Kram, Reste, Hack, Enttäuschung, Glück und andere Fragmente

Manchmal sollte man doch bei den Prinzipien bleiben, wenn man schon mal welche hat. Durchbricht man sie, kann es zwar positive  Überraschungen geben, aber eben auch Pleiten, die mit ursprünglichen Prinzip-Schaffung nix zu tun haben, sie dann aber künftig verstärkt. So kaufe ich aus Gründen keine Produkte der Marke m*****, aber unlängst winkte dann doch mal ein Becher Grießpudding mit Kirschsoße. Ja, ich weiß, das sind wieder Aromastoffe und Bindemittel pur, aber irgendwie lockte es mehr als die Marke Ablehnung hervorrief. Dass das Produkt auch noch ungekühlt im Discounter rumstand, hätte Warnung genug sein können, aber manchmal ist man aller Warnungen taub.

Was in dem Produkt alles drin ist, kann ich nicht sagen. Die Zutatenliste war bzgl. ihrer Unleserlichkeit eine pure Frechheit. Magermilch und Sahne waren wegen ihres allergiebedingtem Fettdruck lesbar, der Rest der 2-mm-Schrift auf strukturiertem Untergrund war selbst mit Vergrößerung nicht entzifferbar. Geschmeckt hat es nach Alkohol, dem üblichen Kirscharoma und süß. Vom Grieß war kaum etwas zu spüren. Also noch weniger als bei den anderen erhältlichen Grießpuddings der Mitbewerber, wo auch mehr Grieß verbessernd denkbar wäre.

Der Alkoholgeschmack kam übrigens eher aus dem Pudding als aus der Soße. Dafür sah der auch etwas heruntergekommen aus. Während man sonst ein hellgelbes Produkt erwarten kann, kam hier nach dem Öffnen ein beigegraues Etwas zum Vorschein, dem bis auf die Süße eigentlich alles Gute eines industriellen Grießpuddings abgingen. Nie wieder.

Handwerkersushi

Urlaubsbedingt kam ich schon wieder bei meinem Lieblingsfleischer vorbei. Eine neue Leberwurst (grob), von der ich neulich nur ein Probierstück kaufte, kam jetzt in Abendbrotmenge mit nach Hause. Nebenbei kam dann noch eine Verknüpfung unterschiedlicher Sinne zum Tragen: vom nebenstehenden Bäckerstand duftete es nach frischen Brötchen und ins Auge fiel der frische Hackepeter beim Fleischer. Wohin das führte, ist klar. So eilte ich nicht nur wegen des gekauften Tk-Produktes zügig nach Hause. Salz, Pfeffer und eine kleingehackte Schalotte eingearbeitet und lecker auf dem frischen Brötchen. Glücklich und kulinarisch besser als jedes Ersatzprodukt (inkl. „Zwiebelmett“). 

Zum Abend gab’s dann einen kleinen Auflauf. Neulich hatte ich mal eine Rezept zu Shepherd’s Pie gelesen und dachte mir noch: ‚Sowas in der Art, das wäre mal was‘. Da ich noch etwas Kartoffel-Wruken-Stampf hatte und ein paar Erbsen im Tiefkühler und vom Lieblingsfleischer eine fertige Boulette und ein Ei und ein Schuss Milch und etwas Parmesan … 

Auflauf aus Erbsen, Boulette und Kartoffel-Wruken-StampfNur jetzt im Herbst sollte ich nichts mehr am Abend essen, was ich fotografieren möchte. Da ich doch bei den Bildern sehr viel mit Tageslicht arbeite, wird das schwierig. Und eine separate Fotobeleuchtung besitze ich nicht. Naja, und Blitzlicht geht ja gar nicht. Deswegen sieht das Bild so ein bisschen anders aus … Aber irgendwie auch lecker. 

Auflauf aus Erbsen, Boulette und Kartoffel-Wruken-StampfDie Boulette hatte ich groß zerbröselt und mit den angetauten Erbsen vermischt. Das bildete den Boden des Auflaufs. Darüber schüttete ich eine Mischung aus einem Ei und einem Schuss Milch, was auch noch mit ein wenig Salz und Pfeffer gewürzt und ordentlich verkleppert war. Dann kam der kalte Stampf oben als Aufstrich drauf und wurde mit Parmesan gekrönt. Alles kam in den Heißluftofen und mit dem Bilden der Kruste war es dann auch fertig (1/2 h +x).

