Vorsicht vor dem Pommernteufel

Bei einer von mir normalerweise gemiedenen Fleischerei erstand ich unlängst ein paar „feurig scharfe Pommernteufel“, in der Proportion einer Bockwurst, aber nur gut fingerlange Würstchen, deren Bissfläche ein wenig an leckere Krakauer in Naturdarm erinnert, aber sonst nichts mit ihnen gemein hat.
Unter der Voraussetzung, dass diese Pommernteufel entweder unge- oder gekocht verzehrt werden, waren die getesteten Exemplare einfach nur bäh.

  • feurig: nein
  • scharf: nein
  • lecker: nein
  • schleimig: ja
  • knorplig: ja (unvorsichtigen schwungvollen Kauern könnte es eine Krone kosten)

Ich habe auch noch nie ein so getrübtes und verflocktes Würstchenkochwasser gesehen wie diesmal (zumindest nicht bei der gleichen Anzahl der Würstchen). Zu schade um den Senf, der das Verkosten begleitete.

Die Anti-Kater-Suppe ohne Katze

Wo ist der Fotoapparat, wenn man ihn mal braucht? Natürlich nicht da. Aber manche Sachen sind doch zu ungewöhnlich, als dass man nicht doch wenigstens über sie schreiben sollte. Wer hat schon mal eine Salzgurkensuppe gegessen?
Ich! So kann ich ab sofort antworten. Anderswo schrieb ich schon mal über die Quelle von vielfältigen Suppen, die es in Neubrandenburg seit einiger Zeit gibt. Heute wurde als Tagessuppe eine Salzgurkensuppe kredenzt: Gemüsebrühe mit Karotten, Kartoffeln, Spinat und eben überwiegend Salzgurken. Die sind aber etwas früh in die Brühe gekommen, durch die Säure garten die Kartoffeln nicht weiter und waren noch ein wenig al dente.
Für den, der Salzgurken mag (oder zur Fütterung eines Katers braucht), ist die Suppe eine leckere Angelegenheit. Der Spinat darin ist ggf. verzichtbar, kommt er weder optisch und geschmacklich gegen die übrigen Bestandteile an. Eine bindende Einlage, vielleicht Reis, Graupen, Buchweizen oder auch Polenta, wäre auch eine Idee gewesen.

Das Essen schmeckt schön

Kartoffelsalat gibt es in vielen verschiedenen Farben und Formen. Das einzig verbindende Element der scheinen wirklich die Kartoffeln zu sein. Was dann noch alles hinein kommt, ist dem persönlichen Geschmack geschuldet: Kräuter, Zwiebeln, Erbsen, gekochte Eier, Schinken, Gewürzgurken, Käse, Tomaten, Sardellen, Lauch, Joghurt, Majonäse, Brühe, Essig und Öl, Brät und vieles andere mehr.
Das Auge ist aber auch mit, also muss so ein Kartoffelsalat auch ansprechend aussehen, was bei Fertigprodukten meist nur bedingt gelingt. Aber manchmal haben die Lebensmittelchemiker, Hersteller und Abfüller auch mal eine Idee und verpassen dem Kartoffelsalat eine neue Rezeptur oder ein neues Aussehen (was nicht unbedingt immer was miteinander zu tun haben muss).
Damit der Kunde das neue Aussehen seines Kartoffelsalats auch bemerkt oder nicht irgendwann davon überrascht wird, wird rechtzeitig vorgewarnt. Weil man aber nicht sagen möchte, dass der Salat neu zusammen gerührt wird und deshalb anders aussieht,  gibt man dem Gericht eben ein neues Design:

Ein neues Rezept wäre vielleicht auch eine Idee gewesen, aber nun sieht er erstmal nur neu aus.

Oder sollte doch eine neue Verpackung gemeint sein? Da sollte der Verbraucher dann mal gleich aufpassen, ob im neuen Becher auch genauso viel Kartoffelsalat zum mindestens gleichen Preis enthalten ist.

