Vintenfisch und andere Rollen

Wer bei Reis, Erbsen und Möhren an Gerichte wie Risibisi denkt, ist noch nicht verloren. Man kann nämlich auch noch was anderes daraus machen.

vegane Calamari in der PfanneDiese kleinen Donuts in der Pfanne haben erstaunlicherweise etwas mit der einführenden Bemerkung zu tun. Und das, obwohl keine Möhren drin sind. Und auch die Löcher sind nicht mit Möhren hineingestochen.

Nach der Hälfte der Bratzeit und dem dann erfolgten Wenden sahen sie übrigens so aus:

vegane Calamari in der PfanneIch hätte ja weniger Fett genommen, aber es stand 4 EL auf der Packung. Zugegeben, ich habe einen der EL Rapsöl durch einen EL Butter ersetzt … Aber naja, die Küchenkrepp herstellende Industrie will ja auch leben.

vegane Calamari beim FettabtropfenOrdentlich entfettet erfolgte noch in der Küche ein erster Anbiss.

vegane Calamari, angebissenUm es gleich vorweg zu nehmen: Das mit der knusprigen Panade kriegen sie mittlerweile ganz gut hin. Das Innere hat – laut Produktbeschreibung – Reis und Erbsen als Basis, also besteht es – laut Zutatenliste – im wesentlichen aus? Genau: Rapsöl und Wasser. Und ob da schon das Rapsöl mit dabei ist, das ich zum Braten nehmen sollte? Wenn man die Panade vorsichtig abknabbert, bekommt man einen weißen Ring mit der Konsistenz von al dente gegarten Möhren und einer dezenten Allgemeinwürze. Es ist wohl auch Hefeextrakt drin. Dazu kommen diverse Pülverchen, an denen Sebastian Lege seine helle Freude gehabt hätte, die sicher auch natürliche Ursprünge haben, aber so weit denaturalisiert sind, dass ihre ehemaligen positiven Nährwerte in reine Funktionswerte (“gibt Struktur”, “bindet”, …) umgewandelt wurden.

Achso, ihr wollt wissen, was diese kleinen Donuts sein sollen? Und habt dabei noch nicht in der Bildbeschreibung geguckt? Dann sei es Euch erzählt: Vegane Calamari. Frittierte und panierte Tintenfischringe wären das Vorbild. Zugegeben, ich habe das Gericht noch nie mit einer so schönen knusprigen Kruste gegessen. Etwas fischiges Aroma hätte den Teilen gut getan, und etwas mehr Gummi in der Konsistenz. Da stimmte innen einfach gar nix. Außer vielleicht die Farbe.

Sonntagmittag

Diesmal etwas klassisches. Ein schönes Schmorgericht, eigentlich eine Möglichkeit für die Gastronomie, ihre ganze Qualität in die Waagschale zu rollen, mit einem Gericht, das gern gegessen wird, aber dessen Zubereitung sich niemand mehr wirklich die Arbeit machen möchte, auch, weil es dieses Gericht nur dann in gut gibt, wenn man größere Mengen davon zubereitet. So das Klischee.
Gefüllte Rinderroulade nach "Stargarder Art", Apfelrotkohl, Kartoffelkloß in kleinEine Rinderroulade “Stargarder Art” zierte den gut besoßten Teller, dazu ein leckeres Apfelrotkohl und ein Kartoffelkloß. Ich weiß nicht, wie viele Klöße es normalerweise gegeben hätte, fand aber das Ergebnis der “Bitte eine kleine Portion”-Bestellung sehr angenehm.  Gefüllte Rinderroulade nach "Stargarder Art", Apfelrotkohl, Kartoffelkloß in kleinDie Füllung bestand nicht klassisch aus Speck und saurer Gurke, es schien eher Wurzelgemüse zu sein, warum auch nicht. Mal etwas anderes. Alles passte gut zusammen (okay, die semmelbröslige braune Butter auf dem Kloß hättte noch etwas mehr Hitze haben können), Soße und Roulade bildeten eine schöne Symbiose.

