann, wird sich noch zeigen (müssen).
Apropos Twitter und Empfehlung von Ersatzprodukten. Vor einiger Zeit las ich einen begeisterten Tweet von jemandem, der gerade ein veganes Cordon Bleu eines bekannten Herstellers probierte und hellauf begeistert war. Auch das fiel mir neulich schon bei einem Einkaufsbummel ins Auge und an diesem Wochenende habe ich es dann endlich probiert. Ganz nach Vorschrift.
Zuerst wurde Rapsöl in einer Pfanne erhitzt. Dabei packte ich die beiden Cordon bleus auch gleich mal aus.
Es mögen vielleicht laut Gesetz keine Geschmacksverstärker enthalten sein, aber der Duft nach gebratenem Geflügelfleisch, der mir nach dem Öffnen der Packung (und noch im kalten Zustand) entgegenschwappte, lässt einen intensiven Griff ins Aromastoff-Regal vermuten.
Ab in die Pfanne mit den beiden Stücken (es ist übrigens – zur Größenorientierung – eine 20-cm-Pfanne) und laut Vorschrift bei mittlerer Hitze braten.
*bratgeräusch*
Das Umdrehen sollte rechtzeitig erfolgen. Niemand mag angebratene Panade.
Auch auf der zweiten Seite brieten die beiden Stücke eine Weile vor sich hin. Damit es beim Essen nicht zu fettig wurde, kamen sie dann erstmal auf Küchenkrepp.
Das ganze verzierende Drumrum habe ich mir dann mal gespart und sie pur auf einen Teller verfrachtet.
Die Optik war halbwegs stimmig. Vor allem hatten die beiden nicht den Nachteil des Originals, das nie so ebene Bratflächen hat wegen seiner gewachsenen Formen. Gepresste Formen sind da eindeutig im Vorteil. Schön gebräunt und auch schön knusprig. Also die Panade. Das Innere blieb unauffällig. Wer nur die ausgelaugten Fertigstücke von Cordon Bleu kennt, wird vermutlich recht zufrieden sein. Einen echten Kulinariker kann diese nichtssagende Füllmasse innerhalb der Panade nicht wirklich überzeugen. Konsistenz und Geschmack kommt über vergleichbar zubereitetes Formfleisch nicht hinaus, nur hat das auch nach der Erwärmung noch Geschmack, der hier durch das Braten größtenteils verflogen ist. Ein verwechselbares Industrieprodukt, dass keinen bleibenden Eindruck hinterlässt, weil es sich nur an seinesgleichen unter den fleischlichen Vorbildern orientiert und nicht an den ursprünglichen Originalen.
Da lob ich mir doch die Sonntagsroutine, die mit einem freundlichen Besuch im Testzentrum beginnt und dann das Aufsuchen einer kulinarischen Stätte nachfolgen lässt. Und auch, wenn sich die halbe Ente nicht nur auf der Speisekarte sondern auch verstärkt durch den Service förmlich aufdrängte, sprang mir – leicht Déjà-vu-esk – ein gebratenes Zanderfilet ins Auge, dessen üppiges Gemüsebett (lt. Ernährungsplan) den kleinen begleitenden Klecks Kartoffelpüree augenzwinkernd durchgehen ließ.
Die Kräuterbutter kam schnellstmöglich ins Püree, die Zitronenspalte ausgepresst ins Wasserglas. Und dann wurde es recht angenehm. Obwohl die Erbsen in der absoluten Mehrheit waren (ich mag sie), kamen auch Schoten … (ja, ich weiß), Möhren, Blumenkohl, Romanesco u.a. auf den Teller. Das kann man mal wieder essen. Aber …
Der nächste Sonntag ist der 2. Weihnachtsfeiertag. Da essen Vattern und ich zu hause bei ihm. Traditionell gibts Kochfisch (ich bin zuständig und habe noch nichts gefunden, was mir vorschwebte, da muss ich wohl noch improvisieren; und endlich was einkaufen). Der Plan für den 1. Feiertag und den Heiligabend davor steht eigentlich auch und ist gelebter, langjähriger Standard. Und so freue ich mich auf Spinat und Spiegelei am Mittag des 24., am Abend dann den gebackenen Karpfen, am 1. Feiertag gibts Ente mit Rotkraut udn Klößen. Im Kochbeutel. Also nicht nur die Klöße. Alles. Ich bin gespannt. Lasst Euch auch überraschen. Und am 26. dann den gekochten Fisch. Mögen die Einkäufe gelingen.