Auflauf aus Erbsen, Boulette und Kartoffel-Wruken-StampfVielleicht war der Schuss Milch doch ein zu großer Schuss … Das hinderte mich aber nicht daran, alles recht lecker zu finden und den Plan zu fassen, dass man das auch mal öfters machen könnte. 

Übrigens: Eine gute Boulette war schon ein wenig essentiell für dieses Gericht. Beim zerbröseln brach sie an ihren innen Strukturen, was bei den fertigen Industriebouletten nicht zu erwarten ist, da sie kaum noch Struktur haben. Sicher, man könnte es auch mit dem Messer würfeln, aber als „Resteverwertung“ kann man auch eine selbst gemachte Boulette vom Vortag verwenden. 

Sonntagmittag

Nachdem ich neulich mal etwas ähnliches gemacht habe, jetzt das gleiche in pur und wenig verfälscht. Denn wie bei jedem guten Pastagericht braucht es eigentlich nicht viel, um es wirklich gut zu machen. Eine gute Nudel, ein paar Tomaten, ein paar Gewürze und dann stören selbst die Shrimps nicht mehr. 

Spaghetti mit Tomaten und Knoblauch-ShrimpsLetztere waren in Knoblauch und Kräutern mariniert und brachten dadurch eine gewisse Würze mit. Als die Spaghetti vor sich hin köchelten, kam Olivenöl und eine Handvoll klein geschnittener Cocktailtomaten in die Pfanne, Salz, Pfeffer und Knoblauch begleiteten den Vorgang. Dann folgten die rohen, marinierten Shrimps und als die gar waren (was ja nicht so lange dauert), wechselten die Spaghetti vom Topf in die Pfanne. Alles einmal gut durchschwenken und dann servieren. 

Spaghetti mit Tomaten und Knoblauch-ShrimpsWie immer bei Meeresfrüchten gibt es keinen Parmesan dazu. Durch den Knoblauch und das Salz war aber auch Würze genug drin. 

Spaghetti mit Tomaten und Knoblauch-ShrimpsOrdentliche Proteinnahrung. Immerhin sind da 200g Shrimps drin. Mhhh, lecker. Und so schnell fertig. Das Essen hat – gefühlt – länger gedauert als das Kochen. 

Feister Nachmittag

Da ich neulich mal so von „Bratstulle“ schwärmte und wir doch auch kurz vor Weihnachten sind und ich neulich so einen kleinen Vertreter seiner Art mit nach Hause genommen hatte … Kam irgendwie alles ein wenig zusammen. Inkl. etwas gute Butter in der Pfanne. 

Scheiben von Ministollen mit etwas Butter in der Pfanne gebratenVor Jahren hatte ich mal einen Beitrag über Stollen und seine Traditionen gesehen und dabei war eine kleine Passage, dass manche sich noch Butter auf den Stollen schmieren. Was bei einem sowieso schon mit viel Butter zubereiteten Gebäck etwas dekadent ist. Was hindert mich also, die Scheiben á la Bratstulle ein wenig in Butter zu braten. 

Scheiben von Ministollen mit etwas Butter in der Pfanne gebratenNungut, die Scheiben gingen ihrer Puderzuckerbelegung flöten, er könnte aber ein wenig zur Karamelisierung beigetragen haben. Man muss ein wenig aufpassen, dass nix anbrennt und die Hitze auch nicht so sehr hoch wählen. Die Scheiben wurden beim Vorgang eher weicher als knuspriger, was an der sowieso schon eingelagerten Butter (bzw. anderen Fetten) gelegen haben könnte. Naja, es war eine Idee. Muss man nicht nochmal machen. War aber kulinarisch nicht sooo schlecht. 😉 

Urlaubs-Ende-Fazit-Bemerkung-Fragmente

In der letzten Zeit habe ich mal wieder einiges über Abnehmspritzen bzw. über Diabetishelferspritzen („Antidiabetikum“) gelesen. Hier im Blog habe ich auch schon am Rande thematisiert, dass mir das auch verschrieben wurde und ich es mit einigem Erfolg anwende. Schwerpunkt ist die Funktion des Antidiabetikums, aber mittlerweile sind (unter Einfluss der Medikamente) meine Werte (v.a. der Langzeitzuckerwert) im wesentlichen im grünen bzw. grüngelben Bereich. Das ist erstmal der Schwerpunkt. Das nebenbei auch noch ein paar Kilos purzeln, wird dankend angenommen. Nun wird aber in den Artikeln, die ich las, über Nebenwirkungen der Medikamente und Klagen gegen die Hersteller geschrieben. Wobei die Sache mit den Nebenwirkungen mich ab und an mal intensiv lächeln ließ. Wer sich solche Substanzen ohne ärztliche Begleitung und mit völlig überzogenen Erwartungen reinpfeift, muss sich eigentlich auch nicht wundern. Außerdem darf man nicht Wirkungen und Nebenwirkungen verwechseln und ggf. die Begleiterscheinungen der Wirkungen als Nebenwirkung fehlinterpretieren. Und es hilft, sich auf die Wirkungen einzulassen, was im sozialen Kontext manchmal nicht so einfach ist. 