Knackig ist was anderes

Es gibt eine Reihe von Produkten, die landläufig in den unterschiedlichen Regionen auch jeweils anders heißen. Manchmal gibt es dann auch noch kleine Variationen in den Rezepten, aber eigentlich ist es doch (fast das gleiche). Berliner heißen vielorts Berliner, nur nicht in Berlin, da heißen sie Pfannkuchen. Die Wiener heißen in Wien Frankfurter und in Frankfurt (Main) Wiener. Gefüllte Nudelteigtaschen heißén im schwäbischen Maultauschen, in Italien Ravioli und im fernen Osten Wan Tan. Und wenn man hier eine Mettwurst bestellt, bekommt man etwas, was im südostdeutschen Raum als Salami bezeichnet wird, dort bekommene Mettwurst würde hier als Teewurst bezeichnet. Usw. usf.
Wenn ich hierorts eine Knacker bestelle, habe ich eine relativ feste Vorstellung davon, was ich dann bekomme. Ein rot-braunes Würstchen im Bockwurstformat, dass mit einer hackfleischartigen Masse gefüllt und geräuchert ist. Besonders delikat sind die dann noch luftgetrockneten, aber die sind kaum zu bekommen. Weitläufiger wird diese Wurst auch als Mettenden bezeichnet. Ein hiesiger Discounter bietet nun „Knacker“ in einer Form an, die so gar nichts mit der beschriebenen Art zu tun hat. Feines Fleischbrät in Eigenhaut und kerzengerade gewachsen sind die ersten Eindrücke. Was auffällt, ist der festere Anbiss des Würstchens, der aber bei keiner, wie auch immer getesteten Abbeißart eine gewisse Knackigkeit hervor rief.

Vielleicht muss man sie ja erhitzen. Sollte sich dabei was anderes ergeben als im kalten Zustand, würde ich hier noch ergänzen.

Spontan und lecker: Fenchel-Tomaten-Suppe mit Fisch

Wenn man vor dem Großeinkauf spontan an den Kühlschrank tritt, um sich des Hungers zu entledigen, wird es manchmal schwierig. So entdeckte ich einen Fenchel, den ich unlängst aus Experimentalwunschgründen gekauft hatte, und erkor ihn dazu, den leeren Magen schmackhaft füllen. Dazu sei gesagt, dass ich noch nicht wirklich Fenchelerfahrung habe. Außerdem sei erwähnt, dass der Rest der Zubereitung mit sehr viel Spontanität und teilweisem „Huch,-da-liegt-auch-noch-was-rum“ erfolgte, so dass es jetzt schwer fällt, die genaue Zubereitung zu rekapitulieren. Der geübte Koch wird sich aber sicher der Idee annehmen können.
Was tun also mit dem Fenchel? Ich schnitt ihn erstmal in feine Scheiben, trug mich auch mit dem Gedanken, ihn zu hobeln, tat das dann aber doch nicht. Einen Teil des Fenchels hackte ich auch in kleine Würfel, was sich letztendlich vermutlich nicht als notwendig herausstellte. In einer Pfanne, zu der sich ein später notwendig werdender Deckel fand, schmurgelte ich den Fenchel in einer Butter-Olivenöl-Mischung leicht an und salzte ihn ein wenig. Dann entnahm ich, einer weiteren spontanen Idee folgend, dem Tiefkühlschrank zwei Filets eines dünstfähigen Fisches (im konkreten Fall Sankt-Peters-Fisch) und platzierte ihn – eiskalt wie er war – auf dem Fenchelgemüse. Deckel drauf, Hitze runter, auftauen und gar ziehen lassen. Das dauerte gar nicht so lange.
Als der Fisch fertig war, entnahm ich ihn und salzte ihn ein wenig. Das Fenchelgemüse (naja, ansprechendes Aussehen ist was anderes) verfrachtete ich mit drei spontan ausgewählten, rohen, geviertelten und entblütenansatzten Cocktailtomaten in einen schmalen hohen Becher, um dann den Pürierstab zum Einsatz zu bringen. Zum Abschluss wurde der Fisch etwas zerteilt, das Fenchel-Tomaten-Püree mit etwas Salz und Pfeffer abgeschmeckt und alles auf einem Suppenteller vereint. Ein wenig Fenchelgrün gereichte zur Zierde.

Was wäre ich nur ohne meinen Pürierstab …
P.S.: Achja, bevor einer fragt, warum ich den Fenchel in einer Butter-Olivenöl-Mischung angebraten habe. Eigentlich wollte ich nur Butter nehmen, aber die reichte nicht (es war ja noch vor dem Großeinkauf). Also kam Olivenöl dazu.

