Nikolaus und Weihnachten á la italiana

Beim Titel des Beitrages bade ich natürlich mal wieder im Klischee, zumal die „deutschen“ Einschränkungen das italienische ein wenig torpedieren. Aber vielleicht lag es auch an der Logistik und es bestätigt meine These, dass es eigentlich kein Essen gibt, das man mittels Lieferdienst gut transportieren kann, und das nicht durch den Transport und dessen Begleitumstände leidet. Aber erstmal – ganz Monty-Python-like – erstmal zu was völlig anderem.

Mir ist so, als ob ich ein Thema in einem der letzten Beiträge schon mal behandelt habe, kann es aber nicht finden. Die Frage ist nun: Habe ich wirklich noch nicht, oder bin ich zu blöd zum Suchen (lassen). Es kann auch sein, dass es auf einem anderen Kanal passierte als dieser Blog. Nun ja, ggf. müsst ihr da jetzt durch, wenn’s doppelt kommt. Das Thema lautet übrigens „Tzatziki“ (ich bleibe mal bei der Schreibweise, weil ich das hier schon immer so gemacht habe). Nun kann man sowas auch sehr gut selbst zusammenrühren, aber da ich tendenziell doch ein wenig faul bin (und auch nicht so viel zusammenrühren wollte, um wirklich eine Gurke komplett zu verarbeiten), fasste ich den Kauf eines Fertigprodukts ins Auge. Ich hatte irgendwie Lust drauf. In meiner Erinnerung gab es da auch einen Hersteller, der unter eigenem Namen ein sehr schönes Produkt in den Handel brachte. Früher™. Das bestand wirklich nur aus den nötigsten Zutaten wie Joghurt, Gurke, Knoblauch, Olivenöl, Salz, Pfeffer und vermutlich eine kleine Pulvrigkeit. Top. Aber immer dieses F-Wort.

Auf der Suche nach einem guten Tzatziki schlich ich also diverse Kühlregale in den unterschiedlichen Handelsketten ab. Das, was ich da sah, ließ mich erschrecken. Als Schüler der Sebastian-Lege-Lebensmittelschule (Part of ZDFinfo) reagiere ich mittlerweile auf Worte wie „Zubereitung“ und „Geschmack“, wenn sie sich auf der Verpackung an den Stellen befinden, wo sie nicht auftauchen sollten. Im Zusammenhang mit der griechischen Soße kam ich irgendwann zu dem Schluss, dass die Verwendung von Joghurt bei der Zubereitung mittlerweile nicht mehr üblich zu sein scheint. Im Idealfall findet man noch „Joghurtzubereitung“ oder „Vollmilch, …, Joghurtkulturen, …“. Letzeres klingt zwar spannend – vielleicht bildet sich der Joghurt quasi frisch im Becher, ich vermute mal, dass es aber irgendwo in der Liste auch noch Bindemittel für die Konsistenz gab und die Joghurtkulturen nur aus Geschmacksgründen (oder für den Namen) dabei waren. Klares „Daumen runter“ für alle Hersteller. Selbst der, der früher den guten gemacht hat, bastelt heute lieber mit „Ersatzstoffen“.

Die Geschichte hat aber ein happy end. Ich schreibe das absichtlich klein, denn eine Happy End ist es nicht. Immerhin ist 30% Joghurt und 30% Gurke im Gericht. Danach geht’s aber mit Pülverchen und Hilfsstoffen weiter. Das Produkt kommt aus Griechenland. Muss das sein? Zugegeben, das Original-Rezept ist griechisch, aber Joghurt und Gurken können wir auch sehr gut, Salz ebenso. Olivenöl können wir auch gut … importieren. 😉 Ich werde das Thema wohl nächstes Mal nochmal aufgreifen, dann habe ich ihn auch gekostet. Stay tuned. 😉

Sonntagmittag

Langsam wird es eine Tradition, dass ich diesen Teil des Blogbeitrags mit „Eigentlich …“ anfange und dann erzähle, dass ich eigentlich was anderes geplant hatte und dann irgendwas dazwischen kam und so weiter bla bla bla. So auch diesmal. Zum einen ruht schon seit einiger Zeit etwas im Tiefkühler, dass ich unbedingt mal machen wollte und nach wie vor will. Zum anderen kaufte ich diesmal auch schon weitere Zutaten zur Begleitung dafür ein. Ein Kontrollblick auf dessen MHD ließ aber neue Ideen aufkommen, die sich – ausgelöst durch eine werbende E-Mail – bahn brachen. Und ich habe es gemacht.