Gerade jetzt im Urlaub habe ich die Chance genutzt und mich den Wirkungen des Mittels hingegeben. Das klingt aufregender als es ist, aber immerhin. Verbunden habe ich es mit der Möglichkeit, selbst zu kochen (ein paar Ergebnisse habe ich dokumentiert), und dem Hinweis einer Ernährungsberaterin, dass vor dem Essen ein wenig Hunger haben nicht schadet. Unter der Berücksichtigung, dass sich im Urlaub meine Tagesablauf gern etwas nach hinten verschiebt, führte das zu einem auf den ersten Blick eigentümlichen Essverhalten. Genauer: Esszeitpunkt. Dazu muss man berücksichtigen, wie die Antidiabetika, um die es hier geht, wirken. Grob vereinfacht ausgedrückt verlangsamen sie die Verdauung. Man ist sehr viel länger „voll“. Zusammengefasst heißt das, dass meine erste „richtige“ Mahlzeit zu einem Zeitpunkt stattfand, bei der normalerweise ein Teewurstschnittchen zum Earl Grey oder ein Karamell-Keks zum Milchkaffee genossen wird. Oder man das leichte Abendbrot plant. Nach dem spätvormittäglichen Erwachen hatte es nur etwas Milchkaffee (ggf. gesüßt) gegeben und bis zur Mahlzeit nur was zum Trinken gegeben. Und das, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass mir irgendwas fehlt.

Später gab es dann noch etwas Obst, Snack-Gemüse oder andere, mehr oder weniger gesunde, Kleinigkeiten, bis es dann einige Zeit nach Mitternacht wieder ins Bett ging. Bei sowas geht natürlich eine Essensplanung, die sich eher am normalen Tagesablauf orientiert, ein wenig den Bach runter. So trug ich einige Ideen mit mir für Gerichte, die ich hier auch vorstellen wollte, die aber alle dem „eigentümlichen“ Essverhalten geopfert wurden. Letztendlich gab es auch Tage, wo ich mich quasi nur durchsnackte. So erinnere ich mich mit Freuden an einen Spieß mit gefüllter Entenbrust (da war Trockenpflaume drin) oder ein Lamm-Spieß mit Pilzen, die ich beide beim Lieblingsfleischer erstand, mit Genuss verspeiste und den Tag dann nur mit weiteren Kleinigkeiten verbrachte. Nichts wirklich blogwürdiges. Dazu stehen auch noch ein oder zwei Reste von verblogtem Essen im Kühlschrank, aber teils auch schon ein paar Tage zu viel, als dass ich beim Öffnen der Aufbewahrungsdose nicht doch skeptisch wäre. Irgendwann ist’s schade um die Dose … 😉 

Hurra! Ich bin 12 – und nicht sauer

Ein paar freie Tage zu haben, ist doch immer wieder mal was feines. Nun gut, die ersten Tage des kleinen Urlaubs waren planmäßig eher ein Arbeitsurlaub: Es gab noch einige private Sachen zu erledigen. Außerdem fühlte ich mich mal wieder wie ein Student kurz vor der Prüfung, wenngleich ich mein Gewissen aber nicht durch lernen beschwichtigen konnte. Letztendlich ist es der lange herbeigesehnte Höhepunkt einer Reihe von Ereignissen, die ich ggf. mal hier auswerten werde, wenn ich aus dem Glückstaumel des Bestehens oder dem Ärgernis des Nichtbestehens herausgetreten bin.

Aber freie Tage bieten die Möglichkeit des früheren Einkaufens und damit auch den Besuch meines Lieblingsfleischers. Nach 18 Uhr (meine sonst normale Zeit des Einkaufens) ist der nämlich immer schon geschlossen. Angeregt durch einen Tweet kam ich auf die Idee, mal wieder Hackepeter zu erstehen. Über Sommer und bei größerer Außenhitze mache ich das nicht, und so boten auch die kühlen Umgebungstemperaturen eine gute Möglichkeit.