Püree aus der Tüte

Die schönen Bilder in der Werbung sind doch immer wieder verlockend. Und wie schön gerade auch sogenannte Nahrungsmittel dargestellt werden. Ein ganz aktiver (auch in der Werbung) Joghurt aus der Functional-Food-Kollektion wirbt mit seinem neuen Fruchtpüreeanteil. Das haben andere auch schon probiert, überzeugt haben die Fruchtpüreetoppings nicht.
Auch hier entzaubert ein Blick auf die Zutatenliste die vermeintlich hohe Qualität des Produkts. In der Kirschvariante haben wir Joghurt, 8% Fruchtzubereitung, Zucker und das Probiotikum. Knapp 10 g Fruchtzubereitung befindet sich im Becherchen.  Ein Teelöffel Fruchtaufstrich/-konfitüre bringt eine ähnliche Menge auf die Waage. Neben dem Kirschpüree (Was sollte sich sonst in einer Fruchtzubereitung befinden als ein Püree? – Definiere lebensmittelrechtlich den Begriff Püree!) sind Zucker, Fructose, färbende Konzentrate aus Früchten und natürliche Aromen enthalten.
Über letztere habe ich mich hier schon ausgelassen, andere Begrifflichkeiten sind dort auch erklärt. Über Fructose schrieb ich hier schon. Was bleibt also von dem in der Werbung versprochenen Fruchtpüree? Vielleicht ein halber Teelöffel pro Becher. Und die Erkenntnis: Belogen wurden wir nicht, aber wesentliche Informationen wurden vorenthalten. Naja, das wundert aber auch nicht, ist doch die zeitliche Länge und damit der informatorische Gehalt eines Werbespots begrenzt.
Meine Theorie: Wer sich mit normalen ungewaschenen Händen einen Finger voll Kirschkonfitüre aus dem  Glas angelt und das dann in einen Becher Naturjoghurt rührt, tut vermutlich ähnlich gutes für seine Verdauung. Vergleiche dazu die Artikel über die Darmflora und Probiotika bei Wikipedia.

Die Power der Erkenntnis

Die menschliche Darmflora besteht aus mindestens 500 bis 1000 unterschiedlichen Arten von Mikroorganismen, deren Zusammensetzung und Auswahl von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann. Warum es für diese interne Mikrokulturwelt förderlich ist, genau eine Art von diesen Mikroben von außen oral zuzuführen, wird ein ewiges Geheimnis der Functional-Food-herstellenden Industrie sein.
Der kundige Leser wird erahnen, dass es hier um einen aufgepeppten und teuer verkauften Joghurtdrink geht, der vermutlich genauso wertvoll ist wie ein, nur einen Bruchteil davon kostender Naturjoghurt, der mit einem Löffel Fruchtkonfitüre oder -aufstrich verfeinert wurde. Jetzt gibt es diese Fläschchen übrigens nicht nur in normaler Fruchtaromaausstattung, sondern auch lt. Werbung mit extra Power und richtig viel Vitamin C aus der Acerola-Kirsche.
Werfen wir einen Blick auf die Zutatenliste: Joghurt, entrahmte Milch (also verdünnter Joghurt – der Herdnerd), Zucker, Fruchtsaft aus Konzentrat, Traubenzucker, natürliches Aroma und das zugesetzte Probiotikum. Ein Fläschchen (= 100 g) schlägt mit 75 kcal zu Buche, handelsübliche Cola liefert bei gleicher Menge 44 bis 46 kcal. Ok, ein Teil der Energie kommt vom Fett und Eiweiß im Joghurtdrink. Vergleichen wir also auch noch den Kohlenhydrat- bzw. Zuckeranteil pro 100 g: Trinkjoghurt 12,6/12,3 g – Cola 11,5/11,4 g. Huch, da ist in Cola auch weniger drin.
Natürliches Aroma ist ein schöner Begriff. Nur muss ein natürliches Erdbeeraroma nicht aus Erdbeeren, ein natürliches Pfirsicharoma nicht aus Pfirsichen oder ein natürliches Vanillearoma nicht aus Vanille hergestellt sein. Natürlich sind die Aromen auch, wenn sie aus Schimmelpilzen, Zedernholzöl, Abfällen der Zellstoff-Produktion u.a. stammen.
Wo wir gerade von Früchten reden: Der Fruchtsaft der Zutatenliste ist noch genauer definiert: Ananas-, Pfirsich-, Orangen-, Erdbeer- und Acerolasaft. Alle Säfte sind aus Konzentraten hergestellt, was heißt, dass alle Zutaten, die zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands (also vor der Konzentratherstellung) unerlässlich sind, nicht weiter deklariert werden müssen. Dazu gehört natürlich das entzogene Wasser, und vielleicht ja auch ein paar Stoffe, die gut wasserlöslich sind, oder so empfindlich, dass sie den Konzentrationsprozess nicht überstehen. Vitamin C könnte so ein Stoff sein – wasserlöslich und hitzeempfindlich. Da würde es mich nicht wundern, wenn sich im Joghurtdrink letztendlich künstlich erzeugtes Vitamin C befindet.
Der besprochene Trinkjoghurt enthält lt. Packung 1,5 g Acerolasaft, in dem sich dann 22,5 mg Vitamin C befinden. Der Saft einer halben Zitrone in der Cola erbringt etwa den gleichen Wert. Oder ein schönes Zwiebelmettbrötchen. In vielen Zwiebelmett-Produkten ist Vitamin C (=Ascorbinsäure =E300) ein beliebtes Antioxidationsmittel.
Etwa so groß gedruckt wie die Zutatenliste findet sich noch ein ganz wichtiger und nicht zu wenig hervorzuhebener Satz auf der Verpackung: „Unsere Empfehlung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise.“ Stimmt! Dazu würde es aber reichen, diesen Satz im Supermarkt auf der Verpackung zu lesen. Kaufen und trinken sind nicht notwendig (außer für den Hersteller). Der Abfüller des Produktes steht übrigens in Belgien, Polen und Spanien wäre auch noch möglich gewesen. Es ist doch erstaunlich, was man alles aus einem Etikett erfährt.