Aber erstmal eine kleine Vorspeise. Wer schon etwas länger auf dieser Welt weilt, kennt diese kleinen Töpfchen mit einem heißen, cremigen Etwas gefüllt, mit Käse überbacken und mit Toast und „Wustersoße“ serviert. Die Edelversion füllt das in ein filigranes Gefäß aus Blätterteig und lässt dann das Toast weg.

Pizza Nikolaus (Ragout-Fin-Style)Nun ersetze man den Blätterteig durch Pizzateig, mache das aber auch ein wenig größer und schiebe es erst in einen Pizzaofen und dann in einen Faltkarton und lasse es ausliefern. Bei mir auf dem Teller sah es dann so aus und nannte sich „Nikolaus“.

Pizza Nikolaus (Ragout-Fin-Style)Auf dem Teigfladen finden sich neben der üblichen Tomatensoße Ragout-Fin und Champignons. Käse (Gouda, Mozzarella) ist auch drauf und ebenso etwas Worcestersoße. 4 ml Zitronensaft in Tütchenhaltung gab es auch noch dazu. Der feine Ragout-Fin-Geschmack ging etwas in der übrigen Aromatik der Pizza unter, letztendlich drängte er sich nur bei ein paar wenigen Hapsen in den Vordergrund, leider nicht an den gleichen Stellen wie die Worcestersoße.

Pizza Nikolaus (Ragout-Fin-Style)Im Großen und Ganzen ist das aber mal eine Idee für alle, die die Gesamtkomposition und ihre Bestandteile mögen. Oder interessante Crossovers gern mal ausprobieren. Ich bedauere nicht, die Bestellung ausgelöst zu haben,  ob ich es nochmal mache, weiß ich nicht; was aber auch daran liegen kann, dass ich der allergrößte Pizzafan sowieso nicht bin.

Kommen wir nach der Vorspeise zum Hauptgericht. Und nach Nikolaus kommt Weihnachten.

Pizza "Festtagsbraten" (Ente, Rotkohl, Klöße)Tja, was ist auf einer Weihnachtspizza? Die natürlich nicht so heißt. Man gab ihr den Namen „Festtagsbraten“ und ja, genau das ist da auch drauf. Auf der basisbildenden Margherita tummelten sich etwas Entenbrust, Rotkohl und Kartoffelklöße. Das funktioniert soweit recht gut. Wer tief im Archiv gräbt, findet ein Kochvideo mit meiner Beteiligung, wo ich u.a. Rotkraut und Entenbrust auch als Füllung für eine „Frühlingsrolle“, die dann „Winterrolle“ war, zubereitete. Der Käse störte bei der Pizza auch nicht, aber die Sauce Bearnaise, die die Teigscheibe krönte, übertönte mit ihrem Aroma den Geschmack der anderen, weniger aufgelegten Zutaten.

Pizza "Festtagsbraten" (Ente, Rotkohl, Klöße)Die Entenbrustscheiben sind natürlich sehr dünn und klein und auch das Rotkraut ist eher übersichtlich in der Menge. Aber wenn man ein Stück erwischt, wo beides dabei und die Bearnaise höchstens dezent vorhanden ist, schmeckt das durchaus auch durch. Nur von den Adjektiven auf dem Bestell-Flyer sollte man nicht zu viel erwarten – knusprig, fruchtig, deftig oder saftig war hier nix. Aber alles in einer für Pizza passenden Form und Größe, so dass man nichtmal irgendein Besteck braucht, um ein wenig zu schwelgen. Die Anwendung eines Pizzaschneiders seitens des Lieferanten sei Dank.

Pizza "Festtagsbraten" (Ente, Rotkohl, Klöße)Apropos Lieferant. Die scheinen das Essenvertriebsmanagement wirklich drauf zu haben. Als er vor der Tür stand und die Warmhalteschachtel öffnete, dampfte es heiß aus den Pizzakartons. Also, das hat geklappt: Heiß waren sie. Gedämpfter Teig verliert nur leider seine Knusprigkeit (wobei ich unterstelle, dass der Pizzaboden knusprig war, als er eingepackt wurde). Nun werden zwar labrige Pizzaböden sogar von der Werbung für Tk-Pizza mittlerweile als „feature“ und nicht als „bug“ geframet, aber gerade die vorbildlich dünnen Pizzen gehören eigentlich knusprig. Nur widerspricht das leider den Möglichkeiten, die ein Lieferdienst hat.

Wenn ihr übrigens auf den Bildern die Kartoffelklöße sucht: Die hatten eher die Größe von in 3 Scheiben geschnittenen Gnocchi und generieren sich auf dem unteren Bild als „Klümpchen“ in der Sauce Bearnaise. Bspw. am rechten Rand über dem Schnitt in der Pizza.

 

Schuster, Leisten, Sommergericht

Erinnert Ihr Euch noch an die McCurrywurst? Damals, 2013 … Zugegeben, das ist schon eine Weile her. Aber es gab sie wirklich. Ich bin mal tief in mein Bildarchiv gestiegen und habe folgendes zutage gefördert:

McCurrywurst (2013)Eine Kaisersemmel und eine halbvolle Langschale, die formtechnisch auch für den McRib gedacht gewesen sein könnte, nur eben anders bedruckt. Das Ding hatte ein sehr kurzes Gastspiel, verführte mich aber, einen richtigen Currywurstburger zu fabrizieren. Inkl. selbst gemachtem Currywurstpaddy und selbst gemachter Currysoße.

Ähnlich misslungen, aber topaktuell, ist das, was im Moment unter den Namen „Pizzatasche“ beim Hamburgerbrater zu bekommen ist.

McDonalds PizzatascheEtwas größer als ein Chickennugget wird hier vor allem Luft verkauft. Drin ist nicht wirklich viel, das dann aber dafür stark aromatisiert.

McDonalds Pizzatasche halbiertDas Drumrum erinnert an alles, nur nicht an Pizzateig und was das tomatige Innere sein soll, weiß auch keiner. Vielleicht kann man den Dingern ja etwas abgewinnen, wenn man sie frisch frittiert direkt im Laden verzehrt, aber die knapp 7-minütige Heimfahrt haben sie nicht überstanden. Einfach nur Bäh. Da geht der Ruf nach dem Schuster hinaus, der bei seinen Leisten bleiben soll. Wobei, wenn man es genau nimmt, die Hamburger sind auch nicht wirklich gut. Bei den dünnen Fleischlabern aber auch kein Wunder.

Sonntagmittag

Ähnlich gut war übrigens das Mittag am Sonntag. Wobei der Eigenanteil recht gut war, fürs erste Mal seit langem … 😉 Aber nicht für alle Zutaten konnte ich was, manche kommen einfach über einen und man muss dann etwas damit anfangen.

Haxe, ErbspüreeMeine Anatomiekenntnisse sind nicht so besonders, aber das Ding rechts unten auf dem Teller ist wohl der abgefallene Gelenkknorpel der Haxe. Die war vorher eingeschweißt und selbst ohne Kühlung „ewig“ haltbar (2025). Das Produkt zählt für mich zu den Gründen, sowas nicht zu kaufen, aber ich habe es quasi geerbt. Also musste es auch mal irgendwann weg. Reste vom HaxengrillenEs wurde laut Packungsbeilage zubereitet und … naja. Normalerweise reiche ich gern Sauerkraut zur Haxe, dass ich im grillenden Backofen unter die Haxe lege. Das habe ich unterlassen. Beim Anblick des plastikentpuhlten Fleischstücks ahnte ich, was später dann auch passierte. Die Schale, in der alles ruhte, war über 1 cm hoch mit fettigen Säften gefüllt, die dann alle im Sauerkraut gewesen wären und es unnötig verdünnt hätten. Mit frischen Haxen arbeitet es sich da irgendwie einfacher bzw. sinnvoller. Habe ich hier schon mal gezeigt. Also gab es nur Erbspüree, hier mal in der Schnellversion.

Haxe, ErbspüreeEine rohe Kartoffel kam geschält, gewaschen und klein geschnitten in ein mikrowellengeeignetes Gefäß mit dampfdurchlässigem Deckel und wurde in 4 Minuten in der Mikrowelle gegart, dann kam eine gute Handvoll Tk-Erbsen dazu, die auch noch mit 1 Minute in der Mikrowelle erwärmt wurden. Salz, Pfeffer, ein Schuss Milch und ein Pürierstab taten ihr übriges. Am Ende noch gut umrühren und abschmecken.

Die Haxe war butterzart, die Kruste letztendlich auch kross. Aber das Fleisch konnte man auch kauen, wenn man keine Zähne hatte, dafür bin ich kein sehr großer Freund. Gut ein Drittel (geschätzt) des Beutelinhalts schwammen am Ende in der Schale, was man bezogen auf den Fettgehalt, den man dann nicht mitisst, auch gut finden kann. Trotzdem bleibt mir das Produkt suspekt. Ich mag gut gemachte Grillhaxe, nur leider bekommt man sie kaum. Sicher, es ist vielleicht auch gerade nicht die Jahreszeit dafür, aber nach den letzten heißen Tagen war es Sonntag mit knapp unter 20°C doch fast winterlich, dass man sowas auch mal essen darf. 😉

 

Pizza (26.03.2019)

Der Kolleg/inn/enrat plädierte heute aus Gründen auf Pizza. Da gibt’s große Vielfalt, aber ich habe mich doch für einen Klassiker entschieden.

Leckere, duftige Gewürzgurken, Bowuscheiben, dreierlei Soßen und Röstzwiebeln auf einem schönen Teigfladen. Bei den einen heißt das Hot-Dog-Pizza, bei anderen anders.

Sowas kann man mittags auch mal essen, zu oft würde – trotz „small“er Pizza – dann aber doch ganz schön ins Geld gehen.

Freundlich, aber auch wechselhaft

Wenn die Mamma durchs Ristaurante geht und man möchte ihr nicht im Weg stehen, … wenn der Padrone an einem Tisch in der Ecke sitzt, mit dem Smartphone kommuniziert, Geschäfte tätigt und einem Radioprogramm lauscht, dessen Moderatoren man nicht versteht, weil sie eine fremde Sprache sprechen, … wenn das Ambiente irgendwie griechisch anmutet, der Rest aber auf italienisch hindeutet – egal, Hauptsache mediterran – dann hat man einen spannenden kulinarischen Abend vor sich und darf gespannt sein, was noch so passiert.
Der erste Eindruck war wirklich etwas irritierend, als wir ca. anderthalb Stunden vor Ladenschluss das Ristorante stürmten. Es war aber auch schon unsere dritte oder vierte Anlaufstelle an dem Tag; die anderen hatten geschlossen, es gab sie gar nicht mehr oder hatten veränderte Öffnungszeiten. Aber die Pizzaria gab Hoffnung auf Nahrung, und was alles passiert ist, hört ihr im Podcast:

Trattoria Pizzaria „Sale & Pepe“
Altentreptow
Brandenburger Straße 3
http://www.trattoria-pizzaria-sale-e-pepe.de/

Die zwei Welten des Genusses

Auf dem Gebiet des Genusses – der Begriff stimmt nicht ganz, aber ich lass ihn mal – fällt mir in der letzten Zeit wiederholt und verstärkt auf, dass es (wahrscheinlich von jedem Ding) zwei Seiten gibt. Vielleicht ja auch noch mehr, aber zwei auf jeden Fall. Wenn man es eng sieht, kann man die beiden Seiten sogar mit jeweils einer Überschrift systematisieren, fasst man das Thema etwas weiter, wird es schwieriger. Aber vermutlich gehts auch, wenn man sich tiefergehender damit befassen würde. Aber lassen wir das kryptifizieren, machen wir es konkret.

Cappuccino

Die eine Seite. Sicher ist der kleine Italiener ein Modegetränk und es darf auch vermutet werden, dass das, was uns in den Backshops und Imbissen als Cappuccino verkauft wird, mit dem Original relativ wenig zu tun hat. Wohltemperierter Milchschaum geht mit frischem, kunstgerecht gefertigtem Espresso eine Liaison an, die ihre Liebhaber hat und behalten wird.
Die andere Seite. Unter dem gleichem Namen wird eine Pulvermischung aus löslichem Kaffee, Milchpulver, Kakao, Aromen und Zucker in unterschiedlichen Gewichtsanteilen verkauft. Da gibt es sicher auch Mischungen, die mit heißem, nicht kochenden Wasser aufgeschüttet, durchaus ein wohlschmeckendes Getränk ergeben. Alle gemeinsam haben sie aber, dass sie mit dem Original absolut nichts zu tun haben.

Melone

Die eine Seite. Melone, hier hauptsächlich gemeint: Wassermelone, ist doch eine geniale Frucht. Dieses rote saftige Fruchtfleisch in der dunkelgrünen Hülle, am besten leicht gekühlt. Nur: Wer hat einen Kühlschrank, dass so eine amtliche Wassermelone da auch reinpasst? Die Kerne können manchmal etwas nerven, aber was soll’s?!
Die andere Seite. Vor einiger Zeit erwarb ich eine Flasche Sirup in der Geschmacksrichtung Wassermelone von einer bekannten Firma für derartige Sirupe. Punkt 1: Kein Sirup, den ich bisher zumindest in Augenschein genommen habe, ist mehr das, was ich mal gelernt habe, was man unter Sirup versteht. Das ist aber ein ganz eigenes, hier jetzt zu vertagendes Thema. Punkt 2: Der Wassermelonensirup, entsprechend verdünnt, hat geschmacklich mit dem Aroma einer Wassermelone nichts, absolut gar nichts zu tun. Aber trotzdem würde ihn jeder, der ihn kostet, als Wassermelone identifizieren, weil alles, was uns unter dem Namen Wassermelone als Gummitier, sonstige Süßware oder Speise aus industrieller Herstellung kredenzt wird, genau so schmeckt.

Yoghurt

Die eine Seite. Den Geschmack von Yoghurt muss man wohl nicht beschreiben: frisch, säuerlich, lecker. Und wenn man sich dann noch ein paar Aromaten, also Früchte oder anderes, hinzu gibt, umso besser. Auch die Verdünnung mit leicht gesalzenem Wasser (ich nehme auch gern noch eine Spur Pfeffer mit rein) ist eine erfrischende Anregung aus der osmanischen Küche.
Die zweite Seite. Da gbt es eine Reihe von Produkten, vom Schokoriegel („schmeckt so himmlisch yoghurtleicht“) über zwei mit einer Art Yoghurtcremé gefüllten Teigscheiben und Gummitiere mit Yoghurt, deren Geschmack wir wieder alle als Yoghurtgeschmack identifizieren würden, der mit dem Original auf Seite eins nichts, aber auch absolut gar nichts zu tun haben.

Cola

Die eine Seite. Nun ist Cola an sich auch schon ein Industrieprodukt, aber selbst hier gibt es Original und abgeklatschte Kopie.
Die andere Seite. Colagummitiere, Colaeis, Kirschcolasoße für Eis, Colasirupe, alle diese schmecken untereinander auch wieder gleich oder sehr ähnlich (unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Produkteigenheiten), aber allesamt nicht wie Original-Cola (oder das, was heute der Nachfolger des Originals ist).

Pizza

Die eine Seite. Ohje, jetzt wird die Luft dünn für mich. Zum einen ist es sicher schwierig, DIE Pizza zu definieren und damit auch ihre Eigenschaften festzulegen. An der Frage sind vermutlich schon Familien zerstritten auseinander gegangen. Zum anderen bin ich auch nicht so der große Pizza-Freund, demzufolge mit wenig eigener Erfahrung. Aber auch nicht ganz ohne. Und vermutlich streiten sich selbst im Lande der Pizza die Bäcker dieses Teigfladens darüber, wer die beste macht. Aber, wenn wir die Pizzen mit dem dicken Teigboden mal außen vor lassen und auch den Belag der Pizza freundlich ignorieren, kommen wir zum wesentlichen Punkt: Warum können wir in einer deutschen Standardküche sowieso keine Pizza normgerecht herstellen? Die Antwort lautet: 450°C und 60 Sekunden. Das sind nämlich die Backzeiten einer richtigen Pizza mit dünnem Boden. Es könnte auch noch heißer und schneller sein.
Die andere Seite. Ist natürlich jede Pizza, die zu Hause im heimischen Ofen bei 200 oder 250°C erwärmt wird. Der Belag über gebühr mitgegart, der Teig in einer indiskutablen Form. Und ganz besonders wird es dann noch, wenn ein bekannter, promovierter Pizzahersteller genau diesen Makel dann auch noch in der Werbung als Vorteil herausarbeitet: „… so dünn und knusprig, da verneigt sich sogar der Boden.“ So heißt es in der aktuellen Reklame. Ein knuspriger Boden, der labrig herunterhängt (vulgo für „verneigt“) … Sehe nur ich da einen Widerspruch?

Chili con carne, Soljanka, Sauce Hollandaise, Wiener Schnitzel, Königsberger Klopse und andere Standards

Die eine Seite. Wer selber kocht, der tut das entweder frei Schnauze, lehnt sich an bekannte Rezepte an oder bereitet die Speise komplett nach Rezept zu. Und wenn der Koch dann das Gericht mit einem vorhandenen Namen benennt, freut sich der Hörer und verbindet damit bestimmte Erwartungen, was ihn auf dem Teller erwartet. Enttäuschungen inklusive. Leider gibt es bei den Standardgerichten durchaus regionale Unterschiede, so dass da durchaus einige Fallen offen stehen. Pfannkuchen sind manchmal in Fett gebackene Hefebälle, manchmal aber auch flache, teigige Eierkuchen. Hier ist das Jägerschnitzel eine panierte, gebratene Jagdwurstscheibe, die mit Tomatensoße und Nudeln serviert wird, anderswo bekommt man unter dem Namen ein paniertes Schweineschnitzel mit Pilzsoße. Aber mit der zunehmenden kulinarischen Aufklärung gibt sich das.
Die andere Seite. Lehnt man eigene Gerichte an bekannte Standards an, bis zu welchem Punkt der Veränderung kann man das entstandene Gericht noch mit dem alten Namen versehen, ohne Irritationen hervorzurufen? Letztendlich sollte man die Essenz des Originals irgendwie noch wiedererkennen, oder den Namen entsprechend anpassen. Neulich las ich irgendwo ein Rezept, dass asiatisch angehaucht daherkam, aber irgendwie auch Hackfleischbällchen in einer weißen Soße garte. Fernöstlich angehauchte Königsberger Klopse wurde das dann benannt, akzeptabel, wie ich finde. Andererseits würde ich ein Gericht, dass aus angebratenen Geflügelfleischwürfeln besteht und mit Tomatensoße leicht scharf abgeschmeckt und mit Paprika und Bohnen ergänzt wird, nicht mehr als Chili con carne bezeichnen. Puristen bei diesem Standardgericht lassen ja weder Bohnen noch Mais noch andere Gemüse zu. Ob wir allerdings ein Gericht, dass im wesentlichen aus Trockenfleisch und Chilischoten (gern auch die etwas milderen) besteht, noch als Chili con carne identifizieren würden? Anderes Beispiel: Wenn ein Gericht im wesentlichen aus zwei Zutaten (plus einigen würzenden Zusätzen) besteht und man ersetzt die eine durch eine andere, kann man doch schon an der Namensgebung schrauben. Beim Wiener Schnitzel hat es doch auch geklappt. Das Ding ist standartisiert. Alles andere heißt Schnitzel Wiener Art. Wieso das aber bei der Sauce Hollandaise nicht klappt? Da wird die Butter als DER Hauptbestandteil durch etwas minderwertigeres ersetzt, das Endprodukt heißt aber immer noch Sauce Hollandaise. Ein Riesenbeschiss.
Wichtige Nachbemerkung: Es geht mir hier wirklich nur um die Benamsung. Ich möchte (bis auf die Teile, wo ich es explizit gemacht habe) mit diesen Äußerungen nicht sagen, dass die falsch bezeichneten Produkte schlecht sind. Es geht mit nur um die Unterschiede zwischen den Produkten, nicht darum, was besser und was schlechter ist.

993 Meter

Fangen wir mit dem positiven an: Es ist doch schön, auch die kulinarischen Dienstleister immer mal wieder innovativ sind und neue Varianten eigentlich bekannter Speisen auf den Markt werfen. Die Pizza bietet sich an, um vielfach neue Zusammenstellungen zu probieren.
Pizza 1
Da wird auch mal gern, wie gerade in einem entsprechenden Angebot eines hiesigen Pizzaservices zu sehen, auf eine „normale“ Salamipizza noch Kirschtomaten, Büffelmozzarella und frischer Basilikum zu legen. Das entsprechende Bild findet sich unter diesem Link (Pizza Italia di Bufalo mit Salami, fruchtigen Kirschtomaten, feinem Büffelmozzarella und frischem Basilikum).
Nicht nur, dass es eine gaaaanz leichte Diskrepanz zwischen dem Bild auf der Webseite und dem, was einem dann aus dem Karton anlacht, gibt. Aber wir stellen auch mal wieder fest, dass sich nicht jedes Gericht für einen Lieferservice eignen, genau wie diese Pizza.
Saftige Pizza
Dank der wässrigen Kirschtomaten und des sicher auch noch Wasser abgebenden Mozzarellas war nicht nur der Pizzakarton völlig durchnässt, sondern auch der Pizzateig war eine einzige Matschepampe mit Rand.
Bei aller positiv zu bewertenden Innovationskunst, aber werden neue Produkte bei einem Pizzaservice nicht auch mal auf Transportfähigkeit untersucht? Offensichtlich nicht, sonst gäb’s ja auch keine Pommes im Lieferdienst …
Durchgefallen
Apropos: Über die Büffeligkeit des Mozzarellas wage ich mal keine Aussage, die Salami wirkte aber auch sehr preiswert und das Basilikum war alles, aber nicht frisch. Und dann 6,90 € für sowas bei knapp 1000 m Anfahrt … Gesamturteil: Durchgefallen!

Der Pizza

Eigentlich war bei der Namensauswahl für das folgende Gericht eine Anspielung auf den Inspirator angedacht, aber irgendwie hat der Google-Translator die Floskel „Sieger über Goliath“ nicht sinnvoll ins italienische oder lateinische übersetzt. Und Pizza á la Gonorcock fand ich als Wortspiel viel zu schlecht, um es nehmen zu wollen. Also wurde, des Charakters des Essens gedacht, das ganze „der Pizza“ genannt.
Wie bei jeder guten Pizza fängt das ganze mit einer richtig heißen Pfanne an.

Nun, ich gebe zu, normalerweise braucht es wohl nicht unbedingt einer Pfanne, um eine Pizza zuzubereiten. In diesem Fall schon. Damit aus einer einfachen Pizza „der Pizza“ wird, kommt erstmal ein ordentlich Rumsteak, Roastbeaf oder etwas vergleichbares in diese sehr heiße Pfanne.

Bei diesem Vorgang geht es nicht darum, das Fleisch in welchem Grad auch immer zu garen, sondern es nur von außen schön und vor allem geschmacksgebend zu bräunen.

So sollte es nach wenigen Sekunden des Pfannenaufenthalts aussehen, nachdem es einmal umgedreht wurde. Danach wird auch die andere Seite genauso angebraten und das Fleisch dann aus der Pfanne genommen. In diese kommt jetzt etwas Öl, in dem Frühlingszwiebeln, Schalotten, Knoblauch und Chili angedünstet werden.

Auch eine klein gewürfelte rote Paprikaschote findet den Weg in die Pfanne.

Zur weiteren Geschmacksgebung ergänzen etwas Tomatenmark und eine Mischung aus scharfem und edelsüßem Paprikapulver den Pfanneninhalt und werden anschließend mit angeröstet.

Tja, da muss man schon mal mit in die Pfanne steigen, um das richtig abbilden zu können. 😉 Wenn das alles gut angebraten ist, kommt die meist zum fertigen Pizzateig mitgelieferte Soße dazu.

Hat man den Pizzateig selbst hergestellt (sehr löblich!) können an der Stelle auch Tomaten (frisch oder aus der Dose) den Pfanneninhalt bereichern. Im Endeffekt sollte aber eben die Soße dabei herauskommen, die auf den Teig verteilt wird.

Wenn die Soße gut durchgekocht ist, sich ggf. die Paprika etwas verkocht hat, kann die Pfanne vom Herd und die Soße etwas ankühlen. Nun wird das Fleisch weiter vorbereitet.

Es wird in nicht zu dünne, aber auch nicht zu dicke Scheiben geschnitten. Zwei Scheiben zusammen sollen etwa so dick sein, wie das ganze Fleischstück hoch ist. Außerdem bereiten wir noch eine orange Paprika und etwas Thymian vor.

Die Vorbereitungen sind damit abgeschlossen. Für die Zubereitung der Pizza gibt es noch einen kleinen Trick, der sie aber schön knusprig werden lässt. Für den, der öfter mal Pizza im Ofen selber macht, lohnt sich vielleicht auch der Erwerb eines sogenannten Grillsteins, eines Brotbacksteins oder eines Pizzasteins, eine kuchenblechgroße und ca. 2 cm dicken „Fliese“, die die Ofenhitze aufnimmt und auf der direkt gebacken wird. Da ich mich mit etwas anderem behelfen musste, schnitt ich vorher etwas von meinem Pizzateig ab, was sonst überstehen würde. Dann legte ich ihn auf ein Brett, um ihn belegen zu können.

Darauf kommt die Soße …

… und das Fleisch.

Darauf kommt ein wenig Thymian, nach Geschmack sind auch andere Kräuter möglich (klassisch: Oregano oder Majoran).

In die Zwischenräume zwischen den Fleischstücken werden jetzt die Paprikastücke platziert.

Das ganze wird jetzt mit Parmesan bestreut.

Wer sich jetzt fragt, wie diese Parmesanspäne entstanden sind, dem empfehle ich, mal ein Stück guten Parmigiano-Reggiano in die eine und einen Sparschäler in die andere Hand zu nehmen und zu gucken, was passiert, wenn man beides zusammenführt.

Der Ofen wird auf 220°C Ober- und Unterhitze vorgeheizt, das Blech für die Pizza sollte schon mit drin liegen. Wer den o.g. Pizzastein hat, der natürlich auch. Ich habe einfach mal meine Grillplatte hinein gestellt und sie mit aufheizen lassen.

Darauf wird zielgenau die Pizza samt Backpapier gelegt, der Ofen schnell wieder geschlossen und ca. 15 Minuten sich selber überlassen. Was vorher so aussah …

… kommt dann so wieder ans Licht des Tages.

Die Kunst ist jetzt, alles irgendwie serviert zu bekommen. Aber ihr schafft das!

Der Anschnitt sah dann so aus.

Ich habe mal versucht, genau durch ein Fleischstück zu schneiden. Guten Appetit.