Brotscheiben mit frischem HackepeterLeider war ich nicht mehr in Übung 😉 und habe mich etwas verwürzt. Oder nicht gut genug umrührgeknetet. Kann auch sein. Aber lecker war es trotzdem. Immerhin habe ich die Zweibelwürfel gut in die Hackmasse eingearbeitet, man sieht sie kaum noch. Aber eine ganz andere Frage drängt sich dabei auf:

Brotscheiben mit frischem HackepeterEine Frage, die eigentlich als „Nutella-Frage“ in die sozialen Medien eingegangen ist und die ich auch schon beackert habe: Mit Butter oder ohne. Oder gar mit etwas anderem? Auf den in Schnittchen geschnittenen Dinkelspitz (eine Art Baguette, nur eben aus Dinkel, wurde durch den Bäcker neben dem Fleischer feilgeboten), ist der aromatische Anteil der Butter am Gesamtgeschmack recht klein. Was aber auch an meiner leichten Überwürzung gelegen haben könnte. Ich fürchte, ich muss da noch mal eine Testreihe machen. 😉

Brotscheiben mit frischem HackepeterAber lecker war’s. Nach der langen Zeit seit dem letzten Mal.

Apropos lange Zeit. Irgendwie durchfuhr mich vor längerer Zeit mal der Wunsch, eine Silz-Dall-Gurke zu verspeisen. Und jahaa: Ich weiß, dass das Salz-Dill-Gurke heißt, milchsauer vergoren und u.a. mit Dill gewürzt ist. Nicht so lasch wie viele Gewürzgurken, aber in kleinen Dosen gut genießbar. Allein: Je mehr ich die Sauerkonservenregale einiger Lebensmitteleinzelhändler frequentierte, desto weniger wurde ich fündig. Mittlerweile habe ich welche gefunden, hatte aber vorher auch schon mal bei einer potenzieller „Ersatzdroge“ zugegriffen: Dill-Schnitten. Leider erwies sich das Produkt als Fehlgriff. Natürlich wusste ich, dass das „nur“ Gewürzgurken in Scheiben mit einem nennenswerten Dill-Anteil sind und keine Salzgurken. Aber trotzdem waren sie enttäuschend. Von der Konsistenz her völlig übergart (also sehr weich), dafür war vom Dill wenig zu spüren. Aromatisch wurde er aber durch übermäßigen Zucker ersetzt. Alles in allem also kein Produkt, dass ich nochmal kaufen werde. Schade eigentlich. Es hätte im Ansatz recht gut werden können. Mein Versuch, durch Kühlung einen Unterschied im Vergleich zum vorratschrankwarmen Produkt herzustellen, schlug sich nur ein wenig auf’s Süßempfinden nieder. Die Scheiben blieben labsch.

Sonntagmittag

Hurra, ich bin 12 Jahre alt! Wobei dieser Satz in mehreren Ebenen nicht stimmt. Spätestens dadurch, dass ich die DDR noch bewusst selbst erlebt habe (offenbar nur anders als manche anderen), steht fest, dass mein kalendarisches 12. Lebensjahr schon eine Weile zurück liegt. Mein kulinarisches Alter war aber – wenn auch etwas klischeebesessen – am Sonntag 12.

Nudeln, Ketchup, BärentatzenNudeln mit Ketchup und „Bärentatzen“. Sie hießen die Teile bei uns früher. Hergestellt aus Bockwurst, kunstvoll eingeschnitten und dann sanft gebraten. Und ja: Es war eine Bockwurst meines Lieblingsfleischers und es ist die beste Bockwurst, die man hier in der Gegend für Geld kaufen kann und die ich kenne.

Nudeln, Ketchup, BärentatzenDie Bockwurst wurde in drei etwa gleich große Stücke zerschnitten. Die Stücke wurden dann der Länge nach halbiert und ein wenig an den Enden eingeschnitten. Braten. Fertig. Die Nudeln wurden gekocht, anschließend entwässert und dann so lange mit Ketchup übergossen, bis sie schön ummantelt aus dem Topf kamen. Etwas Hitze unterm Topf erwärmte den Ketchup zusätzlich.