KW49 – Gegensätzliches
Da bleibt einem doch nur übrig, frustriert zu sein. Wobei … es war abzusehen. Aber es gibt es auch als erfreuliches, was dann nur frustriert, weil das aufgebaute Klischee nicht gestimmt hat. Aber lieber positiv überraschen als negativ. Insofern eine glückliche Woche, die mit einer positiven Überraschung endet. Zumindest im organisatorischen. Weniger im kulinarischen.
Entwirren wir den Faden: Diese Woche war ich aus Gründen zweimal gastronomisch essen, beides mal schön getestet usw. Alles bestens, zumindest von meiner Seite. Es ist gut, dass man als städtischer Bürger auf einige Möglichkeiten des Testens zurückgreifen kann, die auch am Sonntag das testende Nasebohren anbieten. Mittlerweile wird es zur Routine: erst zum Testzentrum und dann zur reservierten Essensaufnahme. Läuft.
Auf diesem Teller häufen sich eine Menge Pommes, sehr knusprig, etwas Kraut- und Möhrensalat, Pastinaken unter Semmelbröseln und irgendwo dazwischen ein Zanderfilet, das sogar schön knusprig war, wenn auch nicht von der Hautseite. Da wäre es auch vergebliche Liebesmüh‘ gewesen, bei all dem, was dann noch über den Fisch gestapelt wurde. Geschmeckt hat’s aber, auch wenn die Pommes so knackig waren, dass an ihnen offensichtlich keine Würzung hängen blieb. Aber Salz treibt ja auch nur den Blutdruck hoch … (Ironie!).
Als wir die Gaststätte betraten, wurden wir von der Servicekraft gleich in Empfang genommen. Die Anwesenheit wurde registriert, die Impf- und die Testnachweise kontrolliert. Danach ging’s zum Tisch. Es geht also. So stellt man sich das vor. Sehr vorbildlich.
Leider wird so nicht überall gehandelt. Unter der Woche war ich diesmal auch schon mal – frisch getestet – Essen. Anderswo(!), aber vergleichbar in der Größe (Sitzplatzzahl, gastronomisch Tätige). Keine Nachweiskontrolle, keine Anwesenheitsregistrierung, nichts. Eigentlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, gleich wieder zu gehen, wenn mir derartiges passiert, aber der Anlass des Besuches war dann doch wichtiger. Der Schluss ist aber, dass ich das Lokal in Zukunft meiden werde. Schade. Es war eigentlich immer recht gemütlich dort.
KW 48 – Arbeitsteilung
Soße ist wichtig. Gerade auch bei Schmorgerichten. Un das Wetter ist zur Zeit was für Schmorgerichte, man muss sie ja nicht unbedingt selbst machen (wobei die dann doch meist ein μ besser sind als das, was man anderswo bekommt). Aber manches möchte man auch gar nicht selbst zubereiten. Rinderbacke zum Beispiel. Oder Portweinsoße. Oder gekochte Möhren. Würde ich mir nicht selbst zubereiten.
Warum würde ich mir nie gekochte Möhren selbst zubereiten? Die Antwort ist einfach: Ich unterteile Essen in mehrere Kategorien:
- Ess‘ ich nicht.
- Ess‘ ich, aber gibts auch was anderes?
- Ess‘ ich, mach ich mir auch selbst.
- Ess‘ ich, mach ich mir aber nicht selbst.
In die letzte Kategorie fallen gekochte Möhren. Nicht so schlimm wie Mais, aber selbst kochen würde ich es mir auch nicht.
Dafür sind beim Essen aber ganz schön viele Möhren auf dem Teller. Ich hatte wohl nicht ganz richtig auf die Karte geschaut. Kann man nix machen. Aber sie waren ganz gut, nicht verkocht, teilweise sogar noch al dente (rohe Möhren mag ich sehr, aber auch nur im Stück). Die Portweinsoße war sehr aromatisch, das Kartoffelpüree vielleicht ein kleines bisschen wässrig, aber trotzdem wohlschmeckend und die Bäckchen zart, wie es sich gehört. Was will man mehr?!
Zumal es wohl nicht so einfach war, eine gastliche Stätte für diesen Sonntag zu finden. Vattern (im Allgemeinen für die Reservierung zuständig) hat wohl mehrere Orte probiert aber nur andauernde Freizeichen in den Leitungen zu hören bekommen. Schauen wir mal, wie das am kommenden Sonntag ausgeht. Ich besorg‘ schon mal die Testtermine, damit es da auch wieder recht reibungslos läuft.