No Milk Today, Pimientos und Oktopus

Milch ist schon ein besonderer Saft, was als Aussage gern auch daraus hergestellte Produkte einschließt. Das merkt man manchmal erst, wenn keine im Hause sind. So wie heute zum Frühstück. Urlaubsbedingt gibt’s mein geliebtes Samstagsfrühstück zur Zeit auch – leicht abgespeckt – unter der Woche. Leider hat meine gestrige Kleintour nur für den Erwerb von Brötchen gereicht, also gab es heute früh ein paar Ersatzprodukte. Durchaus inklusive Qualitätsveränderungen.

Der Milchkaffee kam bspw. ohne die namensgebende Milch auf den Tisch. Aber nicht wundern, dass die Tasse nur halbvoll ist. "Milchkaffee"mit Haferdrink Das liegt nur daran, dass ich zu spät daran dachte, das Bild zu machen. Dabei stellte sich heraus, dass auch die neuen Generationen “Pflanzendrinks” es nicht mit dem großen Vorbild aufnehmen können. Und das, obwohl mittlerweile Dinge hineingerührt werden, wegen denen ich andere Angebote der Lebensmittelindustrie auch schon meide. Allein: Das unterschwellig angestrebte Ziel wird immer noch nicht erreicht und für das Selbstbewusstsein, einfach ein neues Produkt auf den Markt zu werfen, dass zwar aus Hafer und Wasser besteht bzw. nur bestehen sollte, und das trotz markantem Eigengeschmack trotzdem für allerlei Anwendungen gut ist bzw. neue Aromatiken bringt, dafür fehlt’s den Herstellern an Chuzpe. Dabei denke ich zum Beispiel an die Freunde des milchabgerundeten Muckefucks, des Getreide- oder Landkaffees, die ein ähnliches Geschmackserlebnis auch mal mit richtigem Kaffee haben möchten. Das ist ganz einfach: Schüttet Euch Haferdrink in den Kaffee und schon habt ihr euer Muckefuckerlebnis. Selbst bei der kalten Verwendung als “Eiskaffee” mittels eines namhaften Eiskaffeepulvers kann man den leichten Muckefuckeffekt nicht verleugnen.

Alles das habe ich dieser Tage mit “Not M*lk” in der fettarmen Version durchprobiert. Sobald der Karton leer ist, habe ich auch noch die vollfette Version eingelagert. Wobei sich die Frage stellt, woran sich “vollfett” orientiert, da ich den Fettanteil von Hafer als eher gering einschätzen würde. Im Gegensatz zum Muckefuck, dessen Idee wohl mal in Notzeiten geboren wurde, und der dann die preiswerte und verfügbarere Alternative zum echten Bohnenkaffee war, ist die Notmilch eher aus der Not bei den Herstellern geboren, irgendwas aus den gut verfügbaren Hauptzutaten Wasser und Hafer zu machen und den Leuten teuer zu verkaufen.

Beim eingangs erwähnten Frühstück kam dann auch noch Margarine zum Einsatz, da auch die Butter nicht mehr vorrätig war. Diese kam dann unter die Konfitüre, schmeckte aber doch ein wenig unangenehm durch. Die Birnen im zur Zeit zu leerenden Glas sind aber auch etwas zart in der Aromatik, da hilft auch die beigegebene Zitrone nicht wirklich. Wobei der Hauptkritikpunkt an der Margarine nicht der Geschmack ist, das Mundgefühl, dieses leicht schleimige Verhalten auf der Zunge und die damit verbundene intensivere Wahrnehmung, war da eher das Problem.

Pimientos sind – Themenwechsel – ein schöner Snack und einfach zubereitet. Diese kleinen Bratpaprika werden einfach im ganzen in heißem Olivenöl angebraten, mit grobem Meersalz bestreut und können dann bspw. als Tappas genossen werden. Kann man machen. Man kann das aber auch weiter entwickeln.

Oktopusstücke und BratpaprikaZu den halbfertigen Pimientos habe ich ein paar gewürfelte Oktopusstücke gegeben und alles weiter vor sich hinbraten gelassen. Nach ein paar wenigen Minuten kamen dann auch noch Zwiebeln und Knoblauch dazu.

Zwiebeln und Knoblauch dazuFür noch mehr mediterranen Flair (ich weiß, die Pimientos kommen nicht vom Mittelmeer) noch ein paar geachtelte kleine Tomaten und etwas Pfiff (Chili).