Das ganze ist übrigens ein Gericht, dass ich als Kind so nie gegessen habe. Nudeln mit Ketchup sind mir wirklich erst als Erwachsener vor einigen Jahren ins Bewusstsein geraten. Zu Hause gab es sowas nicht. Das könnte unter anderem daran liegen, dass Ketchup auch eher ein seltenes Produkt war. Der Werderaner Ketchup war Bückware. Aber als guter DDR-Bürger mochte ich ihn auch nicht. Bis heute nutze ich Ketchup eher selten, aber wegen eines Fehlkaufs hatte ich plötzlich 2 Flaschen davon im Kühlschrank. Nungut, das Problem hat sich damit erledigt. Die vorher halbleere ist jetzt leer.

Es gibt noch einen Grund, dass ich das Gericht zu Kinderzeiten so nicht gegessen haben kann: Die Nudeln sind aus Vollkorn, was ja auch eher eine neumodische Erfindung ist, zumindest auf den allgemeinen Erfahrungshorizont bezogen. Die Bärentatzen sind sind aber eine echte Erinnerung an früher …

Apropos modern. Nach aktuell gültigen Lebensmittelklischees fehlt dem Gericht auf jeden Fall noch was grünes. Das hatte ich aber dazu. Zumindest beim Essen.

Nudeln, Ketchup, Bärentatzen, SnookerDie aktuellen (mittlerweile beendeten) British Open im Snooker boten mit der ersten Finalrunde das Rahmenprogramm. Und wenn das nichts grünes ist, weiß ich auch nicht. 😉