Armes Würstchen

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich mag keine Würstchen aus Glas oder Dose. Dabei ist es ziemlich egal, ob es Wiener, Bockwürste, Frankfurter, Krakauer, Hot-Dog-Würstchen oder sonstwelche sind. Die sehr knackigferne Konsistenz, das unter anderem daraus entstehende Mundgefühl, das teilweise mit „schleimig“ recht zutreffend umschrieben wird, und der Geschmack ergeben ein Triumvirat des Nichtkulinarischen, dass durch die potenziell jahrelange Lagerung der Brätphallie im Wurstwasser auch nicht besser wird.
Unter diesem Gesichtspunkt hatten die getesteten Bio-Tofuwürstchen im Glas von vornherein kaum eine Chance. Das letzte Quentchen davon vergeigten sie fast schon, bevor sie überhaupt zum Geschmackstest kamen. Aber der Reihe nach. Laut Etikett habe ich die Tofuwürstchen „in einer beschichteten Pfanne unter mehrmaligem Wenden 3-5 Minuten goldbraun gebraten oder in einem Topf mit kochendem Wasser erwärmt“. Ich habe beides gemacht, es waren ja genug Würstchen da.

Der Eindruck, den die kochenden Würstchen machen, stimmt: Sie sehen sehr blass aus, fast wie Bratwürste mit ganz leichter Currynote. Das Wurstwasser übrigens vermittelte einen säuerlicheren als gewohnten Eindruck, was am zugesetzten Tomatenmark oder der Sojasoße liegen könnte (erstaunlich, dass beide nicht färbend in Erscheinung traten). Das Wasser kochte, als Bratunterstützung dienten ein paar Tropfen Olivenöl, die durch die Tofuwürstchen dankbar aufgenommen wurden. Nach 5 Minuten wurde angerichtet.

Es gibt Bockwürste (frisch), die sind einfach nur lecker, sie brauchen zum Verzehr weder Senf, Brötchen noch vorherige Erwärmung. Bei den Sojadingern war letztendlich jede Mühe umsonst. Als Senfträger – für alle Senfliebhaber – sind sie geschmacklich sehr gut geeignet, geben sie davon doch eher wenig dazu. Das trifft vor allem für die gekochte Version zu. Senffrei probiert drängt sich mir der nicht ganz stimmende Vergleich mit gut durchfeuchteten Bierdeckeln auf, zumal es die Untersetzer nicht in Würstchenform gibt. Das Braten zauberte zwar durch die Maillard-Reaktion noch ein paar zusätzliche Aromen in die Würstchensimulation, wirklich geholfen hat es aber auch nicht.
Es mag Menschen geben, die aus medizinischer Sicht sowas essen müssen. Für alle anderen gilt: Schade um den Senf.