Tomatenstücke und Chili dazuNochmal gut druchschwenken, kurz ziehen lassen und dann ab auf den Teller.

Bunter mediterraner TellerEin Gericht, dass auch weitere internationale Züge hat, muss man es sinnvoll mit Gabel und Fingern essen. Aber dafür haben die Schoten nunmal einen Griff dran.

Kann man essen. Aber Bratpaprika ist ja nicht jedermanns Sache … 😉 Und “No Milk Today” von den Herman’s Hermits wird es am Freitag im Radio geben.

 

Dann also doch mediterran

Da lagen noch drei Octopusarme im Kühlschrank rum und harrten der Verwendung. Auf meine Twitteranfrage kam leider nichts konstruktives, so überlegte ich noch ein wenig drauf rum, was ich mir wohl draus baute.
Der ursprüngliche Gedanke war ja was mit Kohl und/oder Kartoffeln. Beides hatte ich auch da, aber beides hatte einen Nachteil: Die Garzeit. Unnötigen technischen Aufwand wollte ich auch nicht treiben. Am besten die Arme in die Pfanne, kurz anbräunen, irgendwas dazu und fertig. Da aber der Octopus bereits gegart war, ging es hier quasi nur ums erwärmen, und wenn ich ihn in der Pfanne gelassen hätte, bis Kartoffeln oder/und Kohl soweit waren, hätte ich vermutlich in den Radiergummivertrieb einsteigen können.
So kam also Plan B, der eigentlich eher ein Plan M(editerran) war. Und der ging so: In die heiße Pfanne kam ein ordentlicher Schuss Olivenöl, in dem zwei gehackte Knoblauchzehen angebraten wurden. Kurz, bevor der Knoblauch wirklich braun wurde, kamen die in Hapse* geteilten Arme dazu und wurden scharf angebraten. In der Zeit schnitt ich zwei Tomaten klein und gab sie auch mit in die Pfanne. twas durchschwenken, dass die Tomaten sich auflösen, Salz und Pfeffer dazu …
mediterrane OctobuspfanneWer’s edel mag, enthäutet das Nachtschattengewächs vorher. Und, damit Herta sich nicht wieder beschwert, kommt noch ein wenig Anspruch hinzu:
mediterrane Octobuspfanne mit LimetteDer Saft einer Limette wurde in die Pfanne entleert, dazu kam noch zum Ausgleich etwas Agavendicksaft. Der war griffbereiter als der Zucker im Vorratsschrank. Nochmal gut durchrühren und fertig.
mediterrane OctobuspfanneFür ein gutes Mittag wäre jetzt Pasta eine gute Beilage. Ich aß es als Abendbrot und nahm etwas weißes Brot dazu. Das war super zum Soßenresteaufditschen. Das war alles sehr erfrischend. Eine halbe Limette hätte vermutlich auch gereicht, aber ich habe gerade keine braunen Zucker für den Euro-Caipirinha im Hause, so dass ich für die 2. Häfte keine Verwendung hatte.
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*) Haps als Kurzform für “mundgerechte Stücke”

Sonntag/Montag (22.12./23.12.2019)

Eben genoss ich ein richtig gutes Mahl, sehr schön aromatisiert, teils beinahe cremig, teils knackig. Hoher Gemüse-, aber auch wesentlicher Eiweißanteil. Da ist mir ein guter Wurf gelungen. Mehr dazu aber später.
Erstmal gibt es noch das Mittag von Sonntag nachzureichen. Auch hier gab es – erfreulicherweise – einen recht hohen Gemüseanteil, wenngleich es unter strengen Maßstäben nicht ganz an die Richtlinien heranreichte. Vielleicht sollte ich mir angewöhnen, vorher immer einen kleinen Salat zu essen, aber dann wird mir die Mahlzeit meist einfach zu groß. Oder evtl. je nach Hauptgerichtgröße hinterher einen? Irgendwie muss man bei den Servicekräften doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Apropos. Kleine Anekdote am Rande: Als Vattern und ich servicegeleitet dem reservierten Tisch zustrebten, wurde – fast unmerklich – noch schnell ein Stuhl ausgetauscht. Und für alle, die sich bisher gefragt haben, warum ich überhaupt eine Ernährungsumstellung mache: Es war mein Stuhl. Irgendwo erfreulich, dass der andere kein sonderlich verstärktes oder stabileres Modell war. Es gibt Gaststätten, da hätte ich mir das durchaus gewünscht. Aber es war ein Stuhl ohne Seitenlehnen. Sehr aufmerksam. Danke. #habendiemichgeradefettgenannt?
Nein, im Ernst. Ich fand es wirklich aufmerksam. Auch das nicht vorhandene Gewese um den Akt. So saß ich bequem und nicht eingeengt und freute mich auf meinen Sonntagsfisch. Die Auswahl aus der Karte bestimmten neben den Richtlinien auch der Ausblick auf die kommenden Tage und deren kulinarischer Inhalt. Da ich rund um die und an den Feiertage/n mindestens dreimal Rosenkohl essen werde, habe ich mich gegen die entsprechend begleitete Gänsekeule und für den Lachs auf Spinat entschieden. Ein Klassiker.