KW22 – Pinker Fisch, Gelbe Soße, Herz ohne Bild und Gurke in Scheiben

Das Arbeitsleben hat mich wieder – die erste Woche nach dem Urlaub ist absolviert und – wider Erwarten – ist die Zeit nicht stehen geblieben und alles entwickelt sich. Ob die Richtung nun schön ist oder nicht, kann man vorher sowieso nicht wissen. Das wird hinterher, meist auch erst durch folgende Generationen, aus ihren Blickwinkeln eingeschätzt. Einzig beständig ist eben nur die Entwicklung. Und bevor ich jetzt doch zu philosophisch werde, krame ich mal im Bildarchiv der Woche und schaue, was sich so ergibt.
Gurkensalat mit SchnitzelAb und an esse ich ja ganz gern mal ein Schnitzel. Wobei ich bemerken möchte, dass ich seit Kindheitstagen vermutlich kein vernünftiges mehr gegessen habe, ein Zeitpunkt, der mehrere Jahrzehnte her ist. Was ich jetzt mit „vernünftig“ meine, kann ich gar nicht mal so genau in Worte fassen, das Schnitzel auf dem Teller hatte es jedenfalls nicht (obwohl es auf dem ersten Blick recht ansprechend aussieht). Von einigen wird ja die These vertreten, dass gerade auch das Essen industrieller Lebensmittel mit ihren kontrollierten Kennwerten dazu geführt hat, das wir heute doppelt oder dreimal so lange leben wie noch anno dunnemals. Vielleicht leben wir ja auch nur deswegen so lange, weil wir zu viele Konservierungsstoffe in uns aufnehmen. Ich weiß es nicht. Mit einem „vernünftigen“ Schnitzel hatte das Ding nix zu tun. Nicht als Scheibe aus einem Stück Fleisch geschnitten, nicht in einem verklötterten Ei gewendet, kein reines Mehl vorher und keine klassischen Semmelbrösel final drumrum gegeben. Verleimtes, strukturarmes Pressfleisch, Eimasse aus dem 1000-l-Kanister, Mehl mit Hilfsstoffen und was im Brötchen für die Brösel drin war, möchte ich gar nicht wissen.
Der Gurkensalat war auch nicht besser. Die Bio-Gurke (es ist keine Gurkensaison, was man spätestens an der Farbe sieht) habe ich mit einem Hobel in Scheiben geschnitten, gesalzen, später auch gepfeffert, knoblauchgranuliert,tk-gedillt und etwas ziehen gelassen. Keine handgeschnittene Arbeit, kein raffiniertes Dressing, einfach nur schnell, schnell hingerotzt. Aber die Gurke musste weg. 😉
Schicht-Pak-Choi noch in der PfanneBotanisch interessierte Kochfreunde werden den Pak Choi in der Pfanne erkannt haben. Ich mag das Gemüse irgendwie. Zumal es eigentlich zwei Gemüse in einem ist. Ich hatte auf dem Heimweg einen Rest Hackepeter erstanden, den ich bröselig in der Pfanne anbrut. Dazu kam, als leichte Bröselbräune einsetzte, der klein geschnittene und entstrunkte weiße Teil von 2 Pak Choi, die grünen Blätter legte ich erstmal beiseite. Salz, Pfeffer, Knoblauch gaben dem Ansatz eine schöne Würze mit. Ich löschte alles mit etwas Milch ab und dickte es mit etwas Mehlschwitze an. Als das passiert war, gab ich die grob zerteilten Blätter des Pak Choi dazu, rührte sie unter und ließ alles kurz nochmal heiß werden. Zur weiteren Würze und Farbe kam wohl auch etwas Kurkuma hinzu.
Schicht-Pak-ChoiEin etwas gemüselastiges (es waren nur etwa 150 g Hackepeter) Abendbrot, schön mit leicht gelber Soße. Lecker würzig. Da kann man die großen Dessertschüsseln schon mal als Essgeschirr nehmen. 😉
Apropos würzig. In dem Zusammenhang hatte ich dieser Woche auch ein unbebildertes Aha-Erlebnis. Ausgangspunkt war eine Packung frischer Hähnchenherzen. Die kam direkt aus der Packung in eine heiße und mit Rapsöl vorbereitete Pfanne, wo sie ein paar Minuten selten gewendet vor sich hin brieten. Dabei hatte ich wohl etwas viel Rapsöl verwendet und es war auch noch das gute, als physiologisch wertvolle. Also habe ich überlegt, was zu tun ist. Gewürzt habe ich die Herzen kräftig mit der dieser Woche offensichtlich heiligen Dreieinigkeit aus Salz, Pfeffer und Knoblauchgranulat. Dann streute ich ganz zart etwas Dinkelvollkornmehl über den Pfanneninhalt. Es wird nicht mehr als ein gehäufter Esslöffel gewesen sein, aber schön fein verteilt. Das fing beim Kontakt mit dem heißen Öl natürlich an anzurösten und zu klumpen. Aber ich hatte noch etwas Milch griffbereit, mit der ich das ganze etwas ablöschte, dann unter rührend auflöste und wieder zum Kochen brachte. Kenner werden das Bechamel-Prinzip erkannt haben: Fett + Mehl = Mehlschwitze und Mehlschwitze + Milch = Bechamel. Klassisch geht das zwar mit Weißmehl und Butter … Aber wenn es bei den Fett-Ei-Soßen auch mit Butter (-> Hollandaise) oder Öl (-> Majonäse) geht, warum nicht auch bei der Mehlschwitze.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich hatte wohl so wenig Mehl (oder so viel Milch) genommen, dass es nur langsam andickte, ich ließ alles noch eine Weile vor sich hin köcheln. Hähnchenherzen sind da ja recht tolerant, ob du die 10 min oder 60 min kochst, spielt im Gegensatz zu anderen Fleischstücken eine erstaunlich geringe Rolle. Das Ergebnis waren die Herzen, leicht angebraten, in einer sämigen, hellbraunen und angenehm würzigen Soße, das war einfach lecker. Diesmal gab es nur ein Brötchen dazu, dass sich herrlich mit der Soße vollsog und … aber ich wiederhole mich. Lecker.
Forelle "Matjes Art" mit Tunke, Bratkartoffeln und viel SonneApropos lecker. Heute Mittag gab es pinken Fisch an Bratkartoffeln mit Tunke, kleiner Gurken- und kleiner Krautsalat mit dabei. Diese nach Matjesart zubereiteten Forellenfilets direkt vom Erzeuger sind doch einfach nur zu lecker. Und das drumrum auch, schön rückengewärmt von der Sonne. Es war gar nicht so einfach, das Bild zu machen. Immer war meine Hand mit der Kamera als Schatten mit auf dem Bild. 😉 Jetzt übrigens auch noch.
Cappuccino-TimeLast but not least noch einmal „Teatime“ mit Teewurst. Diesmal in der feinen Variante. Letzte Woche gab es das ja mit der von mir eigentlich bevorzugten groben Variante, echt ist ja eher die feine. Das Brötchen habe ich dann in 6 Scheiben zerteilt und die Wurst darauf verteilt. Dabei hatte ich wohl doch eine bessere erwischt. Sie hinterließ nicht so ein schleimiges Gefühl auf der Zunge wie ich es in Erinnerung hatte von anderen. Und ich bin vom Tee wieder zum Milchschaummilchkaffee umgeschwengt. Teewurst geht auch dazu.