Im aktuellen Fall wurde er sichtbar durch Schupfnudeln und eine unkrustige Kruste begleitet. Sehr intensiv aromatisch, sehr konzentriert und gut beiseite zu schieben. Die Schupfnudeln – offensichtlich ein Convenience-Produkt – waren aber gut zubereitet. Der Lachs saftig und der Spinat reichlich. Mit reichlich Sahne. Wenn ich mal wieder auf hohem Niveau jammern darf: Ein Blubb weniger hätte es auch getan. 😉 Insgesamt war es doch sehr lecker und ich bereite meine Wahl nicht. Und als ich die Gänsekeule sah, die an mir vorbeigetragen wurden zu anderen Gästen, wurde ich auch nicht von meiner Zufriedenheit umgestimmt. Die hatten eine reichliche Physis. Naturgegeben. Das wäre doch etwas viel geworden.
Der Erstversuch
Heute mittag gab es dann ein Gericht, dessen eine Hauptzutat ich bisher noch nicht selber zubereitet hatte. Aber die mitgekommenden Tipps zur weiteren Zubereitung machten das Gericht einfach, und, wie sich herausstellen sollte, sehr schmackhaft. In Erinnerung daran lasse ich mir nebenbei beim Schreiben noch einen leckeren Cappucchino die Kehle runterrinnen und bin selig.

Dadurch, dass diesmal nichts scharf angebraten werden musste, gönnte ich mir den Luxus und gab eingangs nur etwas Butter in die Pfanne. Diese wurde zwar nachhaltig, aber nicht besonders intensiv erhitzt.

Zur Butter gesellte sich eine geschredderte Schalotte und einige Zeit später auch noch die untere Hälfte eines Pak Choi.

Das alles wurde in der Butter gelegentlich geschwenkt und langsam garen gelassen.

Eine Tomate schnitt ich noch möglichst klein (weil ich sie nicht schälen wollte), außerdem kam auch noch Salz, Pfeffer und Knoblauch (2 Zehen) mit in die Pfanne. Und gelegentlich durchschwenken.

An dieser Stelle dann die Enthüllung. Tintenfischarme ist das von mir noch nicht verwendete Produkt. Ich schnitt sie in mundgerechte Stücke und schwenkte sie mit durch. Grundsätzlich gegart waren sie schon, so dass sie nur den Geschmack und die Verbindung mit dem umgebenden Gemüse und den Aromen eingehen musste. Das geschah – Ratet! – mittels durchschwenken.

Beinahe vergessen habe ich die oberen Hälften des Pak Choi. Den habe ich grob gezupft, wo die Teile zu groß waren. Das fällt alles noch ein wenig zusammen. Beim – Richtig! – Durchschwenken.

Eine ordentliche Kräutergabe – hier: Dill – verfeinerte alles aufs herrlichste. Butterzarte Meeresfrüchte, teils knackige Gemüse und eine ausgewogene, sehr schöne Aromatik. Was will man mehr?! Die Tomate gab ein wenig Säure und die Flüssigkeit bei, da Pak Choi einen Hauch bitterness. Salz, Pfeffer, etwas edelsüßer Paprika, Knoblauch sorgten für den guten Geschmack.
Wie hieß es doch am Ende einer Werbesendung immer so schön: “Das machen wir mal wieder.” Und vor allem: ohne ein (Kunst-)Produkt aus dem damals beworbenen